Patrick Wood, The August Forecast, 21.04.2015

Für Griechenland ist die Uhr seit spätestens 2011 abgelaufen. Es folgte ein EU/IWF-Rettungspaket nach dem anderen, um die bankrotte Nation irgendwie über Wasser zu halten – doch jetzt geht ihnen die Zeit aus … und ihr Geld.

In einem beispiellosen Schritt wies die griechische Regierung alle im Staatsbesitz befindlichen Unternehmen an, ihre Geldreserven an die griechische Zentralbank zu überweisen, damit die Regierung so banale Dinge wie die Gehälter für die Staatsbediensteten begleichen kann. Diese Konfiskation der Geldreserven soll laut Schätzungen rund EUR 2 Milliarden in die Staatskasse spülen – ja und dann?

So wie es zum jetzigen Zeitpunkt aussieht, ist Griechenland nicht mehr in der Lage, weitere Gelder mittels Staatsanleiheemissionen zu generieren. Fakt ist, dass die Rendite für die 3-jährige griechische Staatsanleihe auf ein atemberaubendes Hoch von 28% geschossen ist!

Aus kurzfristiger Sicht verfügt Griechenland lediglich über 2 Alternativen: Entweder ruft es gegenüber seinen Gläubigern wie dem IWF die Zahlungsunfähigkeit aus oder es ruft gegenüber seinen Bürgern die Zahlungsunfähigkeit aus. Durch die Beschlagnahmung der Gelder wurde eine Zahlungsunfähigkeit gegenüber der griechischen Bevölkerung vermieden, zumindest für ein paar weitere Wochen. Griechenland muss dem IWF in den ersten 2 Maiwochen eine weitere Kredittranche von EUR 1 Milliarde zurückzahlen. Jetzt, nachdem Griechenland alle frei verfügbaren Bargeldbestände eingesackt und jedes erdenkliche Staatsvermögen zur Besicherung von Krediten herangezogen hat, kann es für Griechenland nur noch abwärts gehen.

Die Ökonomen warnen die Europäische Union davor, „nicht mit dem Feuer zu spielen“, indem sie Griechenland den Zusammenbruch aufzwingen. Sie sagen, es sei besser, ihnen einfach Geld zu geben und darauf zu hoffen, dass sich künftig irgendeine bessere Lösung abzeichnet. Sollte das passieren, würde man das Geld einfach in ein schwarzes Loch werfen – und das weiß auch jeder.

Die andere unbedachte Auswirkung der Konfiskation der Gelder von im Staatsbesitz befindlichen Unternehmen ist das Loch, das dadurch im System der Privatbanken aufgerissen wird. Die griechischen Privatbanken kämpfen heute bereits ums Überleben und der unmittelbare Abzug von EUR 2 Milliarden wird zweifelsohne dafür sorgen, dass ihre Reserven massiv in Mitleidenschaft gezogen werden. Das dürfte einige dieser Banken an den Rand des Zusammenbruchs treiben. Und wie sieht es eigentlich mit den staatlichen Unternehmen aus – müssen diese Firmen nicht auch ihre eigenen Verbindlichkeiten bedienen?

Die EU-Banker und EU-Politiker finden vielleicht einen Weg, abermals mehr Zeit zu gewinnen, doch das ändert nichts an der Tatsache, dass Griechenland erledigt und sein ultimativer Kollaps eine ausgemachte Sache ist.

Die Gesamtschulden Griechenlands belaufen sich auf über EUR 360 Milliarden. Was passiert, wenn diese Schulden nicht zurückgezahlt werden können? Genau das ist es ja, worum derzeit gekämpft wird – die Gläubiger wollen alle ihr Geld zurück! Hierzu gehören die Europäische Union und andere Regierungen und Zentralbanken, der IWF und eine Reihe von Privatbanken. Was werden die Folgen sein, wenn sich diese Kredite in Rauch auflösen? Kann das Bankensystem einen solchen Schock aushalten, ohne dass es zu Verwerfungen kommt? Das ist unwahrscheinlich.

Griechenland ist nicht nur der „Kanarienvogel in der Kohlemine“, wie einige nahelegt haben. Griechenland ist die atomare Finanz-Explosion, die die gesamte Kohlemine in Schutt und Asche legen könnte.

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