Robert Fitzwilson, King World News, 06.10.2013

Bei dem Streit in Washington geht es nicht um Politik. Es geht um Mathematik. Wir haben jetzt das Ende des Weges erreicht, ein Weg, bei dem viel zu viel versprochen und zu wenig eingelöst wurde. Und obwohl die Vereinigten Staaten damit nicht alleine dastehen, ist es im Falle der USA angesichts des Status des US-Dollars als Weltreservewährung besonders problematisch.

Die jetzige Krise ist schon seit mindestens 30 Jahren vorhergesagt worden. Was diejenigen, die diese Vorhersagen in den 70er Jahren machten, dabei jedoch unterschätzten, war die schier unersättliche Nachfrage nach US-Dollars seitens einer sich schnell industrialisierenden Welt. Jahrzehnte des Gelddruckens in Verbindung mit der Globalisierung und der Fortentwicklung der Finanzbranche haben dem US-Dollar in den Kapital- und Warenmärkten eine vorherrschende Stellung sichern können.

Früher wurde noch in Millionen gerechnet, und ehe wir uns versahen, wurde in Milliarden gerechnet. In der elektronischen Welt – wo es ein Leichtes ist, ein paar Nullen hinten dranzuhängen – ist es fast so etwas wie eine Ehrenauszeichnung geworden, seine Vermögenswerte in Milliarden anzugeben.

Und auch am Aktienmarkt haben sich die Definitionen für Aktien mit geringer, mittlerer und großer Marktkapitalisierung in den letzten Jahrzehnten dramatisch verändert. Es gibt eine Handvoll Unternehmen, die bei ihrer Marktkapitalisierung nun sogar schon damit begonnen haben, an der Marke von USD 1 Billion zu kratzen. Und das geht nicht einfach nur auf die Inflation zurück, sondern das hat auch mit dem Aufkommen eines echten globalen Marktplatzes zu tun.

Marken wie Google, Apple, Amazon und Priceline sind heute nicht mehr länger geographisch beschränkt. Die Größe ihres Kundenstammes ist dramatisch angewachsen, was dazu geführt hat, dass die finanziellen Möglichkeiten dieser Unternehmen und anderer Firmen mit der richtigen Kombination aus Waren und Dienstleistungen bedeutend größere geworden sind.

Und da der wirtschaftliche Kuchen immer größer wurde, also in aktuellen Dollar gemessen, glaubten die Politiker eine buchstäblich unbegrenzte Ressource gefunden zu haben, um ihre Wahlversprechen zu finanzieren. Beispielsweise trafen Kaliforniens atemberaubender Erfolg seiner High-Tech-Firmen und die damit einhergehende enorme Vermögensschaffung auf eine dramatische Erhöhung der Leistungen für den Staatssektor.

Ein Lotteriegewinner, der seinen Geldsegen verprasst hatte, sagte einst: „In der Lotterie zu gewinnen, ist wie ein Wachstumsbeschleuniger für negative Charaktereigenschaften.“ Silicon Valley ist demgegenüber mit Sicherheit auch anfällig. Doch wollen wir hier gegenüber den Angestellten des Staatssektors fair sein: Es ist wahrscheinlich unerträglich geworden, mit ansehen zu müssen, wie dort ein enormes Vermögen geschaffen wird, und hier kommt ja noch die unvermeidliche zur Schau getragene Arroganz mit hinzu, die oftmals mit solchen Erfolgen einhergeht. Sie wollten einfach ihr Stück vom Kuchen abhaben.

Und während wir uns jetzt immer stärker dem Zeitpunkt annähern, wo all die Zuwendungen und Versprechungen bezahlt werden müssen, stellen wir fest, dass der Wohlstand, der die Grundlage für all diese Versprechungen gewesen ist, nicht ausreichte und eine Illusion war. Wenn man bedenkt, dass die USA nichtfinanzierte Verbindlichkeiten von USD 220 Billionen haben – die jährlichen Haushaltsdefizite lassen wir hier als Beispiele mal außen vor –, weiß man auch, dass das allein schon mathematisch nicht funktionieren kann.

Wir sind am Ende des Weges angelangt. Wir stehen vor der Entscheidung, entweder auf die Bremse zu treten oder Gas zu geben. Wir können entweder ins Finanz-Nirwana und in Richtung eines neuen Weltwährungssystems beschleunigen oder wir treten auf die Bremse, um Zeit zu bekommen, uns den Problemen auf geordnete Art und Weise anzunehmen.

Wir würden es vorziehen, dass auf die Bremse getreten wird, doch es gibt kaum Hinweise darauf, dass die weltweiten Politiker diesen Weg einschlagen werden. Sicher, auf die Bremse zu treten, ist eine Möglichkeit, aber es wäre unnötigerweise destruktiv.

An der Macht zu bleiben kann 1:1 mit Geschenke verteilen gleichgesetzt werden. Sie werden die US-Schuldenobergrenze anheben und das Märchen wird weitergehen. Aus mathematischer Sicht werden immer größere Mengen an Geld gedruckt werden müssen, um den Status Quo aufrecht zu erhalten.

Und während wir gegenwärtig darauf warten, wie sich die Dinge in Washington weiterentwickeln, ist die gute Nachricht, dass die Weltwirtschaft nach wie vor Möglichkeiten bietet, wenn man gewillt ist, hinzuschauen. Unternehmen aus der Hightech, Medizin-/Biotech- und Energie-Branche scheinen für uns zum jetzigen Zeitpunkt sehr attraktiv zu sein.

Beispielsweise erlebt der US-Energie-Explorations- und Produktionssektor aktuell eine bemerkenswerte Renaissance. Es ist sehr ungewöhnlich, dass es für eine ganze Branche einen derart positiven Ausblick gibt. Und hier werden echte Werte geschaffen, und es sieht so aus, als würde es sehr solide und nachhaltig sein.

Gold und Silber haben sich auch relativ gut entwickelt und langfristig orientierte Anleger sollten die Metalle weiter anhäufen. Die Edelmetallminen sind weiterhin die Prügelknaben. Im letzten Quartal hat der HUI-Index andere Vermögensklassen mehrere Male ausgestochen, nur um dann wieder zu Boden gehämmert zu werden, auch am Ende des Quartals. In den letzten anderthalb Wochen musste der HUI wieder alle Zugewinne abgeben. Es steht außer Frage, dass qualitative Unternehmen der Minenbranche nach wie vor über unglaubliche Werte verfügen – aber die Anleger sollten diese Titel langfristig halten, da man unmöglich sagen kann, wann diese ihnen innewohnenden Werte dann tatsächlich auch realisiert werden.

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