Heute sprach der legendäre wertorientierte Investor Jean-Marie Eveillard mit King World News über die Gefahren, mit denen die Welt gegenwärtig konfrontiert ist. Im Folgenden finden Sie, was Eveillard, der über USD 85 Milliarden verwaltet, in diesem faszinierenden Interview zu sagen hatte:
Eveillard: „Was mir Sorgen bereitet, ist die offenkundige Selbstzufriedenheit so vieler Anleger, die zu glauben scheinen, dass die weltweiten Zentralbanker die Lage unter Kontrolle haben. Mein Eindruck ist, dass sie sich derzeit im Blindflug befinden; dass sie in den letzten 5 Jahren beispiellose Maßnahmen ergriffen haben und diese Maßnahmen bisher nicht zu einem Erstarken der Wirtschaften geführt haben, also mit Sicherheit nicht in den USA, und in Europa noch viel weniger, dasselbe gilt für Japan.
Und angesichts der auf die enormen Schulden zurückgehenden Probleme, die sich derzeit in China entwickeln, werden wir eines Tages zurückblicken und uns sagen: ´Meine Güte, das war außerordentlich. Nach 2008 ging die chinesische Wirtschaft voll ab, während andere Wirtschaften ins Straucheln gerieten. Und jetzt sehen wir, dass das allein auf einen unglaublichen Kreditboom zurückging.`
Und wie es bei Kreditbooms immer der Fall ist, führen sie zu Investments, die eigentlich nicht getätigt werden sollten. Es ist möglich, dass die chinesische Wirtschaft einen ziemlich hohen Preis dafür zahlen wird. Und unterdessen scheinen die meisten Anleger sehr glücklich zu sein. Ich bin mir nicht sicher, ob die Anleger tatsächlich glauben, dass die Zentralbanker alles unter Kontrolle haben. Es könnte auch einfach nur sein, dass die Anleger das billige und leichte Geld lieben.
Und auf gewisse Art und Weise bleiben Aktien weiterhin die Standard-Reaktion der Anleger. Wer will sein Geld schon in Bargeld parken, wenn man keine Rendite dafür bekommt? Oder in Anleihen, wo die Rendite lediglich ein klein wenig darüber liegt? Was bleibt außer Aktien? Und für einige Menschen sind natürlich auch Immobilien und Kunstwerke eine Alternative, doch was Finanzvermögenswerte anbelangt, bleiben nur Aktien übrig.“
Eric King: „Sie haben China angesprochen. Es wurde ja viel über das chinesische Schattenbankensystem, die dortige Verschuldung und die Gefahren gesprochen. Wie groß sind die Gefahren?“
Eveillard: „Die Sache mit China ist, dass die Menschen, die dort an der Macht sind, nicht etwa legitim an der Macht sind, weil es dort freie Wahlen gegeben hätte, sondern ihre Führerschaft begründet sich dadurch, dass sie der Masse an chinesischen Menschen, die die ländlichen Regionen verlassen und in die Städte ziehen, fortwährend Arbeitsplätze zur Verfügung stellen.
Wenn sie damit aufhören, diesen Menschen Arbeitsplätze zur Verfügung zu stellen, geraten die sogenannten Eliten in echte Schwierigkeiten. Es gibt also eine ganz filigrane Linie zwischen dem Eingeständnis, dass es in ihrem Land einfach zu viele Schulden gibt – und ich glaube, dass räumen sie zum Teil ja auch ein – und ihrem Willen, das Wirtschaftswachstum weiter aufrecht zu halten.
Es besteht also die Versuchung, die Wirtschaft anzukurbeln, doch wenn diese Belebungsmaßnahmen darin bestehen, den Kreditboom und die Exzesse des Kreditbooms weiter fortzuführen, wird das an irgendeinem Punkt nicht sonderlich gut ausgehen.“