Bud Conrad, Casey Research, 03.02.2014

Gold befindet sich seit über zwei Jahren in einem Abwärtstrend, was dazu geführt hat, dass die Stimmung am Goldmarkt gegenwärtig so schlecht ist wie seit vielen Jahren nicht mehr. Hardcore-Goldbugs können sich angesichts der Haushaltsdefizite der Regierungen und all der Geldschaffung nicht erklären, warum Gold nicht steigt – diese Entwicklungen müssten den Goldpreis ja eigentlich stützen. Ich habe eine Erklärung dafür, warum Gold gefallen ist und nun kurz davor steht, eine Trendwende einzuleiten. Ich bin überzeugt davon, dass jetzt der beste Augenblick ist, um wieder in Gold zu investieren.

Gold – die Alternative zu nichtkonvertierbarem Papiergeld

Wenn Sie Casey Research schon seit längerem lesen, wissen Sie natürlich auch, warum Gold ein gutes langfristiges Investment ist: Die Zentralbanken weiten die Papiergeldmenge aus, um die Haushaltsdefizite der verschwenderischen Staaten zu stützen. Sie können aber kein Gold drucken.

Seit dem Beginn der Kreditkrise haben die weltweiten Zentralbanken USD 10 Billionen an neuer Währung „geschaffen“. Mit diesen Geldern kaufen sie Staatsschulden auf, um die Zinssätze zu drücken und die Länder über Wasser zu halten. Das Beste, was sie dadurch erreichen können, ist Zeit zu gewinnen – aber eine Kreditkrise lässt sich ganz bestimmt nicht dadurch lösen, dass man noch mehr Kredit schafft.

Asien investiert wohlweislich in Gold

Seit 2010 kauft China Gold anstelle von US-Staatsanleihen. Chinas Plan scheint zu sein, insgesamt 6.000 Tonnen Gold zu kaufen, um bei den Goldreserven zu den Industrieländern aufzuschließen und die internationale Attraktivität des Yuan zu erhöhen.

2013 importierte China allein über Hongkong über 1.000 Gold – und wahrscheinlich kam aus anderen Quellen noch einmal genauso viel Gold ins Land. Großbritannien lieferte schweizerischen Scheideanstalten beispielsweise 1.400 Tonnen Gold, um die Londoner Barren umzuschmelzen, sodass sie den Anforderungen des asiatischen Markts entsprechen.

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China holt jedes Jahr rund 430 Tonnen Gold aus dem Boden – es könnte also durchaus sein, dass China im letzten Jahr insgesamt 2.430 Tonnen Gold eingesammelt hat, was 85% der weltweiten jährlichen Produktion entspräche.

Ursprünglich wurde veranschlagt, dass Indien 2013 900 Tonnen Gold importiert. Die wirkliche Zahl dürfte darunter liegen, weil die indische Regierung dem gelben Metall Sondersteuern und Importbeschränkungen auferlegt hat – ein verrückter Versuch der indischen Regierung, die sich abschwächende indische Währung zu schützen. Die Schmuggler freuen sich natürlich, da sie gegenwärtig Aufgelder von USD 100 pro Unze erhalten.

Es wird geschätzt, dass andere weltweite Zentralbanken im letzten Jahr mindestens 300 Tonnen Gold gekauft haben, und auch die Anleger kaufen Rekordmengen an physische Barren, Anlagemünzen und Schmuck. Doch wo kommt all das Gold her?

Die Goldbestände an der COMEX und bei den börsennotierten Goldfonds

Die Läger des Future-Goldmarkts an der COMEX sind 2013 um 4 Millionen Unzen zurückgegangen (über 100 Tonnen Gold). Die COMEX unterteilt die Goldbestände in zwei Klassen: Es gibt die „registered“ Goldbestände, die zur Auslieferung bereitstehen. Und dann gibt es an der COMEX noch andere Goldbestände, die nicht für das Trading zur Verfügung stehen, sondern nur als „eligible“ klassifiziert sind.

Ich glaube nicht, dass es so einfach ist, die Halter von „eligible“ Gold dazu zu bringen, es in „registered“ Gold umzuwandeln, sodass es zur Auslieferung bereitstünde. Ja sicher, möglich ist das schon, aber dafür müsste der Preis erst einmal einen großen Satz nach oben machen.

Der unten stehende Chart weist ein neues Rekordtief bei registriertem COMEX-Gold aus:

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Unterdessen sind aus dem SPDR Gold Shares Fonds (GLD) – dem weltgrößten börsennotierten Goldfonds – über 800 Tonnen Gold abgeflossen, da die Anleger ihre Gelder abzogen und die Goldbestände entsprechend liquidiert werden mussten. Zur selben Zeit haben die Zentralbanken ihr Gold mittels verschiedener Leasing-Programme zur Verfügung gestellt – hierzu gibt es aber keine öffentlichen Zahlen.

Warum ist der Goldpreis seit 2011 um USD 700 pro Unze gefallen?

