The Economic Collapse, 23.12.2010

Was um alles in der Welt passiert gerade in Europa? Nun ja, eigentlich ist es recht einfach, das zu erklären. Wir werden gerade Zeugen, wie der Euro und das europäischen Finanzsystems in Zeitlupe zusammenbrechen.

Viele Analysten sind der Meinung, dass ein Finanzzusammenbruch in Europa nicht mehr aufgehalten werden kann. Irland, Spanien, Portugal, Italien, Frankreich und Belgien schwimmen alle in einem völlig unhaltbar gewordenen Meer aus Schulden. Zur selben Zeit versucht Deutschland gemeinsam mit ein paar anderen „gesunden“ EU-Mitgliedsländern, die Bälle in der Luft zu halten, indem man alles und jeden rettet.

Aber wird Deutschland den Rest der EU auf ewig aus der Patsche helfen? Wird das deutsche Volk auch in Zukunft bereit sein, gigantische Geldberge herauszurücken, um die Probleme anderer Nationen zu klären?

Die Iren wurden jetzt erst gerettet, aber Irlands Probleme sind damit noch lange nicht gelöst. Es gibt Gerüchte, dass auch Griechenland bald ein neues, zusätzliches Rettungspaket benötigt. Spanien, Portugal, Italien und Frankreich befinden sich mittlerweile ebenfalls alle in einem krisenhaften Zustand. Darüberhinaus gibt es zur selben Zeit eine ganze Reihe von Ländern in Osteuropa, die ebenfalls kurz davor stehen, finanziell zu kollabieren.

Es stellt sich also die Frage, ob überhaupt noch Hoffnung darauf besteht, dass eine große Staatsschuldenkrise zum gegenwärtigen Zeitpunkt noch verhindert werden kann.

Ja gut, die Hoffnung stirbt bekanntlich als letztes, aber Fakt ist, dass sich die Situation Monat für Monat zusehends verschärft. Das Vertrauen in die europäischen Staatsschulden bricht immer weiter ein.

Die Rendite für 10-jährige irische Staatsanleihen liegt jetzt bei 8,97%. Die Rendite für griechische Staatsanleihen mit 10-jähriger Laufzeit beläuft sich auf atemberaubende 12,01%. Die Versicherungskosten für Zahlungsausfälle auf französische Staatsschulden haben am 20.12.2010 ein neues Rekordhoch erreicht.

Die Ratings der europäischen Anleihen sind in einer Vielzahl von Fällen gesenkt wurden, oder stehen kurz davor, weiter gesenkt zu werden. Vor kurzem hat Moody´s Investor Service beispielsweise das Anleiherating von Irland um 5 Stufen abgesenkt. Nun gibt es Gerüchte darüber, dass Spanien, Belgien und sogar Frankreich damit rechnen müssen, dass ihre Staatschulden von den Ratingagenturen bedeutend abgewertet werden.

Doch wenn die Kosten der Kreditaufnahme für diese Problemländer immer weiter steigen, kommt es auch zu einer zunehmenden Verschärfung ihrer Finanzprobleme und Haushaltsdefizite. Größere Haushaltsdefizite führen wiederum dazu, dass die Investoren weiter an Vertrauen verlieren.

Erreichen wir nun also den Höhepunkt der Krise?

Der Chefökonom von Citibank, Professor Willem Buiter, warnt eindringlich vor der Gefahr, dass eine ganze Reihe von EU-Ländern in den nächsten Monaten finanziell zusammenbrechen könnte, wenn die betroffenen Länder nicht schnellstens gerettet würden:

„Der Markt wird nicht bis März warten, bis sich die EU-Behörden wieder zu einem gemeinsamen Treffen einfinden. Wir könnten erleben, wie verschiedene souveräne Staaten und Banken untergehen. Sie nehmen die Sache viel zu locker.“

Viele Analysten fordern von diesen in Schwierigkeiten befindlichen Ländern sogar, dass sie den Euro bis auf weiteres aufgeben, so dass sie wieder in der Lage sind sich zu erholen. Andrew Bosomworth, der Chef des Portfoliomanagements bei Pimco, erklärte in diesem Zusammenhang, dass Griechenland, Irland und Portugal wenigstens für eine gewisse Zeit aus dem Euro raus müssen, wenn sie finanziell überleben wollen: „Griechenland, Irland und Portugal werden nicht wieder auf die Füße kommen, ohne dass sie entweder ihre eigene Währung besitzen oder große Transferzahlungen erhalten.“

Es ist traurig, aber die meisten Amerikaner haben in Wirklichkeit überhaupt keine Ahnung davon, wie gravierend sich die Situation in Europa gerade darstellt. In Europa entwickelt sich zurzeit eine Krise historischen Ausmaßes.

