Michael Snyder, The Economic Collapse, 07.10.2013

Ein Zahlungsausfall auf US-Schulden, der mehr als ein paar Tage anhalten würde, könnte einen Finanz-Crash auslösen, wie ihn die Welt bisher noch nicht gesehen hat. Wenn die US-Regierung dem weltweiten Finanzsystem absichtsvoll Schaden zufügen wollte, wäre die beste Methode, das zu tun, die Zahlungsunfähigkeit auf US-Schuldenverbindlichkeiten zu erklären.

Bei einem Zahlungsausfall auf US-Staatsanleihen würden die Aktien crashen, der Anleihemarkt würde crashen, die Zinssätze würden explodieren und völlig außer Kontrolle geraten und es käme zu einer massiven Kreditverknappung und einer absolut beispiellosen Finanzderivate-Panik. Und das wäre nur der Anfang.

Und da müssen Sie mich nicht beim Wort nehmen, denn das sind die Dinge, die laut den weltweiten Top-Finanzexperten passieren werden, sollten die USA ihre Staatsschulden über einen längeren Zeitraum hinweg nicht bedienen.

Und weil der „Regierungs-Shutdown“ und die „Deadline für die Schuldenobergrenze“ zeitlich so nah beinander liegen, werden sie von vielen Amerikanern auch durcheinandergebracht.

Ich habe erst gestern darüber berichtet, dass der „Shutdown“ – also die „teilweise Einstellung der Regierungsgeschäfte“ –, den wir derzeit erleben, mehr oder weniger ein Nichtereignis ist. Ja sicher, einige Nationalparks sind geschlossen worden und einige Bundesbedienstete werden ihre Gehaltsschecks verspätet erhalten, aber es ist nicht das Ende der Welt. Fakt ist, dass zurzeit nur rund 17% der US-Bundesregierung geschlossen sind. Dieser „Shutdown“ könnte noch viele weitere Wochen anhalten, ohne dass die Weltwirtschaft großartig darunter zu leiden hätte.

Doch wenn die Deadline für die Schuldenobergrenze (17.10.2013) abläuft, ohne dass eine Einigung erzielt worden ist, wäre das extrem gefährlich.

Und sollte die US-Regierung am Ende gezwungen sein, damit anzufangen, die Zinszahlungen auf US-Schulden hinauszuzögern – was bereits im November der Fall sein könnte –, wäre das absolut katastrophal.

Noch einmal: Sie müssen mich nicht beim Wort nehmen. Im Folgen finden Sie zwölf sehr unheilvolle Warnungen, was eine US-Staatspleite für die Weltwirtschaft bedeutend würde:

1. Gerald Epstein, Wirtschaftsprofessor an der University of Massachusetts Amherst: „Sollten die USA einen Zahlungsausfall haben, wird der Bankrott von Lehman Brothers dagegen wie Kinkerlitzchen aussehen.“

2. Tim Bitsberger, ein ehemaliger Beamter des US-Finanzministeriums unter Präsident George W. Bush: „Wenn wir eine Zinszahlung verpassen, würde das Lehman in den Schatten stellen.“

3. Peter Tchir, Gründer der in New York ansässigen Finanzfirma TF Market Advisors: „Wenn das System erst einmal damit anfängt, bei der Begleichung und den Zahlungen zusammenzubrechen, wird die Liquidität verschwinden, so wie wir es nach Lehman sahen.“

4. Bill Isaac, Vorsitzender von Fifth Third Bankcorp in Cincinnati: „Wir können uns die Dinge noch nicht einmal ausmalen, die passieren könnten, genauso wie sich Henry Paulson nicht all die schlimmen Dinge ausmalen konnte … als er Lehman fallen ließ.“

5. Jim Grant, Gründer von Grant´s Interest Rate Observer: „Die Finanzmärkte basieren alle auf Vertrauen. Wird dieses Vertrauen erschüttert, hat man eine Katastrophe.“

6. Richard Bove, Vizepräsident von Rafferty Capital Markets: „Sollten wir bei den Schulden einen bedeutenden Zahlungsausfall haben, sprechen wir hier in Wirklichkeit von einer Depression.“

7. Zhu Guangyao, der stellverstretende Finanzminister von China: „Die USA sind sich über die chinesischen Sorgen bezüglich des finanziellen Stillstands [in Washington] und Chinas Forderung, die Sicherheit chinesischer Investments sicherzustellen, absolut im Klaren.“

8. Das US-Finanzministerium: „Ein Zahlungsausfall wäre beispiellos und hat das Potential, katastrophal zu sein: Die Kreditmärkte könnten zum Erliegen kommen, der Wert des Dollars könnte einbrechen, die US-Zinssätze könnten explodieren, die negativen Auswirkungen könnten weltweit zu spüren sein, und es könnte eine Finanzkrise und Rezession geben, bei der die Ereignisse von 2008 wieder aufleben oder noch schlimmer.“

9. Goldman Sachs: „Wir gehen davon aus, dass sich der fiskalische Rückschlag auf 9% des BIP belaufen würde. Würde man das zulassen, könnte es bei der Wirtschaftsaktivität zu einem schnellen Rückgang kommen, sollte es nicht umgehend wieder rückgängig gemacht werden.“

