Jeffrey Nichols, Rosland Capital, 19.02.2015

Nachdem es Gold Anfang dieses Monats nicht gelang, über USD 1.300 pro Unze zu steigen, sieht es jetzt abermals so aus, als würde das gelbe Metall unterhalb der technisch und psychologisch wichtigen Marke von USD 1.200 pro Unze nach einer nachhaltigen Stützung Ausschau halten.

Wie schnell sich die Dinge an den weltweiten Finanzmärkten doch ändern können: Es ist gerade einmal ein paar Wochen her, da sah es noch so aus, als könnte das gelbe Metall aufgrund der bullischen geopolitischen und weltwirtschaftlichen Entwicklungen nach oben hin ausbrechen und bei einem Preis von rund USD 1.300 pro Unze eine Preisdecke einziehen.

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Doch nachdem Gold mit seinem jüngsten Anstiegsversuch scheiterte, fragen wir uns – gemeinsam mit der Mehrheit der Goldmarkt-Analysten und Goldmarktteilnehmer –, ob Gold in nächster Zeit überhaupt in der Lage sein wird, nennenswerte Anstiege zu verzeichnen, oder ob das Metall nicht dazu verdammt ist, zunächst noch stärker im Preis zu fallen, bevor es seinen bullischen säkularen Aufwärtstrend wieder aufnehmen kann.

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Die Goldpreisentwicklung der kommenden Tage und Wochen dürfte von entscheidender Bedeutung sein für die Frage, in welche Richtung sich der Markt in den nächsten Monaten bewegen wird. Unsere technischen Trading-Modelle legen nahe, dass uns ein reflexartiger Anstieg erneut ziemlich schnell auf USD 1.300 pro Unze treiben könnte, während ein Einbruch unter USD 1.200 pro Unze sogar noch stärkere Abverkäufe auslösen und einen Preisrückgang bis auf USD 1.080 pro Unze anheizen könnte.

Noch wichtiger ist aber, dass die kurzfristige Goldpreisentwicklung mit der langfristigen mehrjährigen Richtung des Metalls nur wenig zu tun hat. Wir hatten ja in unseren jüngsten Kommentaren darüber geschrieben, dass wir davon ausgehen, dass der Goldpreis in den nächsten Jahren auf neue historische Hochs klettern wird, da immer mehr Menschen und Finanzinstitutionen auf dem gesamten Planeten über die Mittel und den Wunsch verfügen, einen größeren Teil ihres Vermögens in Gold zu halten.

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Die dieses Jahr bisher wirkungsmächtigsten Goldpreistreiber dürften wohl die Entwicklung des US-Dollars an den Währungsmärkten sowie die Aktienmarktentwicklung an Wall Street gewesen sein. Aus historischer Sicht fungierte Gold immer als der wichtigste „sichere Hafen“ und die Währung der „letzten Instanz“.

Aber Gold hat die geopolitischen und weltwirtschaftlichen Entwicklungen bisher ignoriert – also genau jene Ereignisse, die in der Vergangenheit den bullischen Preistrend gestützt hatten. Der Bürgerkrieg in der Ukraine, die Krise im Nahen Osten, der mögliche Austritt Griechenlands aus der Eurozone und die weltweite Rate der Geldvermehrung – jeder einzelne dieser Punkte wäre früher ausreichend gewesen, um eine bedeutende angstbasierte Goldnachfrage zu erzeugen.

Aber in jüngster Zeit ist diese traditionelle Rolle von Gold vom steigenden US-Dollar überschattet worden, dessen Stärke an den weltweiten Devisenmärkten von einer immer lockereren Geldpolitik praktisch aller Länder mit Ausnahme der USA angeheizt worden ist. Und während der US-Dollar immer stärker im Wert zulegen konnte, ist der US-Dollar-Goldpreis immer stärker zurückgegangen – eine Tendenz, die durch die Anstiege am Aktienmarkt noch verstärkt wurde, da immer mehr Gelder aus dem sich schlecht entwickelnden Gold in die sich gut entwickelnden Aktien flossen.

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Diese Situation kann und wird nicht dauerhaft Bestand haben. Irgendwann müssen die Märkte die Realitäten widerspiegeln. Der US-Dollar mag derzeit zwar das attraktivste (oder das am wenigsten abstoßende) Pferd im aktuellen Währungs-Derby sein, aber aus fundamentaler Sicht bleibt der US-Dollar weiterhin krank.

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