Die anhaltende Flucht in den US-Dollar wird global für ein unglaubliches Fiasko sorgen
Graham Summers, Phoenix Capital Research, 08.12.2014
Die Finanzwelt konzentriert sich viel zu stark auf Aktien. Der Aktienmarkt notiert aktuell zwar auf Rekordniveaus – was heißt, dass dort Rekordniveaus bei der Marktkapitalisierung zu verzeichnen sind –, aber er bleibt einer der kleinsten und am wenigsten komplexen Märkte des Planeten.
Selbst auf ihren aktuell hohen Preisniveaus verfügen die weltweiten Aktien lediglich über eine Marktkapitalisierung von knapp über USD 60 Billionen. Im Gegensatz dazu beläuft sich der Wert des globalen Anleihemarkts auf über USD 100 Billionen. Und an den weltweiten Devisenmärkten werden täglich über USD 5,3 Billionen gehandelt.
Es sind in Wahrheit die Währungen, nicht die Aktien, wo die bedeutendsten Bewegungen zu verzeichnen sind. Die Währungsmärkte sind die größten und liquidesten Märkte der Welt. Diese Märkte bewegen sich immer als erstes, wenn sich die Lage ändert. Im Vergleich zu den Devisenmärkten könnte man die Aktienmärkte durchaus als „Dumb Money“ bezeichnen.
Und, wen interessiert’s!
Das sollte uns alle interessieren, denn die gesamte Welt versinkt derzeit in Geld – und der überwiegende Teil dieses Geldes sind US-Dollars.
Wenn man in US-Dollars Kredite aufnimmt, dann shortet man damit im Grunde den US-Dollars. Und das heißt: Legt der US-Dollar eine Rally hin, muss man seine Shorts eindecken oder man wird zahlungsunfähig.
Ich hatte mich bereits in der Vergangenheit mit diesem Problem auseinandergesetzt. Letzten Monat schrieb ich, dass der US-Carry-Trade – also die Kreditaufnahme in US-Dollars, um mit diesen Geldern andere Investments zu finanzieren – der größte Carry-Trade des Planeten ist. Damals glaubte ich noch, dass sich der US-Dollar-Carry-Trade wohl auf knapp über USD 3 Billionen belaufen würde.
Damit lag ich aber daneben … und zwar richtig daneben. Der US-Dollar-Carry-Trade ist um ein Vielfaches höher. Die britische Zeitung Telegraph meldete:
„Die Kreditvergabe in US-Dollars an das Ausland ist auf USD 9 Billionen explodiert und stellt nun für die Schwellenmärkte wie auch für die globale Finanzstabilität ein zunehmendes Risiko dar, so die Warnung der Bank für Internationalen Zahlungsausgleich.“
Der US-Dollar-Carry-Trade beläuft sich aktuell also auf über USD 9 Billionen – das ist mehr als die Wirtschaften von Deutschland und Japan zusammengenommen!
Und der US-Dollar steigt zurzeit – und zwar richtig:
Die Tatsache, dass zur selben Zeit auch der Ölpreis implodiert, ist kein Zufall. Die weltweiten Ölproduzenten und Ölexplorationsunternehmen finanzierten ihre Projekte womit? Richtig – sie haben sich US-Dollars geliehen.
Diese Entwicklung wird schon bald auf die Schwellenmärkte und andere Vermögenswerte überspringen. Stellen Sie sich mal eine Welt vor, in der USD 9 Billionen an Dollar-Shorts glattgestellt werden müssen. Stellen Sie sich mal den Abverkaufsdruck vor, der dadurch bei allen anderen Vermögenswerten ausgelöst würde.
Das ist genau wie in 2008.