10. Simon Johnson, der frühere Chefökonom des Internationalen Währungsfonds: „Ein Zahlungsausfall wäre verrückt, aber die Wahrscheinlichkeit liegt nicht mehr länger bei 0%.“

11. Warren Buffett über das Potenzial eines US-Zahlungsausfalls: „Es dürfte wie Atombomben sein – im Grunde zu schrecklich, um sie einzusetzen.“

12. Bloomberg: „Jeder, der sich an den Zusammenbruch von Lehman Brothers Holdings Inc. vor weniger als fünf Jahren zurückerinnert, weiß, was ein globales Finanzdesaster ist. Ein Zahlungsausfall der US-Regierung – der nur wenige Wochen entfernt ist, sollte es dem Kongress nicht gelingen, die Schuldenobergrenze anzuheben, wonach es derzeit auszusehen droht –, wird eine Wirtschaftskatastrophe sein, wie sie die Welt bisher noch nicht gesehen hat.“

Ein Zahlungsausfall auf US-Schulden könnte das „Albtraum-Szenario“ auslösen, über das so viele Menschen in den letzten Jahren geschrieben haben. Fakt ist, dass der zeitliche Ablauf für den unvermeidlich bevorstehenden Wirtschaftszusammenbruch dadurch erheblich beschleunigt würde.

Yahoo.com beschrieb in einem kürzlich veröffentlichten Artikel einige der Dinge, die wir aller Vorausschau nach erleben würden, sollten die USA ihre Schulden über einen längeren Zeitraum hinweg nicht bedienen:

„Ein Zahlungsausfall würde die Geldmärkte auf den Kopf stellen, die Anleihefonds auslöschen, die Kreditvergabe zum Erliegen bringen, die Zinssätze in die Höhe schießen lassen, unsere Banken in die Insolvenz treiben und unseren ausländischen Handelspartnern und Gläubigern in aller Welt einen Schlag versetzen; all das würde die USA und die Weltwirtschaft in ein wirtschaftliches Unheil stürzen.“

Und natürlich würden auch die Aktienmärkte massiv crashen. David Bianco von der Deutschen Bank geht davon aus, dass, sollten die USA damit beginnen, die Zinszahlungen auf US-Staatsanleihen auszusetzen, der S&P 500 Index bis Ende des Jahres um 850 Punkte fallen könnte.

Und auch bei den Durchschnittsamerikanern würde praktisch umgehend eine Panik einsetzen. Es gibt Berichte darüber, dass einige Banken ihre Geldautomaten bereits mit extra Bargeld ausstatten – nur für den Fall aller Fälle:

„Während nur noch zehn Tage verbleiben, um die Schuldenobergrenze anzuheben und die Republikaner im Kongress damit drohen, einen Zahlungsausfall der Regierung auf ihre Schulden zu erzwingen, ergreifen die Banken einige dramatische Schritte, um sich auf das Wirtschaftschaos vorzubereiten, das einsetzen würde, sollte diese waghalsige Politik weiter fortgesetzt werden.

Die Financial Times meldet, dass eine US-Großbank damit begonnen hat, ihre Geldautomaten mit zusätzlichem Bargeld auszustatten, um sich so auf einen möglichen Bank-Run von in Panik geratenen Bankkunden vorzubereiten. Die New York Times meldet, dass eine andere Bank derzeit einen Plan ausarbeitet, um ihren Kunden, die auf staatliche Rentenzahlungen und andere staatliche Leistungen angewiesen sind, welche im Falle eines Zahlungsausfalls ausgesetzt werden könnten, Vorauszahlungen bereitzustellen.“

Wollen wir hoffen, dass sich am Ende die besonneneren Köpfe durchsetzen werden und eine US-Staatspleite vermieden werden kann.

Bedauerlicherweise scheinen die Demokraten jedoch fest entschlossen, von ihrer aktuellen Positionen nicht einen Zentimeter abzurücken. Sie haben Verhandlungen ausgeschlossen und fordern von den Republikanern, dass sie jeder einzelnen Forderung nachkommen.

Und wer kann den Demokraten das verdenken! Schließlich hat das ja auch in der Vergangenheit prima funktioniert. Jedes Mal, wenn die Reihen der Demokraten geschlossen waren und sie an ihrer Position festhielten, sind die Republikaner ausgeflippt – nur um am Ende ein ums andere Mal einzuknicken.

Wird es dieses Mal anders sein?

Obama-Debt-Ceiling

Lustig ist in diesem Zusammenhang, dass es mal eine Zeit gab, wo Barack Obama entschieden gegen jedwede Anhebung der Schuldenobergrenze war:

„[…] Amerika hat ein Schuldenproblem und eine gescheiterte politische Führung. Amerika verdient etwas Besseres. Ich beabsichtige daher, mich gegen die Anstrengungen auszusprechen, Amerikas Schuldenlimit anzuheben.“

Aber heute sagt Obama, sich gegen eine Anhebung des Schuldenlimits auszusprechen, sei so unvernünftig, dass Verhandlungen überhaupt nicht in Frage kämen.

