Ira Epstein, Epstein Gold Report, 07.10.2014

Gold hat diese Woche den Jahresschlusskurs von 2013 getestet und danach von USD 1.183 pro Unze aus eine schöne Kurserholung hingelegt.

Ob diese Rally mehr ist, als eine einfache technische Erholung, bleibt abzuwarten, wichtig ist jedoch, dass die aktuelle Goldpreisentwicklung entgegen der normalen saisonalen Entwicklung verläuft und sich meine Prognose, dass wir zu dem Schlusskurs von 2013 zurückkehren werden, als richtig herausgestellt hat.

In vorangegangenen Berichten habe ich die Tatsache ausgelassen, dass Gold nicht in der Lage war, die Zugewinne zu halten, die es aufgrund geopolitischer und wirtschaftlicher Entwicklungen verzeichnet hatte. Durch diesen Umstand gelangte ich zu der Schlussfolgerung, dass die nächste bedeutende Goldpreisbewegung von einem steigenden US-Dollar herrühren wird, da die Wahrscheinlichkeit besteht, dass die US-Notenbank irgendwann Mitte nächsten Jahres die Zinsen anheben wird, während die meisten anderen Industrieländer irgendeine Art von quantitativer Lockerung betreiben, um den Wert ihrer Währungen abzusenken und die Inflation und den Handel anzuheizen.

Die eine Ausnahme ist Großbritannien, dessen Wirtschaft sich in einer ähnlichen Lage befindet wie die US-Wirtschaft. Eine große Unbekannte für Großbritannien sind die Auswirkungen des schottischen Unabhängigkeitsreferendums und was das Ganze für die Bank von England (BoE) zu bedeuten hat. Hat die BoE erst einmal besser verstanden, welche Auswirkungen mit einer größeren Autonomie für Schottland, Nordirland und Wales einhergehen, dürfte die Bank damit beginnen, die Zinssätze zu erhöhen.

Mario Draghi, der Präsident der Europäischen Zentralbank, bereitet sich unterdessen darauf vor, noch vor Jahresende Staatsschulden aufzukaufen. Die EZB hat bereits eines ihrer Ziele erreicht und den Banken Niedrigzinskredite zur Verfügung gestellt. Das Ergebnis war, dass die europäische Einheitswährung von USD 1,40 auf USD 1,25 gefallen ist, der Dollar also drastisch stieg. Da Gold in US-Dollars gehandelt wird, hat der steigende Dollar das gelbe Metall weiter nach unten getrieben.

Was bisher noch nicht eingetreten ist, ist der eigentliche Grund, warum ich ursprünglich mit einer Dollar-Rally gerechnet hatte, namentlich die Erhöhung der Zinssätze. Stattdessen steigt der Dollar aufgrund der Wirtschaftszyklen, in denen sich unsere Handelspartner derzeit befinden. Die anderen Länder befinden sich aktuell in einem Abwärtswettlauf und konkurrieren darum, wer seine Währung am stärksten entwerten kann, während die USA nun eine geladene Zinspistole in den Händen halten und darauf warten, diese, wenn es die Lage erfordert, abzufeuern. Diese Kombination ist für den Dollar sehr bullisch.

Die Zinssätze für kurzlaufende deutsche Staatsschulden sind unterdessen in den negativen Bereich gefallen. Die Renditen für längerlaufende deutsche Staatsschulden liegen nun mehr als einen ganzen Prozentpunkt unter denen vergleichbarer US-Schuldenpapiere. China setzt sein Wachstum fort und kauft US-Schulden. Das Wachstum Chinas hat sich zwar abgeschwächt, aber es wird immer noch damit gerechnet, dass es nahe der Marke von 7,4% liegen wird, was immer noch ziemlich gut ist, obwohl es natürlich nicht so hoch ist wie früher.

Mein Punkt ist, dass hier aufgrund einer Kombination aus relativ hohen Zinsen für US-Schuldenpapiere und der Stärke der US-Wirtschaft Geldflüsse in die USA gelangen – Gelder, um Investments zu tätigen und US-Schuldenpapiere und Aktien zu kaufen, was für eine starke Dollarnachfrage sorgt.

Die Inflation ist zurzeit schlichtweg kein Thema, da keines der G7- oder G20-Länder irgendwelche Inflationsprobleme zu haben scheint. Wenn überhaupt, dann warnt der Internationale Währungsfonds Europa vor möglichen Deflationsproblemen.

In meinem letzten Bericht hatte ich ja darauf hingewiesen, dass es von Mitte September bis Ende September einen starken saisonalen Zyklus gibt, der oftmals für eine Gold-Rally sorgt. Das hat sich dieses Jahr nicht bewahrheitet. Wenn sich Märkte in Trends festbeißen, ist es nicht ungewöhnlich, dass sie dabei auch gleichzeitig dafür sorgen, dass historische Gegentrendbewegungen scheitern. Das ist es, was sich derzeit abspielt und auch Thema meines letzten Berichts war.

Also: Gibt es aktuell noch irgendetwas, das bullisch für Gold wäre, wenn man einmal von der technischen Erholung absieht, die einsetzt, nachdem der Preis so tief abgestürzt ist? Ich glaube nicht.

Solange einem das Chartbild keinen Grund dafür liefert, bullisch zu sein, sollte man bärisch oder neutral bleiben.

Der saisonale Goldchart

Auf dem saisonalen Goldchart habe ich vermerkt, wo wir uns zeitlich befinden. Auf dem unteren Teil des Charts sehen Sie, wie sich der Goldpreis im aktuellen Bärenmarkt verhalten hat.

