Gerhard Spannbauer, Krisenvorsorge.com, 03.02.2011
Die Ratingagentur Standard & Poor’s hat eine Studie veröffentlicht, die den Weg in den Kollaps noch schärfer vorzeichnet. Die Staatsschulden der Industrieländer, so die Studie, werden demnächst noch mehr explodieren. Der Grund dafür ist unausweichlich: Die Überalterung werde die betroffenen Länder vor unlösbare finanzielle Probleme stellen. Ein Horrorszenario, das nach den Erkenntnissen der Studie nicht zu vermeiden sein wird.
Als „unumkehrbare Wahrheit“ bezeichnet S&P dieses durch die Studie ermittelte Szenario: Es wird vor allem an der überalterten Bevölkerung liegen, dass die Staatsschulden unbeherrschbar werden. In 49 untersuchten Staaten, so die Studie, werde die mittlere Nettoverschuldung bis 2050 bei 245% der Wirtschaftsleistung liegen. Im Vergleich dazu ging S&P in ihrer Studie vor der Finanzkrise noch von 148% auf.
Auch der IWF hat schon vor explodierenden Staatsschulden gewarnt: Man befürchtet, dass nicht nur die Schuldensünder-Staaten Griechenland, Italien oder Japan in eine unkontrollierbare Situation geraten könnten, sondern auch Staaten wie die USA und Großbritannien sind stark gefährdet, ihre finanzielle Handlungsfähigkeit zu verlieren. Hauptursache nach S&P wird die Vergreisung der Gesellschaften sein. „Die Pensionskosten werden in vielen Ländern unterschätzt“, heißt es in dem Bericht. Manche Experten gehen sogar noch deutlich darüber hinaus und behaupten: Kaum ein anderer Faktor wird die Wirtschaftskraft, die öffentlichen Finanzen und die nationale Politik so beeinflussen wie die irreversible Alterung der Bevölkerung.
Die Untersuchung erfasste 49 Staaten, die mehr als zwei Drittel der Weltbevölkerung repräsentieren. Auf Basis der aktuellen Haushaltspolitik berechnete S&P einen Anstieg der Verschuldung im Verhältnis zum BIP von aktuell 36 Prozent im Durchschnitt auf 245 Prozent im Jahr 2050. Auch Werte von über 300 Prozent seien möglich, allerdings nur theoretisch – denn zuvor wäre der jeweilige Staat schon im Bankrott geendet.
Wie kommt es zu dem großen Sprung zwischen den beiden Prognosen um über 100 Prozent innerhalb von drei Jahren? Dies sind die Auswirkungen der Krise: Die Finanzkrise hat die Kassen der Staaten geleert, sprunghaft sind die Staatsschulden angestiegen. Irland hatte erst kürzlich einen neuen Rekord für die EU aufgestellt: nach 14,3 Prozent im Jahr 2009 hat das Haushaltsdefizit in diesem Jahr über 30 Prozent erreicht. Natürlich sind die untersuchten Staaten nicht innerhalb dieser kurzen Zeit extrem vergreist, doch die Kosten der Krise belasten natürlich auch Prognosen über deren Zukunft.
Nichtsdestotrotz: Die Studie von S&P scheint eine düstere Zukunft für alle Industrieländer vorzuzeichnen, doch ob wirklich die Vergreisung das Hauptproblem sein wird, darf auch bezweifelt werden. Die hundert-prozentige Erhöhung der Prognose von S&P ist auf die Finanzkrise zurückzuführen, also auf die Bankenrettung mit gigantischen Hilfsprogrammen und die milliardenschweren Konjunkturpakete. Diese immensen Kosten sind verantwortlich für die missliche Lage vieler Staaten und damit auch aktuell das viel drängendere Problem. Irland und Griechenland, aber auch die USA müssen erst mal mit diesen schwerwiegenden, wohl unlösbaren Problemen zurecht kommen. Doch eines wird sicherlich kommen: Die Überalterung der Bevölkerungen in den Industrieländern wird zu einem großen Problem werden, da wartet noch einiges Ungemach auf uns.