Mad Max Szenario: Wer sich nur darüber Gedanken macht, wie er sein Vermögen die nächsten zehn Jahre schützen kann, verkennt das Ausmaß und die Schwere der Staatsschuldenkrise

Martin Armstrong, Armstrongeconomics.com, 25.03.2013

Der Zweck unserer Staatschuldenkrise-Konferenz – die auch für einen Dokumentarfilm aufgezeichnet wurde – bestand nicht darin, zu sagen: „Oh meine Güte, wo kann ich die nächsten zehn Jahre mein Geld investieren, ohne mir darüber Sorgen machen zu müssen!“ So etwas gibt es nicht. Wir haben es hier mit dem Zusammenbruch der Gesellschaft zu tun, während die Regierungen so viel Kontrolle an sich reißen wie nie zuvor.

Selbst Hitler respektierte die Schweiz. Heute haben Grenzen gar nichts mehr zu bedeuten, und die Regierungen werden alles tun, um an Geld zu gelangen. Daher ist der Goldkauf heute auch problematischer als je zuvor in der Geschichte. Sie kontrollieren und verfolgen alles und der Kauf von physischem Edelmetall hinterlässt heutzutage eine Papierspur, da die Privatsphäre mittlerweile Geschichte ist.

US-Bürger werden überall hinausgeworfen. Amerikaner können in Europa kein Gold mehr einlagern. Elektronisches Geld kann überall konfisziert werden. Den gierigen Händen der Regierung wird heutzutage nichts mehr entgehen. Sie können Währungen entwerten, Gold verbieten, ja ganze Länder wie den Iran oder den Vatikanstaat solange vom Zahlungsverkehr abschneiden, bis sie gehorchen. Sie können sich auf Zwangsanleihen zurückziehen, wo sie einfach Ihr Vermögen an sich reißen und es durch Staatsanleihen ersetzen. In Zypern haben sie gerade erst 10% als Steuer konfisziert.

Wenn Sie also tatsächlich glauben, dass es einen sicheren Ort gibt, wo Sie Ihr Geld anlegen können, sollten Sie langsam besser aufwachen.

So verrückt es sich auch anhören mag, die einzige Möglichkeit, die Probleme anzugehen, mit denen wir als Gesellschaft konfrontiert sind, besteht darin, zu begreifen, was Geld tatsächlich ist – denn in dieser Frage stecken gleichzeitig auch die Lösungen.

Wenn wir begreifen, dass Geld niemals etwas Konstantes oder irgendein fiktiver Vermögensspeicher gewesen ist, sondern immer im Wert schwankte, ganz gleich, was Geld gewesen ist, dann sind wir automatisch dazu gezwungen, uns mit den Dingen objektiv auseinanderzusetzen.

In Krisenzeiten kann man sich für sein Geld immer mehr kaufen, da die Vermögenswerte im Preis einbrechen. Genauso kann man sich in Boomphasen für sein Geld weniger kaufen, da die Kaufkraft des Geldes zurückgeht. Zwischen 1921 und 1929 war Gold Geld und die Aktienpreise legten während der Boomphase gegenüber Gold zu, und während der Großen Depression stieg die Kaufkraft von Gold dann wieder, da Gold in dieser Phase ebenfalls Geld war und die Vermögenswerte im Preis fielen. Zwischen 1971 und 1974 legte Gold – das zu diesem Zeitpunkt kein Geld war – gegenüber dem US-Dollar zu und fiel danach bis 1976 im Rahmen eines Wirtschaftsrückgangs von USD 200 auf USD 100 pro Unze.

Historisch gesehen ist Geld immer im Wert gestiegen und gefallen, ganz gleich, was Geld zum jeweiligen Zeitpunkt gewesen ist. Marx und Keynes verkündeten, dass die Wirtschaftszyklen tot seien – die Märkte haben aber unter Beweis gestellt, dass sie damit komplett falsch lagen.

