Tim Staermose, Sovereignman.com, 18.03.2014

Vergessen Sie die gelpolitischen Straffungsmaßnahmen. Vergessen Sie die Ukraine. Die größte Gefahr für die Weltwirtschaft und die Finanzmärkte ist zurzeit China.

Was sich gegenwärtig in China abspielt, erinnert mich sehr stark an das, was ich mit eigenen Augen in Südkorea miterlebt habe, als ich dort in den 90er Jahren vor dem Crash von 1998 lebte.

Genauso wie es gegenwärtig bei China der Fall ist, hatte Südkorea damals ebenfalls ein unausgegorenes, staatlich kontrolliertes Finanzsystem, wo billiges Geld zu den politisch gut Vernetzten und den staatlich begünstigten Großunternehmen ging.

Angeheizt durch einen permanenten Strom an billigem Geld bauten diese Unternehmen ihre Produktionskapazitäten immer weiter aus, ohne dass die Profitabilität irgendeine Rolle spielte. Sie konzentrierten sich lediglich darauf, immer mehr Zeug zu produzieren und immer größer zu werden. Sie beschäftigten immer mehr Menschen und alle waren glücklich.

Und nachdem sie immer mehr Kredite aufgenommen hatten, brachen sie schließlich unter ihrer Schuldenlast zusammen und die Liquidität kam zum Erliegen.

Vor Korea geschah in Japan genau dasselbe – auch dort brachte eine gigantische, nicht tragfähige Schuldenorgie das Wirtschaftswunder zu Fall.

Aber die koreanische und japanische Schuldenblase sind nichts im Vergleich zu dem, was sich heute in China beobachten lässt.

Wir sollten hier im Hinterkopf behalten, dass China allein in den letzten 5 Jahren USD 16 Billionen an Kredit geschaffen hat, Gelder, die zurzeit in der Wirtschaft zirkulieren … Gelder, mit denen Geisterstädte und nutzlose Infrastrukturprojekte finanziert wurden.

Die Pro-Kopf-Wohnfläche in China beläuft sich aktuell auf 30 Quadratmeter. Japan befand sich 1988 auf demselben Niveau. Im darauffolgenden Jahr brach die japanische Wirtschaft ein.

Noch erstaunlicher: Diese USD 16 Billionen an Kredit entsprechen dem Doppelten der USD 8 Billionen an Kredit, die China zuvor während seiner 5.000-jährigen Geschichte geschaffen hat.

Die chinesische Regierung weiß, dass sie ein Problem hat. Sie hat begriffen, dass sie das Brechen des Damms nicht mehr länger verhindern kann. Und letzte Woche biss sie dann auch in den sauren Apfel.

Innerhalb der letzten zwei Wochen ließ man die Pleite von Chaori Solar und Haixin Steel zu – genauer gesagt sind sie nicht gerettet worden.

Das ist das erste Mal in Chinas jüngerer Geschichte, dass es zu einer großen Unternehmenspleite kam, ja es waren sogar gleich zwei Unternehmenspleiten. Sie können das Spiel jetzt nicht mehr länger aufrecht erhalten; die Dominos beginnen nun, zu Boden zu krachen.

Ich kann gar nicht deutlich genug herausstreichen, dass das, was wir hier derzeit erleben, einen bedeutenden Paradigmenwechsel darstellt.

Natürlich behauptet die chinesische Regierung, dass sie die Auswirkungen dieser „relativ kleinen“ Unternehmenspleiten unter Kontrolle hat.

Aber wir haben ja während der Subprime-Krise in den Vereinigten Staaten gesehen, dass das komplexe Netz an Zwischenverbindungen im Finanzsystem nicht anderes bedeutet, als dass sie hier mit dem Feuer spielen.

Ich rechne damit, dass es in China in den nächsten Wochen und Monaten viele weitere Unternehmenspleiten geben wird. Ich gehe davon aus, dass einige wichtige chinesische Finanzinstitutionen in ernsthafte Schwierigkeiten geraten werden.

Und ich rechne damit, dass die chinesische Regierung die Kontrolle verlieren wird.

In diesem Zusammenhang habe auch zwei Empfehlungen für Sie:

Sollten Sie irgendwelche chinesischen Aktien oder den chinesischen Yuan halten, denken Sie bitte noch einmal ernsthaft über ihre Investments nach.
Sollten Sie in Stahl- oder Kupferprodukte investiert haben, steigen Sie aus.

Nein, das ist jetzt nicht das totale Untergangs-Szenario. China wird seine Zeit brauchen, um diese Krise durchzustehen. Und wenn die chinesische Regierung die Dominos einfach zu Boden krachen lässt, ohne groß an ihnen herumzufingern, dürfte das Land langfristig gesehen besser dran sein als zuvor.

Die Lehre, die wir nach der Asienkrise der Jahre 1997 bis 1999 aus Märkten wie dem südkoreanischen oder indonesischen Markt ziehen konnten, ist klar: Sollte China seine Finanzmärkte trotz der Krise weiter liberalisieren, die faulen Kredite abschreiben und insolvente Banken schließen, wird es viel stärker aus der Krise hervorgehen.

Und man wird in China auch jede Menge Geld machen können, indem man während der Krise qualitativ hochwertige Aktien kauft. Doch soweit ist es noch nicht – jetzt ist es erst einmal an der Zeit, sich auf den Abschwung einzustellen.

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