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Ich habe auch dieses Jahr als Bärenjahr bezeichnet, weil Gold alle Gewinne, die es im ersten Quartal dieses Jahres verzeichnet hat, wieder abgeben musste und nun wieder dort notiert, wo es Ende 2013 aus dem Handel ging. Sollte der Goldpreis zu Ende dieses Jahres höher aus dem Handel gehen, könnte man das Argument aufstellen, dass 2014 kein Bärenjahr war, sondern eher ein neutrales Jahr. Sollte der Goldpreis dieses Jahr drastisch ansteigen – wovon ich nicht ausgehe –, könnte man 2014 ein Bullenjahr nennen.

Die Chancen stehen gut, dass es von hier aus zu einem weiteren Rückgang kommt, der mindestens bis zum 23.10.2014 anhält, zumindest was die Saisonalität von Gold anbelangt. Nach dem 23.10. haben sich die Preise in 13 der letzten 15 Jahre erholt, so Moore Research.

Der jüngste saisonale Anstieg hat sich ja nicht bewahrheitet. Meine Erfahrung ist, dass Rallys relativ mild verlaufen, wenn sie innerhalb eines aktiven Abwärtstrends stattfinden.

Der Goldpreis auf Wochenbasis

Der Wochenchart bleibt weiterhin in einem Abwärtstrend, wenn man sich anschaut, wo Gold derzeit in Bezug auf seine gleitenden Durchschnitte liegt. Die Swingline-Study weist ebenfalls darauf hin.

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Wie Sie sehen, notiert der Goldpreis aktuell unter seinem gleitenden 18-Wochenschnitt (USD 1.276,40 pro Unze). Darüber hinaus weist die Swingline-Study ein Muster niedrigerer Hochs und niedrigerer Tiefs auf.

Solange der Goldpreis nicht auf über USD 1.222 pro Unze steigt, bleibt dieses Chartmuster bärisch. Aber lassen Sie uns hier einmal annehmen, dass es zu einer Gold-Rally kommt und die Marke von USD 1.222 pro Unze geknackt wird. Was dann? Nun, dadurch würde das bärische Chartmuster negiert, aber es würde dadurch keineswegs ein bullisches Chartmuster gestartet.

Ein bullisches Swingline-Muster besteht aus höheren Hochs und höheren Tiefs, doch da der Goldpreis das Tief von letzter Woche bereits unterschritten hat, könnten wir – sollte Gold über die Marke von USD 1.222 pro Unze steigen – lediglich ein tieferes Tief (USD 1.182 pro Unze) und ein höheres Hoch (USD 1.222 pro Unze) bekommen. Das ist kein Trend. Darüber hinaus müsste der Preis laut meiner Charttheorie über den gleitenden 18-Wochenschnitt steigen, um bullisch zu sein.

Daher bleibt der Chart bis auf weiteres bärisch, und das Beste, was die Bullen mit der aktuellen Rally fabrizieren könnten, wäre, den Swingline-Abwärtstrend ungültig zu machen.

Der Goldpreis auf Tagesbasis

Wie Sie anhand des Tagescharts sehen, wurde am Montag mit USD 1.183,30 pro Unze ein neues Tief ausgebildet. Dabei wurde auch der Jahresschlusskurs von 2013 getroffen, was ich ja in den vergangenen Monaten immer als mein Abwärtspreisziel ausgegeben hatte. Nun, wo dieses Preisziel getroffen wurde, stellt sich natürlich die Frage, ob das gelbe Metall noch mehr Abwärtspotenzial hat oder nicht. Ich bin der Auffassung, dass Gold über noch mehr Abwärtspotenzial verfügt, aber ich bin zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht gewillt, darauf zu setzen.

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Die aktuelle Erholung sieht so aus, als würde sich Gold darauf vorbereiten, den bei USD 1.219,50 pro Unze verlaufenden Widerstand (den gleitenden 18-Tagesschnitt) zu testen. Ob das passiert oder nicht, werden wir ja sehen, aber sollte dem so sein und sollte es der langsamen Stochastik gelingen, beide Oszillatoren über 30 Punkte zu bringen, würde ich Shorts wohl für okay halten.

Sie mögen sich vielleicht fragen, welche Methoden ich nutze, um Preisziele zu ermitteln. Ein Werkzeug dafür ist unser Price-Count-Indikator. Es handelt sich dabei um eine Eigenentwicklung, die wir auch als Software anbieten. Beim Price-Count wird die anfängliche Kursbewegung eines Markts berücksichtigt und von dort aus erfolgen dann eine Reihe darauf basierender Prognosen.

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Das erste Abwärtspreisziel lag bei USD 1.190,80 pro Unze und wurde am Montag getroffen. Das zweite Abwärtspreisziel liegt bei USD 1.123,90 pro Unze – dieses Preisziel ist immer noch aktiv.

Schlussfolgerung

Ich bleibe weiterhin bärisch und denke, dass Sie bald wieder short gehen können.

Der Widerstand auf dem Tageschart verläuft bei USD 1.219,60 pro Unze, dem gleitenden 18-Tagesschnitt. Sollte die langsame Stochastik aus dem überverkauften Bereich heraustreten, werde ich aller Vorausschau nach ein Verkaufssignal abgeben. Die Stopp-Position sollte knapp über dem jüngsten Swingline-Hoch liegen, das aktuell bei USD 1.224 pro Unze verläuft. Das erste Abwärtsziel beim Dezember-Kontrakt liegt bei USD 1.183,30 pro Unze – das ist das jüngste Tief, wobei dann bereits die Tür in Richtung USD 1.123,90 pro Unze aufgestoßen wird.

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