Michael Snyder, The Economic Collapse, 12.07.2013
Haben Sie jemals einen Katastrophenfilm gesehen, der so schlecht ist, dass er schon wieder gut ist? Nun, das ist genau das, was Syfys neuer Fernsehfilm mit dem Titel „Sharknado“ ist. In dem Film sorgen wilde Wettermuster dafür, dass menschenfressende Haie vom Himmel herabstürzen. Das hört sich unglaublich lächerlich an, und das ist es auch. Hier können Sie sich den Trailer zum Film anschauen.
Bedauerlicherweise können wir derzeit beobachten, wie in der realen Welt eine ähnlich lächerliche Entwicklung vonstattengeht. In den USA verkünden die Massenmedien ohne Unterlass, dass die US-Wirtschaft in bester Verfassung sei, weil sich das Jobwachstum „beschleunigt“ – und das obwohl die USA im letzten Monat 240.000 Vollzeitjobs verloren haben – und der US-Aktienmarkt die letzten Tage auf neue Allzeithochs geklettert ist.
Die Massenmedien scheinen nicht die geringste Ahnung von all den finanziellen Sturmwolken zu haben, die gegenwärtig am Horizont aufziehen. Die für einen Finanz-Tornado notwendigen Rahmenbedingungen kommen nun immer schneller zusammen – und wenn es knallt, dürften wir uns noch wünschen, dass lediglich fliegende Haie unser Problem sind.
Im Folgenden finden Sie zehn Gründe, warum die Weltwirtschaft jetzt kurz davor steht, ihr eigene Version von „Sharknado“ zu erleben:
1. Die finanzielle Lage Portugals verschlimmert sich zusehends, was auf eine politische Krise zurückzuführen ist. Alles begann vor 14 Tagen, als der portugiesische Finanzminister Vitor Gaspar zurücktrat:
„´Durch Gaspars Rücktritt am 01.07.2014 wurde die Büchse der Pandora geöffnet,` so Nicholas Spiro, der Geschäftsführer von Spiro Sovereign Strategy. ´Die portugiesischen Politiker, vom Präsidenten abwärts, erachten den Rücktritt Gaspars – dem Architekten der von der Troika eingeforderten Fiskal- und Strukturreformen – nun als grünes Licht für eine neue öffentliche Debatte über das Rettungsprogramm. Aber die Art, wie diese Debatte geführt wird, mit einem Präsidenten, der den Premierminister und den Oppositionsführer untergräbt und darauf aus ist, die Bedingungen für das Rettungspaket neuzuverhandeln, verschreckt die Märkte.`“
Die portugiesische Bevölkerung wird immer nervöser, während die Nation nun genau denselben Weg einschlägt, den Griechenland bereits gegangen ist. Niemand scheint eine Lösung zu haben, während die wirtschaftlichen Probleme weiter eskalieren. Laut Reuters hat der portugiesische Präsident sogar noch Öl ins Feuer gegossen, indem er für Anfang nächsten Jahres Neuwahlen forderte:
„Portugals Präsident stiftete im geretteten Euroland am Donnerstag Verwirrung, als er den Plan zur Schlichtung des Regierungsstreits ablehnte und laut seiner Kritiker eine ´Zeitbombe` zündete, indem er für Anfang nächsten Jahres Neuwahlen forderte.“
Und aufgrund all dieser Instabilitäten in Portugal sind die Zinssätze für portugiesische Staatsanleihen in der zweiten Juliwoche auf 7,51% geschossen. Das ist ein sehr unheilvolles Zeichen.
2. Die Wirtschaftsdepression in Griechenland verschlimmert sich zusehends, und es wird gemeldet, dass Griechenland seine Austeritätsziele, die dieses Jahr angeblich umgesetzt werden sollen, nicht einmal ansatzweise erreichen wird:
„Ein durchgesickerter Bericht der Europäischen Kommission bestätigt, das Griechenland seine Austeritätsziele abermals massiv verfehlen wird. In dem Bericht wird behauptet, dass es Griechenland an ´Bereitschaft und Fähigkeiten` mangelt, Steuern einzuziehen. Fakt ist, dass Athen die Ziele aufgrund seiner immer noch im freien Fall befindlichen Wirtschaft verfehlt, und das ist wiederum auf den Austeritäts-Overkill zurückzuführen.
Die griechische Denkfabrik IOBE rechnet damit, dass das BIP dieses Jahr um 5% fallen wird. Die Denkfabrik erklärte privat gegenüber Journalisten, dass diese Zahl am Ende auch bei -7% liegen könnte.“
Ein weiterer 7%iger Rückgang der griechischen Wirtschaft?
Die griechische Wirtschaft schrumpft bereits seit mehreren Jahren in Folge.
Wir haben jetzt einen Punkt erreicht, wo die wirtschaftliche Katastrophe in Griechenland kaum noch überschätzt werden kann. Das Folgende stammt aus einem jüngst von Simon Black veröffentlichten Artikel:
„Athen – Mein Freund Illias nimmt einen Zug von seiner Zigarette und denkt über meine Frage nach.
