Dan Norcini, Trader Dan Norcini, 15.11.2014

Im Folgenden finden Sie den Goldpreischart auf Wochenbasis. Es gibt verschiedene Dinge, die mir auffallen, wenn ich auf diesen Chart blicke. Lassen Sie uns mit den verschiedenen Phasen beginnen. Damit Sie die einzelnen Phasen besser erkennen können, habe ich sie mit unterschiedlichen Farben versehen und entsprechend benannt.

Der Preis von über USD 1.900 pro Unze im September 2011 war der Höhepunkt des damaligen Goldbullenmarkts. Danach trat der Markt in eine Phase ein, die im Rückblick ganz eindeutig als Transformationsphase bezeichnet werden kann. Zu jener Zeit waren wir uns als Chartisten aber nicht im Klaren darüber, ob der große Goldbullenmarkt vorbei ist oder es sich lediglich um eine Ruhepause handelt, bei der sich der Markt sammelt, um dann erneut Anlauf zu nehmen und in neue Höhen vorzustoßen.

Diese Übergangsphase oder Konsolidierung dauerte 15 Monate – während dieser Phase befand sich Gold im Grunde in einer festen Handelsspanne. Die obere Linie dieser Handelsspanne lag bei USD 1.800 pro Unze und die untere Linie verlief im Bereich von USD 1.530 bis USD 1.525 pro Unze.

Es gibt etwas Interessantes, das sich bezüglich dieser Handelsspanne im Rückblick feststellen lässt. Die Preisdecke von USD 1.800 pro Unze war ein Dreifachhoch, genauso wie es sich bei dem Preisbereich von USD 1.530 bis USD 1.525 pro Unze um ein Dreifachtief handelte. Die alte Trader-Weisheit, dass „Dreifachhochs und Dreifachtiefs in den seltensten Fällen halten“, stellte sich als richtig heraus, aber nicht für die Hochs, sondern für die Tiefs. Der Grund dafür ist, dass der US-Dollar (der US-Dollar-Index) im selben Monat mit 79 Punkten ein Tief ausbildete. Als der US-Dollar im Anschluss daran eine Rally einleitete, waren alle Hoffnungen, Gold könne die Marke von USD 1.800 pro Unze knacken, Geschichte.

Im April 2013 trat Gold dann mit seinem unzweideutigen Einbruch, bei dem der Goldpreis unter den weit gefassten Handelskanal der Transformationsphase stürzte, in seinen aktuellen Bärenmarkt ein. In dieser Phase des Bärenmarkts befinden wir uns heute immer noch.

Bitte berücksichtigen Sie auch, dass das gelbe Metall während der Ausbildung seines jetzigen Bärenmarkts alle klassischen Zeichen aufwies, die man mit einem Bärenmarkt in Verbindung bringt, nämlich eine Serie niedrigerer Hochs (mit Ausnahme der horizontalen Stützungszone, die sich im Bereich von USD 1.180 pro Unze ausgebildet hatte).

Im Gegensatz zu dem vorangegangenen Handelskanal, wo die Hochs (bei rund USD 1.800 pro Unze) wie auch die Tiefs (bei USD 1.530 bis USD 1.525 pro Unze) auf demselben Niveau lagen, haben wir in der aktuellen Phase gesehen, dass es beim Niveau von USD 1.180 pro Unze immer wieder starke Käufe gibt. Und diese Käufe sind so stark, dass sich hier nun abermals ein Dreifachtief ausgebildet hat.

Der Goldmarkt hatte seine Stützung vor drei Wochen zwar eindeutig durchbrochen, aber danach ist nicht mehr viel passiert und die Rückgänge könnten nicht weiter fortgesetzt werden. Das ist ein Beweis dafür, dass es dieses Mal einige Widerstände gibt, den Preiseinbruch weiter fortzusetzen und zu intensivieren.

Wenn man es mit einem eindeutigen Ausbruch unter oder über einen weit gefassten Konsolidierungsbereich zu tun hat, ist es normalerweise so, dass gute Chartisten 3 Dinge sehen möchten: 1. Eine Kursbewegung von 2% oder mehr, mit der der Konsolidierungsbereich verlassen wird. 2. Eine daraufhin einsetzende starke Preisbewegung, die diesen Trend fortsetzt. 3. Starke Schlusskurse in Richtung des Trends.

Was Punkt 1 anbelangt, ist es so, dass ein 2%iger Kursrückgang unter den Preis von USD 1.180 pro Unze einen Rückgang um weitere USD 24 pro Unze bedeutet hätte, um den Ausbruch zu bestätigen. Das gelang dem Markt spielend, da Gold schnell unter USD 1.156 pro Unze fiel.

