Der Trend verstärkt sich: Mit Mexiko ist jetzt das nächste Land an der Reihe, das Zweifel bezüglich seiner im Ausland gelagerten Goldbestände hegt

The Daily Bell, 05.03.2013

„Der mexikanische Rechnungshof hat eine offizielle Erklärung veröffentlicht, worin die Bank von Mexiko kritisiert wird, dass sie das Gold, das sie angeblich gekauft hat und bei der Bank von England gelagert wird, keiner Prüfung unterzogen hat. Die Rechnungsprüfer haben die mexikanische Zentralbank nun gebeten, ´bei der Gegenpartei, die das Gold verwahrt, eine physische Inspektion durchzuführen, um so in der Lage zu sein, die physische Vollständigkeit zu verifizieren, und zu überprüfen, ob die Geschäftsbedingungen für die Lagerung dieser Vermögenswerte eingehalten werden.`“ – Voice of Russia, 28.02.2013

Vorherrschendes gesellschaftliches Thema: Traut uns! Traut uns einfach!

Freimarktanalyse: Der Trend, dass die Länder ihre Goldbestände überprüfen, zeichnet sich nun immer deutlicher ab, wie wir an den Forderungen Mexikos sehen können. Deutsche Regierungsvertreter haben die US-Regierung um die Rückführung des deutschen Goldes gebeten, und auch Venezuela hat sein Gold repatriiert. Jetzt ist Mexiko an der Reihe.

Die alte Ära, wo Vertrauen ein fester Bestandteil des Systems war, ist jetzt vorbei – und die mit dieser Tatsache einhergehenden Implikationen sind zahlreich, auch wenn sie bisher noch nicht voll zum Tragen kommen. Die Zentralbanken und die Banker sind auf gemeinsame Aktionen und koordinierte Währungs-Programme angewiesen. Ohne Vertrauen ist es schwierig, Strategien zu entwickeln und Programme umzusetzen.

Und das ist nicht irgendeine hypothetische Überlegung. Während der Goldpreis gestiegen ist und die Länder in zunehmendem Maße in einen Währungs-Wettbewerb eingetreten sind, hat auch der Druck auf die Politiker zugenommen, sicherzustellen, dass die Goldreserven auch da sind. Und wenn wir hier noch die Tatsache mit hinzunehmen, dass ein Großteil dieser Goldreserven im Ausland gelagert wird, haben wir auf einmal eine explosive Mischung vorliegen.

In Mexiko sind nun Fragen bezüglich der im Ausland gelagerten Edelmetalle und der Fähigkeit aufgekommen, ob sich das Land das Metall, wenn nötig, auch tatsächlich ausliefern lassen kann. Diese Sorgen sind durch die Erfahrungen Deutschlands nur noch verstärkt worden. Die Bundesbank beabsichtigt, bis 2020 einen großen Teil ihrer Goldreserven nach Deutschland zurückzuholen, sodass mindestens 50% ihrer Goldreserven im eigenen Land lagern.

Diese Rückholaktion betrifft auch 300 Tonnen Gold, die bei der Federal Reserve gelagert werden – Gold, das die Fed vielleicht hat oder auch nicht. Das weiß niemand, da die Fed sich bisher geweigert hat, die deutschen Goldbestände einer Überprüfung zu unterziehen. Die offenkundigen Spannungen wurden zusätzlich noch durch die Langsamkeit der Repatriierung angeheizt: Es soll sieben Jahre dauern, bis Deutschland das geforderte Gold repatriiert hat.

Und was Mexiko anbelangt, nun ja … die Mexikaner erwartet nun jede Menge Papierkram, der abzuarbeiten ist – und Mexiko befindet sich ungefähr in derselben Situation wie Deutschland, was seine im Ausland befindlichen Goldreserven angeht. Die mexikanische Zentralbank besitzt zwar Gold, aber sollten die physischen Bestände nicht zugänglich sein, könnte man es durchaus auch als „Papiergold“ bezeichnen. Voice of Russia schreibt dazu weiter:

„Der mexikanische Rechnungshof kam zu dem Schluss, dass 95% der Goldreserven der Bank von Mexiko im Ausland gelagert werden, 99% davon bei der Bank von England. Die mexikanische Zentralbank hat aber noch nie eine Inspektion des gekauften Goldes durchgeführt, keine Reinheitstests vorgenommen und besitzt nicht einmal eine Liste aller Goldbarren, die in London gelagert werden.

