„Das Papiergeld-Fiasko gerät außer Kontrolle. Frankreich und Italien wanken am Abgrund. Wenn sie zusammenbrechen, wird es sehr schwer werden, den Euro als funktionierende Währung zu erhalten. Ich bin zuversichtlich, dass der Goldbullenmarkt noch lange nicht am Ende ist, weil Gold in Zeiten der Krise zur bevorzugten Währung avanciert. Ich habe ja bereits gesagt, dass wir hier mit einer Riesen-Krise konfrontiert werden.“

Brian Sylvester, The Gold Report, 20.01.2014

Während der US-Notenbank die Munition für weitere Goldpreisdrückungen ausgeht, ist Ian Gordon – der Gründer und Vorsitzende der Longwave Group – bezüglich der künftigen Goldpreisentwicklung extrem bullisch. In diesem Interview mit The Gold Report geht Gordon auf die Geschichte der Goldpreismanipulation und deren Auswirkungen auf die Weltwirtschaft ein. Darüber hinaus spricht er über seine Untersuchungen und erklärt, warum Juniorminen bei der Suche nach neuen Goldlagerstätten effektiver und kosteneffizienter agieren als ihre großen Mitbewerber.

The Gold Report: Gold gehörte 2013 zu den Vermögenswerten, die sich am schlechtesten entwickelt haben. Welche Rolle spielen die Kursmuster und die Goldpreisentwicklung der letzten zwei Jahren für ihre Prognose für 2014?

Ian Gordon: Ich bin extrem bullisch, was den Goldpreis in 2014 anbelangt. Ein Teil dieses Optimismus geht auf meine Untersuchung der Zyklen zurück. Ich bin zuversichtlich, dass wir bei den Edelmetallen und den Edelmetallminenaktien 2014 den Anfang des vierten langfristigen Zyklus sehen werden, und diese bullische Phase dürfte rund drei Jahre anhalten.

Die Preise für Edelmetalle und Edelmetallminenaktien mussten nach ihren Hochs in 2011 schwer einstecken, was meines Erachtens zum Teil auf Manipulationen an der [US-amerikanischen Rohstoffbörse] COMEX zurückgeht.

Es gibt eine lange Geschichte der Goldpreismanipulation: In den 1960er Jahren wurde der London Gold Pool ins Leben gerufen, um den Goldpreis bei USD 35 pro Unze zu halten – also bei dem Preis, mit dem der US-Dollar an Gold gekoppelt war –, weil das Gold aus den USA abfloss. Den London Gold Pool gab es sechs Jahre, danach konnte der Goldpreis von USD 35 pro Unze nicht mehr länger gehalten werden, was die USA 1971 dazu zwang, den Goldstandard aufzugeben.

In den 1970er Jahren stieg der Goldpreis und kletterte bis 1980 auf USD 800 pro Unze. In einem Versuch, den Goldpreisanstieg aufzuhalten, verkauften der Internationale Währungsfonds und die USA während der späten 1970er Jahre Gold. 1999 bildete der Goldpreis dann mit USD 250 pro Unze ein Tief aus und kämpfte sich im Anschluss daran wieder nach oben.

Während der Goldpreis abermals zu steigen begann, brachten die USA Länder wie Kanada, Großbritannien und verschiedene andere Länder dazu, ihre physischen Goldbestände zu verkaufen, um so zu versuchen, den Preisanstieg einzudämmen. Da es mittels dieser offiziellen Goldverkäufe nicht gelang, den Preisanstieg zu verhindern, konzentrierten sich die westlichen Zentralbanken auf das Verleasen von Gold. Das wurde getan, damit die Fonds, die sich das Gold ausliehen, es zum Zwecke der Goldpreisdrückung abverkaufen konnten. Diese Praxis gelangte an ihr Ende, als kein Gold mehr da war, das noch verliehen werden konnte, was man vielleicht am besten an der Tatsache sieht, dass die USA nicht einmal in der Lage sind, 300 Tonnen Gold an Deutschland auszuliefern.

Das finale Schlachtfeld des US-geführten Kriegs gegen Gold ist die COMEX. Gold ist im Jahr 2013 um USD 480 pro Unze gefallen, und im April 2013 ist es innerhalb von zwei Tagen um USD 246 pro Unze gefallen – der Goldpreis ist also innerhalb von zwei Tagen um über die Hälfte des Gesamtrückgangs in 2013 gefallen. Das Verhältnis von COMEX-Papiergold zu physischem Gold dürfte jetzt bei 100:1 liegen.

Ich bin der Auffassung, dass der USA derzeit die Munition ausgeht, um den Goldpreis zu drücken und die Menschen davon zu überzeugen, dass der Papierdollar besser ist als Gold. All das physische Gold ist nach Asien abgewandert. Der Krieg wird 2014 zu Ende sein. Die Manipulation wird als das aufgedeckt werden, was sie ist. Und wenn das passiert, wird es zu einem dramatischen Preisanstieg kommen.