Punkt 2 wurde ebenfalls erfüllt – es kam in der Folge zu weiteren starken Rückgängen. So fiel der Goldpreis im Anschluss auf sein Tief von USD 1.130 pro Unze. Ausgehend von dem Niveau von USD 1.180 pro Unze sprechen wir hier also von einer 4%igen Kursbewegung.

Der entscheidende Aspekt scheint bisher aber noch nicht eingetreten zu sein – den von ihrer Bedeutung her alles überragenden Wochenschlusskursen ist es bisher noch nicht gelungen, den 2%igen Preisrückgang zu bestätigten. Mit anderen Worten: Aus technischer Sicht hätte der Ausbruch aus dem Dreifachtief bei USD 1.180 pro Unze mit einem Wochenschlusskurs unter der Marke von USD 1.156 pro Unze bestätigt werden müssen.

Wie aus dem Chart hervorgeht, ist das ganz eindeutig nicht geschehen. Nach dem Preiseinbruch ging Gold mit USD 1.169,80 pro Unze aus dem Handel. Der Wochenschlusskurs lag somit weit über der 2%-Marke. Und Gold ging am letzten Freitag dann sogar über dem Niveau von USD 1.180 pro Unze (mit USD 1.185,60 pro Unze) aus dem Handel. Bisher haben wir also keine Bestätigung dafür, dass der Ausbruch aus dem Dreifachtief bei USD 1.180 aktiv ist und weitere Rückgänge bevorstehen.

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Und noch ein kleiner Kommentar an dieser Stelle: All diesen widerlichen Gold-Newsletter-Autoren, die stets bullisch sind, ganz gleich, wie die Goldpreisentwicklung auch aussehen mag, und die fortwährend beteuern, dass sich Gold in einem Bullenmarkt befinden würde, sollte man keinen einzigen Cent zahlen. Jeder angebliche „Chartist“, der so etwas Offenkundiges wie den aktuellen Bärenmarkt bei Gold nicht erkennen kann, ist einfach nur erschreckend ignorant. Gold befindet sich seit nunmehr knapp 20 Monaten in einem Bärenmarkt. Sparen Sie sich Ihr Geld und stecken Sie es in etwas Produktiveres, als es solchen irreführenden Autoren zukommen zu lassen, die nur Unsinn produzieren.

Nun, wo dieses Thema auch abgehakt ist, werde ich mich einem weiteren Punkt zuwenden, auf den ich bereits in vorangegangenen Artikel hingewiesen hatte: Während des gesamten Goldbärenmarkts hat es immer wieder Gegentrend-Rallys gegeben, die all jenen Tradern, die sehr kurzfristig orientiert sind und auch von der Long-Seite des Markts profitieren wollen, immer wieder Möglichkeiten beschert haben. Hierzu ist aber anzumerken, dass man dafür sehr schnell agieren muss, da diese Gegenrallys alle dazu neigen, mit drastischen Preiseinbrüchen zu enden, was bedeutet, dass der überwiegende Teil der Profite verlorengehen kann, außer der Trader agiert richtig schnell und ist ständig auf der Hut.

Auf dem Goldpreischart auf Wochenbasis finden sich blaue Pfeile. Ich habe diese blauen Pfeile immer dort platziert, wo wir etwas beobachten können, was Trader „Spike-Bottoms“ nennen. Wie Sie sehen, weist der Goldmarkt in allen drei Phasen – also in der bullischen Phase, der Übergangsphase und der bärischen Phase – diese Art von kurzen und brutalen Tiefs auf. Und was sagt uns das? Ganz einfach: Gold weist die Tendenz auf, kurze und brutale Tiefs auszubilden, wenn es einen Richtungswechsel einleitet.

Trader, die sich dieser speziellen Charaktereigenschaft von Gold bewusst sind, können Vorteil daraus schlagen. Ein Spike-Bottom ist nämlich ein Hinweis darauf, dass der Markt vorübergehend ausverkauft ist. Wenn Sie sich die blauen Pfeile anschauen, werden Sie feststellen, dass es nach jedem drastischen Preistief zu einer Rally kam. Während der aktuellen bärischen Phase haben die Trader dadurch die Gelegenheit erhalten, auf die Long-Seite zu setzen oder ein höheres Niveau zu finden, von wo aus sie wieder bei der Short-Seite einsteigen können.

Und wir dürfen hier nicht vergessen: Solange wir keine anderweitigen Hinweise erhalten, weist der Trend bei Gold immer noch nach unten – nichtsdestotrotz kann man natürlich immer kurzfristige Trades platzieren, während man sich gleichzeitig an wichtigen technischen Stützungslinien in Richtung des Haupttrends positioniert.

