Martin Armstrong im Interview mit dem Financial Survival Network

Martin Armstrong, Armstrongeconomics.com, 28.07.2014
(Interview in Auszügen)

Armstrong: Der Aktienmarkt hat sich kontinuierlich und methodisch immer weiter in die Höhe geschraubt. Wir haben es hier aber noch nicht mit irgendeiner Art von Blase zu tun, wo es zu einer Aufwärtsexplosion kommt – das könnte noch kommen, aber da sind wir aktuell noch nicht. Wir haben jetzt ein kleines Hoch und dann geht es wieder ein klein wenig zurück.

Aber jetzt mal im Ernst: Schauen Sie sich doch mal die Welt an und stellen Sie sich dann die Frage, wo Sie Ihr Geld hineinstecken würden – und wir reden hier von den großen Institutionen. Der Privatanleger kann sich Gold und ähnliches kaufen, und das ist ja auch in Ordnung, aber die großen Finanzinstitutionen können das nicht.

Und bezüglich der Währungen usw. – was die Leute beim US-Dollar nicht verstehen, ist Folgendes: Ja richtig, wir haben USD 17 Billionen an Staatsschulden, aber das ist ein tiefer Markt, man kann sein Geld dort also auch parken. Wenn man ein Pensionsfonds oder etwas Ähnliches ist und man USD 1 Billion hat, gibt es keinen anderen Ort als den Dollar, wo man hingehen kann.

Das ist ja auch der Grund, warum die Schweiz und China jüngst eine Vereinbarung unterzeichneten, um zu versuchen, einen neuen Trend in Gang zu bringen.

Und als sie den Euro einführten und die Nationalwährungen all dieser Länder abschafften, hatten sie die Schulden der einzelnen Länder nicht vereinheitlicht. Man hat also all diese Länder mit völlig unterschiedlichen Kredit-Ratings, und Griechenland hat zwar Euros, aber an den Märkten heißt es trotzdem immer noch Griechenland vs. Deutschland.

Man kann dort also in Wahrheit nicht sonderlich viel Geld parken, und ja schön, China wird boomen und letztlich zur größten Wirtschaft des Planeten aufsteigen – aber heute noch nicht. Und bezüglich all dieser Leute, die dazu neigen, den Dollar zu hassen: Okay gut, was wollen Sie machen? Wollen Sie Pesos von Mexiko kaufen? Wollen Sie Yuans aus China kaufen? Was ist mit dem Rubel? Was ich damit sagen will, ist, dass niemand bereit ist, ernstzunehmende Geldmengen in dieses Zeug zu stecken, und bedauerlicherweise bleibt da nur der Dollar, und das ist auch genau die Richtung, wo die Reise hingehen wird.

Der Dollar hat gegenüber dem Euro zugelegt. Die Europäische Zentralbank bewegt sich aktuell im Grunde in Richtung negativer Zinssätze und ist darauf aus, den Markt mit Euros zu fluten, weil die Steuern in der Eurozone so hoch sind, dass selbst der gewöhnliche Deutsche jetzt über 50% an Steuern zahlt – also der Normalbürger. Die Jugendarbeitslosigkeit in Europa liegt bei über 60%. Die Steuern sind so hoch, dass niemand mehr ein Unternehmen aufmacht, und in Frankreich wird praktisch jeder vom Staat gerettet.

Ja toll, netter Slogan: „Besteuert die Reichen!“ – aber die Reichen können einfach abhauen! Und das ist auch genau das, was sie getan haben. Man kann sich jetzt in Paris riesige Villen für kleines Geld mieten, weil sie niemand kauft. Der Markt für 1a-Immobilien ist in Frankreich zusammengebrochen, und die Franzosen gehen einfach irgendwo anders hin, sie verlassen das Land. Ich war gerade erst in London, und ich war dort in einem Restaurant und jeder hat Französisch gesprochen. Ich war erstaunt, ich dachte, ich wäre in Paris.

Wir befinden uns hier also in einer sehr ernsten Lage, und es gibt auch … eine geheime Vereinbarung unter den Zentralbanken, die wie folgt aussieht: Also wir haben die USA, Neuseeland, Australien, Kanada und Großbritannien, die die Zinsen erhöhen, während Europa die Zinssätze senken wird. Sie hoffen darauf, dass das wieder etwas Kapital nach Europa bringen wird, das dann beim Wirtschaftswachstum hilft – aber das wird nicht funktionieren. Das Kapital strömt in die USA, weil wir in Europa zur gleichen Zeit ja auch noch eine riesige Bankenkrise haben.

Und dann haben wir den Internationalen Währungsfonds, der allen erklärt, man solle sich vorbereiten; die Lösung der Bankenkrise bestünde darin, dass sie einfach – laut ihren Worten – 10% der Bankeinlagen aller Menschen in Europa beschlagnahmen. Aber als sie dasselbe in Zypern gemacht haben, waren es am Ende eher um die 50%.

Ich war erst vor ein paar Wochen in Europa und die Frage, die dort am häufigsten aufkam, war: „Wo soll ich mein Geld hineinstecken? Ich muss aus den Banken raus.“ Und das ist auch der Grund, warum es am Immobilienmarkt zu einem Boom gekommen ist – ob nun in Europa oder Florida. Sie versuchen einfach, aus dem System auszusteigen, und daher wird sich auch der Aktienmarkt weiter in die Höhe schrauben. Und es entwickelt sich aktuell auch eine Immobilienblase, was immer noch bis ins nächste Jahr hinein anhalten dürfte.

Die Chinesen kaufen in den USA aktuell 1a-Immobilien auf, sie sind die größten Käufer in diesem Segment. Und auch Kanada gab bekannt, dass sie bei der nächsten Krise Bail-ins durchführen werden. Und, was geschah? Die Kanadier sind jetzt die größten Immobilienkäufer in den USA – nicht bei 1a-Immobilien, aber was die Quantität anbelangt. Also die Chinesen kaufen derzeit die 1a-Immobilien, und was die Menge der Immobilienkäufe anbelangt, kommt an erster Stelle Kanada und dann die Eurozone. Es ist interessant, jeder versucht zurzeit, aus dem System auszusteigen […]

Historisch gesehen muss es zum Zusammenbruch kommen – jeder Staat bricht zusammen. Keiner konnte jemals dem Zyklus entkommen, nicht ein einziges Mal. Folgendes geschieht: Also an irgendeinem Punkt kippt das Vertrauen. Es geht ums Vertrauen. Man kommt an den Punkt, wo man sich sagt: „Okay, ich kaufe nicht mehr.“ Und wenn das passiert, setzt der Crash ein.

Es hat ja bereits erste Hinweise darauf gegeben: China hatte eine Staatsanleiheauktion und konnte nicht alle Papiere verkaufen. Russland hatte eine Aktion und konnte nicht alle Papiere verkaufen. Die USA, da gab es hier und da auch einige Probleme bei ein paar Auktionen. Griechenland und Spanien konnten nicht alle Papiere verkaufen, da musste die EZB einspringen, um die Reste einzusammeln. Es hat also bereits begonnen, und wenn man an den Punkt kommt, wo sie nicht mehr in der Lage sind, ihre Schulden zu verkaufen, muss das System zusammenbrechen.

Und dann werden wir das Ganze einer Revision unterziehen müssen. Mal ehrlich, niemand würde ein solches System entwickeln, wie wir es heute haben, außer er ist völlig betrunken. Wer würde jemals ein System entwerfen, wo man jedes Jahr Kredite aufnimmt und davon nie irgendetwas zurückzahlt? Niemand mit irgendeiner Art von buchhalterischer Ausbildung und niemand, der über einfachste mathematische Kenntnisse verfügt, würde auf so etwas kommen. Das System hat sich also einfach so entwickelt, da hat sich niemand hingesetzt und das Geldsystem ausgearbeitet, mit dem wir es heute zu tun haben.

Moderator: Sie sprechen immer davon, dass die Schaffer des Euros genau wussten, dass sie es vergeigen würden, als sie den Euro einführten, sich aber sagten: „Hey, das klären wir später.“ Und jetzt haben wir den Crash des Euros …

Armstrong: Europa ist eine einzige Katastrophe. Und jetzt sagen sie, dass alle Länder ihre Souveränität aufgeben müssen, um den Euro zu retten, und dann allein Brüssel das Sagen hat. Das ist auch genau das, was sie ursprünglich beabsichtigten. Wenn diese Typen an Lösungen denken, haben sie dabei nie vor Augen, sich zurückzuziehen oder wieder etwas von ihrer Macht abzugeben. Die Lösung besteht für sie immer darin, noch mehr Macht zu bekommen. So ist es halt.

In Deutschland würde also niemand ein neues Unternehmen gründen, da die Vorschriften und Verordnungen, die notwendige Menge an Geld und die Risiken einfach astronomisch sind. Stattdessen will jeder einfach nur für ein großes Unternehmen arbeiten, und das war´s – und die Steuern liegen bei über 50% für den Normalbürger, in den USA liegen sie bei knapp 30%.

Europa ist eine einzige und vollständige Katastrophe, und es gibt keine Lösung – die ganze Veranstaltung wird in Schutt und Asche gelegt werden. Und jede Lösung, mit der sie aufwarten, besteht darin, noch mehr Macht zu fordern: Wir brauchen mehr Macht, um dieses oder jenes herbeizuführen. Dann reißen sie die Macht an sich und dann heißt es, nun gut, wir brauchen noch ein klein wenig mehr Macht, um dieses oder jenes herbeizuführen, und das geht immer so weiter und immer so weiter […]

Wir alle machen diese Zyklen durch, und ich gehe davon aus, dass wir uns jetzt im Grunde am Ende eines solchen Zyklus befinden – die Steuern werden dramatisch steigen und die Wirtschaft wird zwischen 2016 und 2020 sehr schwierig werden […]

2020 nimmt auch der Kriegszyklus richtig an Fahrt auf … das ist auch der Zeitpunkt, wo das Economic Confidence Model ein Tief ausbildet. Es sieht also so aus, als würden wir es während dieser Phase mit noch viel mehr wirtschaftlichem Chaos zu tun bekommen.

Der aktuelle Kriegszyklus kommt in Bewegung und explodiert gegenwärtig überall. Und man muss auch begreifen, was die Ursache dafür ist, und das habe ich immer wieder gesagt: Fette und glückliche Menschen kämpfen nicht. Wenn die Wirtschaft zurückgeht, werden die Leute wütend auf die Politiker […]

Wir messen den Kriegszyklus und den Bürgerunruhe-Zyklus, und beide sind jetzt zur gleichen Zeit fällig, was ziemlich alarmierend ist, weil es praktisch überall zu beobachten ist. Wir haben den Nahen Osten, wo aktuell alle ausflippen; den Irak; wir haben Israel und Gaza, die es wieder wissen wollen; dann haben wir die Ukraine; wir haben Russland, das nach Europa blickt; wir haben die Schweiz, die versucht, die Europäer davon abzuhalten, ins Land zu kommen; wir haben Schottland, wo im September eine Abstimmung über die Abspaltung von Großbritannien ansteht; wir haben die EU, die Großbritannien im Grunde sagt: „Entweder ihr tretet dem Euro bei oder verschwindet!“ Es ist einfach überall – selbst in Kalifornien wird jetzt darüber diskutiert, den Bundesstaat in 6 Teile aufzuspalten [Gelächter] … diese Entwicklung wird immer schlimmer werden.

Wenn die Menschen etwas verlieren, wollen sie dafür irgendjemanden die Schuld geben, und das ist der Punkt, wo es zu Krieg kommt. Wenn man sich alle großen Kriege anschaut, stellt man fest, dass sie die Tendenz aufweisen, auf große wirtschaftliche Verwerfungen der einen oder anderen Seite zu folgen.

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