David Tablish, Rambus1.com, 12.01.2014
In diesem Bericht würde ich Ihnen gerne einige verschiedene Silbercharts zeigen, die auf ein bullisches wie auch bärisches Szenario hindeuten. Wir befinden uns hier an einem entscheidenden Scheideweg, bei dem wir beide Seiten des Edelmetallkomplexes im Auge behalten und nach Hinweisen Ausschau halten müssen, welche Richtung dieser Komplex als Ganzes als nächstes einschlagen wird. Es ist so gut wie unmöglich, das Tief mit absoluter Sicherheit zu treffen, aber manchmal, wenn man sich einen klaren Kopf bewahrt, kommt man dem doch sehr nahe.
Wie Sie wissen, bin ich bezüglich des gesamten Edelmetallkomplexes seit über einem Jahr bärisch gewesen. In der ersten Dezemberwoche 2012 haben wir unsere ersten Short-Positionen platziert und seitdem sind wir den gesamten Bärenmarktimpuls – der zufällig einer der größten Rückgänge bei Gold und Silber seit vielen Jahren war – nach unten geritten.
Heute ist der Edelmetallkomplex an einem Punkt angekommen, der nur ein Haltepunkt sein könnte, dem weitere Abwärtsbewegungen folgen. Es könnte aber auch ein wichtiges Tief sein, das uns das Signal gibt, dass der fast schon drei Jahre andauernde Silberbärenmarkt nun vorbei ist. Diese allesentscheidende Frage kann niemand mit 100%iger Sicherheit beantworten, aber lassen Sie uns nun zu den Silbercharts blicken, um zu schauen, ob sie uns vielleicht Hinweise darauf geben, in welche Richtung die nächste wichtige Kursbewegung ausschlagen wird.
Beginnen wir mit dem Silber-Tageschart, dem wir bereits seit einiger Zeit folgen. Wie Sie sehen, hat Silber seit Anfang Dezember 2013 einen horizontalen Handelskanal auf Höhe des Juli-Tiefs ausgebildet. Das ist der entscheidende Wendepunkt – zumindest aus kurz- bis mittelfristiger Perspektive, und dieser Punkt könnte auch aus langfristiger Perspektive wichtig sein, wie ich Ihnen im Verlauf dieses Artikels noch zeigen werde.
Bitte berücksichtigen Sie den blauen Abwärtstrendkanal und den gleitenden 50-Tagesschnitt, der parallel dazu verläuft. Am Freitag konnte Silber den 50-Tagesschnitt touchieren. Es gibt derzeit drei Widerstandspunkte, die Silber überwinden muss, bevor es weiter steigen kann. Da haben wir die obere Linie des roten Dreiecks, das mindestens 5 Umkehrpunkte benötigt, damit es zu einem Umkehrmuster wird. Dann haben wir die obere blaue Linie des Abwärtstrendkanals und natürlich den gleitenden 50-Tagesschnitt. Silber muss sich also erst einmal aus diesen zu Widerstandspunkten gewordenen Marken herausarbeiten.
Bitte berücksichtigen Sie auch, dass die bullische aufsteigende rote Flagge des Juni-Tiefs 5 Umkehrpunkte benötigte, bevor Silber nach oben hin ausbrauch. Darüber hinaus könnten das Juni-Tief und unser aktuelles Tief zu einem späteren Zeitpunkt noch zu einem bedeutenden Doppeltief werden.
Den nachfolgenden Chart hatte ich bereits vor drei Wochen veröffentlicht. Er zeigt zwei unsymmetrische Doppelhochs …, die mit Nr. 1 und Nr. 2 markiert wurden. Schauen Sie sich auch die kleinen schwarzen Rechtecke unter den roten nach unten weisenden Pfeilen an … Ich sagte, dass es noch einige Wochen dauern könnte, bevor die obere Linie des Rechtecks getroffen wird und wir eine entscheidende Kursbewegung sehen werden. Wie Sie sehen, ist der zeitliche Faktor beim unteren schwarzen Rechteck fast abgeschlossen.
Bitte berücksichtigen Sie auch, dass die blauen Pfeile des unsymmetrischen Doppelhochs Nr. 1 dem ersten Tief (blaue Pfeile) des unsymmetrischen Doppelhochs Nr. 2 entsprechen. Und die grünen Pfeile haben genau dasselbe gemacht – auch sie entsprechen exakt dem zweiten Tief des unsymmetrischen Doppelhochs Nr. 2. Und genau hier wird es richtig interessant.