In der jetzigen Phase sind die mexikanischen Goldreserven nichts weiter als ´Papiergold`, was heißt, dass die Bank von Mexiko überhaupt kein physisches Gold besitzt, sondern lediglich ´Forderungen` über eine bestimmte Menge an Gold, die angeblich von der Bank von England gehalten wird.

Bill Groß, der Investmentchef von PIMCO, dem weltgrößten Anleihefonds, erklärte jüngst, dass ´sich die Zentralbanken untereinander misstrauen`. Die sich jetzt anbahnende Überprüfung der mexikanischen Goldreserven ist kein Einzelfall, was zeigt, dass es ein hohes Niveau an Misstrauen unter den Zentralbanken gibt.

Der jüngste Schritt der Bundesbank, die von der Bank von New York, der Bank von England und der Bank von Frankreich die Repatriierung ihres Goldes verlangte, ist ein weiterer Hinweis auf das Misstrauen im weltweiten Finanzsystem. Es ist recht wahrscheinlich, dass sich Mexiko nach der Überprüfung seiner Reserven dazu entschließen wird, die Goldbestände zu repatriieren, was wohlmöglich weitere Länder dazu veranlassen wird, diesem Beispiel zu folgen.“

Es ist das Misstrauen unter den Zentralbanken und Regierungen – das nun immer deutlicher zutage tritt –, das die ganze Thematik der Goldrepatriierung noch kontroverser macht. In einem Marktumfeld, das in immer stärkerem Maße von einem Währungs-Wettbewerb dominiert wird, können Regierungsvertreter und Banker durch einen Mangel an Kommunikation und Schwierigkeiten, ihre Vermögenswerte zu lokalisieren, polarisiert werden.

Damit ist garantiert, dass die Spannungen, die sich heute bereits in Form von Währungskriegen manifestieren, künftig weiter zunehmen werden. Diese Währungskriege werden nicht einfach so wieder verschwinden, sondern von Umfang und Intensität her sogar noch zunehmen, da der Druck auf das weltweite Finanzsystem weiter anhält.

Die treibende Kraft, die hinter den Währungskriegen steht, ist der Export. Die Länder wollen ihre Waren und Dienstleistungen im Vergleich zu anderen globalen Konkurrenten effizient und billig exportieren – und der leichteste Weg, das zu tun, besteht in der Entwertung der eigenen Währung.

MoneyMorning merkte in einem Artikel über Währungsschwankungen dazu an: „Seine eigene Währung gegenüber der Währung der Käufer der Produkte abzuwerten, ist eine Möglichkeit, um eine ´umfassende` Exportwachstumsstrategie zu implementieren.“

MoneyMorning weist darauf hin, dass es durch diese Währungs-Manöver zu „störenden Schwankungen bei Aktien, Rohstoffen und Anleihen“ kommen wird. Und auch weltweit agierende Unternehmen leiden unter einem solch explosiven Umfeld. MoneyMorning weist darauf hin, dass es durch die Währungsschwankungen zu Verzerrungen bei den Umsatzzahlen der Unternehmen kommt:

„Wenn die Währung eines Landes gegenüber dem Dollar steigt, kann man mit dieser Währung dann mehr Dollars kaufen. Das bedeutet, dass man dann eine Situation vorliegen hat, wo die Auslandsverkäufe einer Firma stagnieren oder fallen können (was ein Warnhinweis wäre), es aufgrund der Währungsumrechnung der im Ausland verdienten Gelder in Dollars (aus Buchhaltungsgründen und wegen der Reportings) aber so aussieht, als würden die Umsätze steigen.“

MoneyMorning geht davon aus, dass der US-Dollar in einem volatilen Währungsumfeld wohl noch die beste Wette sein dürfte. Wir sind uns da nicht so sicher. Sollte sich herausstellen, dass die US-Notenbank nicht so viel Gold besitzt, wie sie behauptet, dann könnte auch der Dolle in eine langanhaltende Debatte über Papiergold und Goldrückforderungen hineingezogen werden.

Bisher ist unklar, wer in der undurchdringlichen Welt der Zentralbankreserven wie viel Gold besitzt. Und während diese Fragen sukzessive aufgearbeitet werden, werden die Auswirkungen auf die Währungen aller Vorausschau nach erheblich sein. Fragen rund um die Goldbestände und die Repatriierung stehen direkt mit den Bewertungen der Währungen in Zusammenhang, weshalb man diese Dinge auch im Auge behalten sollte.

Schlussfolgerung: Die alte Ära des Vertrauens unter den Zentralbanken ist Geschichte. Die neue Ära wird bedeutend kontroverser werden, zumindest scheint es so.

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