TGR: Gibt es irgendwelche Hinweise darauf, dass die Goldpreisperformance der Vergangenheit genutzt werden kann, um die künftige Goldpreisentwicklung vorherzusagen, oder befinden wir uns hier in unbekannten Gefilden?

IG: Es wird zunehmend schwerer, Prognosen abzugeben, wenn man es mit Marktmanipulationen zu tun hat. Beispielsweise wird der Aktienmarkt gegenwärtig mithilfe der enormen geldpolitischen Belebungsmaßnahmen der Zentralbanken, speziell der US-Notenbank, in die Höhe getrieben.

Unsere Untersuchungen zeigen, dass die Zyklen säkularer Bullen- und Bärenmärkte innerhalb sogenannter Langwellen-Jahreszeiten stattfinden. Wir befinden uns zurzeit im Winter des Langwellen-Zyklus, wo die Schulden aus der Wirtschaft verschwinden. Die Zentralbanken stemmen sich seit dem Jahr 2000 gegen diesen Prozess. Und im Winter dieses Langwellen-Zyklus befindet sich Gold in einem säkularen Bullenmarkt und Aktien müssten eigentlich in einem säkularen Bärenmarkt sein.

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Im Grunde haben wir es seit dem Jahre 2000 mit einem säkularen Bullenmarkt für Gold und Goldminenaktien zu tun. Der HUI Gold BUGS Index bildete sein Tief im Jahr 2000 bei USD 35,50 aus – heute notierte er knapp über USD 200. Der Goldpreis bildete sein Tief bei USD 251 pro Unze aus und liegt heute bei rund USD 1.225 pro Unze. Innerhalb dieser säkularen Zyklen gibt es noch lang- und mittelfristige Zyklen. Die langfristigen Zyklen halten zwischen vier und fünf Jahren an, und in jedem säkularen Zyklus gibt es viereinhalb dieser langfristigen Zyklen. Auf meiner Internetseite können Sie sich im Detail anschauen, wie sich diese Zyklen zusammensetzen.

Bei den Edelmetallen und den Edelmetallminenaktien dürften wir derzeit das Preistief des dritten langfristigen Zyklus und den Anfang der bullischen Phase des vierten langfristigen Zyklus durchmachen. Im Rahmen meiner Arbeit an den Zyklen habe ich geschätzt, dass der Goldpreis in dieser bullischen Phase irgendwann Anfang 2017 die Marke von USD 3.300 pro Unze knacken wird und der HUI-Index über die Marke von USD 990 klettert. Es wird keine geradförmige Aufwärtsbewegung sein, sondern es wird entlang des Weges immer wieder zu vorübergehenden Korrekturen kommen.

TGR: Ist 2014 das Jahr, in dem das Finanzsystem zerfällt?

IG: Ich bin absolut überzeugt davon, dass das in diesem Jahr passieren wird. Laut unserer Zyklen-Untersuchung befinden wir uns aktuell in einer Währungskrise, die der Krise des letzten Langwellen-Winters – also der weltweiten Währungskrise von 1931 bis 1933 – sehr stark ähnelt. Ich glaube, wir werden dieses Jahr sehen, dass die weltweiten Währungen scheitern. Der Euro und der Dollar werden in Gefahr geraten.

Und daraus wird dann ein neues globales Währungssystem hervorgehen, ähnlich der Art, wie 1944 auch Bretton Woods entstand. Das wird ein sehr schwieriger Prozess sein, da die Menschen das Vertrauen in Fiat-Papierwährungen verlieren und sich stattdessen Gold und Silber zuwenden.

TGR: Einige Leute behaupten, dass diese apokalyptische Goldgeschichte den Goldinvestoren und den Goldmineninvestoren bisher rein gar nichts gebracht hat. Wie reagieren sie darauf?

IG: Ich halte das für lächerlich. Die Welt ist mit einer beispiellosen Fiat-Papiergeld-Krise konfrontiert, die sehr schlimm ausgehen wird. Ich weiß, dass Gold im Langwellen-Winter steigt, so wie es nach 1929 und zuvor 1873 der Fall war. Der Goldpreis steigt, weil die Menschen nicht mehr länger an Papiergeld glauben.

Das Papiergeld-Fiasko gerät außer Kontrolle. Frankreich und Italien wanken am Abgrund. Wenn sie zusammenbrechen, wird es sehr schwer werden, den Euro als funktionierende Währung zu erhalten.

Ich bin zuversichtlich, dass der Goldbullenmarkt noch lange nicht am Ende ist, weil Gold in Zeiten der Krise zur bevorzugten Währung avanciert. Ich habe ja bereits gesagt, dass wir hier mit einer Riesen-Krise konfrontiert sind.