Wenn wir begreifen, dass Geld wie eine Aktie basierend auf der wirtschaftlichen Zuversicht im Wert steigt und fällt, dann können wir in diesem evolutionären Prozess vielleicht auch den nächsten Schritt gehen, mit dem wir unsere Freiheit wiederherstellen und eine sicherere Welt schaffen.

Sich einfach nur mit der Frage auseinanderzusetzen, wo man sein Geld in den nächsten zehn Jahren investieren sollte, wird Ihnen bezüglich Ihrer Zukunft oder Ihres Vermögens rein gar nichts helfen, wenn wir unterdessen unsere Freiheit verlieren. All jene, die sich lediglich darauf konzentrieren, sehen den Wald vor lauter Bäumen nicht.

Fall Sie glauben, dass Sie aus einer solchen Situation Profit schlagen können, ohne sich mit den Problemen oder den Lösungen auseinanderzusetzen, dann haben Sie noch nicht begriffen, dass es durchaus sein könnte, dass es am Ende überhaupt keinen Ort mehr geben wird, wo Sie die Gewinne aus Ihrem verborgenen Schatz ausgeben können, weil es dann verboten ist, irgendwelche Geschäfte außerhalb des staatlich anerkannten Systems zu machen.

Wir werden den Punkt erreichen, wo es kein Zurück mehr gibt, und von da an werden wir entweder den Weg in den vollständigen Totalitarismus gehen – für den Marx sich aussprach – oder wir kehren vom Abgrund zurück und wenden uns wieder der Freiheit und den persönlichen Freiheitsrechten zu.

Fall Sie glauben, es sei ausreichend, sich mit der Frage zu beschäftigen, wo Sie Ihr Geld investieren können – viel Glück! In diesem Fall haben Sie die wirkliche Krise, mit der wir es hier zu tun haben, noch gar nicht auf dem Schirm.

Und es geht hier mit Sicherheit nicht nur um die Schulden der Vereinigten Staaten – Fakt ist, dass die USA sogar noch am besten dastehen, der US-Dollar ist also nicht das Thema. Jedes Land hat jahrein, jahraus Kredite aufgenommen, ohne die Absicht, auch nur irgendetwas davon jemals wieder zurückzuzahlen.

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Der prozentuale Anteil der angehäuften Zinslasten bei den weltweiten Staatsschulden beläuft sich aktuell auf rund 70%. In der oben stehenden Grafik sehen Sie die akkumulierte Zinslast der deutschen Staatsschulden – und Deutschland ist noch das Land in Europa, das am besten dasteht. Hier tickt eine Zeitbombe, und es gibt keine Möglichkeit, dieser Krise zu entkommen.

Der prozentuale Anteil der zu begleichenden Zinsforderungen an den Staatsschulden wird weiter zunehmen, und die Regierungen werden aggressiv Steuern erhöhen und bereits bestehende Steuergesetze durchsetzen – alles in einem irrsinnigen Versuch, das Spiel weiter am Leben zu halten, ganz gleich, wo das Ganze letztlich hinführen wird.

Es ist also völlig egal, in was Sie investieren werden – die Vorstellung, dass Sie einen Profit machen werden, legt zu Grunde, dass die Gesellschaft überleben wird. Sollten Sie das glauben, wären Sie aber genauso kurzsichtig wie die Politiker. Solange wir das schwerwiegende Problem der Staatsschuldenkrise nicht angehen, könnten wir in einer Welt enden, wo Geld so oder so nichts mehr wert sein wird. Nicht einmal Gold wird überleben, wenn es keine Infrastruktur mehr gibt.

Wir müssen uns hier mit einer grundlegenden Problematik auseinandersetzen. All jene, die nicht begreifen können, was hier eigentlich auf den Spiel steht, konzentrieren sich allein auf die Frage, wo sie ihr Geld hinbringen können, während um sie herum alles abfackelt.

Wenn Geld also etwas Immaterielles und lediglich elektronisch ist, wirft das zwei wichtige Fragen auf:

  • 1. Warum leihen sich die Regierungen Geld, ohne zu beabsichtigen, dieses Geld jemals wieder zurückzuzahlen?
  • 2. Warum brauchen wir überhaupt Steuern, wenn Geld etwas Immaterielles ist?