Die nächsten Pfeile, die ins Spiel kommen, sind nämlich die roten Pfeile. Sollte hier gerade ein potenzielles fraktales Muster zu beobachten sein, können wir mit einem drastischen Preiseinbruch rechnen (s. a. rote Pfeile des unsymmetrischen Doppelhochs Nr. 2). Der Silberpreis würde dann direkt bis in den Bereich von USD 13,10 pro Unze stürzen. Sollte sich der Silberpreis jedoch über das schwarze Rechteck hinausbewegen, würde dieses mögliche Fraktal-Muster – das sich zumindest bis zum Freitag perfekt entwickelt hat – ungültig werden.
Schauen wir uns als nächstes den Linienchart für Silber auf Tagesbasis an. Hier sehen wir ein anderes Chartmuster als auf dem Balken-Chart. Bitte denken Sie daran, dass ein Linienchart immer nur den Tagesschlusskurs zeigt, der mit dem Schlusskurs des darauffolgenden Tages verbunden wird. Ein Linienchart entfernt viele Störsignale aus dem Chart wie massive Ausreißer innerhalb eines Handelstags.
Wie aus dem Linienchart hervorgeht, hat Silber ein 7-Punkt-Dreieck ausgebildet (blau), bei dem es auch am Freitag noch nicht zu einem Ausbruch kam, obwohl der Silberkurs hier schon nahe an die obere Linie kam. Die kommende Woche wird gelinde gesagt sehr spannend werden.
Schauen wir uns noch einen weiteren Tageschart für Silber an. Hier sehen wir den blauen 6-Monats-Trendkanal. Bitte beachten Sie, dass unser jüngstes Tief leicht über dem Juni-Tief lag. Wenn wir die zwei Tiefs miteinander verbinden, bekommen wir eine ganz leicht aufsteigende Linie.
Meines Erachtens ist diese 6-monatige Handelsspanne zum jetzigen Zeitpunkt ein Chartmuster mit drei Umkehrpunkten. Und da bisher erst zwei Umkehrpunkte komplettiert worden sind, ist die Konsolidierungsphase noch nicht abgeschlossen. Wir bräuchten einen weiteren Anstieg des Silberpreises an die obere blaue Linie, um den vierten Umkehrpunkt zu schaffen, sodass diese Handelsspanne zu einem möglichen, nach unten hin ausbrechenden Konsolidierungsmuster würde.
Die zweite Möglichkeit ist, dass in diesem Handelskanal ein Schulter-Kopf-Schulter-Konsolidierungsmuster geschaffen wird, wobei die kleineren roten Muster die linke und rechte Schulter wären und die untere blaue Linie wäre dann die Nackenlinie.
Die dritte Möglichkeit wäre, dass es sich hier um ein echtes Doppeltief handelt, also ein Umkehrmuster. Wie Sie wissen, halte ich immer nach Umkehrmustern wie einer Schulter-Kopf-Schulter-Formation, einem Doppelhoch oder einem Doppeltief oder irgendeinem 5-Punkt-Muster (einem Rechteck, Dreieck oder fallendem Keil) Ausschau, die den Trend umkehren könnten. Das wäre zumindest der Ort, wo wir ein Doppeltief sehen könnten.
Jetzt möchte ich Ihnen den Silberchart auf Wochenbasis zeigen, mit dem einige Dinge in Perspektive gesetzt werden. Zunächst einmal sieht man hier, warum der Rückgang im Juni 2013 im Bereich von USD 18 pro Unze zum Erliegen kam. Auf diesem logarithmischen Chart sieht man, dass das blaue 6-Punkt-Rechteck nur ein Zwischen-Muster war, wie die blauen Mess-Pfeile zeigen. Ein weiterer interessanter Aspekt dieses Wochencharts ist die verlängerte Nackenlinie, die sich aus der umgekehrten Schulter-Kopf-Schulter-Formation des Jahres 2008 ergibt. Diese umgekehrte Schulter-Kopf-Schulter-Formation leitete den parabolischen Kurssprung in den Bereich von USD 50 pro Unze ein. Im Grunde handelt es sich hierbei um dieselbe verlängerte Nackenlinie, die Sie bereits auf den Goldcharts gesehen haben.
Wir haben hier also zwei sehr gute Gründe dafür, warum Silber im Juni und Dezember 2013 an diesen Punkten zum Halten kam. Wie Sie sehen, hat sich die verlängerte Nackenlinie von einer Widerstandslinie in 2008 in eine aktuelle Stützungslinie verwandelt.
All diese Charts sagen uns, dass es einen guten Grund dafür gibt, warum Silber hier Halt gefunden hat. Das ändert natürlich nichts daran, dass Silber sich immer noch in einem Konsolidierungsmuster befindet und weiter fallen könnte, sollte der vierte Umkehrpunkt erst einmal abgeschlossen sein.
