Robin Griffiths, King World News, 07.10.2013

Einer der zentralen Grundsätze der Zyklus-Theorie ist, dass der langfristige Trend den kurzfristigen Trend immer dominiert. Joseph Schumpeter, der Österreichische Ökonom, der in den 30er Jahren so viel dazu beitrug, unsere Kenntnisse über zyklisches Verhalten zu verbessern, warnte, dass das, was er als „externe Ereignisse“ bezeichnete, die Konturen eines Zyklus vorübergehend verzerren kann.

Wenn eines dieser externen Ereignisse stattfindet, werden kurzfristigere Zyklen leichter vom Kurs abgebracht als längerfristige Zyklen – obwohl letztere durch extreme Ereignisse ebenfalls verzerrt werden können. In der jetzigen Situation handelt es sich bei der quantitativen Lockerung (QE) um ein externes Ereignis, weil QE speziell dafür ins Leben gerufen wurde, den Markt davon abzuhalten, sich so zu verhalten, wie er es ohne diese Intervention tun würde.

Ein Blick in die Geschichte legt nahe, dass, tritt ein externes Ereignis auf, der zu Grunde liegende Rhythmus des Zyklus nicht vollständig verschwindet. Der Zyklus kommt also wieder, wenn die Auswirkungen der Intervention wieder schrittweise zurückgehen – wie von Zauberhand –, und mit einem Mal ist er wieder da, so als wäre nichts geschehen. Und es ist möglich, dass so etwas in den kommenden Monaten passieren wird.

Die zwei kürzesten Zyklen in unserem Model sollten gegenwärtig eigentlich beide nach unten zeigen. Fakt ist, dass beide mit geliehener Zeit arbeiten. So haben wir beim FTSE 100 Index [britischer Leitindex] ausgehend vom Hoch im Mai dieses Jahres in der Tat eine saisonale Abweichung. Der Index notiert derzeit 4% niedriger. Der Markt würde aber normalerweise zwischen Ende August und Ende Oktober oder November schnell fallen, und es besteht immer noch die Gefahr, dass es so kommen könnte.

Aus diesem Grund bleiben wir im Hinblick auf die westlichen Märkte – speziell im Hinblick auf die USA, wo der S&P 500 Index rund 4% über seinem Mai-Hoch liegt – nach wie vor vorsichtig und halten an unserer Empfehlung fest, einen relativ hohen Anteil an Bargeld zu halten.

Obwohl die Fed letzten Monat nicht gehandelt hat, legt die Tatsache, dass sie die Märke auf ein Ende von QE vorbereitet hat, nahe, dass der längerfristige Zyklus nicht verzerrt werden wird. Die Frage, die wir uns nun stellen müssen, ist, ob der Herbstrückgang, den der kurzfristige Zyklus eigentlich nahelegen würde, kommt oder nicht und ob unsere Strategie dadurch verändert würde. Die Antwort ist: Wohl kaum.

Die westlichen Aktienmärkte sind derzeit nicht billig. Fakt ist, dass sie nach den Standards von Benjamin Graham sogar sehr teuer sind. Warren Buffett hat bereits öffentlich erklärt, dass es schwierig ist, irgendetwas zu finden, das er zu den aktuellen Preisen kaufen würde. Ein weiterer Aspekt ist, dass die US-Wirtschaft derzeit nicht so stark ist. Wenn die Fed zuversichtlich wäre, dass die Erholung auf eigenen Beinen stehen könnte, hätten sie die geldpolitischen Straffungsmaßnahmen bereits eingeleitet, aber sie haben sich dazu entschlossen, das nicht zu tun.

Was den Aktienmarkt anbelangt, sind schon mehrere Kanarienvögel in der Kohlemine tot umgefallen. Die Gelder sind in einige große Aktien geflossen. An Tagen, wo es Verluste gibt, ist das Handelsvolumen höher als an Tagen, wo der Markt steigt. Die Zahl der Aktien, die den Markt oben halten, ist zurückgegangen, und die Art der Aktien, die den Markt oben halten, ist ein weiterer bedeutender Hinweisgeber: Die Finanzaktien sehen schlecht aus, während sich die klassischen defensiven Aktien besser entwickeln, als die wachstumsorientierten Titel.

All das soll nun aber nicht heißen, dass die Aktien nicht noch weiter steigen könnten. Wir haben sie in der Vergangenheit schon viel stärker steigen sehen, während das Kurs/Gewinn-Verhältnis weiter zunahm. Bedauerlicherweise handelt es sich dabei aber meistens um eine Blase, die aufgebläht wird und dann wieder zurückgeht, oftmals in Form eines Crashs, was regelmäßig dazu führt, dass der Markt dann niedriger notiert als zu Beginn des Blasenprozesses.

Das bedeutet, dass der Aktienmarkt von hier aus noch weiter steigen kann, aber es ist ein Trade und kein Investment. Sie sind dann auf Ihre Fähigkeit angewiesen, den Markt zu verlassen, bevor es alle anderen tun.

Der Euro funktioniert in seiner jetzigen Form nicht, aber Einige haben ein riesiges Eigeninteresse daran, dass er weiter am Laufen gehalten wird. Es könnte sein, dass ein zweigeteiltes Währungssystem eingeführt werden muss, da dies den vier oder fünf schwächsten Mitgliedern der Eurozone einen unmittelbaren Wachstumsschub geben würde. Das legt nahe, dass es für Anleger, die auf Pfund- oder Dollarbasis in europäische Vermögenswerte investieren, ein längerfristiges Währungsrisiko gibt.

Der Ausblick für die europäischen Aktienmärkte ist derselbe wie für alle anderen westlichen Märkte. Sie befinden sich in einem säkularen Abwärtstrend und nur der deutsche Aktienmarkt sieht so aus, als könnte er auf neue Hochs klettern. Die Region als Ganzes hat keine Chance, das zu tun, aber wir weisen ja nun bereits seit Jahren darauf hin, dass es zwischen den starken und den schwachen Wirtschaften eine enorme wirtschaftliche Kluft gibt. Wir sind daher nach wie vor der Auffassung, dass man sich besser einzelne Aktien heraussucht, als in weitgefasste Marktindizes zu investieren […]

Unsere langfristige bullische Einstellung im Hinblick auf Gold wurde jetzt durch eine Umfrage unter den weltgrößten Edelmetallhändlern weiter verfestigt. Sie rechnen damit, dass der durchschnittliche Goldpreis 2014 bei USD 1.400 pro Unze liegen wird. Der erste Hinweis, dass im Goldmarkt wieder eine positive Dynamik Einzug hält, wäre eine Kursbewegung auf über USD 1.420 pro Unze. Dies würde die auf dem Kopf stehende Kopf-Schulter-Formation, die bis Mai dieses Jahres zurückreicht, komplettieren und uns ein neues Preisziel von USD 1.600 pro Unze geben.

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