TGR: In einer Dezember 2013 Ausgabe von „That Was The Week That Was“ sprachen Sie über einige Punkte, auf die Richard Schodde von MineEx Consulting hingewiesen hatte, als er die Performance von Juniorminen und Seniorminen bei der Entdeckung neuer Lagerstätten in Kanada und anderen Ländern seit 1960 miteinander verglich. Was fand er dabei heraus?

IG: Ich glaube, das Wichtigste, was wir aus seiner Analyse mitnehmen können, ist, dass die Juniorminen bei der Exploration eine bedeutende Stellung einnehmen. Zwischen 1960 und 2012 gingen 46% der größten Funde auf das Konto von Juniorminen. Die Juniorminen waren beim Auffinden dieser Lagerstätten überdies viel effizienter als ihre großen Mitbewerber. Es kostete die Juniorminen weniger Dollars, um auf dieselben Funde zu stoßen wie die großen Minen.

TGR: Sollte Gold weiterhin auf dem Niveau von rund USD 1.200 pro Unze verharren, werden laut der Schätzung von Schodde in Kanada rund USD 1,3 Milliarden für die Entdeckung neuer Lagerstätten aufgewendet werden. Sie helfen den Explorationsunternehmen ja dabei, Finanzierungen zu arrangieren. Wie gestaltete sich diese Arbeit 2013 im Vergleich zum Vorjahr?

IG: 2012 und 2013 waren beides schwierige Jahre. Viele Juniorminenfirmen kämpfen derzeit ums nackte Überleben. Toronto, das bedeutendste Finanzzentrum für die Minenbranche, wurde fast vollständig vom Finanzierungsspiel abgekoppelt, da es bei den Goldfonds zu bedeutenden Abflüssen kam und sie ihre Positionen abverkaufen mussten, um die entsprechenden Zahlungen zu leisten. Für die Finanzierung war kein Geld da.

Ich habe festgestellt, dass die Europäer und die Amerikaner entlang der Ostküste nach wie vor ziemlich aktiv sind, was die Finanzierung der Juniorminen anbelangt. Die Europäer wissen, was Gold ist, und sie wissen auch, dass sich die Papierwährungen in ernsthaften Schwierigkeiten befinden.

TGR: Nennen Sie uns bitte ein paar Investmentschwerpunkte, jetzt wo 2014 beginnt.

IG: Bezüglich des Goldpreises bin ich extrem bullisch. Der Goldpreis wird explodieren und nach oben hin ausbrechen, wenn erst einmal offenkundig wird, dass der Kaiser weder Kleider noch Gold hat und der Krieg gegen den Goldpreis endet. Das bedeutet, dass sich die Juniorminenfirmen, die über gute Vermögenswerte und ein gutes Management verfügen, ebenso gut entwickeln werden.

Andererseits bin ich extrem bärisch, was den Aktienmarkt anbelangt, was schlicht und ergreifend mit meinen Untersuchungen der Zyklen zu tun hat. Der Aktienmarkt befindet sich seit dem Jahr 2000 in einer 2,5,2,5-Sequenz: zwei Jahre fallende Kurse, fünf Jahre steigende Kurse, zwei Jahre fallende Kurse, fünf Jahre steigende Kurse. Das sind Fibonacci-Zahlen und bei Zyklen haben derartige Zahlen eine sehr hohe Bedeutung. Und das sagt mir im Hinblick auf den Aktienmarkt, dass das Ende in 2014 nah ist.

Wenn das passiert, wird die US-Notenbank keine Munition mehr haben, um die Aktienpreise oben zu halten. Die Zinssätze in den USA liegen heute bereits bei null und wir pumpen jeden Monat USD 75 Milliarden in die großen US-Banken.

Wenn der Markt einbricht, wird die Fed nicht mehr in der Lage sein, in wieder zurückzuholen, weil sie keinen Spielraum mehr hat, um die Zinssätze zu senken. Sollte die Fed ihre Gelddruckmaßnahmen mit der derzeitigen Rate fortsetzen oder gar ausweiten, wird der Dollar unter unglaublichen Druck geraten. Die US-Notenbank befindet sich jetzt in einer Zwickmühle.

TGR: Also selbst wenn die quantitative Lockerung wieder ausgeweitet würde, wäre dies nicht ausreichend?

IG: Die Ausweitung der quantitativen Lockerung mit dem Ziel, die Gelder über die Banken in Richtung Aktienmarkt zu locken, wird den Dollar vernichten. Setzt diese Entwicklung erst einmal ein, müssen die Zinsen steigen. Das ist die Zwickmühle, mit der die Fed konfrontiert sein wird.

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