Dan Norcini, Trader Dan Norcini, 07.11.2014

Am Freitag kam es bei Gold zu massiven Zugewinnen – doch wird es so weitergehen? Das ist eine Frage, die derzeit viele Menschen beschäftigt, da es nun bei Gold zu deutlichen Anstiegen kam.

Im Grunde gelang es Gold am Freitag, fast alle Verluste wieder wettzumachen, die nach dem bedeutenden Einbruch unter seine wichtige technische Stützungslinie zu verzeichnen gewesen sind. Dadurch sind sich die Bullen wie auch die Bären jetzt etwas verunsichert, wie es weitergehen wird.

Meines Erachtens spielte hier eine Kombination aus zwei Dingen eine Rolle: Das erste waren die aktuellen Zahlen zum US-Arbeitsmarkt, die ein wenig schwächer ausfielen, als der Markt gehofft hatte. Die Zahlen selbst waren aber gar nicht so schlecht, aber der Markt schien nach irgendeinem Grund Ausschau zu halten, um eine Rally hinzulegen.

Was diese Aufwärtsbewegung dann noch verstärkte, waren die Meldungen, dass sich russische Panzer in die Ukraine bewegen. Das war für die nervösen Shorts einfach zu viel, weshalb sie in Scharen abverkauften.

Gestern hatte ich ja bereits auf die Psychologie am Goldmarkt hingewiesen, speziell die der Perma-Goldbullen, die fortwährend ihre Tiraden loslassen, wenn Gold einen drastischen Abverkauf erlebt, und in diesem Zusammenhang dann von einem sogenannten „Flash-Crash“ sprechen.

„Ich will raus, und zwar jetzt!“ – und das zu jedem Preis. Das ist die Psychologie, die im Gange ist, wenn die Longs ihre Long-Positionen liquidieren. Und wenn dann erst einmal die automatischen Computerverkäufe einsetzen, macht sich diese Stimmung nur noch stärker breit. Am Freitag waren es dieses Mal die Bären gewesen, die schrien: „Ich will raus, und zwar jetzt!“ – während sich der Goldpreis immer weiter in die Höhe schraubte.

Für eine Abwärtsbewegung braucht es natürlich nichts weiter als ein paar große Verkaufsorders, und das Einzige, was es für einen Aufwärtsschub wie den vom Freitag braucht, sind eine paar große Kauforders. Computer, die mit nach unten traden, und Computer, die nach oben traden – so einfach ist das.

Schauen wir uns zunächst den Goldpreis auf Tagesbasis an. Das ist unglaublich beeindruckend!

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Am Freitag kam es zu einem riesigen Outside-Reversal. Und da dieser Outside-Reversal auf einen langanhaltenden Rückgang folgte, ist es aus technischer Sicht eine sehr bedeutsame Entwicklung. Es deutet nämlich darauf hin, dass der Markt bis auf weiteres ausverkauft ist.

Diejenigen, die Short gewesen sind, dürften am Freitag den überwiegenden Teil ihrer Shorts glattgestellt haben, damit ihnen die enormen Gewinne, die sie in den letzten paar Wochen angehäuft haben, nicht wieder verlorengehen. Das ist es, wo ein Großteil der Käufe vom Freitag herrührt.

Es gibt aber noch ein paar andere Dinge, dich ich im Hinblick auf die Kursentwicklung vom Freitag festgestellt habe – Hindernisse, die die Bullen jetzt noch überwinden müssen.

Zunächst einmal ist es so, dass der gleitenden 10-Tagesschnitt (blaue Linie) immer noch nach unten weist. Wie Sie auf dem Chart sehen können, gelang es der Rally am Freitag nicht, den Goldpreis wieder über dieses wichtige technische Niveau zu hieven. Trotz der unglaublichen Rally liegt der gleitende 10-Tagesschnitt nach wie vor über dem Goldpreis. Darüber hinaus sollte hier angemerkt werden, dass dieser Schnitt auch über dem entscheidenden Ausbruchsniveau von USD 1.180 pro Unze liegt.

Der Test für die Goldbullen kommt Anfang nächster Woche, dann wird sich nämlich herausstellen, ob der Einbruch unter die Marke von USD 1.180 pro Unze eine Bärenfalle war oder ob es sich bei der Preisentwicklung vom Freitag wieder nur um eine dieser gewaltsamen Short-Covering-Rallys handelt, die während des aktuellen Goldbärenmarkts ein ums andere Mal zu beobachten gewesen sind und einzig dazu dienen, höhere Verkaufsniveaus zu bieten, von denen aus neue Bären in den Markt einsteigen bzw. stärkere Hände ihre Short-Positionen weiter aufstocken können.

Diese Frage bleibt offen, und bezüglich eines Urteils warte ich erst einmal ab. Meine Erfahrung mit Gold sagt mir, dass es dazu neigt, diese gewaltsamen Aufwärtsrallys hinzulegen, nur um im Anschluss daran wieder zu enttäuschen, da es dem Metall nach solchen Zugewinnen einfach an Stärke fehlt, um die Anstiege weiter fortzusetzen. Ist es dieses Mal anders? Ich habe keine Ahnung, das werden wir uns anschauen müssen.

