Martin Armstrong, Armstrongeconomics.com, 22.04.2015

Während der Boom-Phase um das Jahr 1910 war die marxistische Weltanschauung, dass alle Probleme um das riesige Vermögen der Ultrareichen wie der Rockefellers kreisen würden. Standard Oil würde immer über die Welt herrschen. Doch wie könnte man das ändern?

Sie behaupteten, dass durch diese Ungleichheit die wirtschaftlichen Entwicklungsmöglichkeiten der anderen untergraben würden. Der Staat setzte sich für die progressive Einkommenssteuer und die Erbschaftssteuer ein, um eine Situation zu beseitigen, die alle für unfair hielten – die Vermögensungleichverteilung. Es geht hier um Nettovermögen, nicht um Einkommen.

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Wo Sie beim Vermögen rangieren (US-Daten):

Wenn Sie einen Haushalt mit einem Nettovermögen von X haben – dann rangieren Sie auf folgendem Prozentrang:

  • USD 50.000 – 60. Perzentil
  • USD 93.000 – 50. Perzentil
  • USD 100.000 – 48. Perzentil
  • USD 200.000 – 34. Perzentil
  • USD 500.000 – 18. Perzentil
  • USD 750.000 – 12. Perzentil
  • USD 827.000 – 10. Perzentil
  • USD 1 Million – 8. Perzentil
  • USD 1,4 Millionen – 5. Perzentil
  • USD 6 Millionen – 1. Perzentil

Die Vermögensungleichverteilung in den USA nähert sich wieder Rekordniveaus an und alle attackieren nun nicht nur die obersten 1%, sondern die obersten 10%. Die obersten 10% der Familien besitzen derzeit 75,3% des Vermögens der USA. Wenn Sie also ein Nettovermögen von USD 827.000 besitzen (Immobilien, Aktien, Ersparnisse, alles andere), dann gehören Sie mit dazu. Die untere Hälfte der Haushalte besitzt 1,1% des Vermögens. Die Haushalte, die zwischen diesen beiden Gruppen stecken, besitzen 24,6% des Vermögens der USA.

Die faszinierende Lösung dieser Vermögensungleichverteilung war stets, die reichen Schweinehunde stärker zu besteuern, um sie herunterzuziehen und das Bild dadurch zu glätten. Das ist so, als würde man jemanden mit einer schönen Uhr sehen und sie ihm wegnehmen, weil es nicht fair ist, dass diese Person etwas besitzt, was man selbst nicht hat.

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Hillary Clinton, die ganz eindeutig zu den oberen 1 % gehört, behauptet nun, dass sie sich dafür einsetzen würde, die oberen 1% zu stürzen. Ich nehme mal an, dass ihr Ziel darin besteht, alle Menschen – bis auf ihre Unterstützer – gleich arm zu machen. Als sie sich für die jüngste Gesundheitsreform einsetzte, reagierte sie äußerst grob und primitiv, als sie gefragt wurde, ob kleine und mittelständische Betriebe dadurch nicht in die Pleite getrieben würden. Sie sagte, dass sie nicht im Geschäft sein sollten, wenn sie sich diese Kosten nicht leisten können.

Niemand betrachtet jemals die Faktoren, die die unteren 90% der Familien davon abhalten, zu den oberen 10% aufzuschließen. Den Staat interessiert es überhaupt nicht, was er selbst predigt, und auch die TV-Moderatoren, die den Hass auf die Reichen anheizen, verdienen selbst genug, um zu den oberen 10% zu gehören. Beispielsweise hatten vier MSNBC-Moderatoren große Steuerstrafverfahren und schulden dem Staat Millionen. Der TV-Moderator Al Sharpton soll angeblich USD 4,5 Millionen an Steuerschulden haben – er gehört also zu den obersten 1%.

