Rick Rule, der Vorsitzende und Gründer von Sprott Global, nahm jüngst an einer Telefonkonferenz teil, wo er Kunden Fragen zur aktuellen Lage bei Gold und Silber beantwortete

Sprott Asset Management, 10.07.2013

Wie wird es mit Gold und Silber weitergehen?

Rick Rule: Sie werden sich extrem volatil verhalten. Aber das sind Phasen, wo sich Gold und Silber im Laufe der Zeit gut entwickelt haben. Wir sollten uns hier an die Worte meines Freundes John Mauldin erinnern: „Wir wollen Dinge besitzen, die Zentralbanker nicht drucken können.“ Und Gold und Silber können sie nicht drucken.

Gegenwärtig sehen wir eine klassische Umverteilung von einer Gruppe von Besitzern zu einer anderen. Der Goldpreis und der Silberpreis sind die letzten zehn Jahre durch die Futures-Märkte bestimmt worden, nicht die physischen Märkte. Die Futures-Märkte sind sehr stark gehebelt und Momentum-getrieben. Aktuell bauen die Finanzinstitutionen ihre Carry-Trades ab. Bei den Käufern handelt es sich hingegen um Personen, die nicht mit Fremdkapital arbeiten und weltweit Rekordmengen an physischen Gold und Silber kaufen. Und auch eine Reihe von Zentralbanken in den Schwellenländern erhöht zurzeit ihre Goldreserven.

Die indische Zentralbank setzt indes alles daran, um die Privatkäufe von physischen Gold und Silber zu unterbinden. Die indische Regierung hat historisch gesehen immer versucht, den legalen Zugang zu Gold und Silber zu erschweren. Die Inder treten unterdessen aber freudig in den echten Markt ein und schmuggeln das Gold einfach. Ich glaube, dass die indische Regierung mit ihren Bemühungen scheitern wird.

Wir ist Ihr Ausblick für Gold und Silber, sollte es der US-Notenbank tatsächlich gelingen, die quantitative Lockerung (QE) zu beenden, ohne dabei eine galoppierende Inflation vom Zaum zu reißen?

Rule: Ich weiß nicht, aber sie würden sinken. Ich habe erhebliche Zweifel, dass die Federal Reserve in der Lage ist, bei QE auszusteigen. Sie versorgen die Banken mit Liquidität und geben mehr Schulden aus, als verkauft werden können. Aktuell belaufen sich die offiziell im US-Bundeshaushalt ausgewiesenen Verbindlichkeiten auf USD 1,5 Billionen pro Jahr. Sie finanzieren es durch den Verkauf von USD 750 Milliarden an Schulden und das Drucken von USD 750 Milliarden an Schulden, die sie dann nutzen, um bestehende Anleihen aufzukaufen. Die außerbilanzlichen Verbindlichkeiten des US-Finanzministeriums liegen bei über USD 60 Billionen und steigen jedes weitere Jahr um USD 4 Billionen.

Die Vorstellung, dass wir das überstehen werden, ohne entweder unsere Verbindlichkeiten für nichtig zu erklären oder uns hinauszuinflationieren, steht jeder rationalen Analyse dieses Problems entgegen.

Aus meiner Warte heraus ist es sicherer, wenn man Gold in seinem Portfolio hat. Die Experten, die die Märkte genau verfolgen wie Eric Sprott, aber auch Morgan Stanley und die großen Edelmetallbanken, sagen, dass die 10-jährigen US-Staatsanleihen das „Gegengold“ sind – also der Gegenspieler, den man anstelle von Gold nehmen würde.

Die institutionellen Mainstream-Anleger sind der Auffassung, dass Gold eine riskante Anlage sei und zehnjährige US-Staatsanleihen nur über geringe Risiken verfügen würden, aber ich glaube, dass die Welt das komplett durcheinandergebracht hat. 10-jährige US-Staatsanleihen – also das „Gegengold“ – werfen zurzeit eine Rendite von 1,75% ab, was weit unter der Inflationsrate liegt und überdies zu Grunde legt, dass es bei den US-Forderungen keine Kreditrisiken gibt. Wenn überhaupt, dann fällt der Preis, Gold zu besitzen, durch die niedrigen Zinsen sogar noch, also im Sinne vermiedener Kosten.

