Während vorübergehender Goldkorrekturen ist es wesentlich wichtiger, dass man sich auf die Fakten konzentriert – und zu diesen Fakten gehört, dass Gold in zunehmendem Maße als Währung wahrgenommen wird. Die weltweiten Zentralbanken kaufen zurzeit nicht etwa Immobilien, Holz oder Diamanten, sondern Gold.

Frank Holmes, U.S. Global Investors, 15.02.2013

Gold sank diese Woche unter USD 1.600 pro Unze und fiel somit auf ein 6-Monats-Tief, sehr zum Leidwesen der Goldinvestoren. Ich finde das Timing der Korrektur ausgesprochen seltsam, wenn man bedenkt, dass dieses Wochenende das Treffen der G20-Finanzminister stattfindet. Zurzeit gibt es eine immer größer werdende Debatte über die Maßnahmen Japans, seine Währung abzuwerten, um das Wachstum anzuheizen. Die G7-Führer kommentierten diese Maßnahmen laut Reuters mit den Worten, dass „inländische Wirtschaftspolitik nicht dafür genutzt werden sollte, Währungen ins Visier zu nehmen“.

Und während die G7 versuchte, die Währungsentwertung zu rechtfertigen, scheint es so, als seien die Anleger in der Lage, die wahren Motivationen zu durchschauen.

Der Hauptgrund, der von den Massenmedien für die Korrektur des gelben Metalls angeführt wurde, war, dass die Hedge Fonds Ende letzten Jahres ihr Gold verkauft haben. Laut den Quartalszahlen hat der Hedge-Fonds-Manager George Soros im vierten Quartal 2012 die Hälfte seiner Goldanteile am SPDR Gold Trust ETF (GLD) veräußert. Bloomberg meldete, dass dieser Schritt „Spekulationen darüber verstärken könnte, dass der 12-jährige Goldbullenmarkt nun an ein Ende gelangt.“ Vielleicht hat Soros seine Goldbestände aber nur deshalb liquidiert, weil er in den aktuellen Märkten eine bedeutende kurzfristige Möglichkeit entdeckt hat.

Ich habe immer wieder darauf hingewiesen, dass die Politik der Vorläufer von Veränderungen ist. Im vergangenen Jahr wies der neue japanische Premierminister Shinzō Abe öffentlich darauf hin, dass er beabsichtigt, die Währung nach unten zu treiben, um die Wirtschaft wettbewerbsfähiger zu machen und die Inflation zu erhöhen. Das Resultat dieser politischen Veränderungen war, dass der Yen schwächer notierte, während der Goldpreis auf Yenbasis in die Höhe getrieben wurde.

Mit anderen Worten: Ein japanischer Goldinvestor dürfte die letzten paar Monate viel Freude gehabt haben.

Schauen wir uns doch einfach einmal die Entwicklung des Goldpreises in unterschiedlichen Währungen an. Im nachfolgenden Chart werden die prozentualen Veränderungen des Goldpreises in japanischen Yen den prozentualen Veränderungen des Goldpreises in US-Dollars während der letzten sechs Monate gegenübergestellt.

GOLD-Currency-Swing-Effects-Gold-02152013

Von Mitte August bis November 2012 entwickelte sich der Goldpreis in beiden Währungen mehr oder minder identisch. Dank der politischen Veränderungen in Japan ist der Goldpreis auf Yenbasis in den letzten Monaten dann aber um fast 19% gestiegen, während der Goldpreis auf Dollarbasis lediglich um 1% zulegte.

Es scheint, dass George Soros die Auswirkungen der Politik der japanischen Regierung auf die Geldumlaufgeschwindigkeit richtig antizipiert hat. Seine Spekulationen stellten sich als brillanter Schritt heraus, da „sich der Kampf gegen den Yen an Wall Street zum heißesten Trade der letzten drei Monate entwickelt hat“, so dass Wall Street Journal. Die Zeitung meldete, dass Soros „mit diesem Trade seit November fast USD 1 Milliarde verdient hat“, also während der viermonatigen Phase, wo der Yen um fast 20% fiel.

Ich bewundere Soros dafür, mit welcher Klarheit und Leichtigkeit er bedeutende Auswirkungen von Regierungspolitik auf die Märkte identifiziert. Noch wichtiger: Er handelt dann auch umgehend, wenn sich derartige Entwicklungen abzeichnen.

Und das ist auch nicht sein erster großer Treffer an den Devisenmärkten. Aufgrund der britischen Politik shortete Soros 1992 das britische Pfund und kaufte D-Mark – ein Trade, mit dem er für seinen Fonds USD 1,8 Milliarden verdiente.

