King World News, 09.02.2014

Nach einer weiteren wilden Handelswoche warnte der seit 42 Jahren im Markt aktive Egon von Greyerz, der Gründer der schweizerischen Firma Matterhorn Asset Management, die Zuhörer von King World News heute, dass sich die Welt in Richtung einer historischen Katastrophe aufgemacht hat. Im Folgenden finden Sie das beeindruckende Interview:

Greyerz: „Die USA verringern zurzeit ihre quantitativen Lockerungsmaßnahmen, was deflationär ist. Ich glaube aber, dass die USA dieses Jahr mit zusätzlichen Belebungsmaßnahmen aufwarten werden. Wenn man sich anschaut, was sich derzeit in Japan abspielt – sie versuchen alles Erdenkliche, um zu inflationieren, aber ohne Erfolg.

Die Gehälter in Japan sind den 19. Monat in Folge gefallen. Die japanischen Realeinkommen liegen auf einem 16-Jahrestief. Und in den USA sehen wir natürlich dieselbe Entwicklung. Die Realeinkommen in den USA sind seit den 1980er Jahren nicht mehr gestiegen. China führt ebenfalls Straffungsmaßnahmen durch, obwohl sich ihr Banken- und Schattenbankensystem gegenwärtig in einem sehr labilen Zustand befindet. Darüber hinaus gibt es eine Blase bei den Geisterstädten und leeren Gebäuden.

In Europa ist die Bilanz der Europäischen Zentralbank von ihrem Hoch bis heute um USD 550 Milliarden gefallen, weil die Banken ihre teuren Kredite zurückzahlen und ihre Bilanzen reduzieren, da sie die Kreditvergabe zurückfahren müssen. Unterdessen gehen die Investitionen in der EU zurück, genauso wie die Einzelhandelsverkäufe.

Die Kerninflation in Europa liegt aktuell bei gerade einmal 0,6% und die Geldmenge M3 fällt. Der EZB ist es also ganz eindeutig nicht gelungen, die europäische Wirtschaft zu reflationieren. Und hier kommt noch hinzu, dass die EU-Banken Kredite in Höhe von rund USD 3 Billionen an die Schwellenmärkte vergeben haben, was extrem gefährlich ist.

In den Schwellenländern sind die Aktienmärkte und Währungen jüngst immer schneller gefallen, bevor sie sich wieder ein klein wenig erholen konnten. Die weltweiten Zentralbanker wissen, dass die Welt eine Deflation nicht überleben wird. Das würde zu einer Implosion des gesamten Finanzsystems führen – und der Banken. Und das ist genau der Grund, warum die EZB, die US-Notenbank und der Internationale Währungsfonds die Welt nicht in einem deflationären Kollaps versinken lassen werden.

Es ist jetzt nur noch eine Frage der Zeit, bis es auf weltweiter Ebene riesige inflationäre Gelddruckpakete geben wird. Ohne diese Pakete wird es kein Finanzsystem mehr geben und damit auch keine Weltwirtschaft. Die Gelddruckerei ist nicht die Lösung, aber sie wird das Problem etwas in die Zukunft verlagern. Das wird zu einer katastrophalen Hyperinflation führen.

Die Menschen sind ja schon seit geraumer Zeit der Auffassung, dass die US-Wirtschaft stark ist. Wir haben ja schon oft über die Tatsache gesprochen, dass die USA in Wahrheit nur den Anschein erwecken, stark zu sein, was auf das Gelddrucken und die Kreditschaffung zurückgeht. Die Außenhandelszahlen für das vierte Quartal sind jetzt gerade erst veröffentlicht worden und zeigen, dass das US-Außenhandelsdefizit bei USD 39 Milliarden lag. Dieses Defizit wird beim US-BIP des vierten Quartals wohlmöglich zu einer bedeutenden Abwärtskorrektur von 0,6% führen.

Das US-Außenhandelsdefizit lag 2013 bei USD 703 Milliarden. Wissen Sie eigentlich, dass die USA seit 1975 kein einziges Jahr hatten, wo sie ein positives Außenhandelsdefizit vorweisen konnten! Aber nicht nur das, wenn wir uns das US-Haushaltsdefizit anschauen, ist es so, dass es seit 1940 – also in den letzten 73 Jahren – lediglich acht Jahre gab, wo der Staat einen Haushaltsüberschuss vorweisen konnte. Seit 1961 weisen die USA Jahr für Jahr ein Haushaltsdefizit aus – die Überschüsse Ende der 1990er Jahre lasse ich hier außen vor, da es sich während dieser Jahre nicht um wirkliche Überschüsse gehandelt hat, sondern nur um manipulierte Zahlen.

