Martin Armstrong, Armstrongeconomics.com, 13.11.2013

Frage: „Schön, dass Sie hier in Europa waren. Sie merkten ja an, dass Deutschland den Euro brauchen würde, um seinen Außenhandelsüberschuss mit Europa aufrecht zu erhalten. Es scheint nun immer mehr Menschen zu geben, die sich dessen bewusst werden, speziell hier in Griechenland. Ist das die Saat des Eurozusammenbruchs?“

Antwort: Es können kaum Zweifel daran bestehen, dass der größte Vorteil, den Deutschland aus dem Euro zieht, die Fähigkeit ist, seine Produkte ohne Währungskriege nach ganz Europa zu verkaufen. Deutschland ist die Kernwirtschaft Europas und die Stärke hinter dem Euro.

Deutschland wird seine Außenhandelsüberschüsse aber verteidigen, denn sollte es dabei versagen, gibt es überhaupt keinen Grund mehr, den Euro weiterhin zu stützen, da das Kapital dann aus Deutschland fliehen wird, anstatt dem Land zuzufließen. Die Exportstärke des Kernlandes sorgt beim Euro auf kollektiver Ebene für ein falsches Gefühl an Sicherheit. Aus marxistisch/sozialistischer Sicht handelt es sich beim Euro schlicht um eine Umverteilung von Vermögen und Einkommen innerhalb Europas – und diese Auffassung wird in Europa zweifelsohne immer populärer werden.

Hält man Europa mit einem starken Euro intakt, erfolgt das zum Wohle Deutschlands auf Kosten der Euroländer an der Peripherie, die unter Deflation und der deutschen Austerität leiden, welche die südeuropäischen Wirtschaften schädigt und dafür sorgt, dass die Steuern und die Arbeitslosigkeit zunehmen.

Diese Auffassung gewinnt hinter verschlossenen Türen immer mehr an Zustimmung. Und nun fangen viele damit an, sich Deutschlands Außenhandelsdefizit genauer anzuschauen. Selbst der Internationale Währungsfonds drängt die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel jetzt, den deutschen Außenhandelsüberschuss abzusenken, um den Europartnern dabei zu helfen, ihre Außenhandelsdefizite abzubauen und ihre Wirtschaften anzukurbeln.

Also ja, das ist die Saat der Zerstörung – weil die Staatsschulden der einzelnen Länder [bei der Schaffung des Euros] nicht vereinheitlicht worden sind. Und heute steht hinter dem Euro immer noch das Bild, dass die Schulden zwar unterschiedlich, aber doch irgendwie alle gleich seien, obwohl sie sich in Wirklichkeit eindeutig voneinander unterscheiden.

Man hat also eine Einheitswährung ohne Struktur geschaffen, die diese Währung stützen würde. Demzufolge läuft der Euro jetzt auch Gefahr, komplett auseinanderzubrechen. Ein Rückgang des Euros wird Deutschland verärgern, und dann werden die Silberfäden, die die Euroländer zusammenhalten, bis aufs Äußerste belastet werden.

Und dann haben wir natürlich noch die EU-Kommission, die die Demokratie in Europa abgeschafft hat. Sie werden darauf aus sein, alles zusammenzuhalten, nur um ihre Arbeitsplätze und Machtbasis zu erhalten. Wir werden ja gerade Zeugen einer still und leise durchgeführten Förderalisierung Europas – ein Europa, bei dem die Menschen kein Mitspracherecht haben werden. Die Wahrscheinlichkeit, dass der Euro den Geist aufgibt, ist daher insgesamt nicht so hoch, solange sich nicht auch für die EU-Kommission das Blatt wendet.

Die Leitzinssenkung der EZB von letzter Woche überraschte alle, aber das sind sehr schlechte Neuigkeiten. Die Märkte interpretieren Zinssätze immer noch auf marxistische Art und Weise, da sie törichterweise glauben, dass niedrige Zinsen bullisch sind, anstatt ein Hinweis darauf, dass die Wirtschaft keine Kredite aufnimmt, weil die Marktteilnehmer keine Möglichkeiten sehen. Die niedrigen Zinssätze berauben die Sparer und Senioren ihres Einkommens und sorgen dafür, dass die Rentenfonds in die Insolvenz geschickt werden. Diese Zinssenkung war ein Hinweis darauf, dass für Europa das Schlimmste noch lange nicht vorüber ist.

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