King World News, 12.09.2014

Heute sprach der seit 42 Jahren im Edelmetallmarkt aktive Veteran Egon von Greyerz mit King World News über einen entsetzlichen Schwarzen Schwan, der das gesamte weltweite Finanzsystem zum Einsturz bringen wird. Im Folgenden finden Sie, was Greyerz, der Gründer des schweizerischen Unternehmens Matterhorn Asset Management, in diesem bemerkenswerten Interview zu sagen hatte:

Greyerz: „Ich schaue auf die enormen Risiken, sein Geld oder auch andere Vermögenswerte bei einer Bank zu halten. Wir wissen, dass die Banken 2008 bankrott waren, und seitdem hat sich nichts geändert. Die Bankbilanzen haben sich seitdem nicht verbessert. Das Einzige, was passiert ist, ist, dass die Banken ihre Giftmüll-Schulden nun mit dem Nennwert bewerten dürfen und hierfür nicht den Marktwert nehmen müssen. Wir wissen ja, dass die meisten Banken nicht überleben würden, würden sie diese Giftmüllpapiere zu Marktpreisen bewerten.

Die Banken zahlen den Bankkunden zurzeit praktisch keine Zinsen, und wenn man hier noch die Bankgebühren mit einrechnet, kommen viele Kunden sogar auf Negativzinsen. Und das Risiko, sein Geld auf der Bank zu halten, ist so groß wie nie zuvor. Der Unterschied zwischen heute und 2008 ist, dass wir zwischenzeitlich Zypern hatten. 2008 wurde jede Bank gerettet und kein Bankkunde verlor sein Geld.

Die Regierungen hatten also ihre Staatsschulden erhöht und die Banken gerettet. Doch nach Zypern haben die meisten Länder das Bail-in-Prinzip übernommen. Und das bedeutet, dass beim nächsten Mal – und es wird ein nächstes Mal geben – alle, die Vermögenswerte bei einer Bank halten, einen Großteil oder alles davon verlieren dürften.

Aber wir werden es nicht allein mit Bail-ins zu tun bekommen. Es wird auch Zwangsanleihen und sogar Vermögenskonfiskationen geben, bei denen der Staat das Geld der Anleger einstreicht. Die Regierungen werden die Anleger dazu zwingen, einen bedeutenden Teil ihrer Gelder in Staatsanleihen zu stecken, um die steigenden Haushaltsdefizite der nächsten Jahre zu finanzieren.

Wir hatten ja bereits in der Vergangenheit darüber gesprochen, dass Europa zum Stillstand gelangt ist. Und wir wissen, dass Japan schon vor langer Zeit mit seinem Schulden/BIP-Verhältnis von 250% zum Stillstand gelangt ist. Doch jetzt steht Europa dank seiner fallenden Wirtschaft und der nun Einzug haltenden Deflation noch stärker unter Druck. Italien befindet sich in einer Triple-Dip-Rezession und die deutsche Wirtschaft ist ebenfalls rückläufig. Frankreich wird der nächste große Domino sein, der in Europa zu Boden kracht.

Aber ich möchte hier noch einmal auf Italien zurückkommen: Die italienischen Gehälter müssten um 30% bis 40% fallen, damit Italien mit Deutschland konkurrieren könnte. Und wir wissen natürlich, dass das nicht passieren wird. Das ist auch der Grund, warum sie in Italien weiterhin diese riesigen Probleme haben werden. Vor der Schaffung des Euros, galten Italien, Spanien und sogar Griechenland als billige Reiseländer. Seit der Einführung des Euros sind sie teuer geworden und überhaupt nicht mehr wettbewerbsfähig.

Der Beitritt zur Eurozone hat sich für diese Länder als extrem schlechte Entscheidung herausgestellt. Darüber hinaus finden in diesen Ländern strukturelle Reformen statt, und das heißt Austerität. Und was Wahlen anbelangt, wissen wir, dass Austerität für Politiker ein großer Minuspunkt ist. In Europa dürfte es daher aufgrund der Wut der Bevölkerungen in diesen Ländern zu fortwährenden Veränderungen kommen. Das wird in Europa für bedeutende Instabilitäten sorgen.