´Unsere Regierung erzählt uns, dass wir in einem Jahr besser da stehen werden. Niemand glaubt ihnen. Alles, was wir tun können, ist optimistisch zu sein. Es gibt aktuell zu viele Menschen, die sich das Leben nehmen.`
Diese Aussage fasst die aktuelle Lage in Griechenland wahrscheinlich am besten zusammen. Es ist so, als hätte sich die Hoffnungslosigkeit nun totgelaufen, und das Einzige, mit dem die Griechen sie ersetzen können, ist verzweifelter und falscher Optimismus. Und Wut.
In Griechenland leben rund 11 Millionen Menschen. 3,5 Millionen von ihnen gehen einer Arbeit nach, wobei rund ein Drittel der Arbeiterschaft für die Regierung arbeitet.
Offiziell sind 1,34 Millionen Griechen arbeitslos. Um das einmal ins Verhältnis zu setzen: Das wäre so, als wären in den USA offiziell 36 Millionen Menschen arbeitslos.
Noch erschreckender wird es, wenn man der Arbeitslosenrate noch die ´inaktiven` Arbeiter hinzurechnet – also all jene, die die Suche nach einer neuen Arbeit bereits aufgegeben haben –, denn dann sind 57% der gesamten griechischen Arbeiterschaft arbeitslos.“
3. Die Wirtschaftskrise in Italien – dem drittgrößten Land der Eurozone – hat einen weiteren tragischen Höhepunkt erreicht. Die italienische Arbeitslosenrate ist auf 12,2% gestiegen, was die höchste Arbeitslosenrate der letzten 35 Jahre ist. Im Schnitt schließen in Italien täglich 134 Einzelhandelsgeschäfte, und die Staatsschulden wurden jüngst auf eine Stufe über Ramschstatus abgewertet:
„Italiens schwelende Krise flammt wieder auf. Mit seinem Schuldenkurs ist das Land die letzten zwei Jahre in den Gefahrenbereich abgetaucht. Die Schulden des Landes in Höhe von EUR 2,1 Billionen – 129% des BIP – dürften bereits so hoch sein, dass der Punkt, an dem es für das Land ohne eigene Währung noch ein Zurück gibt, bereits überschritten sein dürfte.
Standard & Poor´s hat das aber nicht direkt ausgesprochen, als es die Schulden Italiens am Dienstag auf BBB, also nahe des Ramschstatus abwertete. Liest man aber zwischen den Zeilen, dann steht Standard & Poor´s praktisch kurz davor, zu verkünden, dass das Spiel für Italien aus ist.“
4. Es gibt Gerüchte, dass einige der größten Banken der Welt in massiven Schwierigkeiten stecken. Beispielsweise beharrt Jim Willie – ein Finanzautor, der in der Regel sehr solide Informationen veröffentlicht – darauf, dass die Deutsche Bank kurz vor dem Zusammenbruch steht:
„Die besten Informationen, die mich erreichen, deuten darauf hin, dass es derzeit drei große westliche Banken gibt, bei denen die Gefahr droht, dass sie über Nacht zusammenbrechen, was außergewöhnliche Rettungsmaßnahmen notwendig machen würde, um deren Scheitern zu verhindern. Es handelt sich hierbei um die Deutsche Bank in Deutschland, Barclays in London und die Citibank in New York.
[…] die nächste Bank, die stirbt, dürfte aller Vorausschau nach die Deutsche Bank sein. Sie ist überfrachtet mit Bilanzierungstricks [und Problemen bezüglich] ihrer Kreditsicherheiten, was von langlaufenden US-Staatsanleihen über andere Staatsanleihen aus dem Süden Europas bis hin zu außerbörslich gehandelten Derivaten und Devisenkontrakten reicht. Die Deutsche Bank ist ein lebender Toter.“
Na wir werden ja sehen. Aber zweifelsohne ist es so, dass das weltweite Finanzsystem derzeit extrem anfällig ist.
Die meisten Amerikaner glauben ja, dass die Probleme, die den Finanz-Crash des Jahres 2008 ausgelöst haben, gelöst worden sind – aber das ist mit Sicherheit nicht der Fall. Fakt ist, dass unser Finanzsystem heute bedeutend wackeliger ist als vor Ausbruch der letzten Finanzkrise. Wenn eine Großbank in die Knie geht, könnte es sein, dass die anderen ebenfalls wie Dominosteine umkippen werden.
5. Direkt vor der Finanzkrise des Jahres 2008 schoss der Ölpreis dramatisch in die Höhe. Nun, genau dasselbe lässt sich aktuell wieder beobachten. Der Ölpreis kletterte am Freitag auf USD 106 pro Barrel. Sollte der Ölpreis weiter mit dieser Rate steigen, kommen auf die weltweiten Wirtschaften jede Menge Probleme zu.
