Anleger & Sparer scheuen Gold, wie der Teufel das Weihwasser
Propagandafront.de, 12.06.2015
Die Goldbugs und die Goldbären sind genervt – seit 2 Jahren tritt der Goldpreis auf der Stelle und ist in einem festen Handelskanal gefangen. Während die Goldbugs auf steigende Preise hoffen, rechnen die Goldbären hingegen mit weiteren Preisrückgängen, was beide Gruppen jedoch eint, ist, dass sie eine klare Marktrichtung vermissen.
Fakt ist jedenfalls, dass die Goldbären seit fast 4 Jahren das Heft in der Hand haben, also seit dem Goldpreishoch im September 2011, wo das Metall auf USD 1.920 pro Unze stieg. Fakt ist aber auch, dass eine 4-jährige Korrektur enorm lang ist und sich das Blatt eines Tages wieder wenden wird, denn nichts fällt oder steigt ewig. Viele Goldbullen glauben, dass der Goldpreis demnächst wieder steigen wird – das sagen sie aber bereits seit 2011. Wer auf sie gehört hat, hat vier Jahre lang zwar eine tolle Versicherung gegen die Staatsmafia gehabt, konnte damit aber keine Zugewinne erwirtschaften.
Die meisten Goldbären rechnen unterdessen damit, dass es vor dem nächsten Bullenmarkt noch zu einer Kapitulationsphase kommt, und Gold scheint sich derzeit auf genau diese finale Crashphase vorzubereiten. Sicher, theoretisch wäre auch denkbar, dass Gold wieder direkt in einen Bullenmarkt übergeht, aber das wäre nur wenig spektakulär und nicht der klassische Ausgang eines Bärenmarkts. Der klassische Ausgang eines Bärenmarkts kennzeichnet sich im Grunde durch eine totale Verzweiflung der Bullen und eine ausufernde Euphorie der Bären.
Nehmen wir an, Gold würde an irgendeinem Zeitpunkt innerhalb der nächsten 6 Monate mit einem Preis von USD 900 oder USD 950 pro Unze gehandelt. In einem solchen Fall würden viele Goldbugs die Welt nicht mehr verstehen, denn wie kann es sein, dass die „Krisenwährung Nr. 1“ während einer sich abzeichnenden globalen Staatsschuldenkrise und angesichts all der Gelddruckerei so schwächelt! Die Goldbären würden unterdessen immer euphorischer werden und Preisziele von sagen wir USD 600 bis USD 700 pro Unze als realistisch ausweisen. Das wäre ein spektakuläres Ende des Goldbärenmarkts, und es wäre überdies ein Ende, das zum wilden Charakter von Gold passen würde.
Aktuell mehren sich zumindest die Hinweise, dass es eine solche finale Kapitulationsphase am Goldmarkt tatsächlich geben könnte. Im Grunde würden dieselben Kräfte dafür verantwortlich sein, die auch für den Goldbullenmarkt verantwortlich waren, nämlich die angstbasierten Käufe westlicher Anleger, denn diese brechen zurzeit massiv ein. Der letzte Goldbullenmarkt wurde zwar von der indischen und chinesischen Goldnachfrage gestützt, aber angeheizt wurde er von den westlichen Privatanlegern. Ohne die Goldnachfrage der westlichen Privatanleger wären die explosionsartigen Goldpreisanstiege des letzten Goldbullenmarkts nicht denkbar gewesen.
Und hier spielen zwei Nachfragequellen eine Rolle: (1.) Die Nachfrage nach physischen Goldanlageprodukten, die beim Goldkäufer eingelagert werden können, beispielsweise Goldmünzen oder Goldbarren, die der Käufer im Garten vergraben oder im Bankschließfach verwahren kann, und (2.) die Nachfrage nach Anteilen an börsennotierten Gold-Fonds (Gold-ETFs), die für Anleger den Vorteil haben, am Goldmarkt zu partizipieren und dabei schnell und bequem ein- und wieder auszusteigen.
Und beide Nachfragequellen erfuhren im Rahmen des Goldbullenmarkts enormen Auftrieb. Erinnern wir uns zurück: Ja, es gab 2010 und 2011 Phasen in den westlichen Ländern, wo sich Schlangen vor den Edelmetallhändlern bildeten und auch über Versorgungsengpässe bei Goldmünzen und Goldbarren berichtet wurde. Und ja, die börsennotierten Goldfonds waren über viele Jahre eine wahre Erfolgsgeschichte und wurden so schnell groß, dass man sich nur die Augen reiben konnte.
Aber diese Zeiten sind vorbei. Sicher, das könnte sich demnächst auch wieder ändern – die Politiker in Europa und Nordamerika setzen derzeit ja alles daran, dass der Goldbullenmarkt mittelfristig wieder nachhaltig in Gang kommt –, doch aktuell herrscht unter den Goldbullen Verzweiflung, und die Frage ist, ob wir bereits das Ende der Fahnenstange erreicht haben oder ob es tatsächlich noch zu einem finalen Ausverkauf kommt.
Die Zahlen sprechen für sich
Die Zahlen für die Goldnachfrage seitens westlicher Anleger sind derzeit eine einzige Katastrophe. Kein Wunder, all die Finanzmarktentwicklungen der letzten Jahre sorgten für zahlreiche Narrative, die eine wunderbare bärische Geschichte des Goldmarkts stricken lassen, auch wenn oftmals nicht viel dahinter steckt.
Die Aktienmärkte sind die letzten Jahre massiv gestiegen, weshalb viele glauben, dass sei bärisch für Gold. Das ist natürlich Schwachsinn, da Gold und Aktien gemeinsam steigen oder fallen können. Die Zinsen sind die letzten Jahre auf historische Rekordtiefs gefallen, wie sie die Menschheit noch nicht gesehen hat – das war angeblich bullisch für Gold (hat nur keiner mitbekommen), und jetzt, wo sich wieder steigende Zinsen anbahnen, sei dies bärisch für Gold. Auch das ist Schwachsinn – Gold kann natürlich sehr wohl und sehr energisch auch bei steigenden Zinsen steigen. Die Leitwährung US-Dollar, in welcher Gold ausgepreist wird, befindet sich auf mehrjährigen Hochs – bärisch für Gold. Können der US-Dollar und Gold gemeinsam steigen – natürlich!
Im Grunde sind all die Argumente, die für einen fallenden Goldpreis immer wieder angeführt werden, Quatsch. Aber darum geht es nicht, es geht vielmehr darum, was die Anleger glauben. Und solange die Anleger diese bärischen Narrative glauben, werden sie Gold nicht anfassen. Nach dem Ende des Goldbärenmarkts wird über all diese Stories nur noch gelacht werden – doch so weit sind wir momentan noch nicht. Die aktuellen Zahlen sprechen eine ganz andere Sprache, nämlich dass die Privatanleger, Investoren und Trader das gelbe Metall derzeit scheuen, wie der Teufel das Weihwasser, was wir uns im Folgenden noch genauer anschauen werden:
Nachfrageeinbruch bei Barren, Münzen & Schmuck
- Die Verkäufe von US Gold Eagles durch die US-Prägeanstalt U.S. Mint (weltgrößter Goldmünzenproduzent) sind im Mai auf Monatsbasis auf den niedrigsten Stand der letzten 8 Jahre gefallen. Die Verkäufe sind allein im Mai gegenüber April um 27% eingebrochen. Einige Analysten rechnen nun damit, dass die Nachfrage nach den US-amerikanischen Anlagemünzen auf Jahresbasis auf den niedrigsten Stand seit 2008 fallen könnte.
- Die Verkäufe von australischen Goldanlagemünzen durch die Perth Mint (zweitgrößter Goldmünzenproduzent der Welt) sind im Mai auf den niedrigsten Stand der letzten 3 Jahre gefallen.
- Das World Gold Council meldete Mitte letzten Monats, dass die weltweite Nachfrage nach Goldschmuck und Goldanlageprodukten wie Barren oder Münzen im ersten Quartal 2015 im Vorjahresvergleich um 5% zurückgegangen ist.
Nachfrageinbruch bei Gold-ETFs
- Der weltgrößte börsennotierte Goldfonds GLD, der 2011 für wenige Tage der größte börsennotierte Vermögensfonds auf dem Planeten war – und das obwohl er erst Ende 2004 aufgelegt wurde –, ist jetzt sogar aus den Top 10 der weltgrößten ETFs gefallen. Er rangiert nun auf Rang 11. Allein im Mai wurden weitere USD 900 Millionen (3% des Fonds) an Gold aus dem Fonds abgezogen. Mit 710 Tonnen Gold besitzt der GLD heute so viel physisches Gold wie im September 2008, als Lehman Brothers zusammenbrach.
- Die Goldbestände aller weltweit börsennotierten Goldfonds sind im Mai mit 1.593,4 Tonnen auf den niedrigsten Stand seit März 2009 gefallen.
Diese Zahlen sind unmissverständlich. Die Anleger und Sparer haben derzeit überhaupt keine Lust, in physisches Gold zu investieren. Stattdessen wird Gold von Investoren und institutionellen Anlegern mehrheitlich abgestoßen. Damit Gold wieder glänzen kann, muss es zu einem extremen und kontinuierlichen Nachfrageanstieg bei den westlichen Anlegern kommen. Und es gibt nur einen Grund, warum westliche Anleger in Gold strömen würden – angstbasierte Käufe. Da die Goldkäufer in Europa und Nordamerika nicht gerade dafür bekannt sind, sich wie indische Goldkäufer mit Gold zu behängen (goldaffine Käufe), sondern das Metall eher als Notgroschen erachten, braucht es für eine nachhaltige Trendwende am Goldmarkt ein auslösendes Moment, dass für eine gewisses Maß an Panik unter den Sparern und Anlegern sorgt.
Aktuell sieht es aber so aus, als würden die Goldinvestoren das Handtuch werfen, weshalb es auch aus fundamentaler Sicht keine Überraschung wäre, wenn der Goldpreis doch noch einmal nachgibt und es zu einer finalen Kapitulationsphase kommt. Sollte ein solcher finaler Ausverkauf bei Gold noch einmal stattfinden, dann bestimmt innerhalb der nächsten 12 Monate – denn am Horizont zieht bereits eine sehr, sehr hässliche globale Staatsschuldenkrise auf, und die idiotischen Politiker sind ein Garant dafür, dass diese globale Staatsschuldenkrise mit einem großen fulminanten Knall endet – ein Knall, der mit Sicherheit von einem goldigen Kursfeuerwerk begleitet werden wird.
Egal wie es kommt, die Zeichen deuten darauf hin, dass die nächsten 4 Jahre für Gold weitaus spannender und volatiler werden dürften als die letzten 2 Jahre, wo der Goldpreis lustlos vor sich hindümpelte und unzählige Male die Marke von USD 1.200 pro Unze von oben und unten testete.