Machen Sie sich Sorgen darüber, dass die Regierung irgendwann Preiskontrollen implementieren oder Gold beschlagnahmen könnte?

Rule: Ich glaube, dass das Risiko relativ gering ist, wenn man bedenkt, wie leicht Vermögen heutzutage transportiert werden kann. Zunächst einmal müssten sie Währungskontrollen implementieren – und dann hätten wir mit Sicherheit viel größere Sorgen als den Goldpreis oder den Preis von Goldminenaktien. Man kann auch zertifizierte Finanzinstrumente kaufen, bei denen das Gold außerhalb der USA gehalten wird, was einem vielleicht dabei helfen könnte, sich zu schützen, je nachdem, wie das Gesetz umgesetzt würde.

Werden die Anleger die USA als sicheren Hafen für ihre Anlagen erachten? Wo sollte ich investieren, wenn die USA nicht mehr länger sicher sind?

Rule: Der US-Dollar ist die schlimmste Währung der Welt – abgesehen von all den anderen Währungen. Der US-Dollar ist die liquideste Währung des Planeten. So schlimm wir in den USA auch dran sein mögen, unsere Ausgangsbasis war sehr gut. Verglichen mit dem Euro oder dem Yen sind wir in einer ziemlich guten Verfassung.

Der ultimative Ausblick für den Dollar ist aber nach wie vor trostlos. Die westliche Welt wird eine sehr schwere Zeit durchmachen, wenn man sich die Schuldenlast vor Augen hält, die wir aufgetürmt haben, um unseren Lebensstandard die letzten 30 Jahre aufrecht zu halten – und das wird schlimme Konsequenzen für den US-Dollar haben.

Welche Arten von Investments Sinn machen? Ich glaube, dass man etwas Bargeld halten sollte, ungeachtet der Tatsache, dass die Kaufkraft jedes Jahr weiter fallen wird. Man braucht physische Edelmetalle, um sein Bargeld abzusichern.

Ich glaube, dass diejenigen, die es sich leisten können, zu spekulieren, in den kommenden sechs Monaten ein paar außerordentliche Schnäppchen kaufen können, und ich vermute, dass die Volatilität, die wir in den kommenden sechs Monaten sehen werden, den Anlegern eine Chance geben wird, die einmal alle 20 Jahre kommt, um hochqualitative Rohstoff- und Infrastrukturaktien zu Preisen zu kaufen, die man nur alle 20 Jahre sieht.

Gibt es aktuell irgendwelche Gold- oder Silberminenfirmen, die ihre Produktion einlagern, bis die Edelmetallpreise wieder steigen? Warum wird das nicht von noch mehr Gold- und Silberproduzenten gemacht?

Rule: Bedauerlicherweise glauben die meisten Manger von Gold- und Silberminen nicht an ihr eigenes Produkt. Sie glauben nicht unbedingt daran, dass es sich bei Gold und Silber um Geld handelt. Eric Sprott hatte versucht, viele Minenfirmen davon zu überzeugen, ihr Betriebskapital in Form von Edelmetallen zu halten – ohne Erfolg.

Meine Meinung dazu ist, dass der 20-jährige Bärenmarkt von 1982 bis 2002 nicht gerade die besten und schlausten Managementteams anzog. Das soll nun nicht heißen, dass sich hier nicht auch ein paar helle Köpfe finden. Aber wenn Gold von USD 250 pro Unze auf USD 1.250 pro Unze steigt und der Cashflow pro Aktie zur selben Zeit sinkt, ja dann dürfte der überwiegende Teil dieser Unternehmen ein Problem mit dem Management haben.

Was sollte ich jetzt kaufen, physische Edelmetalle oder Minenaktien?

Rule: Wenn man damit rechnet, dass die Edelmetallpreise steigen, sollte man die Metalle besitzen – nicht die Minenfirmen. Die Minenfirmen hält man, wenn man glaubt, dass sie über einen intrinsischen Wert verfügen, der sie in die Höhe treiben wird. Also: Man fängt damit an, dass man Bargeld und Metalle besitzt. Man kauft die Minenfirmen, wenn man in der Lage ist, die Risiken und die Volatilität der Branche finanziell wie auch psychologisch auszuhalten …

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