Gold könnte sein finales Tief bereits ausgebildet haben – doch wie oft haben wir das nun schon gehört? Viel wahrscheinlicher scheint, dass wir es hier mit einer weiteren Sucker-Rally zu tun haben, weshalb Anleger Vorsicht walten lassen sollten
Propagandafront.de, 26.03.2015
Zuerst die gute Nachricht. Der Goldpreis konnte in den letzten Tagen erheblich zulegen. Nachdem Gold in den letzten Wochen unglaubliche 9 Tage in Folge von rund USD 1.220 auf USD 1.150 pro Unze gefallen war, beruhigte sich der Preis des gelben Metalls ein wenig und im Anschluss kam es dann sogar zu einer erstaunlichen Erholung: Ein siebentägiger Anstieg, bei dem das Metall in der Spitze wieder auf USD 1.220 pro Unze klettern konnte.
Soweit die gute Nachricht. Die schlechte Nachricht ist, dass sich Gold weiterhin in einem außerordentlich hässlichen Bärenmarkt befindet. Anleger sollten gewarnt sein, dass das jetzt nicht unbedingt der richtige Zeitpunkt sein muss, physisches Gold zu kaufen oder auf einen nachhaltig steigenden Goldpreis zu wetten, denn das lang- und mittelfristige Chartbild ist extrem gruselig.
Um es mal nett auszudrücken: Gold notiert aktuell auf demselben Stand wie Januar 2014! Man kann es aber auch anders formulieren – das gelbe Metall ist in den letzten 3 Jahren um atemberaubende 36% eingebrochen und bis auf weiteres, da brauchen wir nichts schönreden, ist bei dieser Talfahrt auch kein Ende in Sicht.
Gold müsste erst einmal auf über USD 1.308 pro Unze steigen, damit sich das Chartbild wieder ein klein wenig aufhellt, das wäre nämlich zur Abwechslung mal ein höheres Hoch. Denn wie wir wissen, charakterisiert sich ein Bullenmarkt durch eine Abfolge höherer Hochs und höherer Tiefs, während ein Bärenmarkt eine Serie aus tieferen Hochs und tieferen Tiefs ist.
Die Richtung des geringsten Widerstands weist bei Gold auf Dollarbasis also weiterhin nach unten.
Wenn wir uns Gold in der Katastrophenwährung Euro anschauen, sieht es etwas besser aus: Dank der Tatsache, dass der europäische Währungs-Reinfall sein Selbstzerstörungsprogramm bereits aktiviert hat, notiert das Metall mit rund EUR 1.100 pro Unze derzeit noch in relativ luftigen Höhen. Goldinvestoren in der Eurozone konnten in den letzten Monaten auf hohe Zugewinne zurückblicken, denn im November lag der Eurogoldpreis in der Spitze noch bei EUR 911 pro Unze.
Zumindest haben wir beim Eurogoldpreis bereits ein erstes höheres Hoch. Das ist ja schon einmal was, doch ob das finale Tief hier bereits etabliert ist, wird erst die Zeit zeigen. Das Tief des aktuellen Goldbärenmarkts liegt auf Eurobasis bei EUR 857 pro Unze. Wollte das gelbe Metall auf Eurobasis ein noch tieferes Tief etablieren, müsste es also um über 20% im Preis einbrechen.
Aber selbst wenn wir die bewegende Geschichte des jetzigen Eurogold-Bärenmarkts mal außenvorlassen, hat das gelbe Metall seit seinem Hoch bis heute in Euros rund 20% eingebüßt. Das ist nicht sonderlich viel, aber von berauschender Performance kann auch hier keine Rede sein.
Gold, die ultimative Versicherung gegen die parasitäre Staatsmafia, hat natürlich auch aus langfristiger Sicht einen entscheidenden Vorteil: Die Edelmetalle befinden sich aller Vorausschau nach lediglich in einem säkularen (also langfristigen) Bullenmarkt und machen derzeit nur einen zyklischen (also kurzfristigen) Bärenmarkt durch.
Man kann als Goldanleger – auch wenn man mit seinen physischen Investments jahrelang nur Verluste eingefahren hat – also davon ausgehen, dass man diese Korrektur zeitlich aussitzen kann und sich das Bild für die Edelmetalle in den kommenden Jahren wieder aufhellen wird. Ein Trost.
Dennoch sollte man bei Gold aktuell höchste Vorsicht walten lassen, denn bisher deutet noch nicht allzu viel darauf hin, dass das Metall wieder nachhaltig glänzen wird. Ein Hoch macht auch für Eurogold-Investoren noch keinen Bullenmarkt, es wäre daher durchaus denkbar, dass auch der Eurogoldpreis abermals in die Tiefe rauschen wird.
Gerade auf Dollarbasis könnten wir es mit einer dieser berühmt berüchtigten Sucker-Rallys zu tun haben, bei denen der Goldpreis ein klein wenig steigt, nur um dann in der Folge noch stärker in die Tiefe zu stürzen.
Der Prognostiker Martin Armstrong schrieb am 11.03.2015 im Hinblick auf die aktuelle Lage am Goldmarkt:
„Die allgemeine Stimmung unter den Durchschnittanlegern ist, dass Gold tot ist und es sich überhaupt nicht lohnt, in Gold zu investieren. Wir brauchen diese Art von Auffassung, um das finale Tief zu etablieren. Die Zeit von Gold ist immer noch nicht gekommen.“
Für deutliche und langanhaltende Goldpreisanstiege braucht es die Investmentnachfrage westlicher Privatanleger. Es geht hier also um eine angstbasierte Goldnachfrage europäischer und nordamerikanischer Verbraucher – ohne eine solche Nachfrage, hat das Metall keine Chance, seinen Goldbullenmarkt wieder fortzusetzen.
Das Schöne ist, dass es dem aufmerksamen Beobachter kaum entgehen dürfte, wenn die Menschen wieder vermehrt physisches Gold und börsennotierte Goldfonds nachfragen, dieses Phänomen dürfte den meisten Goldbugs ja noch vom letzten zyklischen Bullenmarkt in Erinnerung sein. Was es für das klassische Ende des aktuellen Bärenmarkts jetzt noch bräuchte, wäre ein Kapitulations-Crash – ein drastischer Preiseinbruch, bei dem auch die letzten Anleger das Vertrauen in das Metall verlieren. Und wer weiß, vielleicht werden wir eine solche Phase ja in den kommenden 6 bis 9 Monaten erleben.