Michael Pento, King World News, 24.04.2014
Die „geniale“ Lösung der US-Regierung zur Beendigung der Großen Rezession bestand in der Schaffung desselben Vermögenseffekts, der die Kreditkrise überhaupt erst auslöste. Die Definition des Vermögenseffekts ist, dass es durch die Wahrnehmung der Verbraucher, dass das eigene Aktien- bzw. Immobilienvermögen im Wert gestiegen sei, zu steigenden Ausgaben kommt.
Die beste Möglichkeit, die dem US-Finanzministerium und der US-Notenbank einfiel, um diesen Vermögenseffekt herbeizuführen, bestand in der Rettung des Bankensystems, wofür sie die Zinsen auf 0% absenkten, die in Schwierigkeiten geratenen Vermögenswerte der Banken aufkauften und das Finanzsystem rekapitalisierten.
Und am wichtigsten: Die US-Regierung hat die Banken mit überschüssigen Bankreserven vollgepumpt. Durch diesen Prozess, der auch unter dem Namen quantitative Lockerung (QE) bekannt ist, wurden die langlaufenden Zinssätze mittels der Aufkäufe von langlaufenden US-Staatsanleihen und hypothekarisch besicherten Wertpapieren (MBS) nach unten gedrückt.
Es ist von entscheidender Bedeutung, den QE-Prozess zu verstehen, um zu begreifen, warum die geldpolitischen Straffungsmaßnahmen –also die Absenkung dieser Vermögensaufkäufe durch die US-Notenbank – zu einem Zusammenbruch der Vermögenspreise und einer tiefgreifenden Rezession führen werden.
Bei dem QE-Programm sind die Banken dazu angehalten, viel höher rentierende Vermögenswerte (langlaufende US-Staatsanleihen und hypothekarisch besicherte Vermögenswerte) an die US-Notenbank zu verkaufen. Dafür erhalten sie im Gegenzug etwas, das unter dem Namen Fed-Kredit bekannt ist und mit 0,25% rentiert.
So liegt die Rendite für 5-jährige US-Staatsanleihen zurzeit beispielsweise bei 1,75%, während man für 7-jährige US-Staatsanleihen eine Rendite von 2,3% erhält. Die US-Notenbank kauft derzeit pro Monat USD 30 Milliarden an US-Staatsanleihen und USD 25 Milliarden an hochrentierenden hypothekarisch besicherten Wertpapieren.
Fakt ist, dass die US-Notenbank seit 2009 MBS und Staatsanleihen im Gesamtwert von USD 3,5 Billionen gekauft hat, um zu versuchen, die Aktien- und Immobilienpreise anzukurbeln. Im Laufe der Jahre wuchsen die QE-Maßnahmen immer stärker an. 2013 begann die US-Notenbank dann damit, zu versprechen, dass sie mehr als USD 1 Billion an Bankschulden aufkaufen würde, ohne irgendwelche Hinweise zu geben, wann das QE-Programm wieder enden würde bzw. ob es jemals enden würde.
Daher taten die Finanzinstitutionen exakt das, was der Menschenverstand nahelegen würde: Diese Banken kauften mit dem Fed-Kredit Anleihen, Aktien und Immobilien, weil diese Vermögenswerte höher rentierten und sich die Banken auch im Klaren darüber waren, dass ein riesiger Käufer hinter ihnen steht – ein Käufer, dem der Preis egal ist und der über eine unbegrenzte Bilanz verfügt.
Und da diese Vermögenswerte eine Rendite versprachen, die bedeutend höher ist als die 25 Basispunkte, die sie von der Fed erhalten, und ihre Preisanstiege praktisch garantiert waren, handelte es sich bei diesen Käufen für die Bank um nahezu risikolose Transaktionen. Dieser QE-Prozess sorgte überdies dafür, dass sich das Geldmengenwachstum – im Gegensatz zu den rückläufigen Raten in 2009 und 20010 – wieder in Richtung 10% aufmachte.
Natürlich bestreiten die Meisten an Wall Street, dass die Aussetzung der quantitativen Lockerung bei den Vermögenspreisen dazu führen wird, dass sie eine notwendige, aber nichtsdestotrotz gesunde Korrektur durchmachen werden. Aber wenn wir uns nun die Hinweise seit Beginn der geldpolitischen Straffungsmaßnahmen anschauen, wird deutlich, dass der Vermögenseffekt der Fed nicht mehr da ist.
