Das Endspiel ist klar. Es wird eine internationale Währungsreform geben, weil das marxistisch-keynesianische Nachkriegssystem gerade vollständig in sich zusammenbricht

Martin Armstrong, Armstrongeconomics.com, 11.08.2013

Einige definieren Hyperinflation einfach nur als eine über drei Jahre kumulierte Inflation von über 100%, bei der die jährliche Inflationsrate über 25% liegt. Ich stimme dieser Definition nicht zu, weil viele Länder kurze Phasen einer Inflation auf einem solchen Niveau hatten und dann gemeinsam mit ihrer Währung überlebten. Die USA hatten Ende der 70er Jahre bis ins Jahr 1980 hinein auch eine Inflation von über 20%.

Und auch das Schulden/BIP-Verhältnis funktioniert nicht als Gradmesser. 1980 belief sich die US-Staatsverschuldung auf USD 1 Billion und sie explodierte dann während des nach 2007 einsetzenden Wirtschaftszusammenbruchs. Und das Schulden/BIP-Verhältnis vor dem Jahr 1900 kann auch nicht zuverlässig überprüft werden. Der Unterschied zwischen Hyperinflation und Inflation ergibt sich für mich daraus, ob es wie in Deutschland oder Zimbabwe zum Endspiel kommt, bei dem die Währung nicht überlebt.

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Wenn man behauptet, dass eine jährliche Inflation von 20% bis 25% Hyperinflation sei – sorry, das garantiert einem nicht, dass die Währung eines Landes kollabiert. Neuseeland erlebte das in den 80er Jahren und in den USA kletterte die Inflation 1980 auf mindestens 20%.

Für mich ist Hyperinflation der Punkt, wo es kein Zurück mehr gibt. Die Länder, die in diese Phase eingetreten sind, haben keine Anleihemärkte und es sind typischerweise auch revolutionäre Regierungen gewesen und am Ende ist dann eine neue Währung entstanden.

Zwischen 1360 und 1641 war 1 Livre tournois die maßgebliche Währungseinheit in Frankreich. Die Französische Revolution führte zu einer Hyperinflation, was sie zu einer Währungsreform zwang, bei der man die Dezimalform der Währung wiederherstellte. 1795 wurde der Französische Franc aufgelegt, der das Konterfeit von Napoleon trug. Bis zur Einführung des Euros 1999 blieb der Französische Franc die Nationalwährung des Landes.

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Meine Definition von Hyperinflation ist die, dass eine Währung nicht überlebt, ganz gleich, ob die Inflationsrate nun bei 100% oder 10.000% pro Jahr liegt. Die Kapitalströme müssen uns in Richtung beider Extreme treiben, um den wirtschaftlichen Schaden anzurichten, der einen Wandel herbeiführt. Und diese Pendelbewegung löscht in der Regel alle auf beiden Seiten aus.

Das ließ sich beispielsweise beobachten, als Europa 1913 in die Krise rutsche und das Kapital in die USA strömte und den Dollar in die Höhe zwang. Die aktuelle Euro-Rally ist der typische falsche Ausbruch vor dem Sturm gewesen – ein Sturm, der nach September richtig ausbrechen dürfte. Das in die USA fließende Kapital wird den Dollar in die Höhe treiben, was zur Folge haben wird, dass die Dollarkredite platzen, wodurch die Deflation in die Dollarschulden haltenden Länder der Dritten Welt getragen wird. Und danach dürfte das Pendel wieder in die entgegengesetzte Richtung gegen den Dollar schwingen.

„Während dieser neuen Phase der Depression trieb es den Flüchtling Gold und die ausländischen Deviseneinlagen durch Ängste befeuert fortwährend von einem Ort des Planeten zum nächsten. Wir mussten mit ansehen, wie die Währungen zermürbt und die Regierungen in Verlegenheit gebracht wurden, während das Gold aufgrund der Angst von einem Land zum nächsten trieb. Fakt ist, dass es eine Masse an Gold und kurzlaufenden Krediten gab, die sich auf dem sturmgetriebenen Schiffsdeck der Welt wie ein unsicherer Kanonist verhielten.“ – US-Präsident Herbert Hoover, Memoires, Band II

Diese Art gewaltsamer Preisbewegungen ist notwendig, damit es zu einer bedeutenden politisch-wirtschaftlichen Reform kommt. Wird die Inflation in den USA das Niveau von 20% erreichen? Offiziell vielleicht nicht. Aber das Chaos, das mit der Kapitalumschichtung von Schulden in Richtung Aktien einhergehen wird – also von öffentlichen Vermögenswerten in Richtung privater Vermögenswerte –, dürfte die Zinssätze in die Höhe zwingen, und das wird die Schulden nur noch weiter anheizen. Und nur dann, wenn das Vertrauen in die Staatsschulden zurückgeht, werden wir politisch-wirtschaftliche Reformen bekommen.