Es gibt nur eine Möglichkeit für Europa und den Rest der Welt, das Problem hinauszuzögern, und zwar mittels Wirtschaftswachstum. Und Wirtschaftswachstum bedeutet immer größere Spekulationsblasen, die geschaffen und aufgebläht werden müssen. Das ist praktisch ein Garant dafür, dass die Europäische Zentralbank nicht nur Wertpapieraufkäufe, sondern auch direkte quantitative Lockerungsmaßnahmen durchführen wird. Ich bin der festen Überzeugung, dass die US-Notenbank auf den Zug aufspringen wird, wenn die EZB erst einmal richtig damit anfängt, Geld zu drucken, und das wird dann zu einem weltweiten Problem werden.

Der deflationäre Druck in der Eurozone sorgt aktuell für eine Euro-Schwäche. Wir haben es hier also nicht mit einer ´Dollar-Stärke` zu tun. Was wir gesehen haben, ist einfach nur ein schwacher Euro. Die Ironie ist, dass der Dollar nicht stark ist. Der Dollar leidet unter einer anhaltenden Abwertung – er sieht als Index aufgrund der Währungskriege und des Abwärtswettlaufs einfach nur besser aus.

Und wir wissen, dass die Wirtschaftsdaten in den Vereinigten Staaten reiner Betrug sind. Die reale US-Arbeitslosenrate liegt bei atemberaubenden 23%. Um Ihnen hier nur ein Beispiel zu geben: Die Beschäftigungsrate weißer US-Amerikaner lag im Jahr 1980 bei 88% und ist bis heute auf 72% gefallen. Die Realeinkommen sind ebenfalls substantiell gesunken und zurzeit erhalten 50 Millionen US-Bürger Lebensmittelmarken von der Regierung.

Die dem zu Grunde liegende US-Wirtschaft ist sehr schwach. Aber das große Problem in den USA – also neben den Haushaltsdefiziten und Staatsschulden – sind die riesigen Positionen an Finanzderivaten, die von den großen Banken gehalten werden. Die Schulden sind in den Vereinigten Staaten im vergangenen Jahr um USD 1 Billion gestiegen. Das Schuldenwachstum setzt sich nach wie vor exponentiell fort.

Doch um hier noch einmal auf die riesigen, von US-Banken gehaltenen Derivate-Positionen zurückzukommen: Die Banken halten unvorstellbare Mengen an Derivaten im Wert von hunderten Billionen US-Dollars. Und der größte Teil dieser potenziell vernichtenden Derivateblase steht mit Staatsanleihen in Zusammenhang. Das ist die Absicherung. Daher ist es für die Regierungen auch von so entscheidender Bedeutung, die Anleihezinsen so niedrig als möglich zu halten, damit die Banken weiterhin solvent bleiben. Denn würden die Zinssätze steigen, würde die Derivate-Implosion das Bankensystem vernichten. Das hätte entsetzliche Konsequenzen für den Planeten.

Die Regierungen setzen zurzeit also alles daran, die Zinssätze niedrig zu halten. Aber sie werden dabei scheitern, und zwar wegen dem Geld, das alle Regierungen – auch die US-Regierung – in den nächsten paar Jahren drucken werden. An irgendeinem Punkt werden wir erleben, dass die Derivate-Implosion das Ende des heutigen Finanzsystems auslöst.

Das ist auch der Grund, warum die Rolle von Gold als Versicherung und Mittel zum Vermögenserhalt so wichtig ist. Gold bewahrt seine Kaufkraft über lange Zeiträume hinweg und schützt die Anleger vor finanziellem Chaos. Daher ist es für die Anleger so wichtig, sich mit physischem Gold zu schützen, das außerhalb des Bankensystems gelagert wird, denn die Derivate-Implosion wird das Ende des Finanzsystems markieren. Außerhalb des Bankensystems gehaltenes Gold wird das Vermögen bewahren.

Die jüngste Schwäche bei Gold dürfte bald vorbei sein. Gold ist dazu verdammt, neue Hochs anzusteuern. Der Goldpreis wird die weltweite Gelddruckerei und Kreditschaffung widerspiegeln. Und diese Gelddruckmaßnahmen haben seit dem letzten Goldpreishoch in 2011 exponentiell zugelegt. Gold muss also jede Menge Aufholarbeit leisten, und wenn der Anstieg einsetzt, wird es ein gewaltiger Ausbruch werden.“

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