David Tablish, Rambus1.com, 11.05.2014

Wir haben uns beim Edelmetallkomplex in jüngster Zeit eher auf kurzfristige Charts konzentriert, aber es ist wichtig, auch das große Ganze im Auge zu behalten, da die langfristige Entwicklung schwerer wiegt als die kurzfristigen Charts. Man muss das große Ganze kennen und sich dann langsam zu den kurzfristigeren Zeiträumen hinunterarbeiten, da die kurzfristigeren Charts dabei helfen können, das zu bestätigen, was die langfristigen Charts sagen.

Auch für Trader, die sehr kurzfristige Zeiträume handeln, können Langfristcharts interessant sein. Wenn man sich langfristige Charts anschaut, kann man einige Hinweise erhalten, wo nach wichtigen Stützungs- oder Widerstandslinien Ausschau zu halten ist, die in den Minuten-Charts nicht auftauchen.

Für mich persönlich ist es immer hilfreich, wenn ich mir verschiedene Zeiträume anschaue, da ich dadurch ein viel klareres Bild erhalte, das ich dann für den gewünschten Handelszeitraum nutzen kann. Die Perspektive macht’s.

Beginnen wir mit dem Goldpreis auf Wochenbasis. Der Chart zeigt die finale Rally, die bis ins Jahr 2011 hineinreichte, wo der Goldpreis bei USD 1.920 pro Unze sein Hoch ausbildete. Ausgehend von diesem Allzeithoch hat Gold seinen Abwärtstrend bestätigt, nachdem es unter die untere blaue Linie des rechteckigen 6-Punkte Konsolidierungsmusters gefallen ist.

Der 6. Umkehrpunkt dieses Konsolidierungsmusters war der Punkt, an dem der große Abwärtsimpuls einsetzte, der den Goldpreis von USD 1.800 pro Unze bis auf das Tief von USD 1.175 pro Unze im Juni letzten Jahres trieb. Dieser riesige Abwärtsimpuls sorgte auch dafür, dass die untere Linie des 22-monatigen blauen Rechtecks im April letzten Jahres durchbrochen wurde. Diese Abwärtsimpulsbewegung hielt von Anfang bis Ende rund 11 Monate an. Der Abwärtsimpuls dauerte also ungefähr halb so lange wie die Konsolidierungsphase.

Bei diesem 11-Monats-Abwärtsimpuls gibt es einen richtig wichtigen Aspekt, und das ist das grundlegende Prinzip eines tendierenden Markts. Wenn man sich die Entwicklung vom 6. Umkehrpunkt des 22-monatigen blauen Konsolidierungsrechtecks bis zu dem Ort, wo der Impuls dann bei USD 1.175 pro Unze zum Halten kam, anschaut, sieht man, dass Gold während des gesamten 11-monatigen Abstiegs niedrigere Tiefs und niedrigere Hochs ausbildete. Das hat also wirklich nichts mit Zauberei zu tun, sondern ist ein fundamentaler Aspekt der Chartanalyse.

Wie Sie sehen, hat Gold nach seinem Tief von Juni letzten Jahres ein weiteres Konsolidierungsmuster ausgebildet. Aktuell sehen wir den Beginn des 4. Umkehrpunkts, der vielleicht mit dem 6. Umkehrpunkt des blauen 22-monatigen Rechtecks verglichen werden könnte. Hier ist immer noch jede Menge Arbeit zu tun, aber es besteht die Möglichkeit, dass gerade einem weiteren finalen Abwärtsimpuls der Boden bereitet wird. Sollte die Trendlinie des RSI (ganz oben auf dem Chart) durchbrochen werden, könnte dies durchaus ein sehr starkes Signal sein, dass der nächste Abwärtsimpuls im Gang ist.

Bisher lässt sich dazu aber noch nichts Definitives sagen, es gibt jedoch eine Menge Dinge, die man im Auge behalten kann, um das große Ganze zu erfassen. Wenn man einen Spielplan hat, will man, dass sich Dinge so abspielen, wie man es sich ausgemalt hat. Und solange sich die Dinge so entwickeln, wie sie sich entwickeln sollen, kämpft man nicht mit jeder kleinen Schwankung, denn das ist ein sicherer Weg, aus dem Spiel geworfen zu werden.

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Der nächste Chart ist der Goldpreis auf Monatsbasis, und dieser Chart zeigt, wie wichtig der gleitende 10-Monatsschnitt auf beiden Seiten der Goldpreisbewegung ist. Auf dem Weg nach oben fungierte der gleitende 10-Monatsschnitt bis zum Crash von 2008 fortwährend als Stützungslinie, und während des Hochausbildungsprozesses in 2011 und 2012 war die Phase, wo der Goldpreis abermals durch den gleitenden 10-Monatsschnitt brach. Seit dem zweiten Hoch in 2012 bis heute fungiert dieser Schnitt als Widerstandslinie, macht also das genaue Gegenteil von dem, was er während der Bullenmarktjahre tat, wo er als Stützungslinie fungierte.

Wie Sie sehen, ist Gold im letzten Monat über den gleitenden 10-Monatsschnitt gesprungen, dann aber schnell wieder gefallen und Ende des Monats unter dieser Marke aus dem Handel gegangen. Im Mai wurde der bei USD 1.315 pro Unze verlaufende gleitende 10-Monatsschnitt bisher einmal getestet, aber der Goldpreis ging daraufhin gleich wieder zurück.

