Martin Armstrong, Armstrongeconomics.com, 08.05.2013

Frage: „In Ihrem jüngsten Beitrag erwähnten Sie, dass die Dollarnachfrage die Druckmaßnahmen der US-Notenbank überflügeln würde. Aber wir hören doch ziemlich oft von den internationalen Handelsvereinbarungen, bei denen der Dollar ausgeschlossen wird. Wie passt das zu der Gleichung mit der Dollarnachfrage?

Antwort: Die Handelsvereinbarungen sind in Wirklichkeit nicht von Belang. Die Zahlungsvereinbarungen haben mit den Reserven und der riesigen Menge an Dollarkrediten nichts zu tun. Ganz gleich, ob man sich darauf einigt, wie man seine Zahlungen abwickelt, man muss die Gelder im Anschluss immer noch in Reserven parken, die (1.) liquide sind und (2.) Zinsen abwerfen. Und aktuell wird der Dollar zur einzigen Option, da der Rest der Welt derzeit zusammenbricht.

Ich einige mich mit Ihnen also darauf, Ihnen Gold gegen Yen zu verkaufen. Das Problem ist dann: Was mache ich nun mit den Yens? Der Euro kann den Dollar als Reservewährung nicht ersetzen, da man dabei scheiterte, die Schulden zu vereinheitlichen. Das ist so, als würde man die Anleihen einzelner US-Bundesstaaten als Reserven nutzen – das wäre komplett durchgeknallt! Das ist auch der Grund, warum Zypern gescheitert ist. Zypern hat griechische Schulden gehalten, da es in Europa keine einheitlichen Reserven gibt.

Das Chaos in Europa sorgt also dafür, dass die Reserven der Zentralbanken in den Dollar getrieben werden, ganz gleich, ob die Zentralbanken das nun gut finden oder nicht. Deshalb diversifizieren die Zentralbanken gegenwärtig auch in Aktien. Sie haben gar keine andere Wahl! Es ist nicht so, dass die Zentralbanken „bullisch“ sind und darauf abzielen, bei Aktien Profite einzustreichen, obwohl sie andererseits natürlich keine Verluste machen wollen. Ihnen verbleiben jetzt einfach immer weniger Optionen.

China versucht gegenwärtig Handelsabkommen auf Yuanbasis abzuschließen – aber die Gelder, die sie bekommen, müssen in Dollars geparkt werden. Glauben Sie allen Ernstes, die Chinesen halten den argentinischen Peso? Sie haben ihre Eurobestände auf unter 7% reduziert. Diese Handelsabkommen – mit denen versucht wird, den Dollar zu attackieren – sind wie eine Fliege, die einem Elefanten am Ohr kitzelt.

Und das ist keine positive Prognose. Diese Prognose stammt aus der Hölle. Die USA werden also ebenfalls ins Zentrum des Sturms rücken. Wir haben es bei dieser Krise mit einer Staatsschuldenkrise zu tun – und während sie sich abspielt, wird der Dollar immer stärker in die Höhe getrieben werden, was weltweit für massive Verluste sorgen wird. Das wird dazu beitragen, dass die Weltwirtschaft unterminiert wird und die USA von Herbst 2015 bis 2020 in die Rezession abtauchen.

Ich verstehe ja, dass die Leute den Dollar hassen und sich eine Dollar-Rally nicht vorstellen können. Aber genau das ist ja der Grund, warum der Dollar eine Rally hinlegen wird. Jeder, Hinz und Kunz, shortet derzeit den Dollar … Es ist die größte Short-Position in der Geschichte der Menschheit! Aller Zeiten!

Eine Dollar-Rally wird die gesamte Welt auf den Kopf stellen und das größtmögliche Ausmaß an Verwirrung und Schmerz verursachen. Es sind also keine positiven Gründe, die für den Dollar sprechen. Es sind die ausstehenden Shorts, die für die Rally sorgen werden, mit der am wenigsten gerechnet wird. Es ist immer die Mehrheit, die für den Treibstoff sorgt, um die Trendumkehr anzuheizen.

Zwischen 1980 und 1985 legte der Dollar eine Rally hin und schoss wie das Energizer-Häschen auf neue Allzeithochs. Zu jener Zeit war die vorherrschende Auffassung, dass der Dollar aufgrund der Zunahme bei den Staatsschulden zusammenbrechen würde, genauso wie es heute der Fall ist.

Umso bärischer der Dollar wurde, desto stärker schoss er in die Höhe. Die Staatsverschuldung lag 1980 bei USD 907,7 Milliarden, und auf dem Dollarhoch 1985 lag sie bei USD 2,1 Billionen. Und auch hier: Die Versorgung hatte sich mehr als verdoppelt und trotzdem legte der Dollar eine Rally hin. Bei der aktuellen Ausweitung um USD 3 Billionen auf USD 17 Billionen handelt es sich lediglich um einen Anstieg von 17% – die Zunahme ist also bedeutend geringer als während der Rally von 1980 bis 1985. Und während das Chaos zunimmt, wird immer mehr Kapital in den Dollar gezwungen werden – und die Geldmenge ist schlicht nicht ausreichend, um damit die ganze Welt zu ersetzen.

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Die Mehrheit muss immer danebenliegen. Aktuell ist es so, dass Unmengen Dollarschulden geschaffen und Dollarkredite vergeben worden sind – wie im Fall der hypothekarisch besicherten Wertpapiere in 2007, unter dem Vorwand, das man so Zinsen sparen könne. Ein Anstieg bei den Zinsen wird dafür sorgen, dass der Dollar in die Höhe schießt. Passen Sie auf den Dollar-Squeeze auf! Bis auf Weiteres wird der meiste Schmerz durch die Auslöschung der Dollar-Short-Positionen entstehen. Bevor alles in Flammen steht, muss es also erst einmal nach oben gehen, so wie es auch 1931 der Fall gewesen ist.

Steht der Dow Jones vor einer Phasentransformation?

Nein, wir befinden uns nicht im Endstadium einer Phasentransformation. Der Dow Jones notiert immer noch im normalen Handelskanal. Um eine Phasentransformation herbeizuführen, müsste die Widerstandslinie des Kanals durchbrochen werden und es im Anschluss zu völlig wilden Anstiegen kommen.

Der Goldpreis kletterte bis Dezember 1979 auf USD 400 pro Unze und schoss dann bis zum 21.01.1980 auf USD 875 pro Unze. Die Phasentransformation beim Nikkei dauerte 13 Monate – der Markt stieg von 28.046 Punkten im Oktober 1988 auf 38.957 Punkte im Dezember 1989. Eine Phasentransformation entspricht also mehr oder minder einer Preisverdopplung. Beim Dow Jones würde dies an die Marke von 30.000 Punkten heranreichen – das ist jetzt aber keine Prognose, sondern nur eine Feststellung.

Der Dow Jones

Uns erreichten eine ganze Reihe von Fragen bezüglich des Dow Jones und ob wir es hier nicht mit einem bedeutenden Hoch zu tun hätten, wenn die Zentralbanken einsteigen. Nein! Die Länder haben mit ihren Reserven ein riesiges Problem, und das wird letztlich dafür sorgen, dass es beim Dollar zu einer massiven Short-Covering-Rally kommen wird.

Googeln Sie doch mal „Dollar-Entwertung“ – da finden Sie eine Seite nach der anderen, wo einem erklärt wird, dass der Dollar buchstäblich jeden Tag zusammenbrechen kann, und alles nur, weil Bernanke die Geldmenge ausgeweitet hat. Ich habe davor gewarnt, dass es für nichts konstante Wechselbeziehungen gibt. Die Theorie, dass die Ausweitung der Geldmenge zu einem Rückgang des Werts des Dollars führen muss, ist absurd, weil die Nachfrage dabei völlig ausgeblendet wird. Angebot und Nachfrage gleichen sich aus.

Und warum kaufen die Zentralbanken gegenwärtig Aktien? Der Euro ist tot. Die politischen Risiken in Europa sind viel zu groß, da Merkel das ganze Austeritäts-Spielchen verloren hat. Nicht einmal Frankreich ist jetzt noch gewillt, Deutschland zu folgen, ungeachtet der Tatsache, dass sich Frankreich diesbezüglich in Schweigen hüllt. Schauen Sie nur, was dort gerade abläuft.

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Der Dollar ist aktuell die einzige Währung. Und das bedeutet, dass die Zentralbanken diversifizieren müssen. Ja ich weiß, die Dollar-Hasser werden mir deswegen jetzt wieder Mails schicken. Auch der Dollar wird zusammenbrechen, aber nicht bevor nicht alle Dollar-Shorts ihr letztes Hemd verloren haben. Die Mehrheit muss immer falsch liegen, weil dies die entgegengesetzte Bewegung befeuert.

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Der Widerstand beim Dow Jones liegt im Bereich von 15.731 Punkten mit einem extremen Spitzenwiderstand bei 16.647 Punkten, der im Rahmen der aktuellen Kursbewegung aber unwahrscheinlich ist. Der Dow Jones bleibt weiterhin in seinem Aufwärtstrendkanal, den er mit dem letzten bedeutenden Tief ausgebildet hat, und hat sich seitdem relativ gut entwickelt. Es gibt auf dem Hoch auch einen Short im Mai oder Juni, dem dann ein erneuter Test der Stützungslinie folgt. Achten Sie auf den Test der Widerstandslinie des Trendkanals.

Das Mad-Max-Szenario

Einige Leser fragten mich, ob Gold ein Mad-Max-Ereignis überleben würde? Historisch gesehen ist die Antwort darauf nein. In dunklen Zeitaltern scheint es auf kollektiver Ebene zu einem Totalzusammenbruch aller wirtschaftlichen Aktivitäten zu kommen.

Das ist auch der Grund dafür, warum in der Geldgeschichte Griechenlands und Westeuropas nach dem Fall Roms, ja selbst in Japans Geldgeschichte riesige Lücken klaffen. Und die Dauer dieser Lücken ist ziemlich einheitlich – 600 Jahre. Was geschieht, ist, dass sich die Zivilisation in ihr Gegenteil verkehrt – keine Zivilisation. Es entwickeln sich lediglich kleine Enklaven, die kaum oder überhaupt nicht miteinander interagieren.

Es muss immer zwei Gegensätze geben – Mann & Frau, gut & böse, kalt & heiß, fruchtbar & öd, Winter & Sommer, um nur ein paar zu nennen. Das ist die Natur der Dinge. Es ist ein hin und her zwischen den zwei Extremen, und das können wir sogar bei gesellschaftlichem Verhalten beobachten, was auch der Grund dafür ist, warum es Demokraten & Republikaner, Sozialisten & Konservative gibt.

Beim Mad-Max-Szenario handelt es sich um eine Rückkehr zum Tauschhandel, bei dem das hauptsächliche Wertobjekt zunächst einmal Nahrung ist, gefolgt von Werkzeugen (Bronze) – und erst nachdem sich alles stabilisiert hat, sehen wir dann wieder die Rückkehr zu Luxus, und das ist dann auch der Augenblick, wo Gold und Silber zurückkehren. Man kann sie nicht essen. Gold und Silber verfügen nur über Wert, weil sie von anderen nachgefragt werden. Verlangen die Menschen nach Nahrungsmitteln, dann fällt während solcher Phasen auch Gold unter den Tisch. Typischerweise geht es dann um Weizen oder wie in Japan um Reissäcke.

Einen flüchtigen Blick auf die Gefahren eines Mad-Max-Ereignisses erhält man, wenn man sich Ägypten anschaut, wo alle Investitionen zusammenbrechen – denn gibt es keinen Rechtsstaat mehr, verfügt auch nichts mehr über Wert! Die Menschen lassen ihr Eigentum dann einfach zurück, was bei den großen Städten zu einer Massenabwanderung führt. Und davon war nicht nur Rom betroffen. Auch die Mayas gaben zahlreiche Städte einfach auf, ohne irgendwelche Hinweise auf Brände, Kriege oder Naturkatastrophen. Sie sind einfach gegangen.

Und deshalb ist die Korruption in New York auch so gefährlich. Es war eine internationale Blamage, wie der Fall M.F. Global gehandhabt wurde. Die Aufhebung von Glass-Steagall war eine Unverschämtheit. Die New Yorker Jungs bei den Gerichten schalten und walten zu lassen, wie es ihnen beliebt, und sie die Zügel der Strafverfolgungsbehörden in den Händen halten zu lassen, das ist die Vernichtung aller Investments. Wenn sie mit dem Trading Geld machen dürfen und dabei auch noch mit gezinkten Karten spielen, ist das Ende da.

Das Ziel besteht also darin, zum Halten zu kommen, bevor es zu spät ist. Aber die Regierung gräbt sich derzeit ein und weigert sich, Reformen durchzuführen oder auch nur die kleinsten Befugnisse preiszugeben. Das ist unser Problem. Und wenn die Menschen damit beginnen, der Regierung Aufmerksamkeit zu zollen, anstatt den jüngsten Sportstars und Spielergebnissen, wird’s richtig interessant. Historisch gesehen wartet die Gesellschaft immer solange, bis es bereits zu spät ist, und dann massakriert die Regierung die Demonstranten einfach.

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