Michael Pento, King World News, 14.06.2014

Die Staaten beteiligen sich nicht an einer systemischen, orchestrierten Verschwörung, um die von ihnen erfassten Wirtschaftsdaten zu frisieren. Eine Vielzahl von Einzelpersonen dazu zu bringen, sich auf die Manipulation von Daten zu einigen, wäre viel zu schwierig. Stattdessen ist es für eine kleine Gruppe von Behördenvertretern viel leichter, einfach die Berechnungsmethode von verschiedenen Kennzahlen, die sie manipulieren wollen, zu verändern, so dass diese Leitindikatoren besser aussehen.

Beispielsweise haben die Länder seit der Abschaffung des Goldstandards im Jahr 1971 wiederholt an der VPI-Formel herumgebastelt, um die Öffentlichkeit davon zu überzeugen, dass die Preise wesentlich stabiler sind, als es in Wirklichkeit der Fall ist. Und da die Industrieländer heute unter schwachen Wirtschaftswachstumsraten leiden – welche auf den riesigen Schuldenüberhang zurückgehen –, haben die Staaten nun damit begonnen, die Berechnungsmethode für das BIP zu ändern.

Die italienische Regierung wird ab diesem Jahr auch die Wirtschaftsleistung der Mafia berücksichtigen und deren Waren und Dienstleistungen mit ins BIP einfließen lassen. Und auch Großbritannien hat sich dazu entschlossen, illegale Aktivitäten wie Schmuggel, Prostitution und Drogenhandel in die Wachstumszahlen einzubeziehen. Analysten gehen davon aus, dass diese Veränderungen bei der BIP-Berechnungsmethode dafür sorgen werden, dass das italienische BIP jedes Jahr um ein paar Prozentpunkte steigen wird.

Eine weitere Untersuchung ergab, dass die US-amerikanische Untergrundwirtschaft auf einen Wert von USD 2 Billionen pro Jahr kommt – das sind über 10% des legalen US-amerikanischen BIP. Daher können Sie darauf wetten, dass die USA die neue BIP-Berechnungsmethode Europas bald übernehmen wird.

Die USA haben bereits im Juli letzten Jahres am BIP herumgezaubert. Die US-Regierung führte bei den Brutto-Investitionen bedeutende Veränderungen durch. Zu den Brutto-Investitionen zählen seitdem auch Forschung- und Entwicklungskosten; Kunst-, Musik-, Film- und Buch-Lizenzgebühren sowie andere Einnahmen aus der Unterhaltungsindustrie.

Die US-amerikanischen BIP-Zahlen fielen seit dem angeblichen Ende der Großen Rezession unterdurchschnittlich aus. Das Wirtschaftswachstum lag 2013 bei gerade einmal 1,9%, und im ersten Quartal dieses Jahres lag es sogar bei -1%. Über das BIP in Europa lässt sich praktisch nicht viel anderes sagen; auch in Europa leidet man unter unterdurchschnittlichem und/oder negativem Wirtschaftswachstum.

Ein weiterer Hinweis auf die sich verschlechternden wirtschaftlichen Rahmenbedingungen sind die jüngsten Zahlen der Weltbank: Die Weltbank verringerte ihre globale Wachstumsprognose und senkte die Wachstumsprognose für die USA für das laufende Kalenderjahr von 2,8% auf gerade einmal 2,1% ab.

Unsere politischen Führer sind also darauf aus, die BIP-Berechnungsmethode zu frisieren, und zwar solange, bis das gewünschte Bild, das sie der Öffentlichkeit vermitteln möchten, erreicht ist. Sie sollten also besser damit rechnen, dass die nominellen wie auch realen BIP-Zahlen künftig sogar noch stärker aufgebauscht werden. Logisch durchdacht bedeutet das, dass die Anleger auch davon ausgehen können, dass die Leitindikatoren wie das prozentuale Schulden/BIP-Verhältnis in Zukunft bedeutend zahmer aussehen werden, als es in Wirklichkeit der Fall ist.

Der allerwichtigste Leitindikator, der Auskunft über die Gesundheit einer Nation gibt, kann von den Staaten aber nicht ohne weiteres verändert werden. Obschon es für die Politiker ein Leichtes ist, die Daten zur Wirtschaftsaktivität und zum Wirtschaftswachstum zu frisieren, können sie die Steuereinnahmen nur dann ausweiten, wenn sie mittels der Besteuerung zusätzlich Privatvermögen absaugen und umverteilen.

Und das bedeutet, dass die vorhandenen Steuereinnahmen, mit denen die Staaten ihre Staatsschulden bedienen müssen, von all den Veränderungen unberührt bleiben, ganz gleich, mit welcher Formel sie nun aufwarten, um ihre BIP-Zahlen zu kalkulieren. Die Folgen werden verheerend sein, da eine unvorbereitete Öffentlichkeit mit rosigen Leitindikatoren eingeschläfert wird und später unvermittelt der große Knall kommt, wenn die Anleiheblase platzt, weil die Steuereinnahmen im Verhältnis zu den staatlichen Kreditkosten drastisch einbrechen.

Die Beamten könnten die illegalen Aktivitäten auch mit dem Faktor 3 in ihre BIP-Gleichung mit einbeziehen; da es illegale Aktivitäten sind, können dadurch schon per Definition keine zusätzlichen Steuereinnahmen generiert werden.

Die traurige Wahrheit ist, dass das Wirtschaftswachstum auch künftig enttäuschend ausfallen wird und sich im Jahresverlauf weiter eintrüben dürfte, nachdem es im zweiten Quartal dieses Jahres vielleicht noch zu einer kleinen Erholung kommt. Es kann keine nachhaltige Wirtschaftserholung geben, da die wirtschaftsbelebenden Effekte, die auf einen Rückgang der Zinssätze zurückgehen, ihre Wirkung bereits entfaltet haben.

Die Konzerne haben bereits zunehmend größere Gewinne generiert und die Privatpersonen haben ihre Schuldenlasten durch Refinanzierungsmaßnahmen bereits verringert. Die Hypothekenabschlüsse sind in den USA im Jahresvergleich um 17% zurückgegangen. Das geht darauf zurück, dass der Strom an Menschen, die über die Kreditfähigkeit verfügen, um ihre Hypothek zu refinanzieren, oder für einen Eigenheimkauf geeignet sind, bereits massiv zurückgegangen ist. Und da der Refinanzierungsmarkt wie auch der Eigenheimmarkt erschöpft sind, nehmen auch die von diesem Sektor ausgehenden wirtschaftsstützenden Effekte weiter ab.

Nachdem die Zinsen nun nach einer 30-jährigen Talfahrt ganz unten angelangt sind, haben sich auch die Effekte der fortwährend zurückgehenden Kreditkosten immer weiter abgeschwächt.

Und da sich die wirtschaftlichen Fundamentaldaten unterdessen immer weiter eintrüben, sollten Sie damit rechnen, dass die offiziellen Statistiken zur Inflation und zum Wirtschaftswachstum künftig immer fiktiver ausfallen werden. Im Folgenden finden Sie einen kleinen Realitäts-Check für Anleger:

  • Die Schulden sind in den letzten Jahren explodiert und haben in den Industriestaaten nun hartnäckig hohe Niveaus erreicht.
  • Die Zentralbanker – die angeblichen Verteidiger unserer Kaufkraft – haben sich darauf zurückgezogen, die nominellen Zinssätze auf 0% oder in den negativen Bereich zu drücken, da es ihr ausdrücklicher Wunsch ist, die Realzinsen noch stärker in den negativen Bereich zu treiben.
  • Die Spekulationsblasen erstrecken sich mittlerweile nicht allein auf den Immobilienmarkt, sondern haben nun auch den Aktienmarkt und den Anleihemarkt erfasst.
  • Die Mittelschicht wird durch die Inflation, die sinkenden Realeinkommen und die Schuldenniveaus immer weiter ausgehöhlt.

Normalerweise sind wir an eine Welt gewöhnt gewesen, wo die Vermögenspreise durch den freien Markt ermittelt werden. Die heutigen Märkte sind aber von einer Handvoll von Zentralbankern – die niedrige Zinssätze und enorme Geldmengen bereitstellen – völlig verzerrt worden.

Die freien Märkte setzen sich letztlich aber immer durch, weshalb die bevorstehenden Anpassungen, bei denen die aktuellen Träumereien der Zentralbanker und Staaten wieder korrigiert werden, extrem brutal und vernichtend ausfallen werden. Es besteht eine hohe Wahrscheinlichkeit, dass diese Anpassungen schon in den kommenden zwei Monaten einsetzen werden, da die Vermögensaufkäufe der US-Notenbank, also die quantitative Lockerung, bis Ende Juli auf 50% abgesenkt und wenige Monate später komplett vorbei sein werden.

Ich gehe davon aus, dass die Kräfte des freien Markts während dieser Phase damit beginnen werden, ihre bereinigende Wirkung zu entfalten. Und dann wird an den wichtigen Finanzmärkten die Hölle losbrechen, weshalb es wichtig ist, dass die Anleger ihre Portfolien auf das bevorstehende Chaos vorbereiten.

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