Im Dezember letzten Jahres gab die Fed ihren Plan bekannt, ihre Vermögensaufkaufe ab Januar dieses Jahres zurückzufahren. Laut dem Normal-Szenario werden die QE-Maßnahmen bei jedem Fed-Treffen um weitere USD 10 Milliarden reduziert.
Seit dem Beginn der geldpolitischen Straffungsmaßnahmen gibt es bei den Vermögenswerten keine Preissteigerungen mehr. Laut dem Case-Shiller National Home Price Index sind die Preise für US-Eigenheime in den letzten drei Monaten sogar um 0,33% zurückgegangen. Und der Dow Jones Industrial Average und der NASDAQ sind in den letzten vier Monaten ebenfalls gefallen. Nur dem S&P 500 Index gelang es im bisherigen Jahresverlauf, einen kleinen Zugewinn zu fabrizieren – und ein Drittel des Jahres ist bereits vorbei.
Die Immobilien und Aktienwerte haben bereits an Aufwärtsdynamik verloren, während die Fed ihre massive Unterstützung für diese Vermögenswerte weiter zurückfährt. Ein weiterer Hinweis auf die Schwäche am US-Immobilienmarkt ist, wie das US-Handelsministerium jüngst vermeldete, dass die Verkäufe neuer Eigenheime nun drei Monate in Folge gefallen sind und im März gegenüber dem Vormonat um 14,5% zurückgingen.
Aber Wall Street wird natürlich versuchen, die Anleger davon zu überzeugen, dass die Allergie-Saison dieses Jahr besonders schlimm ist, weshalb niemand rausgehen und ein neues Eigenheim kaufen will, und das obwohl der ganze Schnee jetzt weg ist.
Das Entscheidende ist, dass die US-Notenbank damit aufhört, den Privatbanken ihre Vermögenswerte abzukaufen, weshalb diese Institutionen nicht mehr die Notwendigkeit sehen bzw. keinen Anreiz mehr haben, sie zu ersetzen, was einen Rückgang der Geldmenge zur Folge haben wird.
Derzeit glaubt aber praktisch jeder Marktstratege, dass die Auswirkungen der geldpolitischen Straffungsmaßnahmen lediglich gering ausfallen werden. Das glauben sie, weil sie davon überzeugt sind, dass die neue Kreditvergabe der Privatbanken die Geldschaffung der Fed (zum Zwecke der Vermögensaufkäufe) ersetzen wird. Doch was könnte dafür sorgen, dass die Banken plötzlich damit beginnen, der Öffentlichkeit Kredite zu geben?
Die US-Regierung hat die Banken mit neuen Verordnungen überzogen und am 08.04.2014 bekanntgegeben, dass sie die Banken zwingen wird, zusätzliche Kapitalreserven in Höhe von USD 68 Milliarden aufzubauen, was sich auf das Wachstum der Bankbilanzen negativ auswirken wird.
Der Privatsektor muss immer noch massiv entschuldet werden, da die Verschuldung der Privathaushalte nach wie vor bei über 80% des BIP liegt, während sie 1971 bei 40% lag. Das frei verfügbare Realeinkommen der US-Bürger steigt nicht, und das hat zur Folge, dass der Verbraucher kaum über Möglichkeiten verfügt, weitere Kredite aufzunehmen. Es gibt also überhaupt keinen Grund zu der Annahme, dass die Verbraucher plötzlich ihre Kreditaufnahme ausweiten werden.
Und es war auch kein Zufall, dass die Fed-Bilanz und der S&P 500 Index im letzten Jahr gemeinsam um 30% zulegten. Doch schon bald wird der Umfang des QE-Programms nahe null, wenn nicht exakt bei null liegen. Und wenn die Banken die Vermögenspreise dann nicht auf Geheiß der Fed durch eine fortwährende Geldschaffung stützen, wird im weiteren Jahresverlauf eine seit langem hinausgezögerte, brutale Rezession einsetzen.
Die wirkliche Frage, die sich Anleger stellen müssen, ist: Wie lange wird die Fed-Chefin Janet Yellen warten, bevor sie einräumt, dass die Wirtschaft QE-abhängig ist, und es für die Fed daher keine Möglichkeit gibt, aus ihrer fortwährenden Manipulation des Geldmengenwachstums und der Vermögenspreise auszusteigen.
Vor diesem riesigen Abverkauf Bargeld zu halten, um dann vom Start der nächsten massiven Runde an Schuldenmonetisierung der US-Notenbank zu profitieren, könnte sich als eine der wichtigsten Investmentstrategien dieser Ära erweisen. Das ist auch der Grund, warum Pento Portfolio Strategies seit Januar 75% Bargeld hält.