In den 1990er Jahren hatte ich mich dafür eingesetzt, die staatliche Rentenkasse zu retten. Ich setzte mich für die Privatisierung der Rentenkasse ein, als sich noch Geld darin befand und der Dow Jones bei 3.500 Punkten notierte. Die Demokraten waren dagegen. Sie wollten ihre Beute, und sollte sich die Politik doch ändern, müssten ihre Kumpane den Fonds verwalten. Andere hassten das gefürchtete Wort „Privatisierung“, da der freie Markt riskant und der Staat der bessere Treuhänder der Gelder der Allgemeinheit sei. Es würde immer für einen guten Zweck eingesetzt werden – ihre Wiederwahl.

03Wir bekommen immer nur zu hören, dass man die Reichen besteuern muss. Andere behaupten – ohne dafür auch nur die geringsten historischen Beweise anführen zu können –, dass große Ungleichheiten zu einem Krieg oder einer Revolution führen. Dafür verweisen sie in der Regel auf die Französische Revolution, wo die Köpfe rollten. Dabei ignorieren sie jedoch die Amerikanische Revolution und die Unterdrückung der Bevölkerung durch die Steuern des Königs. Und sie ignorieren auch all die anderen Steuer-Revolten des 14. Jahrhunderts.

Sie erinnern sich zwar an die Worte Shakespeares, „Das Erste, was wir tun müssen, ist alle Rechtsanwälte zu töten“, lassen dabei jedoch aus, dass der König zu jener Zeit die einzige Person war, die einen Anwalt hatte. Der richtige Begriff ist daher „Staatsanwälte“ und nicht „Rechtsanwälte“.

Und sie lassen die Tatsache aus, dass die Französische Revolution auf ein staatliches Rettungspaket folgte. Erinnern Sie sich noch an die Mississippi-Spekulationsblase? Nun ja, die französische Regierung war involviert und Menschen aus ganz Europa hatten in dieses Konstrukt investiert. Die französische Regierung musste die gesamten Verluste der Mississippi-Spekulationsblase von 1720 garantieren. Dafür weideten sie ihre Wirtschaft aus, genauso wie Griechenland heute verfährt.

Ludwig XV. (1715 – 1774) herrschte während dieser Zeit. Ludwig XVI. (1774 – 1793) herrschte 19 Jahre lang. Die staatliche Rettung, die auf das Platzen der Mississippi-Blase im Jahr 1720 folgte, hatte verheerende Auswirkungen auf die Wirtschaft. Es ging also nicht allein um Arm gegen Reich. Es ging um die Unterdrückung des Volks durch den Staat, der seine Verbindlichkeiten bedienen musste.

Ab dem Beginn der Großen Depression bis weit in die Nachkriegsphase des Zweiten Weltkriegs hinein nahm der Vermögensanteil der Mittelschicht kontinuierlich zu, was auf die Erholung der Wirtschaft und die Veränderungen in der Arbeitswelt (von landwirtschaftlicher Tätigkeit in Richtung industrieller Facharbeiter) zurückging. Die Sozialisten wollten behaupten, dass es die Besteuerung der Reichen gewesen sei, die die unteren Schichten irgendwie nach oben gezogen hätte. Das ist in der Menschheitsgeschichte aber kein einziges Mal beobachtet worden.

Als die Spanier aufgrund all des Goldes, das sie aus Amerika einführten, reich wurden, beliehen sie sogar künftig einlaufende Schiffe und importierten französische Arbeiter, um die Schiffe an den spanischen Häfen zu entladen. Sie verprassten ihr Vermögen wie jemand, der es einfach nur in der Lotterie gewonnen hatte und am Ende wieder völlig pleite war.

US-Präsident Roosevelt rief die Staatsanleihen mit 30-jähriger Laufzeit ins Leben, so dass das Vermögen der unteren Schichten stieg und die Mittelschicht angehoben wurde (wenn wir das Ganze mal an der Eigenheimquote messen und dabei Schulden und Steuern außen vorlassen). Dann versuchten sie, US-Präsident Reagan die Schuld zu geben, und behaupteten, dass es Anfang der 1980er Jahre zu einer abermaligen Trendumkehr gekommen sei. Dabei ignorieren sie jedoch, dass der damalige Fed-Vorsitzende Volcker den Leitzins auf 14% angehoben hatte, wodurch eine bedeutende Wirtschaftsrezession in Gang gesetzt wurde.

