Heute sprach die kanadische Investoren-Legende John Ing mit King World News über Russland, China, Indien, den Trader bei Barclays und den anhaltenden Krieg im Goldmarkt. Ing, der bereits seit 43 Jahren in der Edelmetallbranche aktiv ist, sieht überdies einige bedeutende Auslöser, die nun bereit sind, den Goldpreis bedeutend in die Höhe zu treiben.
Eric King: „Was ist mit Barclays, die nun eine Strafe wegen der Manipulation des Goldpreises zahlen müssen?“
Ing: „Solche Strafmaßnahmen sind seit langem überfällig. Und dieser Trader ist in Wirklichkeit nur ein Bauernopfer. Dieser Barclays-Trader türmte einfach nur Orders auf, die dann während des Goldpreisfixings für Abwärtsdruck sorgten.
Das Londoner Goldpreisfixing ist ein über 100 Jahre altes System. Und es ist auch kein Zufall, dass die Deutsche Bank beim Londoner Goldpreisfixing nicht mehr mitmacht. Das Silberpreisfixing wird auch abgeschafft. Diese Preisfestsetzungen haben bei diesem Casino massive Missbräuche ermöglicht.
Und es wird auch zutage treten, dass es sich hierbei an Märkten wie der COMEX um alltägliche Aktivitäten handelt. Diesen Märkten wird signalisiert, dass die Regulierungsbehörden nun tatsächlich aufschlagen könnten, um bei diesen Missbräuchen aufzuräumen. Und noch wichtiger: Es wird dramatische Auswirkungen auf die Papierderivate im Goldmarkt haben, die völlig außer Kontrolle geraten sind. Während der physische Goldmarkt relativ konstant geblieben ist, sind die Papiermärkte ganz eindeutig manipuliert worden.“
Im Hinblick auf den Goldmarkt fügte Ing hinzu:
„Gold hat sich die letzte Handelswoche mehr oder weniger um die Marke von USD 1.300 pro Unze bewegt, während Silber bei knapp USD 20 pro Unze lag. Und umso länger Gold in dieser engen Handelsspanne verharrt und den Ausbau seiner Basis fortsetzt, desto stärker werden die charttechnischen Daten. Ich bin der Auffassung, dass die Charttechnik die Fundamentaldaten bestätigen wird.
All die großen gleitenden Durchschnitte treffen sich bei diesem Preisniveau von USD 1.300 pro Unze, was nahelegt, dass es bei Gold zu einem explosiven Aufwärtsschub kommen wird. China tritt nach wie vor als kontinuierlicher physischer Goldkäufer auf.
Das wichtigste jüngste Ereignis war natürlich der USD 400 Milliarden schwere Gas-Deal zwischen Russland und China. Das war ein echter Kracher. Und dieser Deal zeigt, dass Russland bei seinen Erdgasverkäufen über Alternativen verfügt. Anstatt sich auf den Westen zu konzentrieren, wendet sich Russland nun immer stärker Asien zu.
Das war ein Riesengeschäft für Gazprom, speziell angesichts der in Europa auftauchenden Probleme. Wenn diese Pipeline nach China fertiggestellt ist, werden die russischen Gaslieferungen atemberaubende 25% des chinesischen Verbrauchs abdecken. Chinas Wirtschaftswachstum hat ganz eindeutig Auswirkungen auf die Energiemärkte, und das veranschaulicht, wie stark die Weltwirtschaft miteinander vernetzt ist.
Chinas Währung kam aus dem Nichts und wurde zu einer der 10 wichtigsten Währungen des Planeten, und ich wies ja zuvor bereits darauf hin, dass sie zurzeit im Grunde die gesamte jährliche weltweite Goldproduktion aufkaufen. Die Chinesen agieren also nach wie vor gemäß ihrer langfristigen Pläne.
Darüber hinaus wird jetzt damit gerechnet, dass Indien seine Strafzölle auf Gold lockern wird. Und das bedeutet, dass Indien seine heute bereits bedeutenden Goldkäufe weiter ausweiten wird. Die japanische Goldnachfrage bleibt ebenfalls sehr hoch. Im Hinblick auf den Goldmarkt haben wir es also mit einem enormen asiatischen Einfluss zu tun. Ein Großteil des Goldes, das nach Asien abfließt, stammt aus den Tresoren der westlichen Zentralbanken. All das sind Faktoren, die die physischen Käufe im Goldmarkt stützen.
Und ich würde zu Vorsicht raten, was den US-Schuldenmarkt anbelangt. Wir haben gesehen, dass Russland einen Teil seiner US-Schulden liquidiert hat. Die Russen haben sich von den US-Schulden abgewandt und fast eine Million Unzen Gold gekauft. Sie haben also US-Staatsanleihen verkauft und die Gelder in Gold zu Schnäppchenpreisen umgewandelt. Das ist auch der Grund, warum Gold bei Preisrückgängen in Backwardation geht. Die Russen haben kräftig nachgekauft.
Der größte Preistreiber des Goldmarkts wird die kontinuierliche Zunahme bei der Inflation sein. Das ist eine direkte Folge des rücksichtlosen Gelddruckens der Zentralbanken. Jetzt ist Zahltag, und sie werden damit anfangen, die Inflation zu fürchten.
Das US-Landwirtschaftsministerium macht sich zurzeit Sorgen darüber, dass die Dürre in Kalifornien massive Auswirkungen auf die Lebensmittelpreise haben wird. Was wir derzeit beobachten können, ähnelt sehr stark den 1970er Jahren, wo der Vietnamkrieg und die Gelddruckorgie für massive Preissteigerungen sorgten. Wir haben es hier also mit einem Doppelschlag zu tun: Zum einen haben wir die exzessiven Gelddruckmaßnahmen und zum anderen haben wir noch die Dürre, mit der die Zentralplaner ebenfalls klarkommen müssen. Eine Zunahme bei der Inflation steht unmittelbar bevor, was für Gold immer gut ist.“