Das Hyperinflations-Szenario ist, dass der Staat einfach so Geld druckt. Die USA haben aber einen Schuldenmarkt. Die Regierung ist dadurch in ihrem Handeln eingeschränkt; sie kann uns nicht einfach ins Koma drucken und gleichzeitig auch noch Schulden verkaufen. Und das ist auch der Grund dafür, warum die Regierung derzeit Jagd auf jeden Cent macht, den sie finden kann, Steuern erhöht und dafür sorgt, dass die Wirtschaft international implodiert.

Zur Hyperinflation gehört ein Anstieg der Geldumlaufgeschwindigkeit, weil die Menschen das Geld nicht halten, sondern so schnell, wie es ihnen möglich ist, wieder ausgeben. Aktuell haben wir jedoch genau das gegenteilige Problem. Die Geldumlaufgeschwindigkeit ist zurückgegangen genauso wie die Liquidität, die immer noch 50% im Minus liegt, da die Menschen nicht mehr investieren wie vor 2007.

Die Gesetzesflut, mit der weltweit Jagd auf Geld gemacht wird, hat zu einem dramatischen Rückgang bei den Investments geführt, und das ist für den hochdeflationären Rückgang der Geldumlaufgeschwindigkeit und den Einbruch der Liquidität der Märkte verantwortlich.

Die einzige Alternative, die den institutionellen Anlegern jetzt noch bleibt, ist, Aktien zu kaufen, um ihr Geld so aus den Banken herauszubekommen. Es lohnt sich nicht mehr länger, sein Geld auf der Bank zu lassen, und die Banken in Europa stecken in Riesenschwierigkeiten, weil sich ihre Reserven aus Staatsanleihen europäischer Länder zusammensetzen.

Zypern stürzte in die Krise, weil es die Staatsschulden Griechenlands hielt. Die Europäische Union implementiert derzeit Bail-in-Strategien, weil sie kein Geld drucken will, um die Verluste abzudecken – die Europäische Union will also die Hyperinflation vermeiden und stürzt direkt in den dunklen Abgrund der Deflation und der Depression.

Die Pensionsfonds geraten immer stärker in die Nähe der Insolvenz, weil die US-Notenbank die Zinssätze künstlich auf niedrigen Niveaus gehalten hat. Die Banken haben ein Vermögen gemacht, indem sie kostenloses Geld bekommen haben und nur zu 100% besicherte Kredite vergeben – und das mit riesigen Spreads. Sie zahlen ihren Kunden 0,5% Zinsen für 3-jährige Festgeldanlagen, während sie für einen Autokredit über 3 Jahre 4% Zinsen verlangen.

Normalerweise sollten die niedrigen Zinsen die Wirtschaft eigentlich stützen, aber sie haben einzig den Bankern geholfen und sind überdies für die langsame Wirtschaftserholung verantwortlich.

Wenn Sie nicht begreifen, warum die Regierungen den entgegengesetzten Weg zur Hyperinflation eingeschlagen haben und derzeit in Wirklichkeit die Zivilisation vernichten, indem sie die Weltwirtschaft zerfetzen und das Arbeitsplatzwachstum absenken, ja dann weiß ich auch nicht, was ich noch sagen soll. Dann setzen Sie sich doch am besten einfach hin und warten Sie darauf, dass das eintritt, was Sie gerne glauben möchten, anstatt das zu beobachten, was sich tatsächlich abspielt.

Das Endspiel ist klar. Es wird eine internationale Währungsreform geben, weil das marxistisch-keynesianische Nachkriegssystem gerade vollständig in sich zusammenbricht. Die Hyperinflation entwickelt sich nur in Ländern, die keine Schuldenmärkte haben, und es handelt sich typischerweise um revolutionäre Regierungen, die die Schulden der gestürzten Vorgängerregierung für nichtig erklären.