Würde die Regierung das Geld, das sie zur Finanzierung der Staatsgeschäfte braucht, bis zu einer bestimmten Summe, sagen wir 5% des jährlichen BIP, einfach selber drucken, gäbe es zunächst einmal keine Kreditaufnahme, und das heißt, dass die Schuldenstände heute bei rund 33% der aktuellen Schuldenstände lägen und auch die aktuelle Kaufkraft des Geldes bedeutend höher wäre. Zweitens bräuchte man keine Besteuerung, da es sinnlos ist, jeden zu besteuern, wenn Geld etwas Immaterielles ist.

Steuern waren notwendig, als Geld noch etwas Handfestes war. Das liegt aber seit Langem hinter uns. Wenn Geld etwas Immaterielles ist, kann die Regierung überdies viel kleiner sein, da es überhaupt keinen Sinn mehr macht, auf die Menschen Jagd zu machen, um Steuern einzutreiben – und das wo der überwiegende Teil des Geldes ohnehin über die Kreditaufnahme und Zinszahlungen geschaffen wird. Zurzeit gehen rund 70% aller geschaffenen Gelder zu den Anleihehaltern. Und umso stärker die Zinssätze steigen, desto schwächer fällt das Wirtschaftswachstum aus und desto stärker trübt sich der Ausblick ein.

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Piie.com – Jugendarbeitslosigkeit verschiedener Länder. Zum Vergrößern anklicken.

Die weltweite Jugendarbeitslosigkeit ist völlig untragbar. Selbst in den USA sind die Jugendlichen, die aus den Hochschulen kommen, dazu gezwungen, sich ihre eigenen Jobs zu erfinden. Das ist ein Warnsignal, dass wir auf riesige wirtschaftliche Probleme zusteuern.

Die Regierungen schikanieren die Menschen, pressen jeden mittels der Besteuerung aus, überregulieren kleine Unternehmen, während sie den großen Konzernen Subventionen zustecken, und vernichten unsere Zukunft als lebensfähige Gesellschaft. Diese Korruption führt zum Zusammenbruch der westlichen Gesellschaft, und wenn uns das nicht juckt, dann können Sie das Thema Investments komplett vergessen, da es schlicht keine Infrastruktur mehr geben wird, um Geld auszugeben.

Der Unsinn von den Leuten, die glauben, dass uns Gold retten wird, ist historisch nicht belegt. Als Rom fiel, blieb nichts davon übrig. Die Gesellschaft glitt in ein dunkles Zeitalter ab. Die Bevölkerung Roms gab die Stadt auf und das Ganze verwandelte sich fast in ein Mad Max Szenario. Und das ist bedeutend schwerwiegender als die Frage: „Oh meine Güte, wo kann ich die nächsten zehn Jahre mein Geld investieren?“

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Bevölkerung Roms von 3.000 v. Chr. bis 1900 n. Chr. Zum Vergrößern anklicken.

Zuerst müssen wir begreifen, was Geld ist. Alles andere ergibt sich aus dieser Frage, von der Schulden- bis hin zur Geldreform. Wir hoffen, dass unsere Konferenz bald auf DVD erhältlich ist … um der Welt zu zeigen, dass es weit Wichtigeres gibt, als einfach nur die Frage, wo man sein Geld investieren soll.

Das allein wird unser Überleben aber nicht sicherstellen … Wir brauchen grundlegende Regierungsreformen und die Wiedereinführung des Verbots der direkten Besteuerung. Wir stehen hier erst am Anfang. Der Baum stürzt gerade um – die Frage ist, auf welche Seite er fallen wird: Fällt er auf die Seite des Totalitarismus, also dorthin, wo uns die US-Heimatschutzbehörde hintreiben will, oder fällt er auf die Seite der Freiheit, so wie es von den Gründungsvätern der USA ursprünglich beabsichtigt war? Das ist das Problem, mit dem wir es jetzt zu tun haben, denn keine Investmentstrategie wird überleben, wenn wir keine freie Gesellschaft mehr haben.

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