Die Deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel verkündete am 19.05.2010, dass es die größte Finanzkrise ist, mit der es die EU jemals zu tun bekommen hat:

„Die gegenwärtige Krise des Euro ist die größte Bewährungsprobe, die Europa seit Jahrzehnten, ja wohl seit Unterzeichnung der Römischen Verträge im Jahre 1957 zu bestehen hat. Diese Bewährungsprobe ist existenziell, und ich füge hinzu: Sie muss bestanden werden.“

Und die Antwort darauf?

Natürlich gibt es viele, die darauf spekulieren, dass die EU aufgrund dieser Situation auseinanderbricht, aber eine weitere Möglichkeit ist, dass es am Ende zu einer noch wesentlich stärkeren europäischen Integration kommen wird.

Fakt ist, dass das Konzept der Ausgabe von „Euro-Anleihen“ nun an Fahrt gewinnt. Dadurch würde das Risiko der europäischen Staatsschulden auf die gesamte Europäische Union verteilt. Die Situation ist nach Meinung von Andrew Bosomworth mittlerweile so schlimm geworden, dass wir schon bald die Ausgabe dieser Euro-Anleihen erleben werden: „Ob nun sofort oder erst später – um die Euro-Anleihe wird man nicht herumkommen.“

Also, wie schlimm ist die Situation in Europa wirklich, und wie wird sich die Krise weiterentwickeln?

Nun ja, der geschäftsführende Direktor von Evercore Partners, Anthony Fry, hatte bezüglich der heraufziehenden europäischen Staatschuldenkrise im Juni dieses Jahres zumindest das Folgende zu sagen: „Ich will hier niemanden Angst machen, aber ich denke über Investments in Stacheldrahtzaun und Waffen nach. Die Situation sieht wirklich nicht gut aus, und die Renditen steigen.“

Und warum sollte die Amerikaner diese Entwicklung überhaupt scheren? Ganz einfach – weil das, was in den europäischen Ländern gerade stattfindet, am Ende auch auf uns durchschlagen wird. Wenn die Renditen für US-Staatsanleihen schlussendlich auf 8% oder auf 12% steigen, dürfte das in den Vereinigten Staaten ein Finanzarmageddon zur Folge haben.

Die US-Regierung hat den größten Schuldenberg in der Geschichte der Menschheit angehäuft, und sollten wir in dieser Geschwindigkeit damit fortfahren, weitere Schulden aufzutürmen, dann dürfte es nur noch eine Frage der Zeit sein, bis der Internationale Währungsfonds verlangt, dass wir unsere eigenen „Austeritätsmaßnahmen“ einführen.

Wie ich bereits in der Vergangenheit schrieb, gibt es zahlreiche Hinweise darauf, dass das Vertrauen in die US-Staatsanleihen in zunehmendem Maße schwindet. Wenn das passiert, könnte es durchaus sein, dass sich die Staatsschulden der Vereinigten Staaten in kürzester Zeit verdoppeln, wenn nicht gar verdreifachen.

Aber es ist nicht allein die US-Regierung, die in massiven Schwierigkeiten steckt, die Anleihen von US-amerikanischen Gemeinden haben nun ebenfalls mit ähnlichen Problemen zu kämpfen. Hunderte von Lokalregierungen und US-Bundesstaaten im ganzen Land befinden sich am Rande des Bankrotts.

Man sollte daher nicht über die Geschehnisse in Griechenland oder Irland lachen. Die nächsten Opfer könnten in finanzieller Not befindliche US-Bundesstaaten wie Kalifornien und Illinois sein.

In der Geschichte der Weltfinanz gab es noch nie eine Staatsschuldenkrise derartigen Ausmaßes. Überall auf dem Planeten ersticken die Länder gerade unter einer absolut gigantischen Schuldenlast. Wenn die ersten paar Dominosteine kippen, wird es extrem schwer werden zu verhindern, dass der Rest der Dominosteine nicht gleich mit umfällt.

Es ist die größte Krise, die der Euro jemals erlebt hat. Irgendwann wird der Punkt kommen, an dem Deutschland entweder nicht mehr gewillt oder in der Lage sein wird, den Rest der EU-Staaten vor ihren untragbaren, über die Jahre hinweg angehäuften Schuldenbergen zu retten.

Wenn wir diesen Punkt erreichen, wird an den internationalen Finanzmärkten das Chaos ausbrechen. Aber genau das passiert nun einmal, wenn man es zulässt, dass langfristige Schuldenblasen aufgebaut werden. Am Ende platzen sie alle.

Sie sollten daher ein Auge auf den Euro werfen. Wenn es in Europa zu einem Finanzzusammenbruch kommt, wird das auch dramatische Auswirkungen auf die Vereinigten Staaten haben.

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