Graham Summers, Phoenix Capital Research, 05.02.2014
Wir finden es außerordentlich bemerkenswert, dass zurzeit alle überrascht sind, dass das Finanzsystem abermals unter Druck gerät.
Was haben die Zentralbanken in den letzten fünf Jahren denn erreicht?
1. Haben sie das System um die faulen Kredite bereinigt, die zum Zusammenbruch des Jahres 2008 führten? Nein!
2. Haben sie Strukturreformen umgesetzt, um sicherzustellen, dass ein weiteres 2008 nicht wieder eintritt? Nein!
3. Haben sie Betrug oder Korruption abgestraft, um sicherzustellen, dass das System sauber ist? Nein!
Ja was haben sie dann eigentlich gemacht?
Sie haben die Zinssätze über 500 Mal gesenkt und über USD 10 Billionen ins Finanzsystem gepumpt – und über 98% dieser Gelder gingen genau zu den Marktakteuren (die wichtigsten Banken), die die Welt in 2008 beinahe ausgelöscht hätten.
Ja und jetzt wundern sich die Menschen darüber, dass sich das System abermals in Schwierigkeiten befindet? Wenn Sie einem im Koma liegenden Drogensüchtigen einen weiteren Schuss Heroin geben würden, wären Sie da auch überrascht, wenn er dadurch nicht wieder auf die Beine kommt?
Hat denn irgendjemand ernstlich geglaubt, dass das wirklich funktionieren würde? Ich weiß, dass die gut vernetzten Eliten diesen ganzen Prozess lieben, da er es ihnen erlaubt, ihre Giftmüll-Papiere bei der Öffentlichkeit abzuladen, während sie sich mit dem billigen Geld der US-Notenbank vollsaugen, um noch mehr Vermögenswerte zu kaufen – aber was ist mit all jenen, die nicht für die 20 weltgrößten Finanzinstitutionen arbeiten? Hat wirklich irgendjemand geglaubt, dass das funktionieren würde?
Europas ohnehin bereits insolvente Banken sind nun in den Schwellenmärkten mit möglichen Verlusten in Höhe von USD 3 Billionen konfrontiert.
Wenn das gesamte Bankensystem mit 26:1 gehebelt ist, ist es völlig egal, wem man Kredite gibt – man ist erledigt. Aber in diesem Fall sind die faulen Investments in den Schwellenmärkten nur das i-Tüpfelchen, das auf den verrottenden Misthaufen, namentlich die europäischen Bankbilanzen, noch obendrauf kommt.
Hoffentlich kann Mario Draghi wieder irgendetwas „versprechen“ und das ganze System zusammenhalten. Schließlich waren es Draghis Versprechen und Bernankes Entscheidung, immer größere quantitative Lockerungsprogramme aufzulegen – ohne irgendwelche Beweise, dass QE der Wirtschaft irgendeinen Vorteil bringt –, die uns im Juni 2012 vor dem Untergang bewahrten. Vielleicht können Janet Yellen und Mario Draghi das wiederholen.
Ja und dann haben wir ja noch China – das Land, das die größte Kredit/BIP-Blase der Menschheitsgeschichte geschaffen hat. Ja sie haben praktisch Gebäude niedergerissen, um neue zu bauen und so ihre BIP-Zahlen aufzupeppen … China ist ein Wunder und seine Wirtschaft steht kurz davor, mit der US-Wirtschaft gleichzuziehen.
Die Welt glaubt, dass die chinesische Wirtschaft durch den chinesischen Verbraucher noch stärker angeheizt werden kann. Die Daten zeigen, dass die Verbraucherausgaben Chinas in den letzten 30 Jahren jährlich im Schnitt um 9% gewachsen sind. Die Hoffnung, dass diese Zahlen irgendwie nach oben explodieren könnten, ist daher ein wenig unbegründet.
Und dann haben wir natürlich noch die USA – die nach wie vor USD 65 Milliarden pro Monat drucken, obwohl die US-Notenbank bereits zwei geldpolitische Straffungen durchgeführt hat … was laut Auffassung einiger ja entsetzliche weltweite Auswirkungen haben soll.
Aber was genau soll daran noch einmal gut sein, wenn fünf Jahre nach dem angeblichen Einsetzen der Wirtschaftserholung immer noch USD 65 Milliarden pro Monat gedruckt werden? Wird die Behauptung, es gäbe eine Wirtschaftserholung, damit nicht zunichte gemacht?
Ja, auch auf einem verrottenden Fundament (faule Kredite, Betrug, Korruption) lässt sich ein Haus errichten, das für eine Weile stehen bleibt. Doch am Ende bricht es in sich zusammen.
Und genau das wird den Märkten abermals widerfahren. Der einzige Unterschied ist, dass die Zentralbanken dieses Mal bereits den überwiegenden Teil ihrer Munition (wenn nicht gar alles) aufgebraucht haben, um das System zu stützen. Bereiten Sie ihr Portfolio auf einen Bärenmarkt-Kollaps vor.