Welcher Obama hat denn nun Recht?

Wären die Demokraten zu Verhandlungen bereit, könnte ein Zahlungsausfall immer noch vermieden werden, da die Republikaner dann klein beigeben.

So lief das doch bisher immer oder?

Dieses Mal könnte es aber vielleicht etwas anders laufen. Nehmen wir nur, was John Boehner [Republikaner; Sprecher des US-Repräsentantenhauses] am Sonntag zu sagen hatte:

„´Ich arbeite mit meinen Mitgliedern zusammen, entschlossen, dies auf geeinte Art zu tun`, so Boehner, der forderte dem Affordable Care Act die Finanzierung zu entziehen, das Gesetz aufzuschieben oder anderweitig zu verändern.

Boehner hatte damit gerechnet, dass der Kampf um Obamacare bei der nächsten Abstimmung über die Anhebung der Schuldenobergrenze aufflammen würde, ´aber … meine Mitglieder haben entschieden, ihn jetzt zu führen … Und es ist eine Tatsache, dass der Kampf sowieso auf die ein oder andere Art kommen würde. Wir befinden uns im Kampf. Wir wollen den Staat nicht zum Erliegen bringen. Wir haben Gesetzesvorschläge unterbreitet, um die Soldaten zu bezahlen. Wir haben Gesetzesvorschläge unterbreitet, dass die Bediensteten des Bundes wissen, dass sie während des Ganzen bezahlt werden …

Es gab noch nie eine entschlossenere Gruppe von bezüglich der Zukunft unseres Landes zutiefst besorgten Menschen … Für uns ist es an der Zeit, dass wir uns erheben und kämpfen.“

Aber werden sich die Republikaner tatsächlich erheben und kämpfen?

Wer in der Vergangenheit auf die Standhaftigkeit der Republikaner gesetzt hat, hat ein ums andere Mal aufs falsche Pferd gesetzt.

Wir werden ja sehen. Boehner behauptet zumindest, dass es dieses Mal anders sei. Boehner behauptet, dass er dieses Mal nicht einfach einknicken wird. Als er gefragt wurde, ob sich die US-Regierung nun auf den Weg in Richtung eines Zahlungsausfalls aufmachen würde, sollte sich Obama weiterhin weigern, in Gespräche einzutreten, sagte Boehner: „Das ist der Weg, auf dem wir uns derzeit befinden.“

Unterdessen geben die Massenmedien den Republikanern die Hauptschuld – aber das US-Repräsentantenhaus hat zumindest versucht, eine Vereinbarung zu erzielen. Das Repräsentantenhaus hat seit der letzten Senatsabstimmung 26 Mal abgestimmt. Harry Reid, der demokratische Mehrheitsführer im Senat, hat den Senat jetzt im Grunde solange geschlossen, bis die Republikaner nachgeben und die Demokraten genau das bekommen, was sie haben wollen.

Das Lustige ist, dass das alles wahrscheinlich ohne Weiteres gelöst werden könnte. Würden sich die Demokraten bereiterklären, den Versicherungszwang, der im Rahmen von Obamacare kommt, um ein Jahr aufzuschieben, würden die Republikaner wahrscheinlich zustimmen. Aufgrund gigantischer technischer Fehler ist es bisher ohnehin kaum jemanden gelungen, sich für Obamacare zu registrieren. Ein einjähriger Aufschub des Versicherungszwangs für jeden US-Bürger würde der Obama-Regierung Zeit geben, die Sache wieder auf die Reihe zu bekommen.

Bedauerlicherweise scheinen die Demokraten aber fest entschlossen, von ihrer aktuellen Position nicht einen Zentimeter abzurücken. Sie scheinen zu glauben, dass ihnen daraus poltische Vorteile erwachsen.

Aber das ist ein sehr gefährliches Spiel, das sie hier betreiben. Die US-Regierung muss zwischen dem 18.10.2013 und dem 15.11.2013 rund USD 441 Milliarden an kurzlaufenden Staatsschulden prolongieren.

Sollte die Schuldenobergrenze nicht rechtzeitig angehoben werden, wird dies für eine Explosion der Zinssätze sorgen. Die Kreditkosten für die einzelnen US-Bundesstaaten, Lokalregierungen, Unternehmen und den Durchschnittsamerikaner werden durch die Decke schießen und die Wirtschaftsaktivität wird einen wirklich heftigen Rückschlag erfahren.

Und wie oben bereits ausgeführt, könnte das Ganze wohlmöglich zu einem Finanzcrash führen, der 2008 wie ein Sonntagspicknick aussehen ließe.

Wollen wir hoffen, dass es bald eine politische Einigung geben wird. Dadurch könnte wenigstens ein klein wenig mehr Zeit gewonnen werden.

Sollte es vor Ende dieses Jahres zu einem Zahlungsausfall kommen, würde das zu unglaublichen wirtschaftlichen Leiden führen, und die Folgen wären wahrscheinlich weit massiver, als sich irgendjemand von uns ausmalen kann.

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