Rick Rule, der Vorsitzende von Sprott US Holdings, geht davon aus, dass die Bereinigungsphase in der Minenbranche noch bis zu 24 Monate anhalten könnte. Im Hinblick auf die Preisentwicklung von Gold und der anderen Edelmetallen ist er aufgrund der sich abzeichnenden Angebotsverknappung und der massiv steigenden Produktionskosten jedoch optimistischer

Henry Bonner, Sprott Asset Management, 13.09.2013

Erholung in der Minenbranche?

Im Spätsommer kam es bei den Edelmetallen und bei den Gold-  und Silberminenaktien – zur Freude einiger Anleger – zu kleinen Verbesserungen. Wir haben den Vorsitzenden von Sprott USA Holdings gefragt, ob das ein Hinweis darauf ist, dass die Branche ihr Tief nun ausgebildet hat.

„Es gibt ein entscheidendes Element, das in diesem Bild immer noch fehlt. Bei den früheren Bärenmärkten im Rohstoffsektor sahen wir eine Welle an Kapitulations-Abverkäufen, die das Ende des Bärenmarkts markierte. Diese Kapitulation machte den Beginn der nächsten Bullenmarktphase möglich. Und diese Art von Kapitulation haben wir in diesem Markt bisher noch nicht gesehen“, so Rick Rule in seiner jüngsten Stellungnahme gegenüber den Anlegern.

Rule fügte hinzu, dass die vorausgegangenen Korrekturen im Schnitt drei bis vier Jahre anhielten. Da der aktuelle Bärenmarkt 2011 begann, geht er davon aus, dass es noch weitere ein oder zwei Jahre dauern könnte, bevor es wieder zu einer Trendwende kommt.

„Die Exzesse des Bullenmarkts der Jahre 2003 bis 2010 sind bisher noch nicht einmal ansatzweise bereinigt worden.“

Rule hatte ja bereits in der Vergangenheit erklärt, dass dies bedeuten würde, dass die am wenigsten fähigen Marktteilnehmer der Branche – und dazu gehören Anleger wie auch Leute, die im Rohstoffsektor arbeiten – aus dem Markt herausgedrängt werden müssen, bevor dieser wieder auf den Wachstumspfad zurückkehren kann.

Qualitativ hochwertige Projekte müssen in die Hände der fähigsten Leute wandern, die in der Lage sind, für die Anleger echte Werte zu schaffen. Schlechte Projekte und miese Managements müssen verschwinden, und das heißt, dass viele Junior-Minentitel durchaus noch auf ihren intrinsischen Wert von null fallen könnten.

Was ist mit Gold & Silber?

Und was ist mit den Rohstoffen an sich? Was ist mit den Metallen wie Gold und Silber? Könnten Sie bereits auf ihrem Weg nach oben sein und die Minenunternehmen dabei hinter sich lassen?

„In den letzten drei Monaten haben wir gesehen, wie sich Gold von schwachen Händen in Richtung starker Hände bewegte. Die westlichen Zentralbanken haben ihr Gold an die Banken der Schwellenmärkte verkauft“, so Rick Rule.

„Eine weitere bedeutende Veränderung war der Zusammenbruch der ´Papier`-Märkte und der Aufstieg des physischen Markts. Während des Goldbullenmarkts haben sich die institutionellen Anleger Geld geliehen – sehr oft Yen – und es dann genutzt, um sich an der Futures-Börse Gold zu kaufen. Das funktionierte auch ziemlich gut, solange der Goldmarkt noch Schwung hatte.

Dann brach der Papiermarkt zusammen, weil all diese Geldmanager ihre ´Carry Trades` wieder rückabwickeln mussten. Aber der physische Markt wuchs unterdessen weiter. Anstelle der mit Fremdkapital arbeitenden Institutionen handelt es sich hier jedoch um lebende, atmende Privatpersonen, die anstelle von Futures echtes Gold kaufen.“

Die Preisanstiege bei den Edelmetallen könnten eine Konsolidierung bei den Explorations- und Minenunternehmen hinauszögern, warnt Rule. Anleger könnten dadurch weiter an schlechten Aktien festhalten, weil sie damit rechnen, dass der zu Grunde liegende Metallpreis steigt.