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Zu den umstrittensten Behauptungen von Thomas Piketty, die er in seinem Bestseller über Vermögensungleichheit „Das Kapital im 21. Jahrhundert“ aufgestellt hat, gehört, dass sich das Vermögen in zunehmendem Maße in den Händen der Super-Reichen konzentriert. Dieser Anstieg der Vermögensungleichverteilung könnte dazu führen, dass die Erbgesellschaft des 18. Jahrhunderts wieder auflebt, wo die Heirat eines Erben die bessere Methode gewesen sei, reich zu werden, als eine Firma zu gründen.

Piketty stellt diese Ära aber völlig falsch dar. Es handelte sich dabei um eine Zeit vor der Industriellen Revolution, über 70% der Bevölkerung waren Bauern. Das Erbe bestand damals aus Land und die Wirtschaft war zu weiten Teilen eine Art von Guts-Wirtschaft, wo es keine Einkommenssteuer gab und die Menschen in kleinen Gruppen arbeiteten. Diese Landwirtschaften waren in den meisten Fällen autark und nahmen überhaupt nicht an der Marktwirtschaft teil, um dort Überschüsse zu verkaufen.

05Die Daten von Piketty stellen die gesamte Periode in einem völlig falschen Licht dar. Geld war damals in der Regel rohstoffbasiert. Tabak wurde als Geld verwendet. Es bestand ein Tauschsystem, das mit der Phase nach der Industriellen Revolution überhaupt nicht in Zusammenhang gebracht werden kann, da dort Gehälter (und nicht Rohstoffe) zur dominanten Geldform wurden.

Mit dieser Art von Argumentation ist man einzig darauf aus, die „Reichen“ abzustrafen, anstatt den unteren Schichten zum Aufstieg zu verhelfen … Man wird das Leben der unteren Schichten niemals verbessern, indem man die Steuern für die oberen 10% anhebt. Das Einzige, was damit erreicht wird, ist, dass das Wirtschaftswachstum zurückgeht und das Geld in den Säckel des Staats wandert. Diese Gelder sickern aber nie bis zu den Menschen durch, um ihre Steuerlast abzusenken oder ihren Lebensstandard zu erhöhen. Es ist Zeit, dass wir diesen Käse sein lassen und uns darauf konzentrieren, die Mittelschicht wieder herzustellen.

In den USA haben die Menschen mit ihren Studentenkrediten zu kämpfen. Man kann diese Studentenkredite im Rahmen einer Privatinsolvenz nicht loswerden – die Kreditgeber werden einem also das Eigenheim pfänden. Und die jungen Menschen können mit der Ausbildung in ihrem Fachgebiet, für die sie ein Vermögen ausgegeben haben, auch keine Anstellung finden. Mittlerweile finden 65% der Hochschulabsolventen keine Anstellung in ihrem Fachbereich.

Die Steuern auf Bundes- und Gemeindeebene steigen immer weiter, da auch hier das fiskalische Missmanagement regiert. Die Kosten der Krankenkasse sind explodiert und wurden nun in eine Steuer verwandelt. Die Kfz-Versicherung bemisst sich zwar am Kaufpreis des Autos, aber hat man dann wirklich mal einen Schaden, behauptet die Versicherung, das Auto sei unterversichert. Man bekommt nur einen Teil des Schadens ersetzt, und das obwohl sie alljährlich die vollen Versicherungsbeträge einstreichen.

Die Besteuerung der Reichen wird keines dieser Probleme lösen. Die einzige Möglichkeit für Reformen besteht darin, Nicht-Rechtsanwälte zu wählen, die all diese Branchen – die von den Rechtsanwälten als Goldesel erachtet werden – tatsächlich auch reformieren. Im US-Kongress ist niemand, der ihn nicht als Multimillionär wieder verlässt. So viel zum Thema, dass sie der Öffentlichkeit dienen.

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