Auf dem Goldpreischart auf Wochenbasis ist auch eine Widerstandszone eingezeichnet, und es könnte den Bullen durchaus gelingen, diesen Preisbereich zu erreichen, sollte sich herausstellen, dass der Goldpreisanstieg vom 14.11.2014 mehr ist als nur eines dieser Eintagswunder. Diese Widerstandszone beginnt im Bereich von rund USD 1.240 pro Unze (blaues Rechteck im Chart). Das ist das Preisniveau, das dem Goldmarkt im Mai dieses Jahres als Stützung diente, als es bis auf diesen Punkt absank, bevor es wieder auf USD 1.340 pro Unze stieg. Im Anschluss daran kam es abermals zu Rückgängen.

Im September dieses Jahres wurde dieser Stützungsbereich aber eindeutig durchbrochen. Der Preis stieg während einer kurzen Gegenrally noch einmal über dieses Niveau, konnte sich aber nicht halten. Diese Linie dürfte bei künftigen Preisanstiegen als Widerstandszone fungieren. Sollte es Gold gelingen, bedeutend über der Marke von USD 1.240 pro Unze aus dem Handel zu gehen, würde das den Goldpreischart entscheidend verändern. Dann müsste man sich auch ernsthaft die Frage stellen, ob das finale Tief bei Gold etabliert ist. Ob dem so ist oder nicht, kann allein die Zeit zeigen, alles andere ist reine Spekulation.

Abschließend möchte ich Ihnen noch einen langfristigen Goldpreischart auf Monatsbasis zeigen.

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Auf dem Chart ist ganz klar zu sehen, dass Gold die Stützung seiner langfristigen Trendlinie verloren hat, wodurch der aktuelle Bärenmarkt bestätigt wird. Aktuell findet das Metall aber etwas Stützung. Das Fibonacci-Retracement der Rally von 2008 bis 2011 liegt bei USD 1.152 pro Unze. Gold brach zwar unter dieses Niveau, konnte sich aber wieder erholen. Das ist ein positives Zeichen.

Gold notiert aber nach wie vor unter seinen beiden Trendlinien und müsste zunächst einmal über sein Hoch vom letzten Monat in Höhe von USD 1.255,60 pro Unze steigen. Damit dieser trostlose langfristige Monatschart ein wenig bullisch wird, müsste Gold mindestens über diesen Punkt steigen, so dass die Chartisten bezüglich der Goldpreisentwicklung wieder ein klein wenig optimistischer werden.

Ein Monatsschlusskurs über der Marke von USD 1.340 pro Unze wäre vonnöten, um für noch mehr Vertrauen zu sorgen und das Gefühl zu vermitteln, dass hier etwas Großes bevorsteht.

Ich hatte in der Vergangenheit wiederholt darauf hingewiesen und werde auch jetzt noch einmal darauf hinweisen: Viele Menschen scheinen der fehlerhaften Auffassung anzuhängen, dass Märkte fallen, ein Tief ausbilden und dann unvermittelt bzw. mit wenig Warnung einfach in einen Bullenmarkt übergehen. Und das Gegenteil scheint genauso oft geglaubt zu werden, nämlich dass ein Markt, der steigt, irgendwann aufhört zu steigen und dann plötzlich in einen Bärenmarkt umkippt.

In einigen Märkten wie den Getreidemärkten ist das ab und an tatsächlich der Fall, was auf unvorhersehbare Wettereignisse zurückgeht, aber in der Regel ist es einfach so, dass es die von mir eingangs erwähnten Transformationsphasen gibt. Das sind Übergangsphasen, in denen ein Wert eine Seitwärtsbewegung hinlegt und bei denen es über viele Monate hinweg zu einigem Hin und Her kommt. Bei diesem Auf und Ab wird der Handelskanal nur in den seltensten Fällen verlassen.

Bei Gold könnte es durchaus sein, dass wir wieder in so ein Muster eintreten. Oder vielleicht auch nicht. Es könnte sich bei Gold auch nur um eine vorübergehende Verschnaufpause handeln, bevor der nächste Abwärtsschwung einsetzt. Oder Gold könnte sich gerade darauf vorbereiten, die Marke von USD 1.340 pro Unze zu übersteigen und etwas Aufregenderes zu beginnen.

Die Wahrheit ist, dass es niemanden auf der Welt gibt, der das mit Sicherheit sagen kann. Wir haben alle unsere Vorstellungen und Meinungen dazu, aber das sind nun einmal bloß Meinungen. Solange wir nicht irgendeine Art von Bestätigung erhalten, dienen alle dogmatisch vorgetragenen Einschätzungen einzig dazu, Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen. Fallen Sie nicht darauf herein.

Der Markt wird uns schon sagen, was er will, und zwar dann, wenn er bereit dazu ist. Unsere Aufgabe als Trader ist es, zu versuchen, genau zu verstehen, was die Stimme des Markts meinen könnte.

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