Steve St. Angelo, SRSrocco Report, 10.06.2013

Obwohl die Silberinvestmentnachfrage in jüngster Zeit aufgrund des niedrigsten Silberpreises seit über zwei Jahren wieder anzog, könnte es sein, dass dies im Hinblick auf das, was uns in Zukunft noch erwartet, lediglich die Spitze des Eisbergs ist. Gegenwärtig ist sich gerade einmal ein verschwindend kleiner Teil der Anleger des künftigen Potenzials von Silber bewusst – aber das wird sich in den nächsten paar Jahren ändern.

Die Massenmedien warteten in jüngster Zeit mit zahllosen bärischen Prognosen zur Silbernachfrage und zum Silberpreis auf. Egal, ob es nun der Rückgang der industriellen Silbernachfrage war oder das Wegbrechen der Silberinvestmentnachfrage in Indien – an Gründen für derlei Kommentare scheint es ganz offenkundig nicht zu mangeln. Doch all jene, die die grundlegenden Aspekte kennen, die für Silberinvestments sprechen, dürfte das nicht weiter stören.

Das grundlegende Problem bei all den aktuellen bärischen Kommentaren ist, dass sie in der Regel aus einer Branche kommen, deren Prognosen lediglich auf oberflächlichen, veralteten und manipulierten Daten beruhen. Das Weltfinanzsystem wird derzeit mit Billionen US-Dollars an wertlosen Papierinstrumenten am Leben gehalten, mit denen die Fähigkeit der Märkte, eine korrekte Preisfindung vorzunehmen, massiv gestört worden ist. Einige dieser sogenannten Vermögenswerte sind massiv aufgebläht worden, während andere wie Silber unglaublich unterbewertet sind.

Massiv aufgeblähte angebliche Vermögenswerte

Im Bericht des Investment Company Institute über das vierte Quartal 2012 heißt es zum US-Pensionsmarkt, dass dieser gegenwärtig USD 19,5 Billionen wert sei, was gegenüber dem Vorquartal einem Anstieg von USD 200 Milliarden entspricht … Stellen wir diese Daten der Gold- und Silbereigentümerschaft gegenüber, ergibt sich folgendes Bild:

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Aus dem Chart geht hervor, wie unbedeutend Edelmetallinvestments im Vergleich zum gesamten US-Pensionsmarkt sind. Darüber hinaus beläuft sich der Gesamtwert des größten börsennotierten Goldfonds (GLD) und des größten börsennotierten Silberfonds (SLV) gerade einmal auf 1% des gesamten des IRA-Markts [staatlich bezuschusster Rentensparplan; USD 5,4 Billionen].

Ja aber wie kann das sein? Wie konnte die Öffentlichkeit in derart riesige Mengen an Papiervermögenswerten gelockt werden, wo Gold in der Vergangenheit doch immer Teil der Portfolien von Privatanlegern gewesen ist? Die Antwort auf diese Frage dürfte sein, dass die Öffentlichkeit seit vier Jahrzehnten, seit der Aufgabe der Golddeckung des US-Dollars, an Gedächtnisverlust leidet.

Das Finanzsystem ist eine einzige Katastrophe. Das Einzige, was die weltweite Papierfassade noch zusammenhält, sind die permanenten geldpolitischen Belebungsmaßnahmen und Anleiheaufkaufprogramme der weltweiten Zentralbanken. Diese Maßnahmen haben aber nur eine bestimmte Lebensspanne – und könnten schon bald Geschichte sein.

Silberinvestmentnachfrage & Silberpreis

Ein Fehler, den der typische Analyst heutzutage macht, ist, eine Silberpreisprognose zu erstellen, die auf der Industrienachfrage beruht. Und obschon die Industrienachfrage eine der Triebkräfte ist, die den Silberpreis bestimmen, ist es die Investmentnachfrage, die in den letzten sieben Jahren den überwältigen und bestimmenden Einfluss auf den Silberpreis hatte.

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Von 2005, als der Silberpreis richtig abzuheben begann, bis 2011, als das weiße Metall auf ein neues Jahreshoch von USD 35,12 pro Unze kletterte, schwankte die industrielle Silbernachfrage zwischen 450 Millionen und 500 Millionen Unzen pro Jahr. Die Gesamtsilbernachfrage der Anleger (Münzen, Medaillen & Netto-Investmentnachfrage) stieg hingegen von knapp 100 Millionen Unzen in 2005 auf über 250 Millionen Unzen in 2012. Und genau dieser riesige Anstieg bei der Investmentnachfrage war es dann auch, der den Silberpreis auf neue Hochs trieb.

