Laut Citi Research könnte die Ratingagentur Moody´s die Bonitätsnote Frankreichs bereits diesen Freitag für eine erneute Überprüfung vormerken und in den kommenden Wochen eine Herabstufung durchführen. Schuld daran ist die sich zunehmend verschlechternde fiskalische und wirtschaftliche Lage Frankreichs
Eines der beeindruckenderen Ereignisse der letzten Monate in der Welt europäischer Staatsanleihen war zweifelsohne die Entwicklung der Zinssätze für französische Staatsanleihen, die in den letzten Jahren sogar die deutscher Staatsanleihen ausstechen konnte – und das obwohl die französische Wirtschaft in den letzten 12 Monaten unter der sozialistischen Regierung brutal einbrach und weit davon entfernt ist, zum „Kern“ europäischer Wirtschaften gezählt zu werden. Und jetzt rückt die französische Wirtschaft immer stärker an ein B-Kreditrating heran.
Ob die wundersame Entwicklung französischer Staatsanleihen – bei der der Markt das Gegenteil von dem macht, was die Fundamentaldaten nahelegen würden – nun auf Interventionsmaßnahmen der Europäischen Zentralbank zurückgeht oder schlicht damit zusammenhängt, dass die Vermögensverwalter ihren kollektiven Kopf in den Sand stecken, ist dabei unerheblich, denn laut Citi Research könnte die jüngste Phase der vollständigen Abkopplung des Markts von der Realität bereits am Freitag vorbei sein. So sei es nämlich durchaus denkbar, dass niemand anderes als die Kreditagentur Moody´s den Ausblick für Frankreich herabsetzt und das Land für eine neue Überprüfung der Bonitätsnote vormerkt.
Peter Goves von Citi merkt dazu an:
„Frankreichs Risiken einer Rating-Herabstufung sind diese Woche gestiegen
Frankreich wird von Moody´s seit November 2012 mit Aa1 und einem negativen Ausblick bewertet. Frankreich scheint mit seinem negativen Ausblick zunehmend isolierter dazustehen, da Moody´s dieses Jahr verschiedene Staaten wieder aufgewertet und verschiedene Ausblicke auf stabil zurückgesetzt hat. Dabei stach heraus, dass der Ausblick von Frankreich nicht auf stabil gesetzt wurde, als das Land am 23.05.2014 auf dem Kalender von Moody´s stand. Frankreich steht bei Moody´s nun wieder diesen Freitag (19.09.2014) auf dem Kalender. In der jüngsten Krediteinschätzung von Moody´s vom 05.08.2014 legte das Unternehmen nahe, dass es Frankreichs Kreditrating wahrscheinlich herabsetzen wird, wenn
- Moody´s Vertrauen in die Wahrscheinlichkeit der Umsetzung der vorgeschlagenen Reformen oder deren Effektivität abnimmt;
- sich Moody´s Auffassungen bezüglich der mittel- und langfristigen Wachstumsaussichten des Landes weiter eintrüben;
- Moody´s damit rechnet, dass das Staatsschulden/BIP-Verhältnis mittelfristig in Richtung 100% vorstößt.
Wir glauben, dass sich die Risiken einer Abwertung erhöht haben, weil die wirtschaftliche Entwicklung Frankreichs in den letzten 12 Monaten enttäuschend gewesen ist. Im ersten und zweiten Quartal dieses Jahres hat es im Vergleich zu den Vorquartalen kein BIP-Wachstum gegeben. Vor diesem Hintergrund erklärte Moody´s am 18.08.2014, dass es ´die Prognose für das reale BIP für 2014 von 0,6% auf 0,5% und die Wachstumsprognose für 2015 von 1,3% auf 0,9% absenken muss`, was auf eine weitere Verschlechterung ihres Wachstumsausblicks hindeutet. Darüber hinaus senkte der französische Finanzminister Sapin jüngst die Wachstumsprognosen ab (für 2014 von 1% auf 0,5%) und erhöhte die Prognose für das Haushaltsdefizit (jetzt wird für 2014 mit 4,4% und für 2015 mit 4,3% gerechnet).
Moody´s erklärte am 18.08.2014, dass die Tatsache, dass Frankreich seine Defizitziele für dieses Jahr verfehlen würde, für die Kreditbewertung negativ sei.
Es ist daher unwahrscheinlich, dass der Ausblick wieder auf stabil zurückgesetzt wird: Wir glauben, dass es jetzt weniger wahrscheinlich ist, dass Moody´s den Ausblick am Freitag auf stabil setzt. Stattdessen halten wir es für wahrscheinlicher, dass Moody´s Frankreich formell für die ´Überprüfung einer möglichen Abwertung` vormerkt und dann wohlmöglich nach dem kommenden Staatshaushalt (fällig am 01.10.2014) eine Entscheidung trifft.“
All das oben Gesagte legt natürlich zu Grunde, dass die Kreditratingagenturen in der heutigen Welt – wo dank der Zentralplanung alle nicht von Zentralbankern stammenden Auffassungen irrelevant geworden sind – überhaupt noch irgendeine Rolle spielen. Wird die Herabsetzung der Bonität Frankreichs um eine Stufe irgendwelche Auswirkungen haben, jetzt wo die EZB unverhohlen forderungsbesicherte Wertpapiere (ABSs) aufkaufen wird?
Und selbst wenn Citi hier richtig liegt, wird es letztlich einzig um den Nationalstolz Frankreichs gehen (eines der wenigen Dinge, die dem Land noch geblieben sind). Und wenn man bedenkt, wie hysterisch Frankreich auf die erste Herabsetzung seines Kreditratings reagierte, bei der es die Bonitätsnote AAA verlor, dürfte alles, was Moody´s von sich gibt, ohnehin als unbedeutend abgestempelt werden.