Laut des Analysehauses Armstrong Economics geben viele vermeintliche Goldpreisanalysten utopische Preisziele aus, die weitab der technisch möglichen Höchstmarken liegen. Anleger sollten sich vor solchem Gold-Voodoo in Acht nehmen und besonnen agieren

Martin Armstrong, Armstrongeconomics.com, 03.08.2015

Gold – wie geht’s jetzt weiter?

Obwohl Gold Ende Juli weit unterhalb der bärischen Monatsumkehrmarke von USD 1.155 pro Unze aus dem Handel ging, hielt die nächsttiefer gelegene bärische Wochen- und Monatsumkehrmarke von USD 1.084 pro Unze. Unsere Energiemodelle drehen bei Gold aktuell in den positiven Bereich, es scheint daher so zu sein, dass der Preiseinbruch dieses Mal nicht vollumfänglich durchschlagen wird. Wird eine bärische Umkehrmarke sehr deutlich unterschritten, bekommt man oftmals eine Erholung, bei der diese Marke abermals getestet wird, bevor es weiter nach unten geht.

In den Monaten August und September stehen sich zwei Richtungswechsel direkt gegenüber und darüber hinaus war Juli auch ein Umkehrpunkt. Es könnte daher eine Aufwärtsreaktion geben, um die Shorts abzuräumen, da in der Presse aktuell eine extrem bärische Stimmung verbreitet wird wie beispielsweise die Kommentare im Wall Street Journal, wo Gold als ein in die Tiefe fallender Stein bezeichnet wird.

Käme es jetzt zu einer Reaktions-Rally, bevor wieder neue Tiefs etabliert werden, würden dadurch die Short-Positionen abgebaut. Es ist aber unwahrscheinlich, dass eine solche Rally über den Monat September hinausreichen wird. Wahrscheinlicher ist, dass wir beim Goldpreis noch den finalen Niedergang gemäß der von uns kommunizierten zeitlichen Ziele erleben werden.

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Gold notiert aktuell innerhalb seines Trendkanals. Der Widerstand liegt jetzt bei USD 1.155 pro Unze und der nächsthöhere Widerstand verläuft bei USD 1.225 – USD 1.300 pro Unze. Auf Schlusskurs-Basis liegt die Stützung weiterhin bei USD 1.084 pro Unze, während die bedeutende Stützung bei USD 900 pro Unze verläuft.

Langfristige Goldpreisentwicklung

Frage: „Ihr Timing ist unglaublich … Sie haben meine Augen für einen völlig neuen Ansatz des Beobachtens der Welt geöffnet. Glauben Sie immer noch, dass Gold nach 2016 auf USD 5.000 pro Unze steigen kann?“

Antwort: Ja, aber wie bereits erwähnt, handelt es sich bei einem Goldpreis von USD 5.000 pro Unze um das extreme Maximalpreisziel. Selbst technisch sehe ich überhaupt keine Möglichkeit, wie Gold auf USD 30.000 pro Unze oder irgendein anderes dieser lächerlichen Preisziele steigen könnte.

Allein schon ein Preisanstieg auf USD 5.000 pro Unze dürfte schwer genug werden, und wir müssen uns Sorgen darüber machen, dass sie Gold einfach für illegal erklären, so wie sie es 1934 taten. Dabei müsste der Staat nicht unbedingt von Haus zu Haus ziehen und das Gold beschlagnahmen. Wahrscheinlicher wäre, dass sie dieselben Taktiken einsetzen, die bereits in der Vergangenheit zum Tragen kamen: Sie würden unter dem Vorwand der Bekämpfung der Steuervermeidung einfach Gold-Transaktionen verbieten und darunter könnten sogar Bitcoins fallen. Das wäre die beste Methode, die Beschlagnahmung von allem, wodurch Steuern vermieden werden können, den Boden zu bereiten. Der Staat bezeichnet Steuervermeidung neuerdings ja als Geldwäsche, wofür man bis zu 20 Jahre Gefängnis bekommt.

Es geht jetzt nur noch um sie selbst – nicht um Sie! Sie werden sich aus den Schulden niemals herausinflationieren, weil die Anleihehalter ihnen unter einem solchen Szenario keine Gelder bereitstellen würden. Die Hedge-Fonds verlangen stattdessen drakonische, deflationäre Maßnahmen, so wie sie es derzeit in Puerto Rico und Argentinien machen. Sie scheren sich überhaupt nicht darum, dass die Gesellschaft unter Austerität nicht funktionieren kann – sie wollen ihre Profite.

Solche Pläne gegen die Steuervermeidung würden nicht allein auf Gold abzielen. Sie würden auf alles abzielen, was im steuerfreien Raum stattfindet. Diese staatlichen Maßnahmen kämen im Grunde der Schließung des Gold-Future-Markts gleich. Das würde die Edelmetallminen richtig treffen, da sie dann nicht mehr in der Lage wären, ihre Goldproduktion zu besichern. Und wäre Gold verboten, ja wer würde es dann kaufen? Es gibt also eine Menge Probleme, wenn man Gold verbieten will.

Das bedeutet aber nicht, dass es diesen Leuten nicht zuzutrauen ist, solche Dinge zu probieren. Und es spiegelt die Probleme wider, mit denen wir im Hinblick auf den irrational agierenden Staat konfrontiert sind, der versucht, die Kontrolle zu behalten und an der Macht zu bleiben, anstatt Reformen durchzuführen. Das ist die Kernschmelz-Phase von Staaten, da sie keinerlei langfristige Strategie haben. Außer vollumfänglichen Reformen gibt es keine Möglichkeit, diesem Chaos zu entrinnen. Doch dies wäre mit einem Machtverlust verbunden, und sie werden so etwas niemals freiwillig zulassen. Sie werden sich mit allen Mitteln zur Wehr setzen.

Gold dürfte das Niveau von USD 2.300 pro Unze testen – das ist ungefähr das inflationsbereinigte Hoch von 1980. Dieses Preisziel scheint das Minimalziel zu sein. Die Voraussetzung dafür ist aber, dass Gold weiterhin frei gehandelt wird. Ein exaktes Preisziel für das Preishoch bei Gold werden wir erst erhalten, nachdem das finale Tief etabliert worden ist, weil wir erst dann die Umkehrmarken dieses Tiefs bekommen werden. Alles andere ist Spekulation und hat nichts mit Prognosen zu tun. Zum jetzigen Zeitpunkt gehen wir nach wie vor davon aus, dass Gold zu den von uns kommunizierten zeitlichen Zielen sein Tief ausbilden wird.

Die Gold-Promoter werden natürlich versuchen, die Leute davon zu überzeugen, dass die physische Nachfrage nach Gold steigen und dies die Lage dann irgendwie retten wird. Das ist aber eher ein Hinweis darauf, dass das Tief noch nicht etabliert ist. Die nach einem finalen Tief einsetzende Rally geht nie (!) auf einen Nachfrageanstieg zurück, sondern auf Short-Covering. Genauso ist es auch bei einem Hoch – da gehen dem Markt die neuen Käufer aus, wodurch das Hoch geschaffen wird. Die Käufer müssen völlig verausgabt werden, um das Hoch zu schaffen, und genauso muss man die Shorts völlig verausgaben, um das Tief zu etablieren.

Ich empfehle immer noch physische Goldmünzen – aber keine Gold-Anlagebarren. Halten Sie sich von seltenen Prägungen fern und bleiben Sie bei ganz normalen USD 20-, USD 10- und USD 5-Dollar-Goldmünzen mit geringem Goldgehalt. Sie sollten besser Münzen besitzen, die man für Sammlerstücke hält. Halten Sie sich von hochreinen und sehr seltenen Goldmünzen fern. Darüber hinaus sollten Sie wissen, dass die Aufschläge für neu geprägte Gold- und Silbermünzen bei Preisrückgängen zulegen. Die Marktteilnehmer versuchen so, ihre Verluste wettzumachen. Diese Aufschläge gehen bei Spitzenpreisen zurück und steigen bei Preisrückgängen.

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