„Obwohl die Preise bei den Minentiteln derzeit im Vergleich zu der Phase von 2003 bis 2010 niedrig sind, könnten sie weiterhin niedrig bleiben oder noch stärker fallen. Die Lage ist immer noch chaotisch. Es ist durchaus möglich, dass zu den USD 75 Milliarden an Abschreibungen, die wir bei den großen Minenbetreibern in den letzten sieben Jahren sahen, noch weitere Abschreibungen hinzukommen werden.

Unterdessen gibt es viele Junior-Minenfirmen – bei denen nur wenig Hoffnung darauf besteht, dass sie für die Anleger echte Werte schaffen –, die derzeit Kapital einsammeln, um damit ihre Management- und Verwaltungskosten zu bestreiten. Das ist völlig offenkundig, wenn eine Firma nur USD 200.000 oder USD 300.000 einsammelt. Dieses Geld dient lediglich der Finanzierung von Gehältern und Mieten, nicht der Exploration. Ich glaube, dass das Geld, das in diese Aktien geht, für die Anleger so gut wie verloren ist.“

Im Gegensatz dazu gibt es laut Rule einige Unternehmen, die gerechtfertigte Projekte haben und von einem glaubwürdigen Management geleitet werden – Unternehmen, die zurzeit mit einem Bruchteil des Werts gehandelt werden, den sie während der letzten zehn Jahre hatten. „Für all jene, die bereit sind, Risiken in Kauf zu nehmen, bieten sich bei diesen Firmen mit Sicherheit Möglichkeiten“, so Rule.

Bei den Rohstoffen und den Edelmetallen sähe die Situation unterdessen anders aus. Rule verweist dabei auf die steigenden Kosten der Goldminenbranche, speziell wenn man hier noch die Explorationskosten mit einbeziehe. Dies ist nach seinem Dafürhalten der Hauptgrund, warum es beim Goldpreis zu weiteren Anstiegen kommen muss. Gerade die großen Minenbetreiber hätten mit diesem Problem zu kämpfen gehabt und „ihre gesamte Marktkapitalisierung“ für neue Minenprojekte ausgegeben, während sie dabei gerade einmal ihre aktuellen Produktionsniveaus aufrecht erhalten konnten.

Und neben dem Argument, dass Gold eine Absicherung vor Fiatwährungs-Risiken ist, dürfte die Produktionsproblematik laut Rule dazu beitragen, dass der Goldpreis weiter nach oben getrieben wird.

Unterdessen habe man bei der Platin- und Palladiumproduktion mit ernsten Arbeiterunruhen zu kämpfen. Eine große Zahl an Platinminen ist nicht mehr länger in der Lage, die Kapitalkosten zu decken, und die jüngsten Streiks in Südafrika endeten mit der Einigung, dass die Gehälter bei allen Beschäftigten um 8% erhöht werden, was die Probleme bei den unprofitablen Minen nur noch verschlimmern wird. Und während die Minen schließen, wird auch die Versorgung zurückgehen, was die Preise für Platin und Palladium nach oben treiben dürfte.

Obwohl die Edelmetallpreise steigen dürften, geht Rule also davon aus, dass der Aktiensektor immer noch eine leidvolle Zeit vor sich haben wird.

Ferner ist er der Auffassung, dass gewichtige Gründe für eine Angebotsverknappung im Rohölmarkt sprechen (nicht im Gasmarkt).

In den letzten zehn Jahren, so Rule, hätten die Behörden in zahlreichen Ländern der Welt das von der Ölbranche bei der inländischen Ölproduktion geschaffene Kapital immer stärker in politische Projekte gesteckt. Dadurch ist die Ölbranche in vielen Ländern nun nicht mehr in der Lage, adäquat zu investieren, um die aktuellen Produktionsniveaus aufrecht zu halten.

„In den letzten fünf oder sechs Jahren kam es in einigen Ländern wie Mexiko und Venezuela zu substantiellen Rückgängen bei der Produktion. Und jetzt beginnen wir auch in Ecuador, Peru, Indonesien und dem Iran dasselbe zu sehen.“

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