Jeff Clark, Casey Research, 31.01.2013

„Der beste Hinweis auf die Form eines Schachspielers ist seine Fähigkeit, den Höhepunkt des Spiels wahrzunehmen.“ – Boris Spasski, Schachweltmeister 1969 bis 1972

Sie haben ja wahrscheinlich schon mitbekommen, dass die deutsche Zentralbank bekanntgab, dass sie damit beginnen wird, bedeutende Teile ihrer in den USA und Frankreich gelagerten Goldbestände nach Deutschland zu holen. Bis 2020, so die Bundesbank, soll die Hälfte der deutschen Goldreserven in ihren eigenen Tresoren lagern.

Doch warum will die Bundesbank ihr physisches Gold überhaupt aus New York abziehen? Es ist ja nun nicht so, als wären die Tresore in den USA unsicher, und da Deutschland das Gold ohnehin bereits besitzt, ist es im Grunde doch völlig unerheblich, wo es gelagert wird?

Vielleicht können Sie sich ja auch noch daran erinnern, dass Hugo Chávez Ende 2011 genau dasselbe tat und einen Großteil der Goldreserven seines Landes aus London abzog und in sein Heimatland brachte. Deutschland ist aber keine Dritte-Welt-Diktatur; Deutschland ist einer der wichtigsten Verbündeten der USA. Also, was läuft hier wirklich?

Bauer auf A3

Oberflächlich betrachtet scheint es in der Tat eine harmlose und unverfängliche Maßnahme zu sein, dass Deutschland einige Paletten Gold näher an sich heranzieht. Einige Beobachter merkten an, dass dieser Schritt völlig natürlich und keine große Sache sei, da es unwahrscheinlich ist, dass Russland in nächster Zeit in Deutschland einmarschiert. Doch Deutschlands Goldbestände belaufen sich auf rund 10% der weltweiten Goldreserven und die Kosten einer Repatriierung sind keineswegs trivial, weshalb wir der Meinung sind, dass den Maßnahmen der Bundesbank eine größere Bedeutung beizumessen ist.

Im Hinblick auf die Goldreserven erklärte die Bundesbank:

„Die beiden wichtigsten Funktionen der Goldreserven sind die Vertrauensbildung im Inland und die Möglichkeit, binnen kürzester Zeit Gold an Goldhandelsplätzen im Ausland in Fremdwährungen umtauschen zu können.“

Die Bundesbank, so die Mainstream-Auffassung, würde sich lediglich der Sorgen der Menschen annehmen, während sie sich selbst die Möglichkeit schneller Transaktionen offenhält. Als Beweis, dass nichts anderes dahinterstecken würde, verweist die Bundesbank darauf, dass die Hälfte der deutschen Goldreserven in New York und London bleiben wird (der Anteil des in den USA gelagerten deutschen Goldes wird lediglich von 45% auf 37% abgesenkt).

Das hört sich vernünftig an. Trotzdem erinnern mich diese Ökonomen an die Analysten, die Jahr für Jahr behaupten, dass der Goldpreis fällt – sie sind einfach nicht in der Lage, das große Ganze und die bedeutenden Implikationen zu verstehen, und gewöhnlich sehen sie den Wald vor lauter Bäumen nicht.

Schach

Was Ihnen Ihre regierungsnahen Ökonomen nicht verraten und worüber die Journalisten in den Massenmedien nicht berichten (vielleicht verstehen sie es auch nicht), ist, dass der Zugang zu den Goldreserven im Falle der Zahlungsunfähigkeit der USA, eines Zusammenbruchs des Euros oder einer ähnlichen Finanzkatastrophe mit Sicherheit stark eingeschränkt wäre.

Bräuchte Deutschland sein Gold dann tatsächlich – ungeachtet des Grundes –, wäre jede Bitte um die Auslieferung der deutschen Goldreserven, nun ja, … sehr schwierig. Zumindest käme es zu Auslieferungsverzögerungen. Und im schlimmsten Fall könnte die Bitte um Herausgabe auch einfach abgelehnt werden, je nachdem, welche Situation zu diesem Zeitpunkt gerade vorliegen würde. Das ist nicht bloß schlecht, sondern es führt den Sinn, warum man Gold überhaupt hält, völlig ad absurdum.

Doch damit haben wir immer noch nicht die Bedeutung der Maßnahme erfasst. Zunächst einmal wird durch die Maßnahmen der Bundesbank die sich zunehmend stärker breitmachende Erkenntnis unterstrichen, dass Gold Geld ist. Physisches Gold ist nicht einfach nur ein Rohstoff, ein Trading-Vehikel oder gar ein Investment. Gold ist ein Wertspeicher, ein physischer Schutz gegen geldpolitische Verwerfungen.

Gold ist das ultimative Extrem. Es ist etwas, das man zur Bezahlung von Waren und Dienstleistungen verwenden kann, wenn alle anderen Tauschmittel scheitern. Und genau diejenigen, die sich über diese historische Tatsache nicht im Klaren sind, sind es auch, die im Falle einer geldpolitischen Katastrophe am meisten zu verlieren hätten. (Hallo Staatsökonomen!)

Darüber hinaus offenbart ein Zitat der Bundesbank den tatsächlichen Grund für ihre Maßnahmen. Die Bundesbank erklärte, es sei eine „präventive“ Maßnahme für den „Fall einer Währungskrise“.

Deutschlands Zentralbank glaubt also, dass eine Währungskrise eine reale Möglichkeit sei. Das ist eine sehr beunruhigende Tatsache.