In der heutigen, verzerrten Welt, wo die Staaten unter ihren Schulden leiden, während die asiatische Goldnachfrage zunimmt, müsste Gold doch eigentlich steigen. Also: Was ist hier los?

Der Goldpreis, der rund um die Uhr ausgewiesen wird, stammt von den Future-Börsen. An diesen Future-Märkten wird mit Hebeln gearbeitet, und das heißt, dass man dort bereits mit moderaten Beträgen große Gewinne erzielen kann. Auf diese Art können große Marktteilnehmer die Märkte zu bewegen – und der mit Abstand größte Marktteilnehmer von allen ist JPMorgan (JPM).

In den ersten elf Monaten des vergangenen Jahres stellten JPM und seine Kunden 60% aller Gold-Auslieferungen an der COMEX-Future-Börse. JPM spielt hier also ganz unstreitig eine führende Rolle, die so bedeutend ist, dass sie auch Auswirkungen auf den Markt haben kann. Durch die Bereitstellung derart großer Mengen an Gold ist JPM in der Lage, den Preis niedriger zu halten, als es ansonsten der Fall wäre.

Die entscheidende Frage ist, warum eine Großbank überhaupt daran interessiert sein könnte, Maßnahmen zu ergreifen, die den Goldpreis nach unten treiben könnten. Antwort: Die Banken machen Profite, indem sie sich Gelder zu einem Zinssatz von 0% leihen. Doch die US-Notenbank kann ihre riesigen quantitativen Lockerungsprogramme, mit denen die Zinssätze auf null gedrückt werden, nur dann fortsetzen, wenn der Goldpreis nicht explodiert, denn ein massiver Anstieg des Goldpreises würde auf eine Dollarschwäche und die Notwendigkeit einer geldpolitischen Straffung hindeuten. Voila – schon haben wir ein Motiv. Darüber hinaus stützt eine Goldpreisdrückung die Rolle des Dollars als Reservewährung.

In der nachfolgenden Grafik sehen Sie die monatlichen Gold-Kontrakte von JPM. Aus der Grafik geht hervor, ob JPM Gold abgezogen oder gestellt hat. Für eine einzelne Firma sind die Zahlen ziemlich hoch, aber die Auswirkungen auf die Goldmärkte sind in Wahrheit noch größer, weil zahlreiche Goldtransaktionen zu den Preisen abgewickelt werden, die sich an den Papiermärkten bilden.

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Hier sticht natürlich ins Auge, dass JPM fast ein ganzes Jahr lang Gold abverkauft hat und dann im Dezember einen Wandel vollzog und 96% aller Goldauslieferungen absorbierte.

Das ist eine bedeutende Veränderung und meines Erachtens auch ein Hinweis darauf, dass sich die Strategie von JPM gewandelt hat. Ich glaube, dass der Goldpreis durch die Goldauslieferungen in 2013 gedrückt wurde, doch nun scheint JPM davon abzusehen und einen anderen Weg einzuschlagen, der Gold künftig stützen wird.

Es bleibt aber immer noch eine wichtige Frage ungeklärt: Warum?

Hat sich die Motivation, den Goldpreis zu drücken, nun einfach in Rauch aufgelöst? Das ist unwahrscheinlich und wir werden wohl nie die ganze Wahrheit erfahren. Ich gehe aber mal davon aus, dass der Hauptgrund für diesen Wandel damit zusammenhängt, dass der Schaden bereits angerichtet wurde. Der Goldpreisrückgang von USD 740 pro Unze – ein Rückgang von 39% – hat das Vertrauen vieler Anleger in Gold als „sicheren Hafen“ erschüttert, und das gilt speziell für die Goldanleger, die erst vor kurzem hinzugekommen sind.

Und wir haben jetzt einen Punkt erreicht, wo weitere Auslieferungen sehr teuer werden könnten. JPM hat dem Markt bis Dezember 2013 Gold im Wert von USD 3 Milliarden (rund 2 Millionen Unzen Gold) zur Verfügung gestellt, und es könnte sein, dass es derzeit keine Goldquellen gibt, um diese Auslieferungen weiter fortzusetzen. Es ist gefährlich, massive Short-Positionen einzugehen, ohne dabei über Gold oder künftiges Gold als Absicherung zu verfügen.

Mittlerweile weiß jeder, dass es im Goldmarkt Verknappungen gibt; JPM wird sich darüber also genauso im Klaren sein wie der Rest von uns. Es ist für JPM einfach nicht mehr sicher genug, auf der Short-Seite des Markts zu stehen. Und nun scheint es so zu sein, als würde JPM darauf tippen, dass Gold wieder steigt und auf der anderen Seite des Trades ordentliches Geld zu verdienen ist.

Eine weitere Bestätigung dafür, dass die Großbanken derzeit ihre Strategie ändern, sind die Daten, die von der US-Regulierungsbehörde CFTC veröffentlicht werden. In der unten stehenden Grafik sehen Sie die Nettopositionen der vier größten US-Banken im Future-Markt – und hier ist es zu einer dramatischen Veränderung gekommen. Waren die Banken vor kurzem noch short, sind sie mittlerweile long und spekulieren auf steigende Preise.

