Propagandafront.de, 11.09.2014

Gold, die ultimative Fluchtwährung, scheint nach wie vor nur die Allerwenigsten zu begeistern. Nur eingefleischte Gold- und Silberbugs dürften die Edelmetallpreise überhaupt noch im Blick haben. Und das ist wenig überraschend, denn offensichtlich hält der zyklische Bärenmarkt, der Edelmetallanleger bereits seit 3 Jahren nervt, weiter an.

Die Preisentwicklung von Gold ist aktuell auch kaum dazu geeignet, Euphorie zu entfachen: Gold fiel am 11.09.2014 im Spot-Markt mit USD 1.238,33 pro Unze vorübergehend auf ein 8-Monatstief.

01
Netdania.com – Goldpreis in US-Dollars. Zum Vergrößern anklicken.

Diese Schwäche bei Gold wundert zahlreiche Beobachter, da der Monat September gewöhnlich der Monat mit den stärksten Zugewinnen für Gold ist. Frank Holmes von U.S. Global Investors kommentierte den überraschend schlechten Monatsbeginn mit den Worten:

„Letzte Woche schrieb ich über die historische Beziehung zwischen dem Monat September und der Stärke bei Gold, jetzt scheint es jedoch so zu sein, als würde dieser September ein Monat werden, den man getrost vergessen kann.

Basierend auf Daten, die bis 1969 zurückreichen, steigt Gold im September im Schnitt um 2,1%. Jetzt sind aber bereits die ersten 10 Septembertage verstrichen und das Edelmetall musste schon 2,6% abgeben, während es von USD 1.288 auf USD 1.254 pro Unze rutschte.

Ich wies vergangene Woche darauf hin, dass ein solcher Goldpreisrückgang für andere Monate charakteristisch ist und im September eher selten stattfindet. In den letzten 20 Jahren gab es gerade einmal fünf Septembermonate, wo der Goldpreis schwächer endete, als er begann: 1996, 2000, 2006, 2011 und 2013. Obwohl wir weiterhin optimistisch sind, könnte es durchaus sein, dass wir 2014 einen weiteren Minus-September sehen werden […]

Es gibt [neben der negativen Korrelation zwischen Gold und Aktien im September] aber noch eine weitere Wechselbeziehung, die die Preisentwicklung von Gold beeinflusst: Die relative Stärke des US-Dollars. Entwickelt sich der Dollar gut, entschließen sich viele Anleger, US-Dollars anstelle von Gold als Absicherung gegen Kursschwankungen zu halten.

Diese negative Korrelation hat sich diesen Monat nur noch weiter verstärkt, da der US-Fertigungsindex ISM für den Monat August auf ein 3-Jahreshoch stieg, was den Dollar stärkte. Und obschon ein Anstieg des ISM begrüßenswert ist, neigen Rohstoffe wie Gold in einem solchen Umfeld dazu, nachzugeben.

03

Ein weiterer Faktor, der sich negativ auf Gold auswirkt, ist der schwächelnde Euro, der statistisch den entgegengesetzten Effekt hat. Gibt der Euro nach, gibt auch Gold nach, weil Gold ein dollardenominierter Vermögenswert ist, der für Europäer und Nichtamerikaner teurer wird. Die Einheitswährung der Europäer brach gegenüber dem Dollar jüngst auf ein 14-Monatstief ein …“

Es dürfte noch ein weiterer Punkt hinzukommen: Die Goldinvestoren werfen aktuell in verstärktem Umfang das Handtuch. Während jetzt anekdotenhaft Geschichten auftauchen, dass Privatanleger ihr Gold und Silber abstoßen, ist es bei den großen börsennotierten Edelmetallfonds (ETFs) seit Beginn dieses Monats zu großen Abverkäufen gekommen. Viele Edelmetallanleger haben offensichtlich die Nase voll – allein in der ersten Handelswoche dieses Monats stießen die ETFs 18,4 Tonnen Gold ab. Und auch der deutsche Edelmetallhändler Pro Aurum meldete, dass die Bestellungen in den ersten 6 Monaten dieses Jahres um 20% zurückgegangen seien.

Ohne eine dynamische Investmentnachfrage in den westlichen Industrieländern wird der zyklische Bärenmarkt weiter anhalten. Solange die potenziellen Gold- und Silberkäufer der Auffassung sind, dass ihre Nationalwährung und ihr Gesamtportfolio sicher sind, dürfte ein vermehrtes Kaufinteresse ausbleiben. Und das legt nahe, dass Gold erst dann wieder richtig an Fahrt aufnehmen wird, wenn die nächste Währungskrise hochkocht. Eine solche Währungskrise dürfte im Falle Europas jedoch nicht mehr allzu lange auf sich warten lassen, da der Euro bereits stark angeschossen ist.

Netdania.com - Goldpreis in US-Dollars und Euros
Netdania.com – Goldpreis in Euros (schwarz) und US-Dollars (rot). Zum Vergrößern anklicken.

Die europäische Einheitswährung ist in den letzten 5 Monaten gegenüber der Weltreservewährung in der Spitze um über 8% gefallen und dümpelt aktuell bei rund USD 1,29 vor sich hin. Diese Schwäche zeigt sich auch, wenn man den Dollargoldpreis und den Eurogoldpreis miteinander vergleicht. Die nominellen Verluste der europäischen Anleger waren in ihrer Heimatwährung bisher nicht so ausgeprägt wie bei Dollarkäufern.

Sollte das gelbe Metall in den nächsten Tagen und Wochen tatsächlich weiter nachgeben, ist mit einer epochalen Schlacht im Bereich von USD 1.200 pro Unze zu rechnen, da dort bedeutende langfristige Stützungslinien verlaufen und die aktuellen Bärenmarkttiefs in gefährliche Nähe rücken würden.

WordPress Cookie Plugin von Real Cookie Banner