Der Bärenmarkt hat niedrigere Hochs und tiefere Tiefs ausgebildet – es handelt sich um einen Abwärtstrend. Da können wir noch solange herumreden – wir brauchen höhere Hochs und höhere Tiefs, damit es bei Gold zu einer Trendwende kommt, und solange dem nicht so ist, bleibt der Abwärtstrend intakt, ungeachtet all der weltweiten Gründe, warum Gold jetzt ein Tief ausbilden müsste. Irgendwann wird Gold sein Tief ausbilden, und wir werden es in Echtzeit mitverfolgen, aber diese Zeit ist bisher noch nicht gekommen.

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Im Folgenden sehen Sie einen weiteren Langfristchart für Gold, den ich bereits seit Jahren verfolge und der uns all die wundervollen Chartmuster zeigt, die sich während der Bullenmarktjahre ausgebildet hatten. Dieser Chart zeigt, dass der säkulare Goldbullenmarkt intakt bleiben könnte, solange der Goldpreis nicht unter die untere Trendlinie unseres letzten Konsolidierungsmusters – dem großen blauen fallenden Keil – fällt. Dieser Chart zeigt, dass der Goldpreis noch ziemlich stark fallen könnte und dabei immer noch innerhalb des großen blauen fallenden Keils bliebe, der als Konsolidierungsmuster fungiert.

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Der letzte Goldpreischart ist für all jene, die glauben, dass der Goldpreisanstieg vom Tief in 2001 bis zum Hoch in 2011 nicht parabolisch war. Noch einmal: Auf der Bullenseite des Charts sehen wir höhere Hochs und höhere Tiefs, während man auf der rechten Seite des Chats mit niedrigeren Hochs und niedrigeren Tiefs das exakte Gegenteil sieht. Einfach, aber sehr eindrucksvoll.

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Wenden wir uns nun Silber zu, das ähnlich aussieht wie Gold, sich aber in einer schwächeren Situation befindet. Wie sie sehen, hat Silber 2011 als erstes sein Hoch ausgebildet und seitdem niedrigere Hochs und niedrigere Tiefs geschaffen. Schauen Sie sich bitte auch die obere braun schraffierte Stützungs- und Widerstandslinie an, die seit dem Silberpreiseinbruch im April 2011 als Stützungszone fungiert. Wenn man unter die obere braun schraffierte Stützungs- und Widerstandslinie schaut, gibt es bis zum Preistief von 2008 nicht viel, was noch als Stützung fungierten könnte.

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Im Folgenden finden Sie einen Silberchart, der dem oben bereits gezeigten Goldchart sehr stark ähnelt.

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Dem nächsten langfristigen Silberchart folgen wir seit über 6 Monaten. Würde man einem Goldbug diesen Chart zeigen, würde man auf der Stelle erschossen werden. Dieser Chart ist die höchste Form der Blasphemie, wenn man nur in eine Richtung schauen kann. Die Symmetrie der beiden Schultern, die gleichgroß sind, und der Nackenlinie, die exakt zum Hoch der rechten Schulter führt, ist einfach atemberaubend. Würde sich dieses Schulter-Kopf-Schulter-Hoch bewahrheiten, hätten wir ein Preisziel, das bei der unteren braun schraffierten Stützungs- und Widerstandslinie im Bereich des Crash-Tiefs von 2008 läge.

Wenn man sich diese großen Chartmuster in Echtzeit anschaut, kommt es einem wie eine Ewigkeit vor. Doch seitdem ich diese Möglichkeit erstmals vor rund 6 Monaten veröffentlicht habe, hat sich Silber entsprechend des Musters entwickelt, und bisher gab es noch keine Hinweise, die darauf schließen lassen, dass das Chartmuster gebrochen wurde.

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Auf dem letzten Chart, den ich Ihnen zeigen möchte, sehen Sie den parabolischen Preisanstieg von Silber, der ähnlich dem Anstieg von Gold ist. Im folgenden Chart nutze ich Fächerlinien, die auf dem Weg nach unten als Stützung fungieren. Schauen Sie sich bitte an, wie entscheidend die 1. Fächerlinie bei dem massiven Einbruch im April 2011 nach unten hin durchbrochen wurde. Seitdem konnte sich Silber stabilisieren, da das Juni-Tief bei der 2. Fächerlinie zum Halten kam. Wenn man ganz genau hinschaut, sieht man, dass Silber derzeit die 2. Fächerlinie durchbricht. Bisher zwar nur ganz leicht, aber die Marke reißt. Je nachdem, wo Silber Stützung erfährt, könnte das Metall bei der 3. Fächerlinie im Bereich von USD 12,60 pro Unze zum Halten kommen.

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Ich weiß, dass es für die Meisten schwierig ist, längerfristigen Charts zu folgen, aber dort finden sich nun einmal die wirklich wichtigen Informationen. Über all die Jahre hinweg waren es die langfristigen Charts, die mir Vertrauen gegeben haben und mir bei meinen Investments mit Abstand die größten Renditen bescherten. Zu viel kurzfristiges Trading bringt einen gewöhnlich in Schwierigkeiten, selbst wenn man mal eine Glücksträhne hat, geht einem letztlich das Glück aus und zum Schluss sitzt man am Spielfeldrand und muss zusehen. Ich habe in der Vergangenheit oftmals darauf hingewiesen, dass die großen Kursimpulse nicht allzu oft stattfinden, doch wenn sie stattfinden, muss man bereit sein, um die sich bietende Gelegenheit voll auszunutzen.

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