Warum Goldman Sachs mit seiner Goldpreisprognose danebenliegt und welche Gefahren auf die USA tatsächlich zukommen

Michael Pento, King World News, 13.09.2014

Warum Goldman Sachs mit seiner Goldpreisprognose danebenliegt

Das Wall-Street-Schwergewicht Goldman Sachs hat seinen negativen Goldpreisausblick, den es nun bereits seit über einem Jahr vertritt, jüngst noch einmal bekräftigt. Doch nicht nur das: Die ohnehin bereits negative Einstellung zu Gold wurde nun zusätzlich noch einmal untermauert, da Goldman Sachs seinen Kunden riet, das gelbe Metall zu shorten.

Jeff Currie, der Leiter der Rohstoff-Research-Abteilung bei Goldman Sachs, schrieb: „Unser Preisziel begründet sich durch unsere Auffassung, dass die US-Notenbank letztlich zur beherrschenden Kraft werden und hier [beim Goldpreis] für mehr Abwärtsdruck sorgen wird.“

Und obwohl ich Goldman Sachs zustimme, dass die US-Notenbank zur maßgeblichen Triebkraft des Goldpreises werden wird, glaube ich, dass die US-amerikanische Zentralbank schon bald wieder in das QE-Geschäft einsteigen wird, anstatt die Zinsen steigen und den Dollargoldpreis crashen zu lassen.

Seit US-Präsident Nixon 1971 das Goldfenster schloss, hat Gold ausgehend von seinem Fixpreis von USD 35 pro Unze bis heute, wo es bei rund USD 1.250 pro Unze notiert, eine beeindruckende Performance hingelegt. Aber die Wenigsten scheinen zu begreifen, was den Goldpreis wirklich in die Höhe treibt.

Ein Goldpreisanstieg tritt dann auf, wenn der Markt zu der Überzeugung gelangt, dass eine Währung aufgrund von Geldmengenwachstum und negativen Realzinsen an Kaufkraft verliert. Und nichts überzeugt den Markt mehr von einem steigenden Goldpreis als eine explosive Zunahme der Staatsverschuldung und der Haushaltsdefizite.

Und obwohl es während des parabolischen Goldpreisanstiegs von 2009 bis 2011 auch eine Phase niedriger nomineller Zinssätze gab, sind die Realzinsen während dieses Zeitraums nicht gefallen. Darüber hinaus ging die damalige Goldpreisexplosion auch nicht mit einem Geldmengenwachstum einher, in Wahrheit war es sogar so, dass die US-Geldmenge M3 von 2009 bis 2010 einbrach und sich erst 2011 wieder erholte.

Aber was erklärt dann den Goldpreisanstieg von USD 800 auf USD 1.900 pro Unze während dieser Phase? Ganz einfach: Der Goldpreis war schlicht schon einen Schritt voraus, weil die Märkte befürchteten, dass die US-Notenbank aufgrund außer Kontrolle geratender Haushaltsdefizite gezwungen sei, einen unbefristeten Zyklus der Schuldenmonetisierung einzuleiten, was eine lange Phase an negativen Realzinsen, starkem Geldmengenwachstum und Inflation mit sich gebracht hätte.

Diese Ängste wurden 2011 durch die Absenkung des US-Haushaltsdefizits vorübergehend wieder abgeschwächt. Das geht ironischerweise darauf zurück, dass es der Fed vorübergehend gelang, verschiedene Spekulationsblasen wiederzubeleben und gleichzeitig die Kreditkosten weiter abzusenken, wodurch die Staatseinnahmen stiegen, während die Ausgaben sanken. Das US-Haushaltsdefizit fiel so von USD 1,3 Billionen in 2011 auf heute USD 500 Milliarden. Zu den jüngsten Verwerfungen am Goldmarkt trug natürlich auch die Auffassung der US-Dollar-Bullen bei. Die Dollar-Bullen sind davon überzeugt, dass die US-Notenbank aggressive Zinssatzerhöhungen durchführen wird, während der Rest der Welt die Zinsen weiter absenkt. Das ist die Erklärung dafür, warum Gold und Goldminenaktien in den letzten drei Jahren so heftig einstecken mussten.

Aber ich glaube nichts davon, und hier sind die Gründe dafür:

Letzte Woche erfuhren wir, dass die Hypothekenanträge in den USA auf ein 14-Jahrestief gefallen sind. Das hängt mit den völlig überteuerten Eigenheimpreisen zusammen, und bereits geringfügig höhere Zinssätze würden ausreichen, um potenzielle Eigenheimkäufer und Kreditnehmer, die nach einer Refinanzierung Ausschau halten, zu entmutigen.

Diese Entwicklung bestätigt nur, dass die US-Wirtschaft nach sechs Jahren an beispiellosen Zentralbankinterventionen selbst gegenüber den kleinsten Zinssatzveränderungen hypersensibel geworden ist. Und sie stützt meine Auffassung, dass der Zinssatzanstieg in der zweiten Hälfte des letzten Jahres viel weitreichendere Implikationen hat als der BIP-Rückgang von 2,1% im ersten Quartal dieses Jahres. Die US-Wirtschaft ist nicht ansatzweise stark genug, um in diesem Umfeld steigender Zinssätze ihr Wachstum aufrecht zu halten. Daher wird es die US-Notenbank damit auch nicht allzu weit treiben.

