Tekoa Da Silva, Bullmarketthinking.com, 21.06.2013

Winston Churchill sagte einst: „Umso weiter man zurückblickt, desto weiter kann man in die Zukunft blicken“, und es ist in der Tat so, dass historische Präzedenzfälle eines der wenigen Werkzeuge sind, die uns zur Verfügung stehen, wenn wir uns bedeutende Markttrends, in unserem Falle den Trend bei Gold, anschauen.

Die Phase, die am stärksten mit dem heutigen Goldbullenmarkt in Verbindung gebracht und verglichen wird, sind die 70er Jahre. Während dieses Jahrzehnts stieg Gold von USD 35 pro Unze auf ein Intraday-Hoch von über USD 900 pro Unze im Januar 1980. Gold verteuerte sich in der Spitze also um das 26-fache.

Und wenn wir auf den aktuellen Bullenmarkt blicken – bei dem das gelbe Metall zu Beginn mit USD 250 pro Unze notierte und heute bei USD 1.400 pro Unze liegt –, stellen wir fest, dass sich Gold bisher um den Faktor 5,5 verteuert hat, was lediglich einem Bruchteil des Faktors 26 entspricht, der während der 70er Jahre erzielt wurde.

Doch warum scheint der heutige Bullenmarkt wesentlich problematischer zu sein als sein Vorgänger in den 1970er Jahren? Warum gibt es heute eine bedeutend höhere Volatilität? Warum gibt es heute viel mehr „Manipulationen“, „Panik“ und alle möglichen anderen hässlichen Sachen, die es damals nicht gab? Die Antwort: Dem ist nicht so.

Der heutige Goldbullenmarkt ist genauso zahm und ruhig, wie man es von ihm erwarten würde. Er fühlt sich nur so emotional an, weil wir ihn derzeit persönlich durchleben.

Darüber hinaus ist die aktuelle, seit zwei Jahren anhaltende Goldpreiskonsolidierung nichts im Vergleich zu der Korrektur, die Gold in der Mitte seines Zyklus in den 70er Jahren hinlegte.

Wie eingangs erwähnt, nahm der damalige Bullenmarkt 1970 mit einem Goldpreis von USD 30 pro Unze seinen Anfang. Danach kämpfte sich das gelbe Metall bis zum Jahr 1974 auf USD 180 pro Unze, was einer Teuerung von 500% entspricht, und legte im Anschluss eine kurze Verschnaufpause ein:

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Am 14.08.1974 geschah dann etwas Interessantes: Der amtierende Präsident Gerald Ford unterzeichnete ein Gesetz, mit dem die Präsidialverfügung „Executive Order 6102“, die US-Bürgern den Besitz von Gold untersagte, zum 31.12.1974 aufgehoben wurde.

Erstmals seit einer Generation war es den Amerikanern wieder erlaubt, physisches Anlagegold zu halten. In Erwartung dieses Goldbefreiungstags kam es zu einem Preisausbruch, bei dem Gold bis auf USD 195 pro Unze schoss, was es den Insidern (Banken und Regierungen) zweifelsohne erlaubte, aus ihren Positionen zu gehen und der Öffentlichkeit das Metall, das sie bei USD 35 pro Unze erworben hatten, zu Höchstpreisen zu verkaufen.

Wie aus der nachfolgenden Grafik hervorgeht, brach der Goldpreis nach dem Befreiungstag im Dezember die darauffolgenden 18 Monate um 48% ein. Der Goldpreis sank von seinem Hoch von USD 195 pro Unze bis August 1976 auf USD 100 pro Unze.

Viele Ehemänner und Väter sahen während dieser Phase wie Vollidioten aus – sie wurden von den aalglatten Brokern und Bankstern wieder einmal übers Ohr gehauen. All jene, die Gold genau am Befreiungstag, dem 31.12.1974, mit USD 195 pro Unze gekauft hatten, standen nun vor der Herausforderung, das Preistief von USD 100 pro Unze durchzustehen – und viele von ihnen mussten dabei zusehen, wie andere Goldbugs das Handtuch warfen und sich sagten: „Wenigsten habe ich nicht alles verloren.“

Von Panik erfasste Verkäufer wurden von den Mainstream-Finanzfirmen in ihrer Verkaufsentscheidung noch bestärkt, was für das Smart Money zweifelsohne den perfekten Wiedereinstiegspunkt darstellte, um die zuvor an die amerikanische Öffentlichkeit abverkauften Positionen für den bevorstehenden Aufstieg wieder zurückzukaufen.