Und genauso, wie neue Kräfteverhältnisse die Dynamik eines Umfelds verändern können, kann auch staatliche Politik bei der Geldumlaufgeschwindigkeit zu bedeutenden Veränderungen führen. Wir behalten diese Trends genau im Auge, um herauszufinden, in welche Rohstoffe und Märkte man investieren sollte, wo sich neue Möglichkeiten bieten, und um Risikoanpassungen vorzunehmen.

In einem CNBC-Interview mit Simon Hobbs habe ich heute Morgen über die Motivation gesprochen, die dem Trade von Soros zu Grunde gelegen haben könnte. Darüber hinaus erklärte ich, dass die Goldkorrektur nun wieder ins Extreme abgerutscht ist, was auf eine potenzielle Kaufgelegenheit hindeutet.

Wie Sie anhand unseres Oszillator-Modells sehen können, notiert Gold auf Jahresbasis zurzeit bei einer Standardabweichung von fast -2. Ein solches Preisereignis konnte während der letzten zehn Jahre nur in 2% aller Fälle beobachtet werden. Historisch gesehen ist Gold nach derart extremen Tiefs in den darauffolgenden 12 Monaten um bis zu 15% im Preis gestiegen.

COM-Gold-Price-Extreme-02152013

Im Juni 2012 erklärte ich während eines CNBC-Interviews genau dasselbe: Ich sagte, dass Gold ein extremes Tief erreicht hat, und wenige Monate später war das Metall um fast 10% gestiegen.

Während vorübergehender Goldkorrekturen ist es wesentlich wichtiger, dass man sich auf die Fakten konzentriert – und zu diesen Fakten gehört, dass Gold in zunehmendem Maße als Währung wahrgenommen wird. Die weltweiten Zentralbanken kaufen zurzeit nicht etwa Immobilien, Holz oder Diamanten, sondern Gold.

Laut dem World Gold Council (WGC) haben die Zentralbanken im Kalenderjahr 2012 insgesamt 534 Tonnen Gold gekauft. Somit sind die Goldkäufe im vergangenen Jahr auf ein Niveau gestiegen, das seit fast 50 Jahren nicht mehr beobachtet werden konnte.

COM-Central-Bank-Gold-Buying-48-year-high-02152013

Die Zentralbanken der Schwellenländer haben ihre Goldreserven weiter ausgebaut. Zu diesen Ländern gehören Mexiko, Brasilien, die Philippinen, Südkorea und Russland. In den letzten zehn Jahren hat Russland insgesamt 958 Tonnen Gold akkumuliert, weshalb es heute über die achtgrößten Goldreserven aller weltweiten Zentralbanken verfügt, so das WGC.

Ein weiterer Aspekt des Goldmarkts ist, dass der goldaffine Handel, der sogenannte Love-Trade, weiter anhält. Wie aus der nachfolgenden Grafik hervorgeht, ist die Goldschmucknachfrage in 2012 nur geringfügig zurückgegangen (-3%), wobei über die Hälfte dieser Nachfrage auf China und Indien, die Länder mit einer kulturell verankerten Goldaffinität, zurückgeht.

COM-Gold-Demand-Declined-4-Percent

Die Goldkäufe Indiens sind in 2012 aufgrund des Einfuhrzolls und der schwachen Rupie um 12% zurückgegangen. Angesichts der Tatsache, dass Goldpreis in indischen Rupien erheblich gestiegen ist, ist die Nachfrage des Landes „umso bemerkenswerter und unterstreicht die Bedeutung, die Gold für den indischen Verbraucher hat“, so das WGC.

Bemerkenswert ist, dass die indischen Goldkäufe im vierten Quartal 2012 über den Erwartungen lagen und es dem Land gelungen ist, der weltgrößte Goldmarkt zu bleiben.

China hatte während der ersten Jahreshälfte 2012 mit einer Abschwächung des BSP zu kämpfen, was die Goldverkäufe belastete. Laut dem WGC lag die chinesische Goldnachfrage in 2012 nur geringfügig über der des Vorjahres.

Das WGC geht davon aus, dass beide Märkte in 2013 stark bleiben werden, und sagt Wachstumsraten von 10% bis 15% voraus. Ich glaube, dass die Goldnachfrage in Indien und China gemeinsam mit ihren BSP-Zuwächsen zulegen wird. Und solange das Edelmetall beim angstbasierten wie auch goldaffinen Handel gefragt ist, sollte man mit einer 5%igen bis 10%igen Gewichtung (die jährlich neu angepasst werden sollte) an Gold und Goldminenaktien festhalten.

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