Gigantische Abwärtsmobilität im Land der unbegrenzten Depression

The Economic Collapse, 31.08.2010

Nicht jeder hatte unter den wirtschaftlichen Verwerfungen der letzten Jahre zu leiden. Einigen Amerikanern geht es sogar richtig, richtig gut. Während die überwiegende Mehrzahl der US-Bürger ums Überleben kämpft, gibt es einen kleinen Teil der Gesellschaft, dem es anscheinend so gut geht, wie nie zuvor. Dies wurde jüngst in einem Artikel von CNBC beleuchtet, wo darauf hingewiesen wurde, dass Firmen, die den durchschnittlichen Amerikaner versorgen, ziemlich arm dran sind, während Firmen, die Luxusgüter und Luxusdienstleistungen vertreiben, im Allgemeinen ganz ausgezeichnete Geschäfte machen.

Warum springen die Verbraucher nicht auf den Zug auf? Es scheint so, als gäbe es eine große Zahl von Amerikanern, die entweder nicht viel Geld haben um es auszugeben oder zögerlich dabei sind. Eine erstaunlich hohe Zahl ist immer noch arbeitslos und bei zahlreichen anderen Amerikanern besteht die sehr reale Angst, dass die harten wirtschaftlichen Zeiten schon bald wiederkehren werden. Auf der anderen Seite gibt es eine beträchtliche Zahl an US-Bürgern, die das Geld für Luxusgüter und Dienstleistungen aus dem Fenster wirft, so als hätte sich die Wirtschaft jetzt bereits wieder vollständig erholt und als müsse man nun die guten Zeiten genießen. Also was geht hier eigentlich vor?

Nun ja, 2010 hängt das Leben in großem Maße davon ab, ob man etwas hat oder ein Habenichts ist. CNBC führt dazu aus:

„In 2010 haben sich die Verbraucherausgaben in den USA in zwei Lager gespalten, mit einem Verbrauchersegment, das zuversichtlich und verschwenderisch Geld für die schöneren Dinge des Lebens ausgibt, während ein anderes Segment sich Sorgen um Arbeitslosigkeit macht, wenig oder kein frei verfügbares Einkommen hat und Geld nur für die absolut lebensnotwendigen Dinge ausgibt.“

Diese aktuelle Entwicklung begründet sich schlichtweg dadurch, dass die Reichen immer reicher werden und jede Menge Geld haben um sich Sachen zu kaufen, während die Armen immer ärmer werden und über so wenig Geld wie nie zuvor verfügen, das sie ausgeben könnten.

Falls Sie es in den letzten paar Jahrzehnten nicht mitbekommen haben sollten: Was wir heute in Amerika vorliegen haben, ist ein System, das geschaffen wurde um so viel Vermögen als möglich in die Hände der Elite zu schleusen. Das, was wir heute in Amerika im Jahre 2010 vorliegen haben, hat überhaupt nichts mit Kapitalismus zu tun. Stattdessen haben wir ein System geschaffen, wo die Gesetze so gestaltet sind, dass die Machtelite und ihre großen und alles beherrschenden Konzerne immer auf der Gewinnerseite stehen.

Warum zahlen so viele der größten Konzerne Amerikas nur so wenig Steuern? Was glauben Sie, warum so viele dieser Konzerne von Regierungssubventionen, Steuererlässen und staatlichen Rettungsgeldern nur so überschüttet werden? Das hat nichts mehr mit Wettbewerb zu tun, es geht darum, dass Spiel zu seinen Gunsten zu gestalten. Die Machtelite und die unter ihrer Kontrolle stehenden gigantischen Konzerne geben Abermillionen für Lobbyarbeit und Wahlkampfspenden aus und sie erwarten, dass sie sich diese Investments ordentlich auszahlen.

Beispielsweise sind viele Menschen der Meinung, Barack Obama und die Demokraten wären den Konzernen feindlich gesonnen. Aber warum gehören dann genau dieselben Konzerne, die jetzt gigantische Rettungsgelder erhalten, Rekordprofite einstreichen und ihren Angestellten Milliarden an Boni auszahlen, zu den größten Spendern von Barack Obama?

