Jordan Roy-Byrne, The Daily Gold, 29.01.2016

Mit jedem weiteren Tag der Rally bei Gold und Silber sind zunehmend stärker Hoffnungen aufgekeimt, dass der Bärenmarkt bei den Edelmetallen vorbei sein könnte. Der lange und drastische sich ewig anfühlende Bärenmarkt muss erst noch zu Ende gehen – das ist bisher nicht passiert. Unter der Oberfläche wird der Bärenmarkt bereits schwächer und Gold wieder stärker. Gold zeigt gegenüber fremdländischen Währungen Stärke und konnte auch seinen Abwärtstrend gegenüber Aktien beenden. Das sind sehr positive Entwicklungen und es sind die Vorläufer der Geburtsstunde eines neuen Bullenmarkts. Die schwache Erholung bei den Edelmetallen und ein möglicher Ausbruch des US-Dollars sind jedoch eine Warnung, dass wir weiterhin geduldig und vorsichtig agieren sollten.

Wenn wir uns die Preisentwicklung von Gold und Silber anschauen, stellen wir fest, dass sich der Charakter in keinem der beiden Märkte geändert hat. 2014 und 2015 legten sie ähnliche Rallys hin. Seit dem Goldpreistief auf Wochenbasis im November 2015 hat sich das Metall innerhalb von gut zwei Monaten gerade einmal um 6% verteuern können. Gold hat bisher noch nicht einmal seinen gleitenden 200-Tagesschnitt bei USD 1.133 pro Unze oder die bei USD 1.140 bis USD 1.150 pro Unze verlaufende bedeutende Stützung testen können. Silber ist unterdessen noch schwächer gewesen – das weiße Metall hat in den letzten Monaten keinerlei anhaltende Stärke oder Erholung aufweisen können.

01

Die jüngste Erholung bei Gold sieht ziemlich armselig aus, wenn man sie mit den Erholungen der Jahre 1976 und 2008 vergleicht, als Gold nach bedeutenden Tiefs wieder im Preis stieg. Gold liegt seit seinem Tief vor 9 Wochen gerade einmal mit 6% im Plus. Neun Wochen nach den Tiefs von 1976 und 2008 hatte sich Gold aber im Schnitt bereits um 19,5% erholt. Damit läge Gold bei USD 1.262 pro Unze. Hätte Gold Ende letzten Jahres sein finales Tief ausgebildet, dann wäre es bis zum jetzigen Zeitpunkt wohl zumindest bis zum Widerstand im Bereich von USD 1.180 bis USD 1.200 pro Unze vorgedrungen.

Und hätte sich der US-Dollar-Index nicht auf so bullische Art und Weise konsolidiert, wären die Anstiege bei Gold und Silber wesentlich deutlicher ausgefallen. Mit anderen Worten: Gold und Silber hätten ein wenig mehr Stärke gezeigt, wenn der US-Dollar-Index wieder nachgegeben hätte. Gold führt den US-Dollar bei entscheidenden Trendwenden in aller Regel an.

Der US-Dollar hat seine enormen Zugewinne auf bullische Art und Weise verarbeitet. Er konnte sich über dem 38%-Retracement-Niveau sowie der gleitenden 200- und der gleitenden 400-Tageslinie halten. Aktuell notiert der US-Dollar fast auf demselben Niveau wie vor einem Jahr, während die spekulativen Positionen gegenwärtig aber nur noch halb so groß sind wie vor zwölf Monaten (aktuell sind es 51.700 Kontrakte vs. 101.000 Kontrakte im März 2015). Mit anderen Worten: Es kam beim Dollarmarkt zu einem bedeutenden Rückgang der Spekulation und trotzdem ist der US-Dollar gerade einmal 2% von neuen Hochs entfernt.

Die Stärke bei Goldminenaktien könnte den Bullen etwas Hoffnung bescheren, doch in diesem Zusammenhang verweisen wir noch einmal auf unseren Kommentar von letzter Woche: „Die Goldminenaktien könnten – obwohl sie anfangs noch dem allgemeinen Aktienmarkt folgen –, ihren Rückgang wieder fortsetzen, sollten die Edelmetalle abermals an ihren Abwärtstrends anknüpfen.“ Die Zugewinne der letzten Wochen haben unsere Erwartungen überstiegen, dennoch bleiben wir bei unserer Einschätzung. Sollten sich die Edelmetalle abermals in Richtung Süden aufmachen, ist es wahrscheinlich, dass auch die Edelmetallminenaktien dieser Kursbewegung folgen werde.

Obwohl es unter der Oberfläche gute Anzeichen für Gold gibt, spricht die Tatsache, dass eine starke Erholung in den letzten Monaten ausgeblieben ist, dafür, dass eine kräftige Erholung zwar in der Zukunft liegt, aber nicht unmittelbar bevorsteht. Der anhaltende Abwärtstrend von Gold könnte in den nächsten ein oder zwei Wochen wieder an Fahrt aufnehmen. Daher sollten Edelmetallbullen darüber nachdenken, ihre Positionen abzusichern und auf den extrem überverkauften Zustand inmitten einer extrem bärischen Stimmung zu warten, der der nächsten Trendwende vorausgehen dürfte.

WordPress Cookie Plugin von Real Cookie Banner