Einbrechende Rohstoffpreise, eine rückläufige Inflation, fallende TIPS-Spreads, eine beeindruckende US-Dollar-Rally und eine schwache Goldnachfrage seitens westlicher Anleger – alles Hinweise darauf, dass sich Gold, das derzeit ein Dreifachtief ausbildet, jetzt mitten in der Gefahrenzone befindet

Dan Norcini, Trader Dan Norcini, 05.10.2014

Es dürfte kaum überraschen, dass die Edelmetallminenaktien – hier am Beispiel des HUI und des Juniorminen-Indexes GDXJ – im aktuellen Kalenderjahr im Minus liegen. Das Problem ist immer noch dasselbe, mit dem wir es schon seit geraumer Zeit zu tun haben: Die westliche Investmentnachfrage im Goldsektor ist praktisch nichtexistent.

In einem Umfeld, wo der US-Dollar wieder einmal als der absolute König dasteht, Rohstoffe über Bord geworfen werden und die Inflation in sich zusammenbricht, hat Gold – abgesehen von den Perma-Goldbullen – nur wenige Freunde.

Schauen wir uns zunächst den Goldman Sachs Rohstoffindex an, der die Auswirkungen des starken US-Dollars veranschaulicht:

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Dieser weitgefasste Rohstoffindex ist jetzt um Haaresbreite an einem 4-Jahrestief vorbeigeschrammt! Ich möchte hier zu Protokoll geben, dass die Stützungslinie auf dem Chart meines Erachtens durchbrochen werden wird, nur bezüglich des Timings bin ich mir unschlüssig.

Der Grund für diese Einschätzung basiert auf dem Chartmuster des US-Dollars. Obwohl sich der US-Dollar auf dem Wochenchart bereits stark in die Höhe geschraubt hat – und die Dollarrally ist in der Tat sehr beeindruckend –, ist auf dem langfristigen Monatschart immer noch genug Spiel. Der US-Dollar könnte also auch noch viel stärker steigen. Sollte der Dollar weiter in die Höhe schießen, dürfte der Makro-Trade – der dafür gesorgt hat, dass die Anleger US-Aktien kaufen, Rohstoffe abverkaufen und ganz allgemein in den US-Dollar gehen –weiter anhalten.

Im Folgenden sehen Sie einen langfristigen Monatschart des US-Dollars. Ein Durchbrechen der Marke von 90 Punkten wäre eine große Sache und würde das Kursziel von 92,5 Punkten in den Blick rücken. Sollte diese Marke ebenfalls geknackt werden, bestünde die Aussicht auf eine Rally auf 100 Punkte!

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Natürlich würde solch eine Dollar-Rally auf Gold und Silber verheerende Auswirkungen haben.

Schauen wir uns als nächstes die Spreads bei den TIPS [inflationsbesicherte US-Staatsanleihen] an, die weiter einbrechen – genauso wie der Goldpreis. Auch hier gibt es also wenig Überraschendes.

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Ein in die Höhe schießender US-Dollar sorgt für abnehmende Inflationsängste, und das hat wiederrum dafür gesorgt, dass die TIPS-Spreads auf Tiefs abgesunken sind, die zuletzt im Juni 2013 beobachtet werden konnten. Vor diesem Hintergrund ist dann auch leicht verständlich, warum westliche Anleger aus Gold herausgehen, solange es ihnen möglich ist.

Schauen wir uns als nächstes die Goldbestände des größten börsennotierten Goldfonds, des GLD, an. Können Sie sich noch daran erinnern, wie beliebt dieser Fonds war? Das ist vorbei! Die physischen Goldbestände sind alleine in diesem Jahr um über 30 Tonnen gefallen, und dabei sind jüngsten Daten noch nicht einmal berücksichtigt.

Der nächste Chart weist die Goldbestände des GLD aus. Das letzte Mal, als die Goldbestände des Fonds derart niedrig waren, war im Dezember 2008.

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Also: Wenn wir eins und ein zusammenzählen – ein massiv steigender US-Dollar + fallende Rohstoffpreise + fallende TIPS-Spreads + fallende GLD-Goldbestände –, brauchen wir uns auch nicht mehr zu wundern, warum Gold und die Goldminenaktien links liegen gelassen werden.

Der erste Minenindex, den wir uns anschauen, ist der HUI. Der HUI ist jetzt unter seinen Jahresschlusskurs von 2013 gefallen und weist im aktuellen Kalenderjahr ein Minus aus.

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Der nächste Index ist der Liebling der Permabullen, der GDXJ … Der Index ist von über 160 Punkten auf läppische 30 Punkte eingebrochen …

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Der letzte Chart, den ich hier zeigen möchte, ist der Goldpreischart. Schauen Sie sich den wöchentlichen Goldpreischart an, und dann sagen Sie mir, ob Sie hier das Dreifachtief sehen.

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Es gibt eine alte Trader-Weisheit, dass Doppeltiefs und Doppelhochs dazu neigen, zu halten, während dies bei Dreifachtiefs und Dreifachhochs nicht der Fall ist. Wir werden schon sehr bald herausfinden, ob sich diese Regel auch dieses Mal bewahrheitet. Ich vermute, dass sich Gold nicht halten wird, aber ich könnte damit auch falsch liegen.

Aktuell gibt es eine riesige Menge an verlustbringenden Long-Positionen, die von Hedge Fonds und anderen großen Goldspekulanten gehalten werden. Ich hatte ja bereits vor mehreren Wochen im Rahmen meiner Analyse des COT-Berichts darauf hingewiesen, dass diese Long-Positionen bei einem Goldpreis im Bereich von USD 1.220 pro Unze Verluste einfahren (einige waren bereits bei USD 1.240 pro Unze unter Wasser). Bei einem Goldpreis unter USD 1.200 pro Unze wird das Ganze noch schlimmer – und wenn Gold unter die Marke von USD 1.180 fällt, sind alle (!) der 2013 und 2014 neu platzierten Long-Positionen unter Wasser.

Damit diese Long-Positionen nicht alle auf einmal liquidiert werden, wäre eine unglaubliche Nachfrageexplosion bei Gold notwendig – ein Nachfrageanstieg, der auf fundamentalen Gründen basiert, warum man Gold halten sollte. Diese Gründe gibt es derzeit nicht.

Mit anderen Worten: Sollte der Goldpreis unter die Marke von USD 1.180 pro Unze einbrechen, dürfte eine drastische Erholungsrally – wo Gold umgehend wieder nach oben geht – ausbleiben, da die westlichen Anleger aktuell keinen Grund dafür sehen, Gold zu halten.

Da die Hedge Fonds über die Fähigkeit verfügen, den Markt von der Long-Seite oder der Short-Seite aus zu spielen, und da Gold gerade seine Stützung durchbricht, kann eine große Zahl an neuen Shorts unter diesem Preisniveau platziert werden, bei dem die Trader dann nach einen Widerstandsniveau Ausschau halten, gegen das man aggressiv abverkaufen kann.

Sollte das Dreifachtief bei Gold nicht halten, gibt es nach meinem Dafürhalten nach unten hin nicht mehr viel Stützung. Die erste Stützung sehe ich im Bereich von USD 1.150 pro Unze und ein Preisrückgang auf USD 1.100 pro Unze wäre dann ebenfalls nicht auszuschließen.

Wir werden einfach abwarten und schauen müssen, was passieren wird.

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