Also: Wie soll ein Land, das seit über 50 Jahren ein Haushaltsdefizit und seit rund 40 ein Außenhandelsdefizit hat, eigentlich überleben können? Verraten Sie es mir, ich kann es Ihnen nämlich nicht sagen. Die USA leben mit geliehener Zeit und geliehenem Geld – und bedauerlicherweise wird das für die US-Wirtschaft und somit für die Welt als Ganzes sehr böse enden.

All diese weltweiten Probleme werden zu Protektionismus und Isolationismus führen. Die Regierungen werden in ihren eigenen Ländern ums Überleben kämpfen und daher auch nicht die Zeit oder das Mandat für internationale Lösungen haben. Das wird zu zunehmend mehr Beschränkungen und immer mehr Kontrolle führen – auch zu immer mehr Kapitalverkehrskontrollen.

Es gibt wirklich nicht allzu viel, womit sich die Anleger schützen könnten. In vielen Ländern wird es schon bald nicht mehr möglich sein, Vermögenswerte aus dem Land zu transferieren, das wird auch in den USA der Fall sein. Darüber hinaus gibt es gegenwärtig einen weltweiten Trend, Bargeldtransaktionen zu beschränken. Die USA haben neue Restriktionen implementiert, um die Finanzen jedes einzelnen Amerikaners auf dem Planeten zu kontrollieren.

Die Zeit, um unserer finanzielles Haus in Ordnung zu bringen, läuft also ab. Wir haben ja bereits in der Vergangenheit über die bevorstehende Vermögensvernichtung gesprochen – sie wird massiv ausfallen. Schauen Sie sich doch nur das Vermögen der Ultrareichen auf dem Planeten an. Aufgrund der weltweiten Gelddruckmaßnahmen ist der Nettovermögenswert dieser Menschen von USD 33 Billionen in 2008 auf heute USD 50 Billionen gestiegen.

Doch die Veränderungen der nächsten paar Jahre werden noch viel dramatischer ausfallen. Die Vermögenden werden meines Erachtens sehr schnell an Kaufkraft verlieren. Es würde mich jedenfalls nicht wundern, wenn ihr Vermögen in den nächsten paar Jahren um 75% oder noch stärker zurückgeht. Und sehr interessant ist, dass die Ultrareichen nur sehr wenig oder gar kein Gold besitzen.

Doch während die Vermögenspreise zusammenbrechen, werden sie natürlich in Gold stürmen, weil es nicht allzu viele andere Optionen geben wird. Selbst wenn sie nur 1% ihres aktuellen Vermögens in Gold investieren, wären das bereits USD 500 Milliarden. Beim heutigen Goldpreis entspräche dies 12.500 Tonnen Gold. Die USA halten ja angeblich gerade einmal 8.000 Tonnen Gold. Die USA haben gar nicht so viel Gold, aber das ist zumindest die Menge, die sie behaupten zu besitzen.

Würde also nur 1% des Geldes der Vermögenden in Gold fließen, entspräche dies bereits dem anderthalbfachen des Goldschatzes der Vereinigten Staaten. Diese Menge an Gold steht natürlich nicht zum Kauf zur Verfügung. Das Entscheidende ist, dass es einen bedeutenden Einfluss auf den Goldpreis haben wird, wenn sie erst einmal damit anfangen, Gold zu kaufen.

Am Goldmarkt haben wir nun seit zwei Monaten eine Seitwärtsbewegung mitverfolgen dürfen. Der Goldmarkt hat seit seinem Tief im Jahr 1999 eine sehr starke Rally durchgemacht. Das Einzige, was Gold seit 2011 getan hat, ist, den Markt wieder mit Energie aufzuladen. Gold befindet sich nun auf Monatsbasis erstmals seit 1999 wieder auf einem überverkauften Niveau. Gold bereitet sich zurzeit also auf seine nächste große Kursbewegung vor, die das Metall dieses Jahr über die Marke von USD 2.000 pro Unze treiben wird.“

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