Darüber hinaus befinden sich die Wirtschaften der Europäischen Union und Japans in einer Rezession, während die einst so starken Märkte der Schwellenländer ebenfalls scheitern. Und da ihre Zentralbanken frenetisch Geld drucken, schießt der US-Dollar in die Höhe, weil man davon ausgeht, dass die US-Wirtschaft von diesem weltweiten Abschwung nicht betroffen sein wird.

Doch die Auffassung, dass die US-Wirtschaft eine unberührte Insel sei, die keinerlei Schaden nimmt, während Europa und Japan im Meer versinken, ist genauso lächerlich und verlustbringend, wie die Auffassung in 2008, dass die weltweiten Wirtschaften von der Kernschmelze des US-Eigenheimmarkts nichts mitbekommen würden.

Und die enttäuschenden US-Arbeitsmarktzahlen von letzter Woche scheinen von den Märkten ebenfalls als Anomalie vom Tisch gewischt worden zu sein. Vielleicht ist ein außergewöhnlich kalter August ja eine gute Ausrede für die enttäuschenden US-Arbeitsmarktdaten.

Letzte Woche erhielten wir jedoch noch andere interessante Einblicke, als die Fed-Vorsitzende Janet Yellen ihre Arbeitsmarktübersicht präsentierte. Auf dieser Übersicht sah man nämlich, dass lediglich 3 von 9 Arbeitsmarktkennzahlen besser dastanden als vor Ausbruch der Großen Rezession. Vor dem Hintergrund des gefährdeten US-Arbeitsmarkts sollten die Anleger also besser noch einmal gründlich darüber nachdenken, ob die US-Notenbank unter Yellen tatsächlich aggressive Zinssatzerhöhungen durchführen und den Wert des US-Dollars stützen und befördern wird.

Und am wichtigsten: Die in den letzten Jahren gefallenen US-Haushaltsdefizite stehen nun ebenfalls vor einer Trendumkehr. Beispielsweise ist es seit 2011 zu einer bedeutenden Reduktion der US-Verteidigungsausgaben gekommen (allein 2014 lag der Rückgang bei 5,5%), was auf den Truppenabzug im Irak und in Afghanistan zurückgeht. Von den vollständigen Kosten, die mit Präsident Obamas neuem Plan, ISIS zu vernichten, einhergehen, wissen wir jedoch noch gar nichts. Wir können aber davon ausgehen, dass dieser Kampf sehr teuer werden wird.

Und hier kommen noch die massiv unterschätzten Kosten für die US-Gesundheitsreform Obamacare hinzu … Und die überraschenden Kosten für die illegalen Einwanderer, die derzeit über die Grenze strömen … die ungünstige demografische Entwicklung in den USA und der Anstieg der Zinssätze, der den Schuldendienst in die Höhe treiben wird. Nehmen wir all diese Faktoren zusammen, wird verständlich, warum die Haushaltsdefizite künftig wieder steigen werden.

Und es gibt nichts, was ein Haushaltsdefizit so stark in die Höhe treibt wie eine Wirtschaftsrezession. Unsere spekulationsblasenabhängige Wirtschaft dürfte schon bald mit einer abermaligen Reduktion des BIP-Wachstums konfrontiert werden – allein dieser Faktor dürfte das US-Haushaltsdefizit bereits in Kürze auf über USD 1 Billion ansteigen lassen.

Angesichts des weltweiten Wirtschaftseinbruchs bleiben die weltweiten Zentralbanken weiterhin die wichtigsten Akteure in diesem Spiel. Und die heutigen Zentralbanken sind fest dazu entschlossen, alle Rückgänge der Wirtschaft abzumildern – und dafür haben sie nur ein Werkzeug: Das Gelddrucken. Und wenn das einzige Werkzeug, über das man verfügt, eine Druckerpresse ist, sieht jedes Problem wie eine Geldkrise aus.

Die Fed wird in nächster Zeit keine Zinssatzerhöhungen durchführen. Ganz im Gegenteil: Yellen wird schon bald gezwungen sein, die Gelddruckmaschine wieder anzuwerfen, um zu versuchen, das Geldmengenwachstum wieder hochzufahren, die Realzinsen weiter abzusenken, den US-Dollar vor noch stärkeren Anstiegen zu bewahren, und um sicherzustellen, dass der Schuldendienst unter Kontrolle bleibt.

Wir werden bald das explosive Umfeld für Goldpreisanstiege haben. Zur nächsten Phase des Goldbullenmarkts werden alle vier Rahmenbedingungen gehören, die auch existierten, als die massive Bullenrally 2009 ihren Anfang nahm:

  • Negative Realzinsen,
  • ein schnelles Geldmengenwachstum,
  • ein fallender US-Dollar und
  • explodierende US-Haushaltsdefizite.

Anleger, die über die Voraussicht verfügen, diese Möglichkeit frühzeitig zu nutzen, dürften schon bald enorm davon profitieren.

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