Im US-Präsidentschaftswahlkampf war Goldman Sachs der zweitgrößte Finanzier von Barack Obama, Microsoft der Viertgrößte, Citigroup der Sechstgrößte, JPMorgan Chase kam auf den 7. Rang und Time Warner auf Platz 8.

Jedes Jahr verabschiedet der US-Kongress zahllose neue Gesetze, die es den Konzernen noch einfacher machen zu dominieren und es den Reichen noch einfacher machen noch reicher zu werden. In Amerika geht es nicht um Wettbewerb, es geht um die Abschaffung des Wettbewerbs.

Zum Bedauern der Mittelklasse haben die unsere Wirtschaft beherrschenden gigantischen Raubtierkonzerne nun auch festgestellt, dass sie eigentlich garnicht so viele amerikanische Arbeitnehmer mehr brauchen. Stattdessen verlagern sie unsere Arbeitsplätze langsam aber sicher auf die andere Seite der Welt, wo die Arbeiter gewillt sind für ein Zehntel von dem zu arbeiten, was in den USA gezahlt wird. Und trotzdem rennen wir immer noch in die riesigen Supermärkte und füllen unsere Einkaufswagen mit einem Haufen Plastikmüll, der von diesen gigantischen Konzernen am anderen Ende der Welt gefertigt wurde.

Während diese gigantischen Konzerne also in unseren Gemeinden Profite machen, nehmen sie uns gleichzeitig die Arbeitsplätze weg um sie ins Ausland zu verlagern. Wen wundert es da noch, dass die Lücke bei den Einkommensunterschieden immer weiter auseinanderklafft?

Solange kleine Unternehmen keine wirkliche Chance haben in den Wettbewerb zu treten und es keine vernünftigen Arbeitsplätze für amerikanische Arbeitnehmer der Mittelklasse gibt, wird Amerika auch weiterhin durch den Fleischwolf gedreht werden.

Die folgenden 30 Statistiken beweisen, dass die Elite immer Reicher und die Armen immer ärmer werden, während die Mittelklasse ausgelöscht wird:

Die Reichen werden immer reicher

1. Im Jahre 2007 verfügte das oberste Prozent aller Amerikaner über 24% des landesweiten Einkommens. Zuletzt konnte man derartige Einkommensunterschiede während der Großen Depression beobachten.

2. Die Einkommen in den Vereinigten Staaten sind zwar gestiegen, jedoch haben Diejenigen, die sich an der Spitze der Pyramide befinden, praktisch die ganzen Einkommenszuwächse eingestrichen. Laut dem Harvard Magazine gingen zwischen 2001 und 2007 66% aller Einkommenszuwächse an das oberste Prozent der Amerikaner.

3. Selbst die offiziellen Regierungszahlen bringen die Tatsache zum Ausdruck, dass die Reichen immer reicher werden. Bei einer Analyse der Einkommenssteuerdaten durch das Congressional Budget Office fand man vor ein paar Jahren heraus, dass das oberste Prozent aller amerikanischen Haushalte fast doppelt soviel Unternehmensvermögen besaß als 15 Jahr zuvor.

4. Die meisten Amerikaner hatten in den letzten Jahren unter der Wirtschaft zu leiden. Das gilt aber nicht für die Jungs und Mädels von Wall Street. Laut dem Rechnungsprüfer der Stadt New York, Thomas DiNapoli, sind die Wall Street Boni 2009 im Vergleich zum Vorjahr um 17% angestiegen.

5. Während die Zahl der in Armut lebenden Amerikaner explodiert, wächst die Zahl der Millionäre unaufhörlich weiter. Innerhalb des Jahres 2009 ist die Zahl der Millionäre in den USA um gigantische 16% auf 7,8 Millionen Menschen angewachsen.

6. Das Geld, das einige dieser Wall Street Stars machen, ist unglaublich. 2005 verdienten die 25 erfolgreichsten Hedge Fonds Manager zusammen USD 9 Milliarden. Aber damit nicht genug, selbst in diesen wirtschaftlich schwierigen Zeiten werden sie immer reicher. Ein Jahr nach dem jüngsten Finanzzusammenbruch verdienten die 25 erfolgreichsten Hedge Fonds Manager gemeinsam rund USD 25 Milliarden. Heruntergebrochen sind das durchschnittlich USD 1 Milliarde für jeden. Die Wahrheit ist, dass die Vereinigten Staaten bereits seit geraumer Zeit ungleichmäßige Vermögenszuwächse zu verzeichnen hatten und sich die gesamte Situation jedes Jahr weiter verschärft.

Die Armen werden immer ärmer

7. Der Umfang der staatlichen Armutsbekämpfungsprogramme explodiert als Reaktion auf die wirtschaftlichen Schwierigkeiten. USA Today berichtete, dass aktuell jeder 6. Amerikaner von irgendeinem staatlichen Armutsbekämpfungsprogramm Unterstützung erhält.

8. Bei über 50 Millionen Amerikanern wird die Krankversicherung gegenwärtig vom Staat getragen. Seit Beginn der Rezession ist diese Zahl um 17% angestiegen.

9. Die Zahl der Amerikaner, die aktuell Lebensmittelmarken erhalten, stieg auf ein Allzeithoch von 40,8 Millionen Menschen. Diese Zahl ist seit Beginn der Rezession um fast 50% gestiegen.

10. Die Zahl der Amerikaner, die sich die grundlegendsten zum Leben notwendigen Güter nicht mehr leisten können, ist atemberaubend. Gigantische 50 Millionen Amerikaner konnten sich zu irgendeinem Zeitpunkt im vergangenen Jahr nicht genügend Lebensmittel kaufen um gesund zu bleiben.

11. Im Vergleich mit anderen Industrienationen sind die Vereinigten Staaten ziemlich arm dran. Die US-Armutsrate ist aktuell die drittschlechteste unter Industrieländern, die von der OECD untersucht wurden.

12. Das Traurigste daran ist, was wir unseren Kindern damit antun. Laut einer jüngst durchgeführten Studie leben 2010 rund 21% aller Kindern in den Vereinigten Staaten unterhalb der Armutsgrenze.

13. Aber die Menschen können ihre Familien nicht versorgen, wenn es nicht genügend Arbeitsplätze gibt. Heute gibt es nicht einmal im Ansatz genügend Arbeitsplätze für alle. 2010 brauchte der durchschnittliche Arbeitnehmer über 8 Monate um einen neuen Arbeitsplatz zu finden.

14. Momentan erhalten rund 10 Millionen Amerikaner Arbeitslosengeld, eine Zahl die im Vergleich zu 2007 fast um das Vierfache angestiegen ist.

15. Fakt ist, dass gegenwärtig eine permanente Unterklasse von Amerikanern geschaffen wird, die keine Arbeitsplätze finden kann. Die Zahl der Amerikaner, die Langzeitarbeitslosenunterstützung erhält, ist innerhalb der letzen 12 Monate um über 60% angestiegen.

16. Das Vermögen der Vereinigten Staaten wird zunehmend in immer weniger Hände umverteilt. Eine Untersuchung fand heraus, dass 2007 80% aller Haushalte gerade einmal über 7% aller Geldmittel verfügten.

17. Es ist keine gute Zeit zur unteren Hälfte der amerikanischen Gesellschaft zu hören. Die Größe des Kuchens, den es unter den niedrigsten Einkommensschichten zu verteilen gilt, ist sehr gering. 40% aller Einkommensbezieher in den Vereinigten Staaten verfügen über weniger als 1% des Gesamtvermögens in den USA.

Die Mittelklasse wird ausgelöscht

18. Selbst Amerikaner, die immer noch eine Arbeit haben, sehen ihr Vermögen schnell dahinschwinden. So ist beispielsweise der aktuelle Wert der Immobilienbestände von US-Familien um USD 6 Billionen geringer als vor 3 Jahren.

19. Immobilienbesitz war immer ein Zeichen dafür, dass man in der Mittelklasse angekommen ist. 2010 musste jedoch eine zunehmende Zahl an US-Bürgern feststellen, dass sie sich ein Haus einfach nicht mehr leisten kann. Im ersten Quartal 2010 war jede 7. Hypothek entweder notleidend oder befand sich bereits in der Zwangsvollstreckung.

20. Die Einkommen konnten mit den Wohnkosten ganz einfach nicht mithalten, was der Mittelklasse einen enormen wirtschaftlichen Druck auferlegte. Seit 1975 haben gerade einmal die obersten 5 Prozent aller US-Haushalte genügend zusätzliches Einkommen generiert um mit den Wohnkosten mithalten zu können.

21. Die Schuldenorgie der Mittelklasse-Amerikaner innerhalb der vergangenen Jahrzehnte hat viele von ihnen vollständig ausgezehrt. Über 25% der Amerikaner haben jetzt ein Credit Score unterhalb der 599-Punktemarke, was sie für die Banken als sehr schlechtes Risiko ausweist.

22. Eine rasch anwachsende Zahl von Amerikanern entscheidet sich gegenwärtig dazu Privatinsolvenz anzumelden um sich der Finanzprobleme zu entledigen. Von Juni 2009 bis Juni 2010 stiegen die Privatinsolvenzen in den USA um 20%.

23. Die Arbeitsplätze im herstellenden Gewerbe, die einst für zahlreiche der amerikanischen Städte so typisch waren, gehen rasant zurück. Trotz der Tatsache dass die US-Bevölkerung dramatisch anstieg, arbeiten aktuell weniger Amerikaner in der Herstellung als 1950.

24. Heutzutage scheint jeder nach einem guten Arbeitsplatz Ausschau zu halten, aber nur sehr wenige Menschen sind in der Lage diesen auch zu finden. Laut einer jüngst durchgeführten Umfrage, gibt es in 28% aller Haushalte mindestens ein Mitglied, das Ausschau nach einer Vollzeitstelle hält.

25. Selbst viele der Amerikaner, die immer noch einen vernünftigen Job haben, wurden vom wirtschaftlichen Abschwung hart getroffen. Eine jüngst von Pew Research durchgeführte Umfrage fand heraus, dass 55% aller US-Arbeitnehmer seit Beginn der Rezession entweder mit Arbeitslosigkeit, Gehaltskürzungen, Arbeitszeitverkürzungen oder unfreiwilliger Teilzeitbeschäftigung zu kämpfen hatten.

26. Die Zahl der vernichteten Arbeitsplätze ist atemberaubend. Laut einer Analyse haben die Vereinigten Staaten seit 2007 insgesamt 10,5 Millionen Arbeitsplätze verloren.

27. Wo sind all die Arbeitsplätze hin? Um das herauszufinden, muss man kein Genie sein. Chinas Handelsüberschuss (ein Großteil davon stammt von den Vereinigten Staaten) vergrößerte sich im Vergleich zum Juni des Vorjahres um 140%.

28. Fakt ist, dass „Globalismus“ und „Freihandel“ dazu führten, dass die amerikanischen Arbeitnehmer jetzt direkt mit den billigsten Arbeitskräften auf der ganzen Welt im Wettbewerb stehen. Die amerikanische Mittelklasse tritt daher zum Beispiel gegen Arbeiter aus der Textilindustrie Chinas an, die rund USD 0,86 pro Stunde erhalten. In Kambodscha sind es rund USD 0,22 pro Stunde.

29. Aufgrund dieser schwierigen wirtschaftlichen Rahmenbedingungen, wird die Mittelklasse ausgequetscht wie nie zuvor. Laut einer 2009 durchgeführten Umfrage leben 61% aller Amerikaner „immer oder gewöhnlich“ von Gehaltsscheck zu Gehaltsscheck. Ein beträchtlicher Anstieg im Vergleich zu 2008 (49%) und 2007 (43%).

30. Was für eine Zukunft können wir nun also den jungen Menschen bieten? Unglücklicherweise sieht es nicht wirklich gut aus. Zahlreiche junge Leute, die gerade aus den Hochschulen kommen, finden noch nicht einmal eine Arbeit, die es ihnen erlauben würde unabhängig zu werden. Eine jüngst durchgeführte Erhebung kam zu dem Ergebnis, dass 80% aller Graduierten des vergangenen Jahres wieder direkt zu ihren Eltern zurückkehren, nachdem sie die Hochschule verlassen haben. Das ist ein bedeutender Anstieg im Vergleich zu 2006, wo sich diese Zahl noch auf 63% belief.

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