Aber wir stimmen dem natürlich zu: Die Geschichte ist diesbezüglich unmissverständlich. Keine Fiatwährung lebt ewig. Am Ende gehen sie alle zugrunde. Ob der US-Dollar nun auf null sinkt oder in der Währungswelt lediglich zu einer Währung zweiter Klasse verkommt, ist dabei unerheblich. Die Hauptursache für das Scheitern der Fiatwährungen ist allgemeingültig und überdies unvermeidlich: Die anhaltende Verwässerung der Währung.

Zum jetzigen Zeitpunkt scheint irgendeine Art von Währungskrise unvermeidlich, da absolut nichts unternommen wurde, um etwas an den weltweiten Schuldenniveaus, den defizitären Ausgaben und dem Gelddrucken zu ändern – außer dass all diese Dinge weiter ausgeweitet werden.

Und während viele Ökonomen und Politiker behaupten, diese Maßnahmen seien notwendig und würden uns eine Wirtschaftserholung bescheren, ist vollkommen klar, dass wir die negativen Auswirkungen – die davon herrühren, dass wir mehr ausgeben, als wir haben, und die Differenz dann einfach drucken – erst noch zu spüren bekommen werden. Das wird ernsthafte und sehr schmerzliche Konsequenzen haben, die sich früher oder später in Form von Inflation bemerkbar machen werden, und der Lebensstandard des Normalbürgers wird massiv zurückgehen.

Mittlerweile sind schon erste Gerüchte zu vernehmen, dass auch die Niederlande und Aserbaidschan ihre Goldreserven repatriieren könnten. Sollte dieser Trend an Fahrt aufnehmen, könnte es ohne Weiteres zu einem „Gold-Run“ kommen, ähnlich den Bank-Runs, die wir in der Geschichte immer wieder beobachten konnten. Nimmt man hier noch eine hohe Inflation oder ein bedeutendes Währungs-Ereignis mit hinzu, könnte sich ein sehr hässlicher Teufelskreis entwickeln.

Schachmatt

Sollten andere Länder dem Beispiel Deutschlands folgen oder das Misstrauen unter den Zentralbankern zunehmen, wäre der nächste logische Schritt, dass die Regierungen hart gegen Goldexporte vorgehen. Es wäre der Beginn einer Art stringenter Kapitalkontrollen, vor denen Doug Casey und einige andere bereits seit Jahren warnen.

Ja denken Sie einmal darüber nach: Ist es wirklich so weit hergeholt zu glauben, dass die Politiker den Goldhandel einschränken könnten, wenn ihre Währungen und/oder Wirtschaften einbrechen?

Hier sollte nicht vergessen werden, dass die Inder zurzeit bereits mit diesem Gedanken spielen.

Für Sie und mich bedeutet das, dass der Export und Import von Gold … verboten werden könnte. Man würde Öl ins Feuer gießen und dem gelben Metall die anhaltende Dollarschwäche anlasten.

Sie sind nicht der Meinung, dass man sein Gold im Ausland lagern soll? Das Metall, das man innerhalb der eigenen Landesgrenzen kaufen oder verkaufen will, könnte stringenten Auflagen unterliegen, besteuert, nachverfolgt oder gar eingefroren werden, abhängig von den konkreten Ereignissen und davon, in welchem Land man sich aufhält.

Nichts von dem würde in einem isolierten Vakuum stattfinden. Der internationale Dollartransfer würde mit Sicherheit ebenfalls strengen Auflagen unterliegen. Die Ausfuhr praktisch jedes Vermögenswerts könnte für illegal erklärt werden. Selbst die Kapitalbewegungen innerhalb eines Landes könnten immer stärker in den Fokus geraten und Beschränkungen unterliegen.

Einen entscheidenden Hinweis darauf, dass eine solche Entwicklung unmittelbar bevorstehen könnte, haben wir dann vorliegen, wenn die Politiker damit beginnen, solche Maßnahmen öffentlich zu bestreiten. In diesem Fall könnte es sein, dass einem buchstäblich noch 24 Stunden bleiben, um zu reagieren. Selbst die Geschicktesten und Beweglichsten von uns dürfte massive Probleme bekommen, noch irgendwelche Maßnahmen einzuleiten, wenn zu diesem Zeitpunkt nicht bereits alle Vorbereitungen getroffen wurden.

Ist die Tür erst einmal zu, würde der Versuch, Kapital international zu bewegen, mit massiven Strafen belegt werden. Aller Vorausschau nach würden auch Haftstrafen verhängt werden. In solch einer angespannten Atmosphäre könnte man leicht als Staatsfeind gebrandmarkt werden, nur weil man versucht, aus der Schusslinie zu kommen.

Die Botschaft ist eindeutig: Die Lagerung von Gold außerhalb des eigenen Landes ist von entscheidender Bedeutung, und das Zeitfenster, um zu handeln, schließt sich zusehends. Man sollte hier nicht aufs Beste hoffen, sondern handeln, solange man noch die Möglichkeit dazu hat. Kleine Anstrengungen, die heute unternommen werden, könnten sich in der Zukunft massiv auszahlen. Darüber hinaus ist man auch nicht schlechter dran, nur weil man seine Edelmetalle woanders lagert.

Die besten Schachspieler der Welt sind nicht deshalb so gut, weil sie den nächsten Zug ihres Gegners voraussehen. Sie sind die Champions, weil sie die nächsten 14 Züge im Voraus erkennen. Wir hingegen brauchen nur die nächsten zwei Züge der Regierung zu antizipieren, um das Spiel „zu gewinnen“, und ich schlage vor, dass Sie sich damit auseinandersetzen, welche Gegenmaßnahmen Sie ergreifen können, bevor Sie von Ihrer Regierung Schachmatt gesetzt werden.

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