David Franklin, Sprott Asset Management, 17.06.2013

Während die Indische Rupie gegenüber dem US-Dollar auf neue Tiefs fällt und das Außenhandelsdefizit des Landes auf Rekordhochs notiert, beschreitet die Indische Reservebank (RBI) den leichtesten Weg, um beide Probleme gleichzeitig anzugehen: Sie hat Gold den Krieg erklärt.

In unserem Chart der Woche sehen Sie die indische Außenhandelsbilanz von 1970 bis Ende 2012. Wie aus dem Chart hervorgeht, ist das indische Außenhandelsdefizit auf Rekordhochs gestiegen und verschlechtert sich weiter. Einfach gesagt tritt ein Außenhandelsdefizit immer dann auf, wenn die Gesamtimporte eines Landes größer sind als seine Gesamtausfuhren; eine solche Situation verwandelt ein Land gegenüber dem Rest der Welt in einen Nettoschuldner. Indien ist der größte Goldkonsument der Welt und praktisch das gesamte für die Inder bestimmte Gold muss eingeführt werden, was maßgeblich zu dem Außenhandelsdefizit beitrug.

indische-außenhandelsbilanz-1970-2014

Die RBI hat nun die Fronten abgesteckt und die Goldimporte als Hauptschuldigen ausgemacht. Die Zentralbank hat in den letzten paar Monaten eine Serie von Maßnahmen verkündet, wozu auch Einschränkungen bei der Vergabe von goldbesicherten Krediten und Einschränkungen bei den Goldimporten gehören.

Die allerjüngste Aktion im Rahmen dieses Maßnahmenkatalogs war die Erhöhung des Einfuhrzolls auf Gold auf 8% Anfang Juni, wodurch der Einfuhrzoll, der erst zu Beginn dieses Jahres erhöht worden war, seit Dezember 2012 verdoppelt wurde. Darüber hinaus hat die RBI die Banken gebeten, für inländische Käufer kein Gold mehr auf Kommissionsbasis zu importieren, und sie besteht nun darauf, dass bei Akkreditiven [zur internationalen Zahlungsabwicklung] die Rechnungssumme zu 100% als Sicherheit hinterlegt wird.

Die jüngsten Einschränkungen wurden erlassen, nachdem die Goldimporte aufgrund des niedrigen Goldpreises von 142 Tonnen im April auf 162 Tonnen im Mai schossen. Im Rahmen der indischen Kampagne gegen Goldimporte drängte der indische Finanzminister P. Chidambaram die Banken sogar, ihren Kunden nahezulegen, nicht in Gold zu investieren: „Ich glaube die Reservebank hat den Banken empfohlen, keine Goldmünzen zu verkaufen,“ so Chidambaram während einer Veranstaltung in Mumbai.

Für viele der 1,24 Milliarden Inder ist Gold ein Synonym für Ersparnisse und Sicherheit. Von den 650.000 indischen Dörfern haben gerade einmal rund 36.000 eine Bankfiliale, was bedeutet, dass die arbeitende Bevölkerung einen Großteil ihrer Vermögenswerte in Form von Goldmünzen und Goldschmuck hält.

Darüber hinaus gehen weite Teile der Nachfrage auf die kulturelle Bedeutung von Gold zurück, da das gelbe Metall in Indien bei Hochzeiten und anderen Feierlichkeiten unabdingbar ist. Wir gehen davon aus, dass es kaum etwas gibt, was die RBI tun kann, um den Goldkonsum zu unterdrücken, und die Maßnahmen der Zentralbank werden höchstens dazu führen, dass der Goldhandel in die Untergrundwirtschaft (Schmuggel, ausländische Handelszentren) gedrängt wird.

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