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Wenige Tage nachdem Gold auf USD 100 pro Unze gesunken war, gab Citibank eine Erklärung heraus, in der es hieß:

„Die Wirtschaftserholung ist jetzt in den meisten Ländern im Gang und wird höchstwahrscheinlich das nächste Jahr anhalten. Gold wird als Investment einiges an Attraktivität verlieren … und da die Inflation zurückgeht … rechnen wir mit der Möglichkeit, dass der Preis auf bis zu USD 60 pro Unze sinken kann.“

Diese Erklärung markierte für die Meisten „das Ende“ des Goldbullenmarkts, und Fakt ist, dass sich die überwiegende Mehrheit von Gold als weiterem gescheiterten Investment, das der Öffentlichkeit angedreht wurde, tatsächlich verabschiedete und wieder voller Vertrauen der US-Regierung und den Bankern zuwandte.

Für eine kleine Zahl an Anlegern fing die wirklich aufregende Geschichte 1976 bei USD 100 pro Unze aber gerade erst an, da der vorausgegangene 48%ige Goldpreiseinbruch lediglich eine Bereinigung in der Mitte des Goldbullenmarktzyklus darstellte – ein Punkt, wo der Bulle alle bis auf die härtesten und überzeugtesten Halter des Metalls abschüttelte. Erst danach, während der darauffolgenden vier Jahre von 1976 bis 1980, explodierte Gold von USD 100 pro Unze auf über USD 920 pro Unze.

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Wenn wir auf die Kursentwicklung der 70er Jahre blicken, können wir uns sicher sein, dass entsetzliche Korrekturen zu Bullenmärkten ganz einfach dazugehören. Darüber hinaus ist es so, dass die Mainstream-Stimmen den Markt immer dann auf die heftigste Art und Weise attackieren, wenn dieser gerade genau sein Tief ausbildet oder in der Nähe seines Tiefs notiert – sei es nun, weil sie einfach die öffentliche Meinung reflektieren oder weil sie vom Smart Money gesteuert werden, das erneut in die Positionen einsteigen will.

Im Kontext der historischen Marktdaten scheint es so, als wäre die aktuelle Goldpreiskorrektur im Vergleich zu dem Bereinigungsprozess von 1976 noch harmlos:

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Damit die aktuelle Goldpreiskorrektur an die Korrektur von 1976 herankäme, müsste Gold um weitere 35% fallen und auf das Niveau von USD 900 pro Unze absinken. Fakt ist, dass sich das Metall aber selbst dann aufgrund seiner Fundamentaldaten immer noch in seinem säkularen Bullenmarkt befände.

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All jene, die bei den heutigen Preisniveaus nach einem Tief Ausschau halten, sollten dabei auch die Schlagzeilen der Mainstream-Finanzfirmen als Indikator im Auge behalten. Beispielsweise:

  • 23.04.2013 – Goldman Sachs: „Rechnen Sie mit weiteren Rückgängen … da die Überzeugung, Gold zu halten, weiter zurückgeht … und es im weiteren Jahresverlauf zu einer erneuten Beschleunigung des US-Wachstums [kommen wird].“
  • 16.05.2013 – Credit Suisse: „[Rechnen Sie mit] USD 1.000 in fünf Jahren … da die Inflation scheitert, sich weiter zu beschleunigen, und die schlimmsten Risiken der Weltwirtschaft abnehmen.“

Hierzu sollte jedoch noch angemerkt werden, dass sich die bärischen Goldkommentare seitens der Mainstream-Presse, die die letzten zwei Jahre veröffentlicht worden sind, mit jedem weiteren Artikel nur noch mehr bewahrheitet haben, da Gold immer stärker gefallen ist.

Wenn wir jetzt abschließend noch einmal den Goldbullenmarkt der 70er Jahre (bei dem sich das Metall um den Faktor 24 verteuerte)mit dem aktuellen Goldbullenmarkt (bei dem sich Gold um den Faktor 5,5 verteuerte) vergleichen, sehen wir, dass der Bullenmarkt der 70er Jahre den aktuellen Bullenmarkt immer noch massiv in den Schatten stellt:

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Fazit: Die emotionale Herausforderung, im heutigen Goldbullenmarkt an seinen Positionen festzuhalten, ist erheblich. Zu dieser Herausforderung kommt noch hinzu, dass die Mainstream-Finanzmedien fortwährend das Ende des Goldbullenmarkts verkünden.

Wenn aber die Geschichte unser Leitfaden ist, dann sind diese bärischen Kommentare schlicht ein Teil der Reise und gehören einfach dazu, genauso wie die drastischen und erschreckenden Preiseinbrüche.

Bewaffnet mit Geschichte müssen diese Phasen aber nicht emotional sein – in Wirklichkeit sind sie ziemlich normal, und Gold bewegt sich ganz so, wie man es erwarten würde.

Und am wichtigsten ist, wie Sie auf die Variablen des heutigen Marktes reagieren. Ihre Aktionen entscheiden darüber, ob es sich bei Gold um ein weiteres gescheitertes Investment handelt oder ob die gewaltige und profiträchtige Reise weitergeht.

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