Bitte schauen Sie sich auch die kleine rote bullische Flagge an, die mir zeigte, wo wir im April 2011 nach einem Silberhoch Ausschau zu halten hatten. Zeigt uns das blaue Rechteck nun das Tief dieses Bärenmarkts oder ist es nur ein Zwischenmuster?
Im Folgenden sehen Sie einen weiteren Wochenchart, der den Bärenmarkt in Perspektive setzt. Ausgehend von dem Hoch von April 2011 hat der Abwärtstrend bisher einen perfekten parallel verlaufenden Abwärtstrendkanal geschaffen. Und genauso wie bei jedem anderen Chartmuster, würde ich auch hier gerne mindestens vier Umkehrpunkte für einen Aufwärts- bzw. Abwärtstrend sehen, um zu wissen, dass es ein gültiges Chartmuster ist. Wie Sie sehen, zeigt uns das jüngste Tief von Juni 2013 einen möglichen 4. Umkehrpunkt des Abwärtskanals. Das soll nun nicht heißen, dass wir in Zukunft nicht auch noch einen fünften oder sechsten Umkehrpunkt haben können – wir suchen die aktuelle Kursentwicklung nach Hinweisen ab, und zwar einen Schritt nach dem anderen.
Der Langfrist-Chart für Silber zeigt uns einen potenziellen parallel verlaufenden Aufwärtskanal mit einem leichten Ausbruch bei der unteren Trendlinie, der durch eine gestrichelte Linie gezeigt wird. Der RSI im oberen Teil des Charts zeigt uns, dass das der Bereich ist, wo zuvor wichtige Tiefs ausgebildet wurden. Ich habe unseren blauen Abwärtskanal als mögliche Bullenflagge gekennzeichnet. Dieser Abwärtskanal verfügt über exakt dieselbe Breite wie der vierjährige blaue abwärts zeigende Keil, der den Beginn des Silberbullenmarkts markierte, als der Preis 2001 über die obere Linie stieg.
Ich möchte diesen Bericht mit zwei weiteren Charts beenden. Der eine ist sehr bärisch und der andere könnte sehr bullisch sein. Fangen wir mit dem möglichen bärischen Szenario an. Hier sehen Sie ein potentielles Schulter-Kopf-Schulter-Hoch, das ich Ihnen bereits gezeigt habe. Der Silberpreis ist von der potentiellen Nackenlinie wieder nach oben hin weggesprungen, so wie ich es beim erstmaligen Auftreffen auf diese Linie auch erwartet hatte. Silber könnte von hier aus eine Rally hinlegen, um die rechte Schulter auszubauen.
Der letzte Langfristchart für Silber ist ein Linienchart auf Monatsbasis. Ich habe das Chartmuster bereits mehrere Male abgeschrieben, da es jedes Mal scheiterte, aber jedes Mal, wenn ich es abschreibe, kommt es wieder ins Spiel. Ich habe diesen Chart vor vielen Jahren erstellt, und bisher hat er sich auf wunderbare Art bewahrheitet. Das Einzige, was bisher falsch läuft, ist, dass der potentielle Test der Nackenlinie Nr. 2 ein klein wenig zu stark verlief. Wie Sie sehen, ist dieser Backtest von Nackenlinie Nr. 2 sehr wichtig, da die Kurse unter dieser Nackenlinie eine riesige 25-jährige Basis zeigen, und wir befinden uns nun in der Backtest-Phase diese riesigen Schulter-Kopf-Schulter-Basis. Wie Sie sehen, hatte ich im Bereich von USD 20,50 pro Unze nach einem solchen Test Ausschau gehalten. Silber notiert aktuell zwei Punkte unter dieser Marke, aber angesichts der Tatsache, dass es so ein riesiges Chartmuster ist, haben zwei Punkte vielleicht nicht allzu viel zu bedeuten. Wir werden sehen, wie sich das Ganze weiterentwickelt.
Darüber hinaus zeigt dieser Chart auch, warum sich das potentielle Doppeltief an einem sehr wichtigen Punkt abspielen würde, sollte der Backtest erfolgreich verlaufen.
Wir haben es hier gegenwärtig also mit einem möglicherweise sehr großen und wichtigen Wendepunkt zu tun, der uns Hinweise auf die nächste große Kursbewegung von Silber geben könnte. Das Einzige, was wir tun können, ist der Preisentwicklung zu folgen und zu schauen, was sie uns zu sagen hat. Zunächst müsste Silber den gleitenden 50-Tagesschnitt und die darüber liegenden Widerstandsmarken knacken, um den Ball ins Rollen zu bringen. Wir sind nahe dran, haben es aber noch nicht geschafft. Wir müssen für beide Szenarien offen bleiben und entsprechend traden.