Economic Collapse, 29.08.2010

Es gibt für niemanden Grund zur Sorge. Der Vorsitzende der Federal Reserve, „Helikopter Ben“ Bernanke, erklärte, dass die US-Wirtschaft bald wieder laufen würde und, sollte doch irgendeine Panne eintreten, die Federal Reserve zur Hilfe eilt. Das ist im Grunde genommen die Botschaft, die Bernanke am Freitag auf dem jährlichen Treffen der Zentralbanker in Jackson Hole in Wyoming herausgab.

Obwohl die Federal Reserve die Zinssätze bereits auf historische Tiefststände senkte, beharrte Bernanke darauf, dass die Federal Reserve immer noch über eine Vielzahl von Werkzeugen verfügt, die dazu genutzt werden können die US-Wirtschaft wiederzubeleben, sollte dies notwendig werden.

Wenn wir uns jedoch Bernankes Erfolgsbilanz anschauen, dann dürfte das „Don´t worry, be happy.“-Mantra dieses Mal nicht mehr funktionieren. Wenn es sich bei Bernanke und seinem Team tatsächlich um derart intellektuelle Kraftpakete handeln würde, dann wären sie von der „überraschenden“ Finanzkrise der Jahre 2007 und 2008 nicht so eiskalt erwischt worden. Vielmehr erklärte Bernanke jedem direkt vor Ausbruch der „größten Finanzkrise seit der Großen Depression“, dass die Wirtschaft völlig in Ordnung sei. Werden wir uns von ihm also ein weiteres Mal an der Nase herumführen lassen?

Bernanke beteuert, dieses Mal sei alles anders, dieses Mal sei die Federal Reserve wirklich am Ball. Während seiner Stellungnahme in Jackson Hole sagte Bernanke, dass die FED „unkonventionelle Maßnahmen [einleiten wird], wenn sich dies als notwendig herausstellt, im Besonderen, wenn sich der Ausblick bedeutend verschlechtert.“

Unkonventionelle Maßnahmen? Könnte es sich dabei um eine wenig verhüllte Art handeln zu sagen, dass Helikopter Ben und seine Kumpanen so viel „quantitative Lockerung“ durchführen werden, wie sie zum Vorantreiben der Wirtschaft für notwendig erachten? Unglücklicherweise haben die meisten Amerikaner überhaupt keine Vorstellung davon, was quantitative Lockerung überhaupt ist.

Bei der quantitativen Lockerung schafft die Federal Reserve im Grunde genommen Geld aus dem nichts und verwendet dieses Geld dann um Dinge wie US-Staatsanleihen und hypothekarisch gesicherte Wertpapiere zu kaufen. Indem die Federal Reserve auf diese Weise Geld in die Wirtschaft pumpt, hofft sie, dass die Banken wieder damit beginnen werden mehr Menschen und Unternehmen Kredit zur Verfügung zu stellen, die dann über mehr Geld verfügen werden um es auszugeben.

Bereits im Jahre 2002 hatte Bernanke offen die Strategie des „leichten Geldes“ als eine Möglichkeit die US-Wirtschaft aus Schwierigkeiten zu befreien verfochten: „Die US-Regierung hat eine Technologie, die sich Druckerpresse nennt (oder heute ihr elektronisches Pendant), die es ihr erlaubt ohne Kosten so viele US-Dollars zu schaffen, wie sie wünscht.“

Bevor wir uns nun einigen Fragen der quantitativen Lockerung zuwenden, sollte zunächst angemerkt werden, dass diese Aussage von Bernanke vor Fehlern nur so strotzt. Es ist absolut beängstigend, dass jemand wie Bernanke mehr Macht über die US-Wirtschaft hat als irgendein Kongressmitglied oder selbst der Präsident der Vereinigten Staaten.

Zunächst einmal gibt die US-Regierung keine US-Dollars heraus. Sie werden von der Federal Reserve emittiert. Schauen Sie einmal auf eine Dollar Note, da findet sich ganz oben „Federal Reserve Note“.

Zweitens kann die US-Regierung nicht so viele Dollars schaffen, wie sie will. Immer wenn sie weitere US-Dollars will, muss sie im Gegenzug US-Schatzanweisungen an die Federal Reserve übergeben. Wenn die Regierung so viele Dollars schaffen könnte, wie sie wollte, bräuchte sie einfach nur USD 13 Billionen drucken und könnte schon morgen die Staatsschulden zurückzahlen. Unter dem aktuellen System ist dies jedoch nicht möglich.

Jedes Mal, wenn die „Druckerpresse angefeuert wird“, verschuldet sich die US-Regierung daher noch stärker. Und jedes Mal, wenn sich die US-Regierung noch stärker verschuldet, müssen mehr Zinsen auf diese neuen Schulden gezahlt werden. Es gibt also sehr wohl exorbitante Kosten, die mit der Schaffung von Dollars einhergehen.

Darüberhinaus wird immer, wenn ein neuer US-Dollar geschaffen wird, jeder andere US-Dollar ein bisschen weniger wert. Umso mehr Dollars es gibt, umso geringer ist die Kaufkraft eines jeden Dollars. Dieses Phänomen kann man ein wenig verschleiern oder für eine gewisse Zeit hinauszögern, aber die Inflation wird am Ende stets obsiegen, wenn die Geldversorgung fortwährend ausgedehnt wird.

Seit der Schaffung der Federal Reserve im Jahre 1913 hat der US-Dollar über 95% seines Wertes verloren. Das ist kein Zufall gewesen. Das Federal Reserve System wurde geschaffen, um den US-Dollar langsam aber sicher inflationieren zu lassen. Was sie jedoch vermeiden möchten, ist, dass dies zu schnell geschieht. Und das ist genau die Gefahr, der wir in den kommenden Jahren entgegensehen. Da die US-Geldmengenversorgung sich als Reaktion auf die explodierende US-Verschuldung dramatisch ausdehnt, werden wir es schlussendlich mit einer sehr, sehr gravierenden Inflation zu tun bekommen.

Die Bush-Regierung und die Obama-Regierung haben die Vereinigten Staaten in derart viele Schulden hineingeritten, dass es auf der Welt garnicht genügend Käufer gibt um diese Mengen zu absorbieren, zumindest nicht bei den aktuell superniedrigen Zinssätzen auf US-Staatschulden. Anstatt die Zinssätze auf ein Niveau zu heben, wo die US-Schulden für Investoren attraktiv genug werden, springt die Federal Reserve ein und „kauft“ mit aus dem nichts geschaffenen Geldern all die überschüssigen unverkäuflichen Staatschulden auf. Hier handelt es sich um ein Schneeballsystem, bei dem die Zinssätze auf US-Schatztitel künstlich unten gehalten werden.

Hinzukommt, dass die Federal Reserve an sehr große Banken und Finanzinstitutionen wie Goldman Sachs, JPMorgan Chase, Bank of America und Citigroup gigantische Mengen an Geld zu praktisch 0% Zinsen herausgibt, während diese Großbanken und Finanzinstitutionen im Gegenzug einen Großteil dieser Gelder wieder in US-Staatsanleihen investieren. Dadurch schuf man eine gigantische US-Staatsschulden-Carry-Trade-Blase und man ermöglichte es diesen gigantischen Finanzmonstern darüberhinaus riesige Berge an risikofreiem Geld anzuhäufen. Das ist ein weiteres Schneeballsystem.

Aber diese Schneeballsysteme sind nicht tragbar und funktionieren auch nicht ewig. Bisher sind Bernanke und seine Kumpanen in der Lage gewesen Billionen an US-Regierungsschulden zu finanzieren und gleichzeitig die Zinssätze auf US-Staatsanleihen sowie die Inflation außerordentlich niedrig zu halten. An irgendeinen Punkt wird ihr Balanceakt zu einem Ende kommen und dann stehen wir vor einem gigantischen Schlamassel.

Aktuell scheint Bernanke mit sich jedoch ziemlich zufrieden zu sein. Bernanke schloss seine Rede in Jackson Hole mit den Worten:

„Wie ich eingangs sagte, sind wir einen weiten Weg gegangen, aber es liegt noch ein ganzes Stück vor uns. Gemeinsam mit anderen wirtschaftspolitischen Entscheidungsträgern und der Privatwirtschaft verpflichtet sich die Federal Reserve auch weiterhin ihre Rolle dabei zu spielen, dass die US-Wirtschaft zu einem nachhaltigem und nicht inflationärem Wachstum zurückkehrt.“

In Bernankes Fantasiewelt wird die US-Wirtschaft wieder brummen, zu neuem Leben erwachen und schon bald stärker sein als jemals zuvor. Sie sollten ihm jedoch keinen Glauben schenken. Fakt ist, dass die US-Wirtschaft jeden Monat riesige Mengen an Arbeitsplätzen an das Ausland verliert. Fakt ist, dass die US-Wirtschaft dank des explodierenden Handelsdefizits jeden Monat etwas ärmer wird. Fakt ist, dass die US-Regierung gemeinsam mit der überwiegenden Mehrheit der US-Bundesstaaten und den Gemeinden immer weiter in Schulden versinkt.

Die Wirtschaft der Vereinigten Staaten befindet sich nicht auf Erfolgskurs. Die US-Wirtschaft wird jeden Monat immer ärmer und versinkt immer mehr in Schulden, sie verblutet langsam.

Ben Bernanke kann den ganzen Tag herumrennen und versuchen uns zu überzeugen, dass „der Himmel nicht über uns einstürzt“, aber irgendwann kommt der Punkt, an dem das amerikanische Volk aufwacht und ihm einfach keinen Glauben mehr schenken wird.

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