Zum Leidwesen der Edelmetallinvestoren war der massive Anstieg bei der Investmentnachfrage für die Zentralbanker aber dann doch zu viel des Guten, weshalb die Silberinvestmentnachfrage in 2012 nach einem Rekord von fünf Margin-Erhöhungen bei den Future-Kontrakten im Mai 2011 und fortwährenden Marktmanipulationen seitens der Zentralbanken wieder zurückging.

Das ist unschwer zu erkennen, wenn man sich in der oben stehenden Grafik die Nachfrage nach Münzen und Medaillen (untere goldfarbene Balken) anschaut und sie mit dem ebenfalls im Chart ausgewiesenen Silberpreis vergleicht. Während die Verkäufe staatlicher Anlage- und Sammlermünzen von 40 Millionen Unzen in 2007 bis 2008 auf ihren Höhepunkt von 118 Millionen Unzen kletterten, erreichte auch der Silberpreis seinen Höhepunkt. Doch als die Nachfrage nach staatlichen Münzen wie Silver Eagles und Canadian Maple Leafs dann in 2012 um 21% auf 93 Millionen Unzen sank, fiel auch der Silberpreis.

Und dasselbe lässt über die Nachfrage nach Silberbarren sagen. Laut den Daten der World Silver Survey 2013 sank die Nachfrage nach Silberbarren von rund 101 Millionen Unzen in 2011 auf 53 Millionen Unzen in 2012. Innerhalb von gerade einmal zwölf Monaten ist die aus diesen beiden Quellen herrührende Silberinvestmentnachfrage also um 73 Millionen Unzen oder 33% zurückgegangen.

Kurze Anmerkung zur Preismanipulation von Edelmetallen

Überraschenderweise gibt es zahlreiche Diskussionen darüber, ob bei den Edelmetallen eine Marktmanipulation stattfindet oder nicht. Einige sehr renommierte Edelmetallanalysten sind der Auffassung, dass das ganze Konzept der Marktmanipulation einfach nur Blödsinn ist. Für sie ist es schlicht eine Frage von Angebot und Nachfrage.

Wir haben hier aber tatsächlich ein Problem vorliegen: Wie um Himmels willen sollen die Märkte in der Lage sein, einen Rohstoff preislich korrekt zu bewerten, wenn die Mehrheit der weltweiten Zentralbanken den Wert ihrer entsprechenden Fiatwährungen durch Anleihekäufe manipuliert und kontrolliert? Durch die anhaltenden Manipulationen in den Anleihe- und Währungsmärkten haben die Zentralbanken eine künstliche Nachfrage nach Papiervermögenswerten geschaffen, während sie versuchten, die physische Nachfrage nach Gold und Silber zu vernichten.

Weltweite Silberinvestmentnachfrage: Eine tickende Zeitbombe

Im nächsten Chart sehen Sie, wie stark die Silberinvestmentnachfrage in den letzten fünf Jahren gestiegen ist.

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2007 wurden alle weltweiten Silberinvestments noch mit USD 500 Millionen veranschlagt. Fünf Jahre später, 2012, lag dieser Betrag aber bereits bei fast USD 8 Milliarden. Und obschon sich das vielleicht nach einer großen Sache anhört, ist diese Zahl völlig unbedeutend, wenn man sie den Dollarbeträgen gegenüberstellt, die weltweit herumgeschleudert werden.

Würden wir alle weltweiten Silberinvestments von 2007 bis 2012 zusammenrechnen, kämen wir auf USD 26,4 Milliarden. Ja richtig – USD 26,4 Milliarden. Das ist eine läppische Zahl, wenn man bedenkt, dass allein die US-Notenbank jeden Monat US-Staatsanleihen und hypothekarisch besicherte Wertpapiere (MBSs) im Wert von USD 85 Milliarden aufkauft.

Die US-Notenbank hat also im letzten Monat mehr MBSs aufgekauft, als die gesamte Welt innerhalb der letzten fünf Jahre in Silber investiert hat. Wenn wir diese beiden Zahlen einander gegenüberstellen, wird sofort deutlich, wie durchgeknallt das gesamte System mittlerweile ist.

Und die Zentralbanken werden mit ihrem Irrsinn der geldpolitischen Belebungsmaßnahmen zur Stützung der weltweiten Finanzmärkte weitermachen – und zwar solange, bis das ganze System implodiert. Und haben die US-Notenbank und die anderen Zentralbanken die Kontrolle über das Papierspiel erst einmal verloren, wird es zu einer wilden Flucht aus den Papierinstrumenten in Richtung physischer Vermögenswerte kommen.

Die Wenigsten sind sich im Klaren darüber, aber die Silberinvestmentnachfrage ist eine tickende Zeitbombe.

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