Eine Sache, die dieses Mal zugunsten der Goldbullen arbeitet, ist, dass die Goldpreisentwicklung durch die Entwicklung bei den Goldminenaktien bestätigt wurde, wie Sie anhand des starken Charts des HUI-Goldbugsindex sehen können.

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Bitte schauen Sie sich an, wie die der HUI wieder über den Trading-Gap (Widerstand) gestiegen ist. Das ist wirklich beeindruckend und muss respektiert werden. War es ein Erschöpfungs-Gap und ein finales Tief eines unglaublich brutalen Bärenmarkts bei den Goldminenaktien oder handelt es sich hierbei lediglich um den Anfang eines neuen Seitwärtsmusters, das sich über dem Wochentief im Bereich von 146 Punkten ausbildet? Die Kursentwicklung der nächsten Woche dürfte hier viele Dinge erhellen.

Wenn wir uns jedoch den mittelfristigen Goldpreischart anschauen, rückt das Ganze in ein etwas anderes Licht, denn hier tauchen Warnungen auf, dass wir bezüglich des gelben Metalls dann doch nicht ganz so bullisch sein sollten.

Im Folgenden sehen Sie den Goldpreischart auf Wochenbasis. Einige von Ihnen werden sich sicherlich an die vergangenen Artikel von mir erinnern, als das gelbe Metall unter seine charttechnische Stützungslinie beim Dreifachtief im Bereich von USD 1.180 pro Unze fiel.

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Bitte schauen Sie sich die Formation an, die die Chartisten auch das „Hammer-Muster“ nennen, weil die Preisentwicklung ein „Tief aushämmert“. Das Entscheidende ist aber, dass der Wochenschlusskurs unter dem einstigen Dreifachtief von USD 1.180 pro Unze liegt. Ich hätte es vorgezogen, wenn der Markt sich erholt hätte und über dieses Dreifachtief gestiegen wäre. Das wäre bullischer gewesen, so bin ich mir aktuell noch nicht sicher, wo die Reise hingeht.

Warum? Weil ich nicht weiß, ob es sich aktuell lediglich um eine Rückkehr zu diesem Preisniveau von USD 1.180 pro Unze handelt, um zu testen, ob nicht wieder dieselben Verkäufer auftreten, oder ob es sich hierbei tatsächlich um einen stärkeren Preisanstieg handelt.

Noch einmal: Ich weiß es nicht, und wir werden abwarten müssen, was die nächste Woche bringt, bevor wir hier mehr Sicherheit haben. Aktuell handelt es sich bei den Vermutungen tatsächlich nur um Vermutungen, und erfolgreiche Trader sind nicht erfolgreich, weil sie mit Vermutungen arbeiten.

Sollte es den Goldbullen gelingen, den Preis über die Marke von USD 1.180 pro Unze zu hieven und ihn dort bis Ende nächster Woche zu halten, hätten wir etwas in der Hand. Wenn nicht, würde ich mal vermuten, dass sich eine neue Handelsspanne ausbildet, deren untere Linie im Bereich des Wochentiefs von USD 1.130 pro Unze liegt …

Weitere Abflüsse beim GLD

Es gibt einen weiteren Aspekt, der das Bild eintrübt, wenn es um diese regelmäßigen Rallys geht, die wir bei Gold im Rahmen des anhaltenden Bärenmarkts der letzten 2 Jahre immer wieder gesehen haben. Es kommt zu einer tollen Rally, die mit einer Vielzahl positiver Chartsignale an der Comex einhergeht – und im Anschluss daran enttäuschen dann wieder die physischen Goldbestände des weltgrößten börsennotierten Goldfonds GLD.

So war es auch wieder am Freitag. Anstatt dass es zu einem schönen Anstieg bei den Goldbeständen kommt, was sehen wir? Richtig, die Bestände gingen um 5,7 Tonnen zurück! Ganz ehrlich, das war eine Riesen-Überraschung für mich. Angesichts der Entwicklung bei den Goldminenaktien hatte ich eigentlich damit gerechnet, dass es bei den GLD-Goldbeständen zu einigen Anstiegen kommt, aber das blieb offenkundig aus.

Das bestätigt auch meine Sorgen bezüglich der Rally: Der Anstieg vom Freitag war zwar unglaublich heftig, aber das ging vornehmlich auf Short-Covering zurück und nicht so sehr auf eine Vielzahl neuer Käufe. Es ist offenkundig, dass die Goldrally vom Freitag von einigen dazu genutzt wurde, ihre Long-Positionen beim GLD zu schließen.

Im Folgenden sehen Sie den aktualisierten GLD-Chart, aus dem hervorgeht, dass aus dem Fonds dieses Jahr 71,07 Tonnen Gold abgeflossen sind und die Bestände nun auf Niveaus notieren, die zuletzt Ende September 2008 zu beobachten waren.

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Ich werde die Bestände in der nächsten Woche genau im Auge behalten und kann nur hoffen, dass der GLD regelmäßig tagesaktuelle Zahlen meldet. Diejenigen von Ihnen, die den Daten folgen, wissen ja, dass manchmal mehrere Tage verstreichen können, ohne dass dieser Fonds aktualisierte Daten meldet.

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