Wir hingegen haben Schuldenmärkte und die Banker werden beratend zur Seite stehen und schreien: „Seid ihr verrückt! Hebt die Steuern an und bringt sie alle zur Strecke, denn wenn ihr uns nicht bezahlt, brecht ihr zusammen!“ Wir befinden uns gegenwärtig inmitten einer Staatsschuldenkrise. Das ist eine ernste Angelegenheit. Wenn wir es zu weit treiben, enden wir in einem Mad-Max-Szenario.

Das aktuelle Währungssystem ist nie richtig ausgearbeitet worden. Es gab kein Bretton Woods. Das ganze Währungssystem wurde aus dem Stegreif zusammengezimmert und ist fernab von Gut und Böse. Es wird alles von Grund auf restrukturiert werden müssen. Geld ist heutzutage elektronisch. In der Schweiz fordern sie jetzt das Ende der 1.000-Franken-Noten und auch in der Eurozone wollen sie die großen Geldscheine abschaffen.

Sie versuchen derzeit, alle Bargeldzahlungen zu unterbinden und das Geld in die elektronische Welt zu zwingen. Vergessen Sie den Goldstandard und dass Geld etwas Handfestes ist. Das ist ein antikes Relikt aus der Vergangenheit und wird niemals wieder kommen. Und freuen Sie sich. Wenn Geld elektronisch ist, bekommen wir auch unsere Freiheitsrechte wieder und beenden die Besteuerung, da die Besteuerung nur notwendig war, solange Geld etwas Handfestes war, da die Regierung es nicht einfach aus dem Nichts schaffen konnte.

Der Dollar wird seinen Status als Weltreservewährung aus politischen Gründen verlieren, und das wird zur Folge haben, dass inländische politische Ziele in den Rest der Welt getragen werden. Wenn der richtige Zeitpunkt gekommen ist, werden Russland und China Druck ausüben, um den Dollar als Weltreservewährung zu vernichten.

Aber an diesen Punkt müssen wir erst gelangen, und das wird nicht dadurch passieren, dass einfach gedankenlos Geld gedruckt wird. Es gibt substantielle politische Beschränkungen, die von US-Staatsschulden haltenden Ländern wie China und seitens der Banker kommen. Die US-Notenbank informiert die Banken zurzeit, dass ihre Verluste aus dem Eigenhandel nicht mehr mit Steuerzahlergeldern abgedeckt werden – und das ist ein bedeutender Schritt, um die Nabelschnur zwischen der Regierung und den Primary Dealern zu trennen. In Europa wird man den Eigenhandel verbieten.

Die neue Währung wird aller Vorausschau nach eine elektronische Reservewährung sein, wobei jede Nation nach wie vor ihre eigene Währung behalten wird, doch um internationale Transaktionen durchzuführen, wird man das Geld in die Reservewährung umwandeln müssen. Das wird wie ein zweigliedriges System sein, bei dem die Inlandswirtschaft vor einer internationalen Ansteckung – mit der die Schweiz ja im Rahmen der aktuellen Flucht aus dem Euro konfrontiert wurde – geschützt werden wird.

Warum es Menschen gibt, die darauf beharren, dass die Hyperinflation stattfinden muss, und nur dieses eine Ereignis sehen wollen, begreife ich nicht. Mich interessiert nur die Geschichte, die veranschaulicht, wie derartige Trends am Ende ausgehen. Denn eines ist sicher: Die Reaktionen der Menschen werden sich nie ändern.

Hammurabi führte im 18. Jahrhundert v. Chr. Lohn- und Gehaltskontrollen ein. Athen versuchte es ebenfalls. Und auch der römische Kaiser Diokletian (284 – 305 n. Chr.) versuchte es mittels eines Edikts in Rom mit Gehalts- und Preiskontrollen, und US-Präsident Richard Nixon machte 1971 dasselbe.

Man präsentiert ihnen dieselbe Situation und schon bekommt man dieselben menschlichen Reaktionen, ganz gleich, wer gerade im Amt ist oder in welchem Jahrhundert es sich abspielt. Obama kritisierte Bush für die NSA. Heute rechtfertigt er die NSA 10 Mal so stark. Der König ist tot. Lang lebe der König! Es ist immer dasselbe.

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