Und ich hatte ja jüngst erst darüber berichtet, dass jedes Mal, wenn in den letzten drei Jahren der Preis für einen Liter Benzin in den USA auf über USD 1,00 gestiegen ist, ein Rückgang an den Aktienmärkten einsetzte.
Am Freitag notierte der Durchschnittspreis für einen Liter Benzin in den USA bei rund USD 0,93. Man sollte diese Zahl besser genau im Auge behalten.
6. Die Hypothekenzinsen explodieren:
„Der durchschnittliche US-Zinssatz für festverzinsliche Hypotheken mit 30-jähriger Laufzeit stieg diese Woche auf 4,51%, das ist ein Zweijahreshoch. Die Zinsen stiegen aufgrund von Erwartungen, dass die US-Notenbank ihre Anleihekäufe noch in diesem Jahr verringern wird.
Der Hypothekenkäufer Freddie Mac erklärte am Donnerstag, dass der 30-jährige Kredit von 4,29% in der Vorwoche auf nun 4,51% gestiegen ist. Vor gerade einmal zwei Monaten lag der Zinssatz noch bei 3,35%, also nur knapp über dem Rekordtief von 3,31%.“
Das droht, den US-Immobilienmarkt in eine neue Schwächephase zu stürzen, die schlimmer ausfallen könnte, als der Rückgang, den wir während der letzten Rezession sahen.
7. Die bevorstehende Berichtssaison der Aktienkonzerne könnte extrem enttäuschend ausfallen. Fakt ist, dass der Prozentsatz der Unternehmen, die für dieses Quartal Gewinnwarnungen herausgegeben haben, auf einem Niveau notiert, das noch nie zuvor beobachtet werden konnte.
Ist das ein Hinweis darauf, dass sich die Wirtschaftsaktivität bedeutend abschwächen wird?
8. Die US-Aktien notieren aktuell auf extrem hohen Niveaus. Laut Graham Summers notieren die Aktien derzeit im Vergleich zu ihrem gleitenden Schnitt so hoch wie seit 20 Jahren nicht mehr: „Der S&P 500 liegt aktuell ganze 30% über seinem gleitenden 200-Tage-Schnitt. In den letzten 20 Jahren gab es nie eine Phase, wo die Aktien so stark nach oben hin ausgebrochen sind.“
9. Die schnell steigenden Zinssätze sorgen aktuell dafür, dass der Anleihemarkt an seinen Rändern auseinanderzubrechen beginnt. Es besteht die Sorge, dass der 30-jährige Bullenmarkt bei Anleihen nun vorbei ist und die Anleger damit beginnen, ihr Geld immer schneller aus Anleihen abzuziehen. Fakt ist, dass allein im Juni USD 80 Milliarden aus dem Anleihemarkt abgezogen wurden.
10. Die schnell steigenden Zinssätze könnten überdies jederzeit zu einem Zusammenbruch des Finanzderivatemarkts führen. Ich erinnere in diesem Zusammenhang immer wieder daran, dass aktuell ausstehende Zinsderivate mit einem Nominalwert von USD 441 Billionen in der Welt herumschwirren.
Sollten die Zinssätze weiterhin explodieren, könnten wir wohlmöglich eine absolut beispiellose Finanzkatastrophe erleben, bei der die systemrelevanten Banken am gefährdetsten wären.
USA Today meldete jüngst, dass der Handel mit Finanzderivaten in den Vereinigten Staaten von gerade einmal fünf Großbanken dominiert wird:
„Die fünf größten US-Banken – JPMorgan, Goldman Sachs Inc., Bank of America Corp., Citigroup Inc. und Morgan Stanley – stellen über 90% aller Derivate-Kontrakte. Die Regulierungsbehörden gehen davon aus, dass fast die Hälfte aller Finanzderivate außerhalb der Vereinigten Staaten gehandelt werden.“
Können Sie sich die Finanz-Verheerung vorstellen, die wir erleben könnten, sollten einige dieser Banken gleichzeitig zusammenbrechen?
Wenn Sie mitbekommen, dass die Massenmedien damit anfangen, über eine „Derivate-Krise“ zu berichten, an der mehrere Großbanken beteiligt sind, dürfte das ein sicherer Hinweis darauf sein, dass eine Katastrophe bevorsteht.
Die meisten Amerikaner wissen nicht, dass sich Wall Street in das größte Casino der Menschheitsgeschichte verwandelt hat. Und die meisten Amerikaner haben keine Ahnung davon, dass die Großbanken buchstäblich Tag für Tag einen finanziellen Drahtseilakt vollführen.
Alles, was es braucht, ist ein falscher Schritt und schon haben wir es mit einer Finanzkrise zu tun, die schlimmer ist als die von 2008. Also: Genießen Sie diese kleine blase falscher Prosperität, solange es Ihnen noch möglich ist. Allzu lange dürfte es nicht mehr anhalten.