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Im Goldmarkt braut sich eine Krise zusammen

Deutschland behauptet, dass es 3.390 Tonnen Gold hält, wobei die Hälfte dieses Goldes von ausländischen Zentralbanken verwahrt wird. Vor einem Jahr verkündete die Deutsche Bundesbank den Plan, 674 Tonnen Gold aus Frankreich und den Vereinigten Staaten zurückzuholen. Die USA sagten, dass sie diesem Wunsch Rechnung tragen würden, erklärten Deutschland aber, dass die gesamte Goldrückführung sieben Jahre dauert. Letze Woche wurde gemeldet, dass Deutschland nach einem Jahr gerade einmal 37 Tonnen Gold repatriiert hat – und davon stammen lediglich 5 Tonnen aus den USA. Das ist eine lächerlich geringe Menge von gerade einmal 160.000 Unzen Gold.

Warum kann Deutschland sein Gold nicht ausgeliefert bekommen? Die Erklärung, das Gold müsse erst eingeschmolzen und zu neuen Barren gegossen werden, macht überhaupt keinen Sinn. Die logischste Erklärung ist, dass die Vereinigten Staaten das Gold, das sie angeblich halten, gar nicht haben – weder das deutsche Gold, noch das der Vereinigten Staaten.

Natürlich wird die US-Regierung nicht eingestehen, dass es hier ein Problem gibt, aber ich behaupte, dass es das gibt. Noch mehr Beweise: Die COMEX-Lagerbestände von JPMorgan beliefen sich 2012 noch auf 3 Millionen Unzen Gold – doch diese Bestände sind bis Mitte 2013 auf 500.000 Unzen Gold abgesunken. Die registrierten Goldbestände von JPM sind winzig und liegen bei 87.000 Unzen. Derart heftige Schwünge sind ein Hinweis auf Verknappungen und Instabilität.

Darüber hinaus hat JPMorgan seinen Goldspeicher in New York City – der direkt neben dem Goldspeicher der Federal Reserve liegt – an die Chinesen verkauft. Der Bankengigant hat angekündigt, dass er seine Rohstoff-Trading-Abteilung verkauft (obwohl JPM das Edelmetall-Trading vielleicht behalten könnte).

Eine weitere bemerkenswerte Entwicklung ist, dass die Deutsche Bank die Goldgemeinde jüngst mit der Erklärung überraschte, dass sie ihren Sitz im Londoner Ausschuss für das Goldpreisfixing, wo vormittags und nachmittags der Goldpreis festgelegt wird, aufgeben wird. Ein paar Wochen zuvor leitete die deutsche Bankenregulierungsbehörde BaFin Ermittlungen zur Goldpreisfindung ein. Die BaFin machte überdies Andeutungen, dass dieser Preisfindungsprozess noch schlimmer sei als der LIBOR-Skandal, der letztlich zu Milliarden an Strafzahlungen führte.

Sehr fragiler Future-Markt: Lagerbestände vs. Trader

Der Future-Markt macht auf mich einen sehr fragilen Eindruck. Das Hauptproblem ist, dass es bedeutend mehr Goldtransaktionen gibt, bei denen Anspruch auf Auslieferung besteht, als registriertes Gold zur Auslieferung bereitsteht.

Die nachfolgende Grafik liefert uns ein dramatisches Bild. Hier wird einfach nur das offene Interesse aller Future-Kontrakte durch die registrierten Goldbestände dividiert. Die schwarze Linie am unteren Rand der Grafik zeigt den starken Anstieg dieses Verhältnisses, da es bei den registrierten COMEX-Goldbeständen zu einem Rückgang kam. Aktuell gibt es 107 Mal mehr offene Positionen als registriertes Gold.

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Die Future-Märkte operieren auf der Annahme, dass es nur einige große Marktakteure gibt, die tatsächlich eine Auslieferung verlangen. JPMorgan hat gezeigt, dass sie mal eben fast das gesamte (96%) zur Auslieferung bereitstehende Gold einsammeln können. JPMorgan ist groß genug, um einen Zusammenbruch des Markts herbeizuführen, würde die Bank auf eine Auslieferung bestehen, die über die erhältlichen Bestände hinausgeht. Das werden sie aber nicht tun. Ich würde mal darauf tippen, dass JPM lediglich versuchen wird, das Gold zurückzubekommen, das es im letzten Jahr ausgeliefert hat, was den Goldpreis stützen dürfte.

Gold wird im Preis steigen und ist aktuell zu Schnäppchenpreisen zu haben

Jetzt ist der Zeitpunkt, um in Gold zu investieren. Wir wissen, dass Papiergeld langfristig gesehen wertlos werden wird; und kurzfristig gesehen hat sich der größte Goldverkäufer nun in einen Käufer verwandelt. Dadurch wird ein guter Zeitpunkt geschaffen, um Gold und Goldminenaktien zu kaufen, bevor der nächste bedeutende Aufwärtsschub einsetzt.

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