Im Grunde ist das weltweite Finanzsystem eine einzige Schuldenblase. Dem kommenden Finanz- und Wirtschaftscrash wird niemand entkommen

Michael Snyder, The Economic Collapse, 21.05.2013

Was wird passieren, wenn die größte Wirtschaftsblase in der Geschichte der Menschheit platzt? Die Massenmedien nehmen sich dieses Themas überhaupt nicht an, da sie genug damit zu tun haben, über irgendwelche Rivalitäten in Washington oder die jüngsten Neuigkeiten von irgendwelchen Popstars zu berichten.

Und die meisten Amerikaner scheinen zu glauben, dass alles in Ordnung sei, weil der Dow Jones jetzt auf ein Allzeithoch nach dem anderen klettert. Leider ist dem aber nicht so. Die US-Wirtschaft weist derzeit alle klassischen Symptome einer Blasenwirtschaft auf. Dies wird offenkundig, wenn man einmal einen Schritt zurücktritt und die Dinge aus einer längerfristigen Perspektive heraus betrachtet.

In den letzten zehn Jahren ist die US-Staatsverschuldung um über USD 10 Billionen gestiegen. Die meisten Amerikaner scheinen sich aber überhaupt nicht daran zu stören, dass die Staatsschulden von USD 6 Billionen auf fast USD 17 Billionen explodiert sind. Unterdessen hat sich Wall Street in das größte Casino des Planeten verwandelt, und ein Großteil der neuen Gelder, die von der US-Notenbank rücksichtlos gedruckt worden sind, ist in den Aktienmarkt geflossen.

Der Dow Jones klettert aber nicht auf neue Rekordhochs, weil die wirtschaftlichen Fundamentaldaten so gut sind. Die ungebrochene Euphorie an den Finanzmärkten erinnert mich doch eher an die die Ereignisse des Jahres 1929. Die Margin-Verschuldung explodiert gerade – und jedes Mal, wenn das passiert, setzt kurze Zeit darauf ein Crash ein.

Doch wenn es dieses Mal zu einem Crash kommen sollte, könnte er alles übersteigen, was wir jemals erlebt haben. Die größten 25 US-Banken haben gemeinsam Derivate-Risiken von über USD 212 Billionen, und wenn dieses Kartenhaus einstürzt, gibt es keine Möglichkeit, wie es wieder zusammengeflickt werden könnte, schließlich liegt das jährliche US-BIP ja gerade einmal bei knapp über USD 15 Billionen.

Die meisten Amerikaner sind jedoch nur auf den kurzfristigen Ausblick fokussiert, was schlicht darauf zurückzuführen ist, dass auch die Massenmedien nur die kurzfristige Entwicklung im Blick haben. Diese Woche ist alles in Ordnung und auch letzte Woche war alles in Ordnung – es gibt also keinen Grund, sich Sorgen zu machen, oder?

Leider werden sich die wirtschaftlichen Realitäten aber nicht ändern, nur weil wir alle kollektiv versuchen, sie zu ignorieren. Die Menschen, die gewillt sind, einen ehrlichen Blick auf die uns bevorstehenden Entwicklungen zu werfen, sind außerordentlich besorgt. Beispielsweise sagt Bill Gross von PIMCO, dass seine Firma „überall Spekulationsblasen“ ausgemacht hat:

„Wir sehen überall Spekulationsblasen, und das soll jetzt nicht dramatisch klingen oder nahelegen, dass sie umgehend platzen werden. Ich will damit nur sagen, dass es bei der Blase am Staatsanleihemarkt und der Blase bei den engen Kreditmargen und den Preisen für hochrentierende Papiere unter Umständen bedeutende Verwerfungen geben könnte.

… das legt nahe, dass die Blase gestützt und weiter aufgebläht werden kann, solange die Fed, die Bank von Japan und andere Zentralbanken weiterhin Schecks ausstellen und sich nicht zurückziehen. Sie blähen die Spekulationsblasen auf. Und wenn das aufhört, wird das mit Auswirkungen einhergehen.“

Und es sind ja nicht nur die Vereinigten Staaten, die eine Blasenwirtschaft haben. Fakt ist, dass die gigantische Finanzblase in Japan sogar noch vor der US-Finanzblase platzen könnte. Das Folgende stammt aus einem kürzlich von Graham Summers veröffentlichten Artikel:

„Zunächst einmal ist Japan der zweitgrößte Anleihemarkt der Welt. Wenn die japanischen Staatsanleihen weiterhin fallen und die Renditen in die Höhe getrieben werden, wird dies zu einer tektonischen Veränderung im weltweiten Finanzsystem führen. Können Sie sich noch daran erinnern, welche Auswirkungen Griechenland auf die Vermögenspreise hatte? Der griechische Anleihemarkt entspricht nicht einmal 3% des japanischen.

Über viele Jahrzehnte hinweg wurden japanische Anleihen als ´risikofrei` erachtet, was dazu führte, dass die Anleger bereit waren, Japan zu extrem niedrigen Zinssätzen Geld zu leihen. Dies hat es der japanischen Wirtschaft – der zweitgrößten Wirtschaft der Welt – ermöglicht, sich durchzuwurschteln.

Also: Wenn die japanischen Anleihen zu implodieren beginnen, bedeutet das:

1. Der zweitgrößte Anleihemarkt der Welt tritt in einen Bärenmarkt ein – was mit entsprechenden Liquidierungen der weltweiten institutionellen Anleger einhergehen wird.
2. Die zweitgrößte Wirtschaft der Welt wird kollabieren, und das wird Auswirkungen auf die weltweiten Exporte haben.

Bei beiden Punkten handelt es sich für das Finanzsystem um Probleme wahrhaft epischen Ausmaßes.“

Und natürlich ist das ganze weltweite Finanzsystem zum jetzigen Zeitpunkt ein einziger gigantischer Haufen an Risiko und Schulden. Nie zuvor in der Geschichte konnte derartiges beobachtet werden. Wenn man einen Schritt zurücktritt und sich die Zahlen ganz genau anschaut, dann sind sie einfach nur atemberaubend. Die nachfolgenden Daten stammen aus einem meiner früheren Artikel mit dem Titel: „Warum ist die Weltwirtschaft zum Scheitern verdammt? Das globale Finanz-Schneeballsystem in Zahlen“:

  • USD 70.000.000.000.000 – das ist der ungefähre Wert des jährlichen weltweiten BIP.
    USD 190.000.000.000.000 – das ist der ungefähre Wert aller weltweit ausstehenden Schulden. Sie haben sich innerhalb der letzten zehn Jahre fast verdoppelt.
  • USD 212.525.587.000.000 – das ist laut den Daten der US-Regierung der nominelle Wert der von den 25 größten US-Banken gehaltenen Finanzderivate. Aber diese Banken halten gerade einmal Vermögenswerte von rund USD 8,9 Billionen. Mit anderen Worten: Das Derivaterisiko der 25 größten US-Banken ist 24-mal so hoch wie die von ihnen gehaltenen Vermögenswerte.
  • USD 600.000.000.000.000 bis USD 1.500.000.000.000.000 – In diesem Beriech liegen die Schätzungen für den nominellen Wert aller weltweit ausstehenden Finanzderivate. Nehmen wir das obere Ende dieser Schätzung, so beläuft sich das Verhältnis von Derivaten zum weltweiten BIP auf über 21:1.

Die Finanzkernschmelze des Jahre 2008 hätte für die Länder dieser Welt eigentlich ein Weckruf sein müssen. Die Fehler, die stattfanden, hätten korrigiert werden müssen, so dass derartiges nie wieder geschehen würde. Bedauerlicherweise wurde nichts getan. Stattdessen sind unsere Politiker und Zentralbanker nun von dem Gedanken besessen, das System zu reflationieren.

Ja, sie haben noch mehr Schulden aufgetürmt, rücksichtslos Unmengen an Geld gedruckt und die Krise um ein paar Jahre verschleppt. Im Rahmen dieses Prozesses haben sie unsere langfristigen Probleme nur noch schlimmer gemacht. Das Folgende ist ein Auszug aus einem von John Williams von Shadowstats.com kürzlich veröffentlichten Bericht:

„Die wirtschaftliche und systemische Solvenzkrise der letzten acht Jahre hält weiter an. In Wirklichkeit hat es seit dem wirtschaftlichen Abschwung – der 2006 begann und zwischen 2008 und 2009 in einem Zusammenbruch mündete – nie eine Erholung gegeben. Was folgte, war eine verlängerte Phase wirtschaftlicher Stagnation, die sich ab dem zweiten und dritten Quartal 2012 in einen erneuten Rückgang verwandelte.

Die offizielle Erholung, die durch das US-BIP nahegelegt wird, ist eine statistische Erholung, die darauf zurückzuführen ist, dass die Inflation zu gering veranschlagt wurde … Angesichts der Natur des staatlichen Berichtswesens wird man den erneuten Abschwung wahrscheinlich als den zweiten Rückgang einer Double-Dip- oder Multiple-Dip-Rezession auffassen.

Was sich hier weiterhin im Rahmen der systemischen und wirtschaftlichen Krisen abspielt, ist lediglich eine Fortsetzung der Verwerfungen des Jahres 2008. All die außergewöhnlichen Maßnahmen und Interventionen, mit denen ein wenig Zeit gekauft wurde, haben die verschiedenen Krisen nicht lösen können.

Dass diese Krisen weiter anhalten, kann man an der sich eintrübenden Wirtschaftsaktivität und den panikartigen Maßnahmen der US-Notenbank erkennen, die proaktiv US-Staatsanleihen in einer Rate monetisiert, die nahelegt, dass das US-Finanzministerium andernfalls nicht in der Lage sein würde, Kredite aufzunehmen.“

Es gibt bereits zahlreiche Hinweise darauf, dass der nächste wirtschaftliche Abschwung nun immer schneller herannaht. Beispielsweise sinken derzeit die Einnahmen von Wal-Mart, Proctor and Gamble, Starbucks, AT&T, Safeway, American Express und IBM.

Würden die Einnahmen von Wal-Mart zurückgehen, wenn sich die Wirtschaft verbessern würde?

Die US-Arbeitslosenneuanmeldungen notierten letzte Woche auf einem 6-Wochenhoch. Wir befinden uns zwar noch nicht in der Gefahrenzone, aber sollten die Arbeitslosenneuanmeldungen die Marke von 400.000 übersteigen, wäre dies ein ernster Warnhinweis.

Und obwohl wir uns gegenwärtig immer noch in einer relativ guten Phase befinden, spricht die US-Bundesregierung schon jetzt davon, dass sie die Sozialleistungen zurückfahren will. Fakt ist, dass es im US-Kongress aktuell Vorschläge gibt, die Zuweisung von staatlichen Lebensmittelmarken erheblich zurückzufahren.

Wenn es bei der Zuteilung von staatlichen Lebensmittelmarken und anderen Sozialprogrammen zu Einsparmaßnahmen kommen sollte, wird das dazu führen, dass eine Menge von Menschen sehr, sehr wütend wird. Und diese Wut und Frustration wird sich sogar noch verstärken, wenn der nächste wirtschaftliche Abschwung einsetzt und Millionen Menschen damit anfangen, ihre Arbeitsplätze und Eigenheime zu verlieren.

Was wir aktuell beobachten können, ist die Ruhe vor dem Sturm. Wollen wir hoffen, dass sie noch so lange als möglich anhält, damit wir mehr Zeit haben, um uns vorzubereiten. Bedauerlicherweise wird diese Blase aus falschen Hoffnungen aber nicht auf immer und ewig anhalten. An irgendeinem Punkt wird es ein Ende finden, und dann wird das Leid seinen Anfang nehmen.

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