Jeff Clark, Casey Research, 09.09.2014

Frage: Was ist die beste Methode, um herauszufinden, ob die Antidepressiva wirken?

Antwort: Schauen Sie auf Ihr Gold-Portfolio.

Ich habe letzte Woche rund zwei Dutzend Artikel über den Goldmarkt gelesen und nicht einer von ihnen hatte irgendetwas Positives zu berichten. Technische Analysten, Mainstream-Ökonomen, Branchen-Analysten – alle waren aus verschiedenen Gründen und für verschiedene Zeiträume bärisch gestimmt.

Also, warum soll man in Gold investieren, wenn

  • uns ständig erklärt wird, dass sich die Wirtschaft wieder verbessert, und wichtige Leitindikatoren wie eine fallende Arbeitslosenrate und ein steigendes BIP dies auch noch zu bestätigen scheinen;
  • der Aktienmarkt seinen Anstieg ungeachtet der offenkundigen künstlichen Interventionen weiter fortsetzt;
  • der Goldpreis in einer fixen Handelsspanne verharrt und nun auch noch darauf aus zu sein scheint, die Tiefs von 2013 zu testen?

Jede neue Rally im Goldmarkt verlief zunehmend weniger euphorisch und fand mit immer geringeren Handelsvolumina statt. Bullion Vault meldete letzte Woche, dass ihr Indikator zur Messung der „Stimmung der Privatinvestoren“ auf einem 4-Jahrestief angelangt sei.

Sollten wir da nicht einfach das Handtuch werfen, unsere Goldbestände abverkaufen und unsere Wunden lecken? Oder sollten wir mutig agieren, die Preisrückgänge kaufen und uns weiterhin in Geduld üben?

Aufgeben oder mutig agieren? Im Folgenden werden wir ausführen, was für jede dieser Strategien spricht:

Aufgeben: Rückläufige Goldverkäufe

Die Verkäufe von Gold- und Silbermünzen durch die US-Prägeanstalt haben sich abgeschwächt. Silver-Eagles (1 Unze Feinsilber) verkauften sich den ganzen Sommer über schlecht; die Verkäufe sind im Vorjahresvergleich um 41% zurückgegangen (6.674.500 Unzen von Juni bis August 2014 vs. 11.306.500 Unzen von Juni bis August 2013).

Mutig: Die Zentralbanken horten weiterhin Rekordbestände

Russland, Mexiko, Kasachstan, Kirgisistan, Tadschikistan, Serbien, Griechenland und Ecuador haben diesen Sommer eine Zunahme ihrer Goldreserven gemeldet. Und entgegen der Erwartungen des Mainstreams hat fast keine Zentralbank ihre Goldreserven reduziert – in Wahrheit ist das Gegenteil der Fall:

Im zweiten Quartal 2014 haben die weltweiten Zentralbanken über 118 Tonnen Gold (3,8 Millionen Unzen) gekauft, was gegenüber dem Vorjahresquartal einem Anstieg von 28% entspricht. Damit sind die Zentralbanken nun bereits seit 14 Quartalen in Folge Nettokäufer und auf dem besten Wege, den Rekord des letzten Jahres von 409 Tonnen (13,1 Millionen Unzen) einzustellen.
Auf Dollarbasis haben die Zentralbanken von Januar 2013 bis Juni 2014 USD 27,1 Milliarden in Gold investiert. Und hier sind die Daten der chinesischen Notenbank nicht enthalten!
Ende 2013 hielten die weltweiten Zentralbanken geschätzte 30.500 Tonnen Gold – also knapp 1 Milliarde Unzen. Das ist ein neuer Rekord und entspricht rund einem Fünftel allen jemals geförderten Goldes.

Wenn es an der Zeit wäre, zu verkaufen, ja warum kaufen die Zentralbanken dann mit Rekordrate Goldbarren auf? Sie mögen in der Öffentlichkeit vielleicht gute Miene machen, aber ihre Aktivitäten legen nahe, dass sie in Wahrheit nicht so optimistisch sind, wie sie vorgeben, sondern sich stattdessen auf eine Art von Krise vorbereiten.

Aufgeben: Der US-Dollar wird zunehmend stärker

Der US-Dollar-Index ist seit seinem Tief vom Mai um 6% in die Höhe geschossen, was für eine Währung eine ungewöhnlich starke Kursbewegung ist. Der Index notiert aktuell auf einem 14-Monatshoch.

Das hat den Goldpreis geschwächt, da der Goldpreis und der US-Dollar in der Regel eine negative Korrelation aufweisen. Und wenn der US-Dollar stark ist, sollten wir vielleicht besser mit einem schwächelnden Goldpreis rechnen.

Mutig: Zahlreiche Länder wenden sich vom US-Dollar ab

Im Grunde ist es nicht einmal so sehr die Stärke des Dollars, sondern eher die Tatsache, dass andere Währungen immer schwächer werden, speziell der Euro, der 57% des US-Dollar-Indexes ausmacht.

Doch das größere Thema ist der Trend, dass jetzt zunehmend mehr Länder dem US-Dollar den Rücken zukehren, ein Trend der immer stärker an Fahrt aufnimmt:

  • China hat mit der Schweizer Nationalbank eine bilaterale Swap-Vereinbarung im Wert von USD 24,17 Milliarden (CNY 150 Milliarden) unterzeichnet, laut der bis zu CNY 15 Milliarden im chinesischen Anleihemarkt investiert werden können. Die dreijährige Swap-Vereinbarung wird „für den bilateralen wirtschaftlichen Austausch und Handel Liquidität zur Verfügung stellen und dazu beitragen, die Finanzstabilität aufrecht zu erhalten“, so die Bank von China in einer Erklärung. Durch die Swap-Vereinbarung wird Liquidität bereitgestellt, um den Yuan-Markt in der Schweiz zu stützen.
  • „Die US-amerikanischen und europäischen Sanktionen gegen Russland drohen, die Abkehr vom US-Dollar, die seit der weltweiten Finanzkrise im Gange ist, noch stärker zu beschleunigen“, so Bloomberg. „Die Krise hat zu einem Überdenken der heutigen dollardenominierten Welt geführt“, sagte Joseph Quinlan, der Chefmarktstratege von Bank of America. „Diese hässliche Entwicklung zwischen Russland und dem Westen führte zu Sanktionen, welche die Hinwendung zu einer Multi-Währungs-Welt beschleunigen können.“
  • Am Ende des BRICS-Gipfels, der vergangenen Monat stattfand, verkündeten die Führer von Brasilien, Russland, Indien, China und Südafrika den „Fortaleza Action Plan“, zu dem unter anderem die Schaffung einer neuen Finanzarchitektur gehört, mit der auf die von der quantitativen Lockerung der Fed herrührenden internationalen Spannungen reagiert werden soll.
  • In russischen Radiomeldungen hieß es, dass nun neue Vorgaben umgesetzt worden seien, die die Aufnahme neuer Mitglieder bei der Schanghaier Organisation für Zusammenarbeit (SOZ) regeln, wodurch Indien, Pakistan, dem Iran und der Mongolei nun der Beitritt offenstände. Wenn man alle Länder betrachtet, die der SOZ beitreten könnten und hier auch noch den Nahen Osten mit hinzunimmt – der heute bereits den überwiegenden Teil seiner Exporte nach China und Indien ausführt und den Handel daher nicht in US-Dollars abwickelt –, dann wird die Hälfte der Weltbevölkerung eine andere Währung als den US-Dollar verwenden.
  • Russland gab letzten Monat bekannt, dass das Ölunternehmen Gazprom für seine Rohöllieferungen Yuan und Rubel akzeptiert. Das wird direkt zu einer Reduzierung des Einsatzes von US-Dollars führen. Und Gazprom ist kein kleines Unternehmen – im letzten Jahr machte es USD 2,4 Milliarden und es weitet seine Produktion zurzeit weiter aus.

Es ist völlig offenkundig, dass die Vorherrschaft des US-Dollars bald vorbei ist. Und da der US-Dollar für den Handel zunehmend an Bedeutung verliert, wird auch sein Wert zurückgehen.

Die Meisten glauben, dass es Jahre dauern wird, bis der US-Dollar seinen Status als Reservewährung verloren hat, aber der Chefökonom von Casey Research, Bud Conrad, hat mir gegenüber darauf hingewiesen, dass es mit jeder weiteren Anti-Dollar-Vereinbarung und vor dem Hintergrund der Tatsache, dass der überwiegende Teil des Handels heute elektronisch über Computern abgewickelt wird, durchaus zu einer Beschleunigung dieses Trends kommen könnte.

Diese Transformation muss Konsequenzen für den US-Dollar haben – was nahelegt, dass wir mit unseren Goldinvestments eher mutig agieren sollten.

Aufgeben: Die chinesische Goldnachfrage geht zurück

Die chinesische Goldnachfrage ist im letzten Quartal so stark gefallen, dass Indien nun wieder zum größten Goldkonsumenten aufgestiegen ist. Der Goldkonsum Chinas ging im Vorjahresvergleich um 52% zurück.

Wenn sich die chinesischen Goldkäufe abschwächen, sollten wir unsere Goldkäufe vielleicht auch zurückfahren.

Mutig: Die westlichen Berichte über die Goldnachfrage sind irreführend

Wir hatten ja bereits in der Vergangenheit darauf hingewiesen, dass Peking das Gold nun direkt über seine Hauptstadt ins Land einführt – und zwar ohne irgendwelche Transparenz für westliche Beobachter. Daher sind die allein auf Hongkong-Goldimporten beruhenden Nachfrageberechnungen falsch.

Und das ist nicht alles. China

  • hat es 15 Banken erlaubt, Gold einzuführen;
  • startet diesen Monat eine neue internationale Edelmetallbörse in Schanghai (die zunächst 30 Mitglieder hat, während 40 dabei sein wollten, darunter zahlreiche ausländische Banken);
  • ist der größte Goldproduzent auf dem Planeten, wobei davon praktisch nichts ausgeführt wird.

Hier sollten wir auch im Hinterkopf behalten, dass die chinesische Goldnachfrage im letzten Jahr stark in die Höhe schoss. Es ist kaum möglich, eine solche Rekordrate jedes Jahr aufrecht zu halten. Das World Gold Council wies darauf hin, dass die „Käufer in China und Indien darauf gewartet haben, wie sich der Preistrend entwickelt.“

Das dürfte auch erklären, warum es zu einem Rückgang der weltweiten physischen Goldnachfrage kam – die diesjährigen Zahlen stehen dem Rekordjahr 2013 gegenüber und es ist zu einer Erschöpfung der Goldbugs gekommen.

Fazit: Ich glaube, dass die Chinesen mehr Gold kaufen, als der Westen annimmt.

Werden Sie Ihr Gold halten, es abverkaufen oder zukaufen?

Jeder Anleger muss seine eigenen Entscheidungen treffen. Glauben Sie den Schlagzeilen oder zeigen die zu Grunde liegenden Daten, dass die Goldnachfrage höher ist, als gemeldet? Ist der Dollar tatsächlich „stark“ oder ist seine Zukunft genauso suspekt und gefährdet wie die jeder anderen Papierwährung? Ist physisches Gold ein kurzfristiges Investment, um Profite einzustreichen, oder eine Absicherung, die man hält, bis sich die fiskalischen und geldpolitischen Realitäten bemerkbar machen?

Wenn wir bei Casey Research investieren, haben wir die großen Umbrüche vor Augen, nicht irgendwelche kleinen Schwankungen. Und das sagt mir, dass wir abwarten sollten, bis dieser Umbruch stattfindet, selbst wenn es länger dauert, als erwartet. Es liegt in Ihrer Verantwortung, die finanzielle Zukunft Ihrer Familie zu schützen. Ich hoffe, Sie agieren genauso mutig wie ich und bauen sich Ihren eigenen Bestand an